Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

III. consonantische ableitungen. D.
ags. form fal-ed, fal-od, fal-d (stabulum) alts. fal-ed (jun.
405.) engl. fol-d; täpp-ed, ahd., tepp-it mhd. tep-et, tep-t
stammt aus lat. tapetum. -- Von adj. kommen in be-
tracht das ags. ver-ed (dulcis) fräc-ed (turpis) doch mit
der nebenform veor-od, frac-od, zwei allen andern dia-
lecten abgehende ausdrücke; sodann das ahd. veiß-it (pin-
guis) O. I. 5, 135, welches aber vielleicht ein part. praet.
ohne ki- ist und dann noch weniger hierher gehört.


[UD] den hierher bezüglichen ags. substantiven schreibe
ich kurzes o, und nicht o zu, weil sie in e überschwan-
ken, zuweilen aber im ags. alts. und altn. wirkliches u
vorkommt. Ein paralleles ahd. -ut finde ich gar nicht,
vermuthlich war es in -it übergetreten, d. h. für hebhit
konnte früher hahhut gegolten haben. Außer den eben-
angeführten eor-od (turma) veor-od (multitudo) fal-od
(ovile) hac-od (lucius) stehet auch Cädm. 73, 7. ein dunk-
les vitr-od; häufiger ist das masc. meot-od, meot-ud,
met-od, met-ud (creator, deus), welches nicht unwahr-
scheinlich von metan (metiri) abgeleitet wird, der alle
dinge bemißt und erfindet (schöpfer). Altn. miöt-udr R.
miöt-udr, deshalb und nach analogie der ahd. masc. -id
(s. 241.) richtiger th-ableitung. Das ags. veosod (altare) scheint
nicht veof-od, sondern entstellung des compos. veo-bed, vi-
bed (heiliges bett, thron), welche form die ältesten quellen
zeigen. Alts. neben wer-od (multitudo) rak-ud (templum.)
Der ags. adj. veor-od und frac-od ist beim -id erwäh-
nung geschehen, bloß mit -od lese ich for-od (labefacta-
tus), alle drei bedürfen näherer aufhellung; nac-od (nu-
dus) ahd. nahh-ut. mhd. nack-et (: zerhacket) statt nach-
et, engl. nak-ed fällt nach dem goth. naqv-aths zu den
th-ableitungen.


[OOD] das goth. auhj-odus (tumultus) Marc. 5, 38. 15,
7. würde unter diese ableitung fallen, wenn ihm nicht
vielmehr th gebührte? vgl. ga-baurj-othum Luc. 8, 14.
Auch die ahd. -ot, -oti handle ich lieber unter den th-
ableitungen ab.


[IID] nur mhd. findet in fremden wörtern die ablei-
tung -eit statt, z. b. sam-eit, rav-eit, ham-eit, perm-eit etc.
gen. sam[i]tes, raveites etc. Andere solche -eit bekommen

III. conſonantiſche ableitungen. D.
agſ. form fal-ed, fal-od, fal-d (ſtabulum) altſ. fal-ed (jun.
405.) engl. fol-d; täpp-ed, ahd., tepp-it mhd. tep-et, tep-t
ſtammt aus lat. tapetum. — Von adj. kommen in be-
tracht das agſ. vër-ed (dulcis) fräc-ed (turpis) doch mit
der nebenform vëor-od, frac-od, zwei allen andern dia-
lecten abgehende ausdrücke; ſodann das ahd. veiƷ-it (pin-
guis) O. I. 5, 135, welches aber vielleicht ein part. praet.
ohne ki- iſt und dann noch weniger hierher gehört.


[UD] den hierher bezüglichen agſ. ſubſtantiven ſchreibe
ich kurzes o, und nicht ô zu, weil ſie in e überſchwan-
ken, zuweilen aber im agſ. altſ. und altn. wirkliches u
vorkommt. Ein paralleles ahd. -ut finde ich gar nicht,
vermuthlich war es in -it übergetreten, d. h. für hebhit
konnte früher hahhut gegolten haben. Außer den eben-
angeführten ëor-od (turma) vëor-od (multitudo) fal-od
(ovile) hac-od (lucius) ſtehet auch Cädm. 73, 7. ein dunk-
les vitr-od; häufiger iſt das maſc. mëot-od, mëot-ud,
mët-od, mët-ud (creator, deus), welches nicht unwahr-
ſcheinlich von mëtan (metiri) abgeleitet wird, der alle
dinge bemißt und erfindet (ſchöpfer). Altn. miöt-udr R.
miöt-uðr, deshalb und nach analogie der ahd. maſc. -id
(ſ. 241.) richtiger þ-ableitung. Das agſ. vëoſod (altare) ſcheint
nicht vëof-od, ſondern entſtellung des compoſ. vëo-bed, vi-
bed (heiliges bett, thron), welche form die älteſten quellen
zeigen. Altſ. neben wër-od (multitudo) rak-ud (templum.)
Der agſ. adj. vëor-od und frac-od iſt beim -id erwäh-
nung geſchehen, bloß mit -od leſe ich for-od (labefacta-
tus), alle drei bedürfen näherer aufhellung; nac-od (nu-
dus) ahd. nahh-ut. mhd. nack-et (: zerhacket) ſtatt nach-
et, engl. nak-ed fällt nach dem goth. naqv-aþs zu den
þ-ableitungen.


[OOD] das goth. aúhj-ôdus (tumultus) Marc. 5, 38. 15,
7. würde unter dieſe ableitung fallen, wenn ihm nicht
vielmehr þ gebührte? vgl. ga-baúrj-ôþum Luc. 8, 14.
Auch die ahd. -ôt, -ôti handle ich lieber unter den þ-
ableitungen ab.


[IID] nur mhd. findet in fremden wörtern die ablei-
tung -ît ſtatt, z. b. ſam-ît, rav-ît, ham-ît, perm-ît etc.
gen. ſam[i]tes, ravîtes etc. Andere ſolche -ît bekommen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0248" n="230"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">III. <hi rendition="#i">con&#x017F;onanti&#x017F;che ableitungen. D.</hi></hi></fw><lb/>
ag&#x017F;. form fal-ed, fal-od, fal-d (&#x017F;tabulum) alt&#x017F;. fal-ed (jun.<lb/>
405.) engl. fol-d; täpp-ed, ahd., tepp-it mhd. tep-et, tep-t<lb/>
&#x017F;tammt aus lat. tapetum. &#x2014; Von adj. kommen in be-<lb/>
tracht das ag&#x017F;. vër-ed (dulcis) fräc-ed (turpis) doch mit<lb/>
der nebenform vëor-od, frac-od, zwei allen andern dia-<lb/>
lecten abgehende ausdrücke; &#x017F;odann das ahd. vei&#x01B7;-it (pin-<lb/>
guis) O. I. 5, 135, welches aber vielleicht ein part. praet.<lb/>
ohne ki- i&#x017F;t und dann noch weniger hierher gehört.</p><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
              <p>[UD] den hierher bezüglichen ag&#x017F;. &#x017F;ub&#x017F;tantiven &#x017F;chreibe<lb/>
ich kurzes o, und nicht ô zu, weil &#x017F;ie in e über&#x017F;chwan-<lb/>
ken, zuweilen aber im ag&#x017F;. alt&#x017F;. und altn. wirkliches u<lb/>
vorkommt. Ein paralleles ahd. -ut finde ich gar nicht,<lb/>
vermuthlich war es in -it übergetreten, d. h. für hebhit<lb/>
konnte früher hahhut gegolten haben. Außer den eben-<lb/>
angeführten ëor-od (turma) vëor-od (multitudo) fal-od<lb/>
(ovile) hac-od (lucius) &#x017F;tehet auch Cädm. 73, 7. ein dunk-<lb/>
les vitr-od; häufiger i&#x017F;t das ma&#x017F;c. mëot-od, mëot-ud,<lb/>
mët-od, mët-ud (creator, deus), welches nicht unwahr-<lb/>
&#x017F;cheinlich von mëtan (metiri) abgeleitet wird, der alle<lb/>
dinge bemißt und erfindet (&#x017F;chöpfer). Altn. miöt-udr R.<lb/>
miöt-uðr, deshalb und nach analogie der ahd. ma&#x017F;c. -id<lb/>
(&#x017F;. 241.) richtiger þ-ableitung. Das ag&#x017F;. vëo&#x017F;od (altare) &#x017F;cheint<lb/>
nicht vëof-od, &#x017F;ondern ent&#x017F;tellung des compo&#x017F;. vëo-bed, vi-<lb/>
bed (heiliges bett, thron), welche form die älte&#x017F;ten quellen<lb/>
zeigen. Alt&#x017F;. neben wër-od (multitudo) rak-ud (templum.)<lb/>
Der ag&#x017F;. adj. vëor-od und frac-od i&#x017F;t beim -id erwäh-<lb/>
nung ge&#x017F;chehen, bloß mit -od le&#x017F;e ich for-od (labefacta-<lb/>
tus), alle drei bedürfen näherer aufhellung; nac-od (nu-<lb/>
dus) ahd. nahh-ut. mhd. nack-et (: zerhacket) &#x017F;tatt nach-<lb/>
et, engl. nak-ed fällt nach dem goth. naqv-aþs zu den<lb/>
þ-ableitungen.</p><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
              <p>[OOD] das goth. aúhj-ôdus (tumultus) Marc. 5, 38. 15,<lb/>
7. würde unter die&#x017F;e ableitung fallen, wenn ihm nicht<lb/>
vielmehr þ gebührte? vgl. ga-baúrj-ôþum Luc. 8, 14.<lb/>
Auch die ahd. -ôt, -ôti handle ich lieber unter den þ-<lb/>
ableitungen ab.</p><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
              <p>[IID] nur mhd. findet in fremden wörtern die ablei-<lb/>
tung <hi rendition="#i">-ît</hi> &#x017F;tatt, z. b. &#x017F;am-ît, rav-ît, ham-ît, perm-ît etc.<lb/>
gen. &#x017F;am<supplied>i</supplied>tes, ravîtes etc. Andere &#x017F;olche -ît bekommen<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[230/0248] III. conſonantiſche ableitungen. D. agſ. form fal-ed, fal-od, fal-d (ſtabulum) altſ. fal-ed (jun. 405.) engl. fol-d; täpp-ed, ahd., tepp-it mhd. tep-et, tep-t ſtammt aus lat. tapetum. — Von adj. kommen in be- tracht das agſ. vër-ed (dulcis) fräc-ed (turpis) doch mit der nebenform vëor-od, frac-od, zwei allen andern dia- lecten abgehende ausdrücke; ſodann das ahd. veiƷ-it (pin- guis) O. I. 5, 135, welches aber vielleicht ein part. praet. ohne ki- iſt und dann noch weniger hierher gehört. [UD] den hierher bezüglichen agſ. ſubſtantiven ſchreibe ich kurzes o, und nicht ô zu, weil ſie in e überſchwan- ken, zuweilen aber im agſ. altſ. und altn. wirkliches u vorkommt. Ein paralleles ahd. -ut finde ich gar nicht, vermuthlich war es in -it übergetreten, d. h. für hebhit konnte früher hahhut gegolten haben. Außer den eben- angeführten ëor-od (turma) vëor-od (multitudo) fal-od (ovile) hac-od (lucius) ſtehet auch Cädm. 73, 7. ein dunk- les vitr-od; häufiger iſt das maſc. mëot-od, mëot-ud, mët-od, mët-ud (creator, deus), welches nicht unwahr- ſcheinlich von mëtan (metiri) abgeleitet wird, der alle dinge bemißt und erfindet (ſchöpfer). Altn. miöt-udr R. miöt-uðr, deshalb und nach analogie der ahd. maſc. -id (ſ. 241.) richtiger þ-ableitung. Das agſ. vëoſod (altare) ſcheint nicht vëof-od, ſondern entſtellung des compoſ. vëo-bed, vi- bed (heiliges bett, thron), welche form die älteſten quellen zeigen. Altſ. neben wër-od (multitudo) rak-ud (templum.) Der agſ. adj. vëor-od und frac-od iſt beim -id erwäh- nung geſchehen, bloß mit -od leſe ich for-od (labefacta- tus), alle drei bedürfen näherer aufhellung; nac-od (nu- dus) ahd. nahh-ut. mhd. nack-et (: zerhacket) ſtatt nach- et, engl. nak-ed fällt nach dem goth. naqv-aþs zu den þ-ableitungen. [OOD] das goth. aúhj-ôdus (tumultus) Marc. 5, 38. 15, 7. würde unter dieſe ableitung fallen, wenn ihm nicht vielmehr þ gebührte? vgl. ga-baúrj-ôþum Luc. 8, 14. Auch die ahd. -ôt, -ôti handle ich lieber unter den þ- ableitungen ab. [IID] nur mhd. findet in fremden wörtern die ablei- tung -ît ſtatt, z. b. ſam-ît, rav-ît, ham-ît, perm-ît etc. gen. ſamites, ravîtes etc. Andere ſolche -ît bekommen

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/248
Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/248>, abgerufen am 18.12.2024.