zwieren (Ben. 177. M. S. 1, 83b 86a 2, 94a). -- l) gruo- nen (virere) erkuonen (audere) kuolen (frigescere). luogen (videre troj. 144b). --
3) wo bildungen mit -l, -n, -r, -t, -d, -s, -g im spiel sind, ist auf kürze oder länge der wurzelsilbe zu achten a) beispiele mit kurzer: zabelen (Parc. 25b) rigelen. sigelen. ebenen. bibenen. regenen. segenen. scha- tenen (Gudr. 22.) trehenen (Gudr. 3739.) erkoberen. ke- besen (Nib. 3427.) honigen (Trist. 130a) schadegen (lae- dere Bon. 55, 67.) erledigen; in bilden st. bileden ist das d zur wurzel gewachsen, bild-en. b) ungleich häufi- ger langsilbige, z. b. dunkeln. tengeln. zweiveln. wafen (armare) offen (aperire) vesten (firmare) lastern. sichern. ringern. zimbern. wundern. vordern. ermordern (Georg 42a) ent-houpten (f. enthoubeten) impfeten (inserere) entnacten (nudare) [so wenig impfen, ent- nacken, als enthouben] geleichesen (simulare Barl. 102. 121.) reichesen (dominari M. S. 2, 198b reichsen = reich- senen Mar. 29. 130.) vermeilegen (contaminare).
Anmerkungen: a) die alte länge der ableitungsvo- cale o und e erscheint spurweise theils in tieftonigem u und e des part. praes. (s. 367. und unten) oder i (lo- nist s. 370.) theils in wirklichem o sowohl für verba der alth. zweiten als dritten conj. Denkmähler des 12ten jahrh. bieten es genug, doch meist im part. praet., seltner im praet. ind., noch seltner im inf., nie im praes. und überhaupt nur in der letzten silbe; Kaiserchr. cod. pal. 361. reimt 72b dienon: lon, sie setzt 69b ke- besot, 72a volgot, 75b wandelot, 77b manot, 89b vorde- rot, 90c houbetot etc. Maria reimt 3. zweivelot, 6. scha- tewot, 9. gebrachot, 12. segenot: dorrot, 13. wunderot, 16. liuterot, 24. trauwot, 32. erwachot, 34. gedienot, 39. gemeiligot, 44. begegenot, 53. erledigot etc. lm 13ten jahrh. veraltet solches o; nur im volksstil. wenn es den reim trägt, bleibt es zuweilen haften: Nib. 4063. ermorderot, 7011. gewarnot; klage (Müll.) 774. verwan- delot; Bit. 90b entwapnot, 97a verserot. 125b gesenstot; Morolf 7b 8a verwandelot, Wigam. 18b gesatelot; Friged. 28a zweivelot, 29b gemartelot; fragm. 21a gejagot (oder gejagot?: got) Nith. 2, 71a verwandelot; Reinm. 1, 78b 82a verwandelot. Am auffallendsten bei letzterm; die höfischen dichter meiden es durchaus und wo es außer reim oder in unbeweisendem vorkommt, tragen ab- schreiber die schuld (troj. 174c 178b sicher zu lesen: ge-
II. mittelhochd zweite ſchwache conjugation.
zwieren (Ben. 177. M. S. 1, 83b 86a 2, 94a). — λ) gruo- nen (virere) erkuonen (audere) kuolen (frigeſcere). luogen (videre troj. 144b). —
3) wo bildungen mit -l, -n, -r, -t, -d, -ſ, -g im ſpiel ſind, iſt auf kürze oder länge der wurzelſilbe zu achten α) beiſpiele mit kurzer: zabelen (Parc. 25b) rigelen. ſigelen. ëbenen. bibenen. rëgenen. ſëgenen. ſcha- tenen (Gudr. 22.) trehenen (Gudr. 3739.) erkoberen. kë- beſen (Nib. 3427.) honigen (Triſt. 130a) ſchadegen (lae- dere Bon. 55, 67.) erledigen; in bilden ſt. bileden iſt das d zur wurzel gewachſen, bild-en. β) ungleich häufi- ger langſilbige, z. b. dunkeln. tengeln. zwîveln. wâfen (armare) offen (aperire) veſten (firmare) laſtern. ſichern. ringern. zimbern. wundern. vordern. ermordern (Georg 42a) ent-houpten (f. enthoubeten) impfeten (inſerere) entnacten (nudare) [ſo wenig impfen, ent- nacken, als enthouben] gelîcheſen (ſimulare Barl. 102. 121.) rîcheſen (dominari M. S. 2, 198b rîchſen = rîch- ſenen Mar. 29. 130.) vermeilegen (contaminare).
Anmerkungen: α) die alte länge der ableitungsvo- cale ô und ê erſcheint ſpurweiſe theils in tieftonigem u und e des part. praeſ. (ſ. 367. und unten) oder i (lô- niſt ſ. 370.) theils in wirklichem ô ſowohl für verba der alth. zweiten als dritten conj. Denkmähler des 12ten jahrh. bieten es genug, doch meiſt im part. praet., ſeltner im praet. ind., noch ſeltner im inf., nie im praeſ. und überhaupt nur in der letzten ſilbe; Kaiſerchr. cod. pal. 361. reimt 72b dienôn: lôn, ſie ſetzt 69b kë- beſôt, 72a volgôt, 75b wandelôt, 77b manôt, 89b vorde- rôt, 90c houbetôt etc. Maria reimt 3. zwîvelôt, 6. ſcha- tewôt, 9. gebrâchôt, 12. ſëgenôt: dorrôt, 13. wunderôt, 16. liuterôt, 24. trûwôt, 32. erwachôt, 34. gedienôt, 39. gemeiligôt, 44. begegenôt, 53. erledigôt etc. lm 13ten jahrh. veraltet ſolches ô; nur im volksſtil. wenn es den reim trägt, bleibt es zuweilen haften: Nib. 4063. ermorderôt, 7011. gewarnôt; klage (Müll.) 774. verwan- delôt; Bit. 90b entwâpnôt, 97a verſêrôt. 125b geſenſtôt; Morolf 7b 8a verwandelôt, Wigam. 18b geſatelôt; Friged. 28a zwîvelôt, 29b gemartelôt; fragm. 21a gejagôt (oder gejagôt?: got) Nith. 2, 71a verwandelôt; Reinm. 1, 78b 82a verwandelôt. Am auffallendſten bei letzterm; die höfiſchen dichter meiden es durchaus und wo es außer reim oder in unbeweiſendem vorkommt, tragen ab- ſchreiber die ſchuld (troj. 174c 178b ſicher zu leſen: ge-
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[957/0983]
II. mittelhochd zweite ſchwache conjugation.
zwieren (Ben. 177. M. S. 1, 83b 86a 2, 94a). — λ) gruo-
nen (virere) erkuonen (audere) kuolen (frigeſcere).
luogen (videre troj. 144b). —
3) wo bildungen mit -l, -n, -r, -t, -d, -ſ, -g im
ſpiel ſind, iſt auf kürze oder länge der wurzelſilbe
zu achten α) beiſpiele mit kurzer: zabelen (Parc. 25b)
rigelen. ſigelen. ëbenen. bibenen. rëgenen. ſëgenen. ſcha-
tenen (Gudr. 22.) trehenen (Gudr. 3739.) erkoberen. kë-
beſen (Nib. 3427.) honigen (Triſt. 130a) ſchadegen (lae-
dere Bon. 55, 67.) erledigen; in bilden ſt. bileden iſt das
d zur wurzel gewachſen, bild-en. β) ungleich häufi-
ger langſilbige, z. b. dunkeln. tengeln. zwîveln. wâfen
(armare) offen (aperire) veſten (firmare) laſtern. ſichern.
ringern. zimbern. wundern. vordern. ermordern
(Georg 42a) ent-houpten (f. enthoubeten) impfeten
(inſerere) entnacten (nudare) [ſo wenig impfen, ent-
nacken, als enthouben] gelîcheſen (ſimulare Barl. 102.
121.) rîcheſen (dominari M. S. 2, 198b rîchſen = rîch-
ſenen Mar. 29. 130.) vermeilegen (contaminare).
Anmerkungen: α) die alte länge der ableitungsvo-
cale ô und ê erſcheint ſpurweiſe theils in tieftonigem
u und e des part. praeſ. (ſ. 367. und unten) oder i (lô-
niſt ſ. 370.) theils in wirklichem ô ſowohl für verba der
alth. zweiten als dritten conj. Denkmähler des 12ten
jahrh. bieten es genug, doch meiſt im part. praet.,
ſeltner im praet. ind., noch ſeltner im inf., nie im
praeſ. und überhaupt nur in der letzten ſilbe; Kaiſerchr.
cod. pal. 361. reimt 72b dienôn: lôn, ſie ſetzt 69b kë-
beſôt, 72a volgôt, 75b wandelôt, 77b manôt, 89b vorde-
rôt, 90c houbetôt etc. Maria reimt 3. zwîvelôt, 6. ſcha-
tewôt, 9. gebrâchôt, 12. ſëgenôt: dorrôt, 13. wunderôt,
16. liuterôt, 24. trûwôt, 32. erwachôt, 34. gedienôt,
39. gemeiligôt, 44. begegenôt, 53. erledigôt etc. lm
13ten jahrh. veraltet ſolches ô; nur im volksſtil. wenn
es den reim trägt, bleibt es zuweilen haften: Nib. 4063.
ermorderôt, 7011. gewarnôt; klage (Müll.) 774. verwan-
delôt; Bit. 90b entwâpnôt, 97a verſêrôt. 125b geſenſtôt;
Morolf 7b 8a verwandelôt, Wigam. 18b geſatelôt; Friged.
28a zwîvelôt, 29b gemartelôt; fragm. 21a gejagôt (oder
gejagôt?: got) Nith. 2, 71a verwandelôt; Reinm. 1, 78b
82a verwandelôt. Am auffallendſten bei letzterm; die
höfiſchen dichter meiden es durchaus und wo es außer
reim oder in unbeweiſendem vorkommt, tragen ab-
ſchreiber die ſchuld (troj. 174c 178b ſicher zu leſen: ge-
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 957. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/983>, abgerufen am 22.11.2024.
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