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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. consonantische ableitungen. NN.
dungen rechenschaft zu geben; vermuthlich liegen ein-
fachere -un zum grunde, die ich s. 175. angeführt hätte,
wenn sie mir vorgekommen wären. Später mag i an
die stelle des u getreten sein, vgl. mist-ina mons. 346. und
umgekehrt manches der nachfolgenden -inna früher -un-
na geheißen haben. Die altn. sprache leitet einige fem.
(namen lebendiger wesen) mit -ynja ab: as-ynja (mulier
diva); ap-ynja (simia); varg-ynja (lupa) sämmtlich schwa-
cher decl. Da sich wirklich neben dem -ynja ein -ynna
zeigen läßt (Vasthr. 4. asynnom) und die bedeutung zu
der des ahd. -inna stimmt; so wird nicht unwahrschein-
lich, daß für ein späteres ahd. ans-inna, aff-inna ein äl-
teres ans-unna, aff-unna d. i. ans-unja, aff-unja gegolten
habe. O. I. 6, 6. stehet wirklich wirt-un (hospita) (später
wirt-in), bei dessen flexion wirt-unna zum vorschein
kommen könnte. -- Die ahd. -inna beziehen sich zwar
auch auf sachen: choph-enna N. 80, 7. ist aus dem lat.
cophinus; vast-inna (praesidium) jun. 218; ver-enna (na-
vigium) T. 136, 7. (dat.); wuost-inna (desertum) T. 4, 19.
13, 1. 15, 1. 64, 119. 135. 145. wuast-inna O. I. 23, 6,
38. 25, 79; *) meist aber sind es lebendige aus masc. mo-
vierte feminina: asil-inna (asina) T. 116. (gen.); chuning-
inna (regina) O. ad Lud. 168. (gen.) Georgslied (dat.);
kut-inna, gut-inna (dea); mak-inna, mag-inna (cognata)
O. I. 6, 4. (dat.) meistar-inna W. 1, 6. (dat.) prahh-inna
(canis f.) blas. 115a; praut-inna (sponsa) doc. 230a; traut-
inna, draut-inna (amica) O. III. 23, 28. (nom. pl.); vriunt-
inna (amica) T. 96; vriudil-inna (concubina) mons. 378;
e-wart-inna (sacerdos f.) mons. 362. (nom. pl.) und ge-
wis noch ähnliche. Alle diese -inna, glaube ich, sind aus
einfachen -in, die häufig daneben fortbestehen und von
welchen cap. VI. weiter geredet werden wird, entsprun-
gen, entw. durch zutritt eines -ja, so daß aus -inja her-
nach -inna wurde, oder lieber durch einwirkung der
bloßen flexion. Denn wie das ags. fem. auf -en bei zu-
tretenden e der flexion geminiert (räden, rädenne; gy-
den, gydenne; vilen, vilenne; thinen, thinenne, 1, 643.)
gerade in analogen wörtern; so mag auch im ahd. die
flexion das nominativische n verdoppelt haben, bis end-
lich nn in den nom. drang **). Hierzu nehme man die

*) so auch alts. heng-inna und heng-innja (suspendium).
**) vgl. das nn bei der decl. des inf. (1, 1021.); N. 46, 5. eris-
porinni (primogenitura) f. erist-poranei; truhtenna 38, 8. f. truht-
en (dominus) ist mir unverständlich; vorhenne a, Tit. 148. f. vorhene.

III. conſonantiſche ableitungen. NN.
dungen rechenſchaft zu geben; vermuthlich liegen ein-
fachere -un zum grunde, die ich ſ. 175. angeführt hätte,
wenn ſie mir vorgekommen wären. Später mag i an
die ſtelle des u getreten ſein, vgl. miſt-ina monſ. 346. und
umgekehrt manches der nachfolgenden -inna früher -un-
na geheißen haben. Die altn. ſprache leitet einige fem.
(namen lebendiger weſen) mit -ynja ab: âſ-ynja (mulier
diva); ap-ynja (ſimia); varg-ynja (lupa) ſämmtlich ſchwa-
cher decl. Da ſich wirklich neben dem -ynja ein -ynna
zeigen läßt (Vaſþr. 4. âſynnom) und die bedeutung zu
der des ahd. -inna ſtimmt; ſo wird nicht unwahrſchein-
lich, daß für ein ſpäteres ahd. anſ-inna, aff-inna ein äl-
teres anſ-unna, aff-unna d. i. anſ-unja, aff-unja gegolten
habe. O. I. 6, 6. ſtehet wirklich wirt-un (hoſpita) (ſpäter
wirt-in), bei deſſen flexion wirt-unna zum vorſchein
kommen könnte. — Die ahd. -inna beziehen ſich zwar
auch auf ſachen: choph-ënna N. 80, 7. iſt aus dem lat.
cophinus; vaſt-inna (praeſidium) jun. 218; ver-ënna (na-
vigium) T. 136, 7. (dat.); wuoſt-inna (deſertum) T. 4, 19.
13, 1. 15, 1. 64, 119. 135. 145. wuaſt-inna O. I. 23, 6,
38. 25, 79; *) meiſt aber ſind es lebendige aus maſc. mo-
vierte feminina: aſil-inna (aſina) T. 116. (gen.); chuning-
inna (regina) O. ad Lud. 168. (gen.) Georgslied (dat.);
kut-inna, gut-inna (dea); mâk-inna, mâg-inna (cognata)
O. I. 6, 4. (dat.) meiſtar-inna W. 1, 6. (dat.) prahh-inna
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inna, drût-inna (amica) O. III. 23, 28. (nom. pl.); vriunt-
inna (amica) T. 96; vriudil-inna (concubina) monſ. 378;
ê-wart-inna (ſacerdos f.) monſ. 362. (nom. pl.) und ge-
wis noch ähnliche. Alle dieſe -inna, glaube ich, ſind aus
einfachen -in, die häufig daneben fortbeſtehen und von
welchen cap. VI. weiter geredet werden wird, entſprun-
gen, entw. durch zutritt eines -ja, ſo daß aus -inja her-
nach -inna wurde, oder lieber durch einwirkung der
bloßen flexion. Denn wie das agſ. fem. auf -en bei zu-
tretenden e der flexion geminiert (räden, rädenne; gy-
den, gydenne; vilen, vilenne; þinen, þinenne, 1, 643.)
gerade in analogen wörtern; ſo mag auch im ahd. die
flexion das nominativiſche n verdoppelt haben, bis end-
lich nn in den nom. drang **). Hierzu nehme man die

*) ſo auch altſ. heng-inna und heng-innja (ſuſpendium).
**) vgl. das nn bei der decl. des inf. (1, 1021.); N. 46, 5. êris-
porinni (primogenitura) f. êriſt-poranî; truhtënna 38, 8. f. truht-
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[319/0337] III. conſonantiſche ableitungen. NN. dungen rechenſchaft zu geben; vermuthlich liegen ein- fachere -un zum grunde, die ich ſ. 175. angeführt hätte, wenn ſie mir vorgekommen wären. Später mag i an die ſtelle des u getreten ſein, vgl. miſt-ina monſ. 346. und umgekehrt manches der nachfolgenden -inna früher -un- na geheißen haben. Die altn. ſprache leitet einige fem. (namen lebendiger weſen) mit -ynja ab: âſ-ynja (mulier diva); ap-ynja (ſimia); varg-ynja (lupa) ſämmtlich ſchwa- cher decl. Da ſich wirklich neben dem -ynja ein -ynna zeigen läßt (Vaſþr. 4. âſynnom) und die bedeutung zu der des ahd. -inna ſtimmt; ſo wird nicht unwahrſchein- lich, daß für ein ſpäteres ahd. anſ-inna, aff-inna ein äl- teres anſ-unna, aff-unna d. i. anſ-unja, aff-unja gegolten habe. O. I. 6, 6. ſtehet wirklich wirt-un (hoſpita) (ſpäter wirt-in), bei deſſen flexion wirt-unna zum vorſchein kommen könnte. — Die ahd. -inna beziehen ſich zwar auch auf ſachen: choph-ënna N. 80, 7. iſt aus dem lat. cophinus; vaſt-inna (praeſidium) jun. 218; ver-ënna (na- vigium) T. 136, 7. (dat.); wuoſt-inna (deſertum) T. 4, 19. 13, 1. 15, 1. 64, 119. 135. 145. wuaſt-inna O. I. 23, 6, 38. 25, 79; *) meiſt aber ſind es lebendige aus maſc. mo- vierte feminina: aſil-inna (aſina) T. 116. (gen.); chuning- inna (regina) O. ad Lud. 168. (gen.) Georgslied (dat.); kut-inna, gut-inna (dea); mâk-inna, mâg-inna (cognata) O. I. 6, 4. (dat.) meiſtar-inna W. 1, 6. (dat.) prahh-inna (canis f.) blaſ. 115a; prût-inna (ſponſa) doc. 230a; trût- inna, drût-inna (amica) O. III. 23, 28. (nom. pl.); vriunt- inna (amica) T. 96; vriudil-inna (concubina) monſ. 378; ê-wart-inna (ſacerdos f.) monſ. 362. (nom. pl.) und ge- wis noch ähnliche. Alle dieſe -inna, glaube ich, ſind aus einfachen -in, die häufig daneben fortbeſtehen und von welchen cap. VI. weiter geredet werden wird, entſprun- gen, entw. durch zutritt eines -ja, ſo daß aus -inja her- nach -inna wurde, oder lieber durch einwirkung der bloßen flexion. Denn wie das agſ. fem. auf -en bei zu- tretenden e der flexion geminiert (räden, rädenne; gy- den, gydenne; vilen, vilenne; þinen, þinenne, 1, 643.) gerade in analogen wörtern; ſo mag auch im ahd. die flexion das nominativiſche n verdoppelt haben, bis end- lich nn in den nom. drang **). Hierzu nehme man die *) ſo auch altſ. heng-inna und heng-innja (ſuſpendium). **) vgl. das nn bei der decl. des inf. (1, 1021.); N. 46, 5. êris- porinni (primogenitura) f. êriſt-poranî; truhtënna 38, 8. f. truht- ën (dominus) iſt mir unverſtändlich; vorhenne a, Tit. 148. f. vorhene.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/337>, abgerufen am 23.11.2024.