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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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Vorrede.
zuschlagen brauchen, um zu sehen, was mir abgeht. In-
dessen muß selbst aus den glossarien, wenn sie dereinst er-
schienen sind, vieles in die grammatik eingetragen wer-
den, für welche unentbehrlich ist mit schnellem blick
alles, was zusammen gehört zu überschauen, da es sich in
jenen der natur ihrer anordnung nach, doch wieder zer-
streut oder wenigstens in andrer weise versammelt. Ich
habe darum auch selten auf Lye und Biörn verwiesen,
lieber gleich aus ihnen, was mir nöthig schien, herbei-
gehohlt. Hierauf beruht, mehr als man denken sollte,
die lust und das vermögen der fortsetzung und ergänzung.
Viele wohlentworfne arbeiten bleiben liegen, weil sie ihr
material zu weit aus einander halten und es sich nicht
genug versinnlichen. Die äußere einrichtung hätte ich,
hier wie im ersten band, durch weglaßen der vielen
raumverderbenden und im satz hinderlichen strichlein,
wodurch die beginnende flexion, derivation und compo-
sition anschaulich gemacht werden soll, offenbar gesördert.
Sie sind etwan in allgemeinen abhandlungen am rechten
platz, die specielle untersuchung hebt jedesmahl hervor,
worauf es ankommt, und bedarf keines solchen behelfs.

Der nachtrag wird denen lästig sein, die gleich alles
fertig haben wollen, brauchbar den andern, die begreifen,
warum an erschöpfung nicht zu denken ist. Uebrigens
gründet er sich keineswegs auf nochmahlige durcharbei-
tung des ganzen seit nun fünfundzwanzig monaten bo-
genweise für den druck niedergeschriebenen buchs, son-
dern auf zufällige wahrnehmung einzelner irrthümer.
Niemand kann das auge an jede stelle hinrichten, noch
alle anhöhen gewinnen, die den überblick verschaffen.
Vom standpunct einer historisch erörterten deutschen me-
trik aus werden sich hoffentlich bald manche dunkelheiten
der formlehre und wortbildung erhellen. Cassel 25. jan. 1826.


Vorrede.
zuſchlagen brauchen, um zu ſehen, was mir abgeht. In-
deſſen muß ſelbſt aus den gloſſarien, wenn ſie dereinſt er-
ſchienen ſind, vieles in die grammatik eingetragen wer-
den, für welche unentbehrlich iſt mit ſchnellem blick
alles, was zuſammen gehört zu überſchauen, da es ſich in
jenen der natur ihrer anordnung nach, doch wieder zer-
ſtreut oder wenigſtens in andrer weiſe verſammelt. Ich
habe darum auch ſelten auf Lye und Biörn verwieſen,
lieber gleich aus ihnen, was mir nöthig ſchien, herbei-
gehohlt. Hierauf beruht, mehr als man denken ſollte,
die luſt und das vermögen der fortſetzung und ergänzung.
Viele wohlentworfne arbeiten bleiben liegen, weil ſie ihr
material zu weit aus einander halten und es ſich nicht
genug verſinnlichen. Die äußere einrichtung hätte ich,
hier wie im erſten band, durch weglaßen der vielen
raumverderbenden und im ſatz hinderlichen ſtrichlein,
wodurch die beginnende flexion, derivation und compo-
ſition anſchaulich gemacht werden ſoll, offenbar geſördert.
Sie ſind etwan in allgemeinen abhandlungen am rechten
platz, die ſpecielle unterſuchung hebt jedesmahl hervor,
worauf es ankommt, und bedarf keines ſolchen behelfs.

Der nachtrag wird denen läſtig ſein, die gleich alles
fertig haben wollen, brauchbar den andern, die begreifen,
warum an erſchöpfung nicht zu denken iſt. Uebrigens
gründet er ſich keineswegs auf nochmahlige durcharbei-
tung des ganzen ſeit nun fünfundzwanzig monaten bo-
genweiſe für den druck niedergeſchriebenen buchs, ſon-
dern auf zufällige wahrnehmung einzelner irrthümer.
Niemand kann das auge an jede ſtelle hinrichten, noch
alle anhöhen gewinnen, die den überblick verſchaffen.
Vom ſtandpunct einer hiſtoriſch erörterten deutſchen me-
trik aus werden ſich hoffentlich bald manche dunkelheiten
der formlehre und wortbildung erhellen. Caſſel 25. jan. 1826.


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[XI/0017] Vorrede. zuſchlagen brauchen, um zu ſehen, was mir abgeht. In- deſſen muß ſelbſt aus den gloſſarien, wenn ſie dereinſt er- ſchienen ſind, vieles in die grammatik eingetragen wer- den, für welche unentbehrlich iſt mit ſchnellem blick alles, was zuſammen gehört zu überſchauen, da es ſich in jenen der natur ihrer anordnung nach, doch wieder zer- ſtreut oder wenigſtens in andrer weiſe verſammelt. Ich habe darum auch ſelten auf Lye und Biörn verwieſen, lieber gleich aus ihnen, was mir nöthig ſchien, herbei- gehohlt. Hierauf beruht, mehr als man denken ſollte, die luſt und das vermögen der fortſetzung und ergänzung. Viele wohlentworfne arbeiten bleiben liegen, weil ſie ihr material zu weit aus einander halten und es ſich nicht genug verſinnlichen. Die äußere einrichtung hätte ich, hier wie im erſten band, durch weglaßen der vielen raumverderbenden und im ſatz hinderlichen ſtrichlein, wodurch die beginnende flexion, derivation und compo- ſition anſchaulich gemacht werden ſoll, offenbar geſördert. Sie ſind etwan in allgemeinen abhandlungen am rechten platz, die ſpecielle unterſuchung hebt jedesmahl hervor, worauf es ankommt, und bedarf keines ſolchen behelfs. Der nachtrag wird denen läſtig ſein, die gleich alles fertig haben wollen, brauchbar den andern, die begreifen, warum an erſchöpfung nicht zu denken iſt. Uebrigens gründet er ſich keineswegs auf nochmahlige durcharbei- tung des ganzen ſeit nun fünfundzwanzig monaten bo- genweiſe für den druck niedergeſchriebenen buchs, ſon- dern auf zufällige wahrnehmung einzelner irrthümer. Niemand kann das auge an jede ſtelle hinrichten, noch alle anhöhen gewinnen, die den überblick verſchaffen. Vom ſtandpunct einer hiſtoriſch erörterten deutſchen me- trik aus werden ſich hoffentlich bald manche dunkelheiten der formlehre und wortbildung erhellen. Caſſel 25. jan. 1826.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. XI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/17>, abgerufen am 28.03.2024.