Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.II. allg. vergleichung der declination. unterscheidung zwischen adj. und subst. zu der goth.stimmt, während im lat. und gr. adj. wie subst. dem- selben princip folgen. 23) im sanskr. und litth. haben dat. abl. und instr. jeder seine eigenthümliche flexion; im griech. wie den mei- sten deutschen mundarten zeigt sich für diese drei bloß der einzige dat. Auch im lat. pl. insgemein, so wie im sg. zweiter decl., doch die andern decl. flec- tieren den abl. sg. meistens verschieden vom dat. -- 24) wie läßt sich die deutsche schwache form in den fremden sprachen nachweisen? ich glaube folgender- gestalt: auch in ihnen allen ist das bildungsprincip -n rege, hat sich aber nirgends so weit, daß es die ei- gentliche flexion verdrängt hätte, erhoben. Gleich- wohl erscheint darin bedeutsame analogie mit deut- scher sprache, daß der nom. solcher bildungen sich des -n (mit ihm des -s der flexion) zu entschlagen pflegt, folglich wenn man von ihm ausgeht, die in den übrigen casus vorbrechende blldung allerdings schein wirklicher flexion gewinnt. Die folgenden bei- spiele gemahnen an die alth. anomalien heilei, pl. hei- lina und fugelei, fugelines (s. 631.); für meine erklä- rung der schwachen flexion werden sie desto tref- fender beweisen, wenn sie sogar in wurzeln über- einkommen. (lat. subst.) a) mit apocope des n im nom.; homo, hominis (früher homonis) völlig das goth. schwache guma, gumins; draco, draconis; leo, leonis; ordo, ordinis; carbo, carbonis; sermo, ser- monis etc. -- b) mit bleibendem -n: nomen, no- minis (das goth. nama, namins) semen, seminis (alth. samo, samin) carmen, carminis; flamen, flaminis; lien, lenis etc. -- (gr. subst.) a) mit bleibendem -n: eikon, eikonos (vgl. manleika, -leikins) aion, aionos; limen, limenos; poimen, poimenos (? goth. faihumanna, alth. vi- human) mosun, mosunos. -- b) mit syncopiertem n:Ris, Rinos; kteis, ktenos; aktis, aktinos (st. Rins, kteins, ak- tins). -- (griech. adj.) a) mit behaltnem n: pepon, pe- ponos: arsen, arsenos. -- b) mit syncope des n: melas, melanos; talas, talanos; der nom. stehet für melans, talans, im fem. und neutr. ohne syncope: melaina, melan; vielleicht auch das pron. tis, tinos für tins? -- (litth. subst.) mit apocope des -ns: piemu, piemenio (obiges poimen) mienu, mienenio (ganz das goth. mena menins) wiewohl der ungebräuchliche gen. durch die andere form mienesio ersetzt wird; momu, momenio II. allg. vergleichung der declination. unterſcheidung zwiſchen adj. und ſubſt. zu der goth.ſtimmt, während im lat. und gr. adj. wie ſubſt. dem- ſelben princip folgen. 23) im ſanſkr. und litth. haben dat. abl. und inſtr. jeder ſeine eigenthümliche flexion; im griech. wie den mei- ſten deutſchen mundarten zeigt ſich für dieſe drei bloß der einzige dat. Auch im lat. pl. insgemein, ſo wie im ſg. zweiter decl., doch die andern decl. flec- tieren den abl. ſg. meiſtens verſchieden vom dat. — 24) wie läßt ſich die deutſche ſchwache form in den fremden ſprachen nachweiſen? ich glaube folgender- geſtalt: auch in ihnen allen iſt das bildungsprincip -n rege, hat ſich aber nirgends ſo weit, daß es die ei- gentliche flexion verdrängt hätte, erhoben. Gleich- wohl erſcheint darin bedeutſame analogie mit deut- ſcher ſprache, daß der nom. ſolcher bildungen ſich des -n (mit ihm des -s der flexion) zu entſchlagen pflegt, folglich wenn man von ihm ausgeht, die in den übrigen caſus vorbrechende blldung allerdings ſchein wirklicher flexion gewinnt. Die folgenden bei- ſpiele gemahnen an die alth. anomalien heilî, pl. hei- linâ und fugelî, fugelines (ſ. 631.); für meine erklä- rung der ſchwachen flexion werden ſie deſto tref- fender beweiſen, wenn ſie ſogar in wurzeln über- einkommen. (lat. ſubſt.) α) mit apocope des n im nom.; homo, hominis (früher homonis) völlig das goth. ſchwache guma, gumins; draco, draconis; leo, leonis; ordo, ordinis; carbo, carbonis; ſermo, ſer- monis etc. — β) mit bleibendem -n: nomen, no- minis (das goth. nama, namins) ſemen, ſeminis (alth. ſâmo, ſâmin) carmen, carminis; flamen, flaminis; lien, lênis etc. — (gr. ſubſt.) α) mit bleibendem -ν: εἰκών, εἰκόνος (vgl. manleika, -leikins) αἰών, αἰῶνος; λιμήν, λιμένος; ποιμήν, ποιμένος (? goth. faíhumanna, alth. vi- human) μόσυν, μόσυνος. — β) mit ſyncopiertem ν:ῥὶς, ῥινός; κτείς, κτενός; ἀκτίς, ἀκτῖνος (ſt. ῥίνς, κτείνς, ἀκ- τίνς). — (griech. adj.) α) mit behaltnem ν: πέπων, πέ- πονος: ἄρσην, αρσενος. — β) mit ſyncope des ν: μέλας, μέλανος; τάλας, τάλανος; der nom. ſtehet für μέλανς, τάλανς, im fem. und neutr. ohne ſyncope: μέλαινα, μέλαν; vielleicht auch das pron. τίς, τίνος für τίνς? — (litth. ſubſt.) mit apocope des -ns: piemů, piemenio (obiges ποιμήν) mienů, mienenio (ganz das goth. mêna mênins) wiewohl der ungebräuchliche gen. durch die andere form mieneſio erſetzt wird; momů, momenio <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <list> <item><pb facs="#f0858" n="832"/><fw place="top" type="header">II. <hi rendition="#i">allg. vergleichung der declination.</hi></fw><lb/> unterſcheidung zwiſchen adj. und ſubſt. zu der goth.<lb/> ſtimmt, während im lat. und gr. adj. wie ſubſt. dem-<lb/> ſelben princip folgen.</item><lb/> <item>23) im ſanſkr. und litth. haben dat. abl. und inſtr. jeder<lb/> ſeine eigenthümliche flexion; im griech. wie den mei-<lb/> ſten deutſchen mundarten zeigt ſich für dieſe drei<lb/> bloß der einzige dat. 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II. allg. vergleichung der declination.
unterſcheidung zwiſchen adj. und ſubſt. zu der goth.
ſtimmt, während im lat. und gr. adj. wie ſubſt. dem-
ſelben princip folgen.
23) im ſanſkr. und litth. haben dat. abl. und inſtr. jeder
ſeine eigenthümliche flexion; im griech. wie den mei-
ſten deutſchen mundarten zeigt ſich für dieſe drei
bloß der einzige dat. Auch im lat. pl. insgemein, ſo
wie im ſg. zweiter decl., doch die andern decl. flec-
tieren den abl. ſg. meiſtens verſchieden vom dat. —
24) wie läßt ſich die deutſche ſchwache form in den
fremden ſprachen nachweiſen? ich glaube folgender-
geſtalt: auch in ihnen allen iſt das bildungsprincip -n
rege, hat ſich aber nirgends ſo weit, daß es die ei-
gentliche flexion verdrängt hätte, erhoben. Gleich-
wohl erſcheint darin bedeutſame analogie mit deut-
ſcher ſprache, daß der nom. ſolcher bildungen ſich
des -n (mit ihm des -s der flexion) zu entſchlagen
pflegt, folglich wenn man von ihm ausgeht, die in
den übrigen caſus vorbrechende blldung allerdings
ſchein wirklicher flexion gewinnt. Die folgenden bei-
ſpiele gemahnen an die alth. anomalien heilî, pl. hei-
linâ und fugelî, fugelines (ſ. 631.); für meine erklä-
rung der ſchwachen flexion werden ſie deſto tref-
fender beweiſen, wenn ſie ſogar in wurzeln über-
einkommen. (lat. ſubſt.) α) mit apocope des n im
nom.; homo, hominis (früher homonis) völlig das
goth. ſchwache guma, gumins; draco, draconis; leo,
leonis; ordo, ordinis; carbo, carbonis; ſermo, ſer-
monis etc. — β) mit bleibendem -n: nomen, no-
minis (das goth. nama, namins) ſemen, ſeminis (alth.
ſâmo, ſâmin) carmen, carminis; flamen, flaminis; lien,
lênis etc. — (gr. ſubſt.) α) mit bleibendem -ν: εἰκών,
εἰκόνος (vgl. manleika, -leikins) αἰών, αἰῶνος; λιμήν,
λιμένος; ποιμήν, ποιμένος (? goth. faíhumanna, alth. vi-
human) μόσυν, μόσυνος. — β) mit ſyncopiertem ν:ῥὶς,
ῥινός; κτείς, κτενός; ἀκτίς, ἀκτῖνος (ſt. ῥίνς, κτείνς, ἀκ-
τίνς). — (griech. adj.) α) mit behaltnem ν: πέπων, πέ-
πονος: ἄρσην, αρσενος. — β) mit ſyncope des ν: μέλας,
μέλανος; τάλας, τάλανος; der nom. ſtehet für μέλανς,
τάλανς, im fem. und neutr. ohne ſyncope: μέλαινα,
μέλαν; vielleicht auch das pron. τίς, τίνος für τίνς? —
(litth. ſubſt.) mit apocope des -ns: piemů, piemenio
(obiges ποιμήν) mienů, mienenio (ganz das goth. mêna
mênins) wiewohl der ungebräuchliche gen. durch die
andere form mieneſio erſetzt wird; momů, momenio
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