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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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II. mittelhochd. starke conjugation.
(Stalder v. plappen) nach aller analogie schwach con-
jugiert.
II. sweife (vibro) swief (Nib. 1971. Wilh. 1, 78a Georg
39a M. S. 2, 194b) swiefen, sweifen; scheide, schiet,
schieden, scheiden; zeise, zies, ziesen, zeisen (livl.
chron. 35a); eische (exigo) iesch (Parc. 6559. 6770.)
ieschen, zuweilen heischen, hiesch (Barl. 58, 24.);
vreische (fando percipio) vriesch (Nib. 6880. Parc. 6554.
16610.); heiße, hieß, hießen, heißen [imp. schwach
heiße M. S. 2, 105b]; meiße, mieß, mießen, meißen
(Mar. 82. 224.); leiche (ludo) liech, liechen, leichen
(geleichen in einer rubrik der weltchron. cod. cass. 19d).
Die praet. zies, mies, liech sind ungebräuchlich und
nur die part. praet. zu belegen, wogegen heischen und
vreischen kein starkes part. besitzen, sondern es schwach
bilden: vreischet (nicht gevreischet; mehrmahls im
Parc.) vermuthlich auch eischet. Die starke form iesch,
vriesch scheint nicht organisch (alth. eiscon, eiscota)
daher auch im mittelh. vreischen, vreischete (M. S.
2, 224. und Veldek).
III. houwe, hiu (Nib. 9247. altd. w. 2, 93: driu) hiu-
wen (Nib. 9221. Wilh. 3. mehrmahls: riuwen; hie-
wen Herb. 34c) houwen; von bouwe oder bauwe (ae-
difico) ist anßer dem praes. bloß das starke part. bou-
wen, bauwen (Flore 38a) gültig, praet. schw. baute;
von einem muthmaßlichen zer-nauwe (contundo) nur
zernauwen (contusus: blauwen st. bliuwen, liedersaal
612; vgl. das alth. stamfe farnauwanaß, pilo tunsum,
gl. jun. 2 9.); loufe, lief (seltner liuf Nib. 3751.) liefen,
loufen (troj. 75b: roufen: nicht loffen, denn troj. 170a
verloffen: offen in versloffen zu ändern); ruofe, rief,
riefen, ruofen (a. Tit. 98.); schrote, schriet, schrieten,
schroten; stoße, stieß, stießen, stoßen.
IV. slafe, slaefest, slaefet; pl. slafen; praet. slief, sliefen,
part. slafen; brate, briet, brieten, braten; rate, riet,
rieten, raten; entrate (metuo) entriet, entrieten, ent-
raten (ich finde dies verbum allein bey Herb. 95c 98b)
laße, ließ, ließen, laßen [neben laßen, sinere, sini-
mus zus. goz. lan; neben laßet, sinitis, sinite, lat; ne-
ben laßent, sinunt, lant; neben laeßet, sinit, lat, nicht
laet; neben laeßest, sinis, last, nicht laest; neben ließ,
sivi, sivit, lie; neben laß, sine, la; keine kürzung
leiden: laße, sino (denn lan Flore 37b: getan, wie st.
gegan zu lesen, supponiert ein unorg. laßen f. laße)
II. mittelhochd. ſtarke conjugation.
(Stalder v. plappen) nach aller analogie ſchwach con-
jugiert.
II. ſweife (vibro) ſwief (Nib. 1971. Wilh. 1, 78a Georg
39a M. S. 2, 194b) ſwiefen, ſweifen; ſcheide, ſchiet,
ſchieden, ſcheiden; zeiſe, zies, zieſen, zeiſen (livl.
chron. 35a); eiſche (exigo) ieſch (Parc. 6559. 6770.)
ieſchen, zuweilen heiſchen, hieſch (Barl. 58, 24.);
vreiſche (fando percipio) vrieſch (Nib. 6880. Parc. 6554.
16610.); heiƷe, hieƷ, hieƷen, heiƷen [imp. ſchwach
heiƷe M. S. 2, 105b]; meiƷe, mieƷ, mieƷen, meiƷen
(Mar. 82. 224.); leiche (ludo) liech, liechen, leichen
(geleichen in einer rubrik der weltchron. cod. caſſ. 19d).
Die praet. zies, mies, liech ſind ungebräuchlich und
nur die part. praet. zu belegen, wogegen heiſchen und
vreiſchen kein ſtarkes part. beſitzen, sondern es ſchwach
bilden: vreiſchet (nicht gevreiſchet; mehrmahls im
Parc.) vermuthlich auch eiſchet. Die ſtarke form ieſch,
vrieſch ſcheint nicht organiſch (alth. eiſcôn, eiſcôta)
daher auch im mittelh. vreiſchen, vreiſchete (M. S.
2, 224. und Veldek).
III. houwe, hiu (Nib. 9247. altd. w. 2, 93: driu) hiu-
wen (Nib. 9221. Wilh. 3. mehrmahls: riuwen; hie-
wen Herb. 34c) houwen; von bouwe oder bûwe (ae-
difico) iſt anßer dem praeſ. bloß das ſtarke part. bou-
wen, bûwen (Flore 38a) gültig, praet. ſchw. bûte;
von einem muthmaßlichen zer-nûwe (contundo) nur
zernûwen (contuſus: blûwen ſt. bliuwen, liederſaal
612; vgl. das alth. ſtamfe farnûwanaƷ, pilo tunſum,
gl. jun. 2 9.); loufe, lief (ſeltner liuf Nib. 3751.) liefen,
loufen (troj. 75b: roufen: nicht loffen, denn troj. 170a
verloffen: offen in verſloffen zu ändern); ruofe, rief,
riefen, ruofen (a. Tit. 98.); ſchrôte, ſchriet, ſchrieten,
ſchrôten; ſtôƷe, ſtieƷ, ſtieƷen, ſtôƷen.
IV. ſlâfe, ſlæfeſt, ſlæfet; pl. ſlâfen; praet. ſlief, ſliefen,
part. ſlâfen; brâte, briet, brieten, brâten; râte, riet,
rieten, râten; entrâte (metuo) entriet, entrieten, ent-
râten (ich finde dies verbum allein bey Herb. 95c 98b)
lâƷe, lieƷ, lieƷen, lâƷen [neben lâƷen, ſinere, ſini-
mus zuſ. goz. lân; neben lâƷet, ſinitis, ſinite, lât; ne-
ben lâƷent, ſinunt, lânt; neben læƷet, ſinit, lât, nicht
læt; neben læƷeſt, ſinis, lâſt, nicht læſt; neben lieƷ,
ſivi, ſivit, lie; neben lâƷ, ſine, lâ; keine kürzung
leiden: lâƷe, ſino (denn lân Flore 37b: getân, wie ſt.
gegân zu leſen, ſupponiert ein unorg. lâƷen f. lâƷe)
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[934/0960] II. mittelhochd. ſtarke conjugation. (Stalder v. plappen) nach aller analogie ſchwach con- jugiert. II. ſweife (vibro) ſwief (Nib. 1971. Wilh. 1, 78a Georg 39a M. S. 2, 194b) ſwiefen, ſweifen; ſcheide, ſchiet, ſchieden, ſcheiden; zeiſe, zies, zieſen, zeiſen (livl. chron. 35a); eiſche (exigo) ieſch (Parc. 6559. 6770.) ieſchen, zuweilen heiſchen, hieſch (Barl. 58, 24.); vreiſche (fando percipio) vrieſch (Nib. 6880. Parc. 6554. 16610.); heiƷe, hieƷ, hieƷen, heiƷen [imp. ſchwach heiƷe M. S. 2, 105b]; meiƷe, mieƷ, mieƷen, meiƷen (Mar. 82. 224.); leiche (ludo) liech, liechen, leichen (geleichen in einer rubrik der weltchron. cod. caſſ. 19d). Die praet. zies, mies, liech ſind ungebräuchlich und nur die part. praet. zu belegen, wogegen heiſchen und vreiſchen kein ſtarkes part. beſitzen, sondern es ſchwach bilden: vreiſchet (nicht gevreiſchet; mehrmahls im Parc.) vermuthlich auch eiſchet. Die ſtarke form ieſch, vrieſch ſcheint nicht organiſch (alth. eiſcôn, eiſcôta) daher auch im mittelh. vreiſchen, vreiſchete (M. S. 2, 224. und Veldek). III. houwe, hiu (Nib. 9247. altd. w. 2, 93: driu) hiu- wen (Nib. 9221. Wilh. 3. mehrmahls: riuwen; hie- wen Herb. 34c) houwen; von bouwe oder bûwe (ae- difico) iſt anßer dem praeſ. bloß das ſtarke part. bou- wen, bûwen (Flore 38a) gültig, praet. ſchw. bûte; von einem muthmaßlichen zer-nûwe (contundo) nur zernûwen (contuſus: blûwen ſt. bliuwen, liederſaal 612; vgl. das alth. ſtamfe farnûwanaƷ, pilo tunſum, gl. jun. 2 9.); loufe, lief (ſeltner liuf Nib. 3751.) liefen, loufen (troj. 75b: roufen: nicht loffen, denn troj. 170a verloffen: offen in verſloffen zu ändern); ruofe, rief, riefen, ruofen (a. Tit. 98.); ſchrôte, ſchriet, ſchrieten, ſchrôten; ſtôƷe, ſtieƷ, ſtieƷen, ſtôƷen. IV. ſlâfe, ſlæfeſt, ſlæfet; pl. ſlâfen; praet. ſlief, ſliefen, part. ſlâfen; brâte, briet, brieten, brâten; râte, riet, rieten, râten; entrâte (metuo) entriet, entrieten, ent- râten (ich finde dies verbum allein bey Herb. 95c 98b) lâƷe, lieƷ, lieƷen, lâƷen [neben lâƷen, ſinere, ſini- mus zuſ. goz. lân; neben lâƷet, ſinitis, ſinite, lât; ne- ben lâƷent, ſinunt, lânt; neben læƷet, ſinit, lât, nicht læt; neben læƷeſt, ſinis, lâſt, nicht læſt; neben lieƷ, ſivi, ſivit, lie; neben lâƷ, ſine, lâ; keine kürzung leiden: lâƷe, ſino (denn lân Flore 37b: getân, wie ſt. gegân zu leſen, ſupponiert ein unorg. lâƷen f. lâƷe)

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 934. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/960>, abgerufen am 17.05.2024.