(P) macht keine schwierigkeit, es ist von b und f strenge geschieden und tritt als an- in- und auslaut auf. Beispiele von in- und auslauten: [i]up (sursum) skip (na- vis) hups (femur). saupon (condire). vepn (arma). diups (profundus). siponeis (discipulus). raip (corrigia). vaips (corona) vipja (corona) skapan, skop. slepan, saizlep. greipan, graip. vairpan. hlaupan. kaupatjan (colaphizare). kaupon (emere). nipnan (moerere). raupjan (evellere), hropjan und vopjan (clamare). hvopan (gloriari). hniupan (rumpere) hvapjan (extinguere). sveipeins (inundatio), trimpan (calcare). hilpan, halp. -- Als anlant nur in wenigen wörtern, die meistens fremde scheinen: paska, praufetes, praitoria, pistikeins (pistikos), peika-bagms (phoinix, vermuthl. aus dem lat. peicea, gr. peuke, d. h. fichte), pund (pondus). Näher zu prüfen bleibt der ursprung von paida (tunica). plapja (platea). plats (assu- mentum). plinsjan (saltare) puggs (marsupium). -- Dem p entspricht im nord. u. sächs. gleichfalls die tenuis p; im hochd. aber die asp. f.
(B) als anlaut häufig; die fälle sind in dem glossar nachzusehn. Als inlaut gleichfalls häufig, sowohl nach einfachen als doppelten vocalen: aba. -aba. abrs. gabei. gabigs. graban. haban. saban. iba. ibns. gibls. svibls. liban. sibun. sibja. sviban (cessare)? stibna. -uba. ubils. ubizva. silnbr. aibr. gahlaibs. laibos. draibjan. vaibjan. daubjan. galaubjan. haubith. raubon. dreiban. groba. dobnan. drobnan. daubo. liubs. thiubs. Desgleichen auf liquide folgend: halbs. salbon. silba. dumbnan. hvairban. svairban. arbja. Als auslaut kommt es aber regelmäßig nur nach liquiden vor, z. b. halb. svarb (tersit). dumb. lamb. Geht ein vocal vorher, so lautet es um in f, als thiubs, hlaibs, im acc. thiuf, hlaif; giban, graban, im praet. gaf, grof, pl. wieder gebun, grobun; im imp. gif! graf! tvalif (duodecim) gen. tvalibe; laubos (folia), lauf acc. s; doch finden sich einige schwankende formen: grob Luc. 6, 48. st. grof; tvalib Luc. 2, 42. 6, 13. 8, 1; umge- kehrt hlaifs st. hlaibs Joh. 6, 33. wiewohl hier das bloße s nachschlägt (vgl. hernach den umlaut des d in th). Da die praep. af (von) und uf (unter) bei angehängtem -auh in abauh, ubauh übergehen, so scheinen sie auch hierher zu rechnen, allein afar (post) ufar (super) lauten nie abar, ubar. Die bildungsendung -ubni lautet drei- mahl so, und zweimahl -ufni. Sogar das inlautende b lautet vor t in f um: gaft (dedisti), groft (fodiisti), fra-
I. gothiſche conſonanten. labiales.
(P) macht keine ſchwierigkeit, es iſt von b und f ſtrenge geſchieden und tritt als an- in- und auslaut auf. Beiſpiele von in- und auslauten: [ï]up (ſurſum) ſkip (na- vis) hups (femur). ſûpôn (condire). vêpn (arma). diups (profundus). ſipôneis (diſcipulus). ráip (corrigia). váips (corona) vipja (corona) ſkapan, ſkôp. ſlêpan, ſáizlêp. greipan, gráip. vaírpan. hláupan. káupatjan (colaphizare). kaupôn (emere). nipnan (moerere). ráupjan (evellere), hrôpjan und vôpjan (clamare). hvôpan (gloriari). hniupan (rumpere) hvapjan (extinguere). ſveipeins (inundatio), trimpan (calcare). hilpan, halp. — Als anlant nur in wenigen wörtern, die meiſtens fremde ſcheinen: paſka, práufêtês, práitôria, piſtikeins (πιστικὸς), peika-bagms (φοίνιξ, vermuthl. aus dem lat. pîcea, gr. πεύκη, d. h. fichte), pund (pondus). Näher zu prüfen bleibt der urſprung von páida (tunica). plapja (platea). plats (aſſu- mentum). plinſjan (ſaltare) puggs (marſupium). — Dem p entſpricht im nord. u. ſächſ. gleichfalls die tenuis p; im hochd. aber die aſp. f.
(B) als anlaut häufig; die fälle ſind in dem gloſſar nachzuſehn. Als inlaut gleichfalls häufig, ſowohl nach einfachen als doppelten vocalen: aba. -aba. abrs. gabei. gabigs. graban. haban. ſaban. ïba. ïbns. gibls. ſvibls. liban. ſibun. ſibja. ſviban (ceſſare)? ſtibna. -uba. ubils. ubizva. ſilnbr. áibr. gahláibs. láibôs. dráibjan. váibjan. dáubjan. galáubjan. háubiþ. ráubôn. dreiban. grôba. dôbnan. drôbnan. dûbô. liubs. þiubs. Desgleichen auf liquide folgend: halbs. ſalbôn. ſilba. dumbnan. hvaírban. ſvaírban. arbja. Als auslaut kommt es aber regelmäßig nur nach liquiden vor, z. b. halb. ſvarb (terſit). dumb. lamb. Geht ein vocal vorher, ſo lautet es um in f, als þiubs, hláibs, im acc. þiuf, hlaif; giban, graban, im praet. gaf, grôf, pl. wieder gêbun, grôbun; im imp. gif! graf! tvalif (duodecim) gen. tvalibê; láubôs (folia), láuf acc. ſ; doch finden ſich einige ſchwankende formen: grôb Luc. 6, 48. ſt. grôf; tvalib Luc. 2, 42. 6, 13. 8, 1; umge- kehrt hláifs ſt. hláibs Joh. 6, 33. wiewohl hier das bloße ſ nachſchlägt (vgl. hernach den umlaut des d in þ). Da die praep. af (von) und uf (unter) bei angehängtem -ûh in abûh, ubûh übergehen, ſo ſcheinen ſie auch hierher zu rechnen, allein afar (poſt) ufar (ſuper) lauten nie abar, ubar. Die bildungsendung -ubni lautet drei- mahl ſo, und zweimahl -ufni. Sogar das inlautende b lautet vor t in f um: gaft (dediſti), grôft (fodiiſti), fra-
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[55/0081]
I. gothiſche conſonanten. labiales.
(P) macht keine ſchwierigkeit, es iſt von b und f
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Beiſpiele von in- und auslauten: ïup (ſurſum) ſkip (na-
vis) hups (femur). ſûpôn (condire). vêpn (arma). diups
(profundus). ſipôneis (diſcipulus). ráip (corrigia). váips
(corona) vipja (corona) ſkapan, ſkôp. ſlêpan, ſáizlêp.
greipan, gráip. vaírpan. hláupan. káupatjan (colaphizare).
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hrôpjan und vôpjan (clamare). hvôpan (gloriari). hniupan
(rumpere) hvapjan (extinguere). ſveipeins (inundatio),
trimpan (calcare). hilpan, halp. — Als anlant nur in
wenigen wörtern, die meiſtens fremde ſcheinen: paſka,
práufêtês, práitôria, piſtikeins (πιστικὸς), peika-bagms
(φοίνιξ, vermuthl. aus dem lat. pîcea, gr. πεύκη, d. h.
fichte), pund (pondus). Näher zu prüfen bleibt der
urſprung von páida (tunica). plapja (platea). plats (aſſu-
mentum). plinſjan (ſaltare) puggs (marſupium). — Dem
p entſpricht im nord. u. ſächſ. gleichfalls die tenuis p;
im hochd. aber die aſp. f.
(B) als anlaut häufig; die fälle ſind in dem gloſſar
nachzuſehn. Als inlaut gleichfalls häufig, ſowohl nach
einfachen als doppelten vocalen: aba. -aba. abrs. gabei.
gabigs. graban. haban. ſaban. ïba. ïbns. gibls. ſvibls.
liban. ſibun. ſibja. ſviban (ceſſare)? ſtibna. -uba. ubils.
ubizva. ſilnbr. áibr. gahláibs. láibôs. dráibjan. váibjan.
dáubjan. galáubjan. háubiþ. ráubôn. dreiban. grôba. dôbnan.
drôbnan. dûbô. liubs. þiubs. Desgleichen auf liquide
folgend: halbs. ſalbôn. ſilba. dumbnan. hvaírban. ſvaírban.
arbja. Als auslaut kommt es aber regelmäßig nur nach
liquiden vor, z. b. halb. ſvarb (terſit). dumb. lamb.
Geht ein vocal vorher, ſo lautet es um in f, als þiubs,
hláibs, im acc. þiuf, hlaif; giban, graban, im praet.
gaf, grôf, pl. wieder gêbun, grôbun; im imp. gif! graf!
tvalif (duodecim) gen. tvalibê; láubôs (folia), láuf acc. ſ;
doch finden ſich einige ſchwankende formen: grôb
Luc. 6, 48. ſt. grôf; tvalib Luc. 2, 42. 6, 13. 8, 1; umge-
kehrt hláifs ſt. hláibs Joh. 6, 33. wiewohl hier das bloße
ſ nachſchlägt (vgl. hernach den umlaut des d in þ).
Da die praep. af (von) und uf (unter) bei angehängtem
-ûh in abûh, ubûh übergehen, ſo ſcheinen ſie auch
hierher zu rechnen, allein afar (poſt) ufar (ſuper) lauten
nie abar, ubar. Die bildungsendung -ubni lautet drei-
mahl ſo, und zweimahl -ufni. Sogar das inlautende b
lautet vor t in f um: gaft (dediſti), grôft (fodiiſti), fra-
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/81>, abgerufen am 26.11.2024.
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