1) in manag-ei (1, 609.) entw. a) gleich dem o in tugg-o flexivisch, wie aus dem comparativ blindoz-ei, speidiz-ei neben dem masc. blindoz-a hervorzugehen scheint? -- oder b) wie-ei in haird-eis (1, 599.) nas-ei (1, 846) aus kurzem i entsprungen? hierfür spricht: a) das bleibende kurze i in haird-i (1, 599.) hulund-i (1, 603.) kun-i, mel-i, gen. mel-jis (1, 606.) -- b) das sich aus alth. -i in den neutris kipil-i, eimper-i, hausil-i allmählich entwickelnde kipil-ei, eimper-ei, hausil-ei (1, 631. 632.); noch mehr das spätere -lein f. il-ein statt il-i. -- g) das altn. kurze-i der fem. zweiter decl. fest-i (1, 656.). -- Wie sehr auch form und flexion dieser weibl. subst. schwanken darf doch-ei, -ei nie als ihr reiner, wahrer ableitungsbuchstabe betrachtet werden.
2) die mhd. weibl. endung-ei-e, nhd. -ei (mit ab- gelegtem-e der flexion) ist aus romanischem-ia, -ie ent- lehnt, folglich undeutsch (daher keinen umlaut wirkend, aber sogar tiefbetont) auch den ältern mundarten fremd. a) anfangs findet sie nur statt an ausländischen namen und wurzeln, als: floreie, deidameie, astronomeie, planeie, masseneie, banekeie, vespereie, ameie, praereie, prophezeie, nigromanzeie etc., als aber diese formen im 13 jahrh. gangbar geworden waren, fügte sich b) -eie auch zu einigen deutschen, meist solchen wörtern, die ein bil- dungs -en oder -er hatten, als: lachen-eie (unguen- taria, sortilegium troj. 140a) arzen-eie (medicina) galster- eie (veneficium) zouber-eie (idem) tenter-eie (nugae), ta- delnswerther scheinen dörper-eie (rusticitas) jeger-eie (venatio) gebildet von dörper, jeger, noch seltner ist vürst-eie (dignitas principis Wilh. 2, 136a) nach der ana- logie von abbet-eie (abbatia) voget-eie (advocatio), da abbet und voget in unsere sprache eingang gefunden *); g) das nhd. hat diese bildungen auf-ei (statt-eie) über- mäßig und wider die natur der sprache gemehrt, indem nicht nur amt-ei, vogt-ei, abt-ei, rechen-ei, arzen-ei, wüsten-ei, termin-ei, zauber-ei, jäger-ei, meier-ei, bäcker-ei, verraeter-ei etc. gelten, sondern auch bil- dungen mit-el das-ei zugefügt wird: gaukel-ei, heu- chel-ei, tändel-ei, tölpel-ei (jene mhd. tentereie, dör-
*) aptei Nib. 4584a E. L. ist eine andere, ältere form, da schon gl. mons. 326. 329. 356 etc. oblei (xenium eulogia) mittellat. oblia, obleia, und gl. trev. 40a abteia und 62b orlei (horologium) gewähren; dieses -ei muß aus irgend einem roman. -aja, -ajo, -ejo stammen.
III. reinvocaliſche ableitungen.
1) in manag-ei (1, 609.) entw. a) gleich dem ô in tugg-ô flexiviſch, wie aus dem comparativ blindôz-ei, ſpeidiz-ei neben dem maſc. blindôz-a hervorzugehen ſcheint? — oder b) wie-ei in haírd-eis (1, 599.) naſ-ei (1, 846) aus kurzem i entſprungen? hierfür ſpricht: α) das bleibende kurze i in haírd-i (1, 599.) hulund-i (1, 603.) kun-i, mêl-i, gen. mêl-jis (1, 606.) — β) das ſich aus alth. -i in den neutris kipil-i, eimper-i, hûſil-i allmählich entwickelnde kipil-î, eimper-î, hûſil-î (1, 631. 632.); noch mehr das ſpätere -lîn f. il-în ſtatt il-i. — γ) das altn. kurze-i der fem. zweiter decl. feſt-i (1, 656.). — Wie ſehr auch form und flexion dieſer weibl. ſubſt. ſchwanken darf doch-ei, -î nie als ihr reiner, wahrer ableitungsbuchſtabe betrachtet werden.
2) die mhd. weibl. endung-î-e, nhd. -ei (mit ab- gelegtem-e der flexion) iſt aus romaniſchem-ia, -ie ent- lehnt, folglich undeutſch (daher keinen umlaut wirkend, aber ſogar tiefbetont) auch den ältern mundarten fremd. α) anfangs findet ſie nur ſtatt an ausländiſchen namen und wurzeln, als: florîe, deidamîe, aſtronomîe, planîe, maſſenîe, banekîe, veſperîe, amîe, prâerîe, prophezîe, nigromanzîe etc., als aber dieſe formen im 13 jahrh. gangbar geworden waren, fügte ſich β) -îe auch zu einigen deutſchen, meiſt ſolchen wörtern, die ein bil- dungs -en oder -er hatten, als: lâchen-îe (unguen- taria, ſortilegium troj. 140a) arzen-îe (medicina) galſter- îe (veneficium) zouber-îe (idem) tenter-îe (nugae), ta- delnswerther ſcheinen dörper-îe (ruſticitas) jeger-îe (venatio) gebildet von dörper, jeger, noch ſeltner iſt vürſt-îe (dignitas principis Wilh. 2, 136a) nach der ana- logie von abbet-îe (abbatia) voget-îe (advocatio), da abbet und voget in unſere ſprache eingang gefunden *); γ) das nhd. hat dieſe bildungen auf-ei (ſtatt-eie) über- mäßig und wider die natur der ſprache gemehrt, indem nicht nur amt-ei, vogt-ei, abt-ei, rechen-ei, arzen-ei, wüſten-ei, termin-ei, zauber-ei, jäger-ei, meier-ei, bäcker-ei, verræter-ei etc. gelten, ſondern auch bil- dungen mit-el das-ei zugefügt wird: gaukel-ei, heu- chel-ei, tändel-ei, tölpel-ei (jene mhd. tenterîe, dör-
*) aptei Nib. 4584a E. L. iſt eine andere, ältere form, da ſchon gl. monſ. 326. 329. 356 etc. oblei (xenium eulogia) mittellat. oblia, obleia, und gl. trev. 40a abteia und 62b orlei (horologium) gewähren; dieſes -ei muß aus irgend einem roman. -aja, -ajo, -ejo ſtammen.
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III. reinvocaliſche ableitungen.
1) in manag-ei (1, 609.) entw. a) gleich dem ô in
tugg-ô flexiviſch, wie aus dem comparativ blindôz-ei,
ſpeidiz-ei neben dem maſc. blindôz-a hervorzugehen
ſcheint? — oder b) wie-ei in haírd-eis (1, 599.) naſ-ei
(1, 846) aus kurzem i entſprungen? hierfür ſpricht:
α) das bleibende kurze i in haírd-i (1, 599.) hulund-i
(1, 603.) kun-i, mêl-i, gen. mêl-jis (1, 606.) — β)
das ſich aus alth. -i in den neutris kipil-i, eimper-i,
hûſil-i allmählich entwickelnde kipil-î, eimper-î, hûſil-î
(1, 631. 632.); noch mehr das ſpätere -lîn f. il-în ſtatt
il-i. — γ) das altn. kurze-i der fem. zweiter decl. feſt-i
(1, 656.). — Wie ſehr auch form und flexion dieſer weibl.
ſubſt. ſchwanken darf doch-ei, -î nie als ihr reiner,
wahrer ableitungsbuchſtabe betrachtet werden.
2) die mhd. weibl. endung-î-e, nhd. -ei (mit ab-
gelegtem-e der flexion) iſt aus romaniſchem-ia, -ie ent-
lehnt, folglich undeutſch (daher keinen umlaut wirkend,
aber ſogar tiefbetont) auch den ältern mundarten fremd.
α) anfangs findet ſie nur ſtatt an ausländiſchen namen
und wurzeln, als: florîe, deidamîe, aſtronomîe, planîe,
maſſenîe, banekîe, veſperîe, amîe, prâerîe, prophezîe,
nigromanzîe etc., als aber dieſe formen im 13 jahrh.
gangbar geworden waren, fügte ſich β) -îe auch zu
einigen deutſchen, meiſt ſolchen wörtern, die ein bil-
dungs -en oder -er hatten, als: lâchen-îe (unguen-
taria, ſortilegium troj. 140a) arzen-îe (medicina) galſter-
îe (veneficium) zouber-îe (idem) tenter-îe (nugae), ta-
delnswerther ſcheinen dörper-îe (ruſticitas) jeger-îe
(venatio) gebildet von dörper, jeger, noch ſeltner iſt
vürſt-îe (dignitas principis Wilh. 2, 136a) nach der ana-
logie von abbet-îe (abbatia) voget-îe (advocatio), da
abbet und voget in unſere ſprache eingang gefunden *);
γ) das nhd. hat dieſe bildungen auf-ei (ſtatt-eie) über-
mäßig und wider die natur der ſprache gemehrt, indem
nicht nur amt-ei, vogt-ei, abt-ei, rechen-ei, arzen-ei,
wüſten-ei, termin-ei, zauber-ei, jäger-ei, meier-ei,
bäcker-ei, verræter-ei etc. gelten, ſondern auch bil-
dungen mit-el das-ei zugefügt wird: gaukel-ei, heu-
chel-ei, tändel-ei, tölpel-ei (jene mhd. tenterîe, dör-
*) aptei Nib. 4584a E. L. iſt eine andere, ältere form, da
ſchon gl. monſ. 326. 329. 356 etc. oblei (xenium eulogia) mittellat.
oblia, obleia, und gl. trev. 40a abteia und 62b orlei (horologium)
gewähren; dieſes -ei muß aus irgend einem roman. -aja, -ajo,
-ejo ſtammen.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/114>, abgerufen am 21.11.2024.
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