weist sich auch häufig in der frühern form, oder in der einer andern mundart. Vgl. ags. horing, ahd. huorilinc; ahd. vriscinc, nhd. frischling; ahd. engerinc, nhd. enger- ling; ahd. hintrinc, ags. hinderling; mhd. bertinc, nhd. bärtling; mhd. helsinc, nhd. hälsling (Stald. 2, 15); ahd. chuninc (primus in stirpe) *) mhd. künlinc (ejusdem stir- pis); mhd. messinc, engl. mesling; mnl. ouderinc, nnl. ouderling; ahd. fiorinc. nhd. vierling. Jemehr man sich an das -ling gewöhnte, desto leichter bildeten sich neue der ursprünglichen art und weise widerstrebende wör- ter **); vielleicht auch dann erst mit dem nebenbegriff des verächtlichen (witzling, römling) und verkleinernden (duckling, kitling, nestling). Untadelhafte ableitungen sind chisalinc von chisal; wihsalinc von wehsal; quemalinc von quemal (falls sich ein solches adj. erweisen läßt); charalinc von charal; nägling von nägel; litling von litel; edilinc von edili; thumlaungr von thumall u. a. m. Un- organisches -ring statt -ing finde ich bloß in nagel-ring (nom. ensis, ags. nägeling.)
e) einzelne ahd. quellen haben sehr wenige masc. auf -ing, namentlich T. und O. (bloß jungiling, gatiling, silubarling), der letztere nur wenige fem. auf -unga. Das erklärt zum theil den mangel einer späterhin so gangbaren ableitung im gothischen. Denn obgleich einige goth. volksnamen auf -ing s. 349. gemuthmaßt wurden, so heißen doch die mhd. amel-unge bey Jornandes amali, nicht amalungi; Paul. Diac. 5, 10 hat einen amalongus; Ulf. übersetzt argurion durch das adj. silubrein, nicht durch silubriggs. Auch kann in der gr. und lat. sprache keine dem deutschen -ng gleiche ableitung nachgewiesen werden, es lehrten die adv. -im (s. 359.) einen weg.
ableitungen mit BN?
dieser schon oben s. 184. erwähnten mehrfachen ablei- tung, wenn es ableitung und nicht zusammensetzung ***) ist, gedenke ich hier nochmahls. Das goth. -ubni hätte
*) chuninc von chunni (goth. kuni) wie truhtein von truht, thiudans von thiuda, fylkir von folk oder fylki.
**) noch unorganischer sind die nnl. -ling für -lik: sterveling (sterblicher) mondeling (mündlich) korteling (kürzlich); vielleicht auch lieveling, liebling f. lieblicher?
***) vgl. im folgenden cap. die altn. composita mit efni.
III. conſonantiſche ableitungen. NG.
weiſt ſich auch häufig in der frühern form, oder in der einer andern mundart. Vgl. agſ. hôring, ahd. huorilinc; ahd. vriſcinc, nhd. friſchling; ahd. engerinc, nhd. enger- ling; ahd. hintrinc, agſ. hinderling; mhd. bertinc, nhd. bärtling; mhd. helſinc, nhd. hälsling (Stald. 2, 15); ahd. chuninc (primus in ſtirpe) *) mhd. künlinc (ejusdem ſtir- pis); mhd. mëſſinc, engl. meſling; mnl. ouderinc, nnl. ouderling; ahd. fiorinc. nhd. vierling. Jemehr man ſich an das -ling gewöhnte, deſto leichter bildeten ſich neue der urſprünglichen art und weiſe widerſtrebende wör- ter **); vielleicht auch dann erſt mit dem nebenbegriff des verächtlichen (witzling, römling) und verkleinernden (duckling, kitling, neſtling). Untadelhafte ableitungen ſind chiſalinc von chiſal; wihſalinc von wëhſal; quëmalinc von quëmal (falls ſich ein ſolches adj. erweiſen läßt); charalinc von charal; nägling von nägel; litling von litel; edilinc von edili; þumlûngr von þumall u. a. m. Un- organiſches -ring ſtatt -ing finde ich bloß in nagel-ring (nom. enſis, agſ. nägeling.)
e) einzelne ahd. quellen haben ſehr wenige maſc. auf -ing, namentlich T. und O. (bloß jungiling, gatiling, ſilubarling), der letztere nur wenige fem. auf -unga. Das erklärt zum theil den mangel einer ſpäterhin ſo gangbaren ableitung im gothiſchen. Denn obgleich einige goth. volksnamen auf -ing ſ. 349. gemuthmaßt wurden, ſo heißen doch die mhd. amel-unge bey Jornandes amali, nicht amalungi; Paul. Diac. 5, 10 hat einen amalongus; Ulf. überſetzt ἀργύριον durch das adj. ſilubrein, nicht durch ſilubriggs. Auch kann in der gr. und lat. ſprache keine dem deutſchen -ng gleiche ableitung nachgewieſen werden, es lehrten die adv. -im (ſ. 359.) einen weg.
ableitungen mit BN?
dieſer ſchon oben ſ. 184. erwähnten mehrfachen ablei- tung, wenn es ableitung und nicht zuſammenſetzung ***) iſt, gedenke ich hier nochmahls. Das goth. -ubni hätte
*) chuninc von chunni (goth. kuni) wie truhtîn von truht, þiudans von þiuda, fylkir von folk oder fylki.
**) noch unorganiſcher ſind die nnl. -ling für -lik: ſterveling (ſterblicher) mondeling (mündlich) korteling (kürzlich); vielleicht auch lieveling, liebling f. lieblicher?
***) vgl. im folgenden cap. die altn. compoſita mit ëfni.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0383"n="365"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">III. <hirendition="#i">conſonantiſche ableitungen. NG.</hi></hi></fw><lb/>
weiſt ſich auch häufig in der frühern form, oder in der<lb/>
einer andern mundart. Vgl. agſ. hôring, ahd. huorilinc;<lb/>
ahd. vriſcinc, nhd. friſchling; ahd. engerinc, nhd. enger-<lb/>
ling; ahd. hintrinc, agſ. hinderling; mhd. bertinc, nhd.<lb/>
bärtling; mhd. helſinc, nhd. hälsling (Stald. 2, 15); ahd.<lb/>
chuninc (primus in ſtirpe) <noteplace="foot"n="*)">chuninc von chunni (goth. kuni) wie truhtîn von truht,<lb/>
þiudans von þiuda, fylkir von folk oder fylki.</note> mhd. künlinc (ejusdem ſtir-<lb/>
pis); mhd. mëſſinc, engl. meſling; mnl. ouderinc, nnl.<lb/>
ouderling; ahd. fiorinc. nhd. vierling. Jemehr man ſich<lb/>
an das -ling gewöhnte, deſto leichter bildeten ſich neue<lb/>
der urſprünglichen art und weiſe widerſtrebende wör-<lb/>
ter <noteplace="foot"n="**)">noch unorganiſcher ſind die nnl. <hirendition="#i">-ling</hi> für <hirendition="#i">-lik:</hi>ſterveling<lb/>
(ſterblicher) mondeling (mündlich) korteling (kürzlich); vielleicht<lb/>
auch lieveling, liebling f. lieblicher?</note>; vielleicht auch dann erſt mit dem nebenbegriff<lb/>
des verächtlichen (witzling, römling) und verkleinernden<lb/>
(duckling, kitling, neſtling). Untadelhafte ableitungen ſind<lb/>
chiſalinc von chiſal; wihſalinc von wëhſal; quëmalinc<lb/>
von quëmal (falls ſich ein ſolches adj. erweiſen läßt);<lb/>
charalinc von charal; nägling von nägel; litling von litel;<lb/>
edilinc von edili; þumlûngr von þumall u. a. m. Un-<lb/>
organiſches <hirendition="#i">-ring</hi>ſtatt -ing finde ich bloß in nagel-ring<lb/>
(nom. enſis, agſ. nägeling.)</p><lb/><p>e) einzelne ahd. quellen haben ſehr wenige maſc. auf<lb/><hirendition="#i">-ing,</hi> namentlich T. und O. (bloß jungiling, gatiling,<lb/>ſilubarling), der letztere nur wenige fem. auf -unga.<lb/>
Das erklärt zum theil den mangel einer ſpäterhin ſo<lb/>
gangbaren ableitung im gothiſchen. Denn obgleich einige<lb/>
goth. volksnamen auf -ing ſ. 349. gemuthmaßt wurden,<lb/>ſo heißen doch die mhd. amel-unge bey Jornandes amali,<lb/>
nicht amalungi; Paul. Diac. 5, 10 hat einen amalongus;<lb/>
Ulf. überſetzt <hirendition="#i">ἀργύριον</hi> durch das adj. ſilubrein, nicht<lb/>
durch ſilubriggs. Auch kann in der gr. und lat. ſprache<lb/>
keine dem deutſchen -ng gleiche ableitung nachgewieſen<lb/>
werden, es lehrten die adv. -im (ſ. 359.) einen weg.</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="4"><head><hirendition="#i">ableitungen mit BN?</hi></head><lb/><p>dieſer ſchon oben ſ. 184. erwähnten mehrfachen ablei-<lb/>
tung, wenn es ableitung und nicht zuſammenſetzung <noteplace="foot"n="***)">vgl. im folgenden cap. die altn. compoſita mit <hirendition="#i">ëfni</hi>.</note><lb/>
iſt, gedenke ich hier nochmahls. Das goth. <hirendition="#i">-ubni</hi> hätte<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[365/0383]
III. conſonantiſche ableitungen. NG.
weiſt ſich auch häufig in der frühern form, oder in der
einer andern mundart. Vgl. agſ. hôring, ahd. huorilinc;
ahd. vriſcinc, nhd. friſchling; ahd. engerinc, nhd. enger-
ling; ahd. hintrinc, agſ. hinderling; mhd. bertinc, nhd.
bärtling; mhd. helſinc, nhd. hälsling (Stald. 2, 15); ahd.
chuninc (primus in ſtirpe) *) mhd. künlinc (ejusdem ſtir-
pis); mhd. mëſſinc, engl. meſling; mnl. ouderinc, nnl.
ouderling; ahd. fiorinc. nhd. vierling. Jemehr man ſich
an das -ling gewöhnte, deſto leichter bildeten ſich neue
der urſprünglichen art und weiſe widerſtrebende wör-
ter **); vielleicht auch dann erſt mit dem nebenbegriff
des verächtlichen (witzling, römling) und verkleinernden
(duckling, kitling, neſtling). Untadelhafte ableitungen ſind
chiſalinc von chiſal; wihſalinc von wëhſal; quëmalinc
von quëmal (falls ſich ein ſolches adj. erweiſen läßt);
charalinc von charal; nägling von nägel; litling von litel;
edilinc von edili; þumlûngr von þumall u. a. m. Un-
organiſches -ring ſtatt -ing finde ich bloß in nagel-ring
(nom. enſis, agſ. nägeling.)
e) einzelne ahd. quellen haben ſehr wenige maſc. auf
-ing, namentlich T. und O. (bloß jungiling, gatiling,
ſilubarling), der letztere nur wenige fem. auf -unga.
Das erklärt zum theil den mangel einer ſpäterhin ſo
gangbaren ableitung im gothiſchen. Denn obgleich einige
goth. volksnamen auf -ing ſ. 349. gemuthmaßt wurden,
ſo heißen doch die mhd. amel-unge bey Jornandes amali,
nicht amalungi; Paul. Diac. 5, 10 hat einen amalongus;
Ulf. überſetzt ἀργύριον durch das adj. ſilubrein, nicht
durch ſilubriggs. Auch kann in der gr. und lat. ſprache
keine dem deutſchen -ng gleiche ableitung nachgewieſen
werden, es lehrten die adv. -im (ſ. 359.) einen weg.
ableitungen mit BN?
dieſer ſchon oben ſ. 184. erwähnten mehrfachen ablei-
tung, wenn es ableitung und nicht zuſammenſetzung ***)
iſt, gedenke ich hier nochmahls. Das goth. -ubni hätte
*) chuninc von chunni (goth. kuni) wie truhtîn von truht,
þiudans von þiuda, fylkir von folk oder fylki.
**) noch unorganiſcher ſind die nnl. -ling für -lik: ſterveling
(ſterblicher) mondeling (mündlich) korteling (kürzlich); vielleicht
auch lieveling, liebling f. lieblicher?
***) vgl. im folgenden cap. die altn. compoſita mit ëfni.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/383>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.