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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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II. altnord. starkes adject. erste declination.
305. geäußert habe. Der theorie nach entspringen ga-
mall, gömul, gamalt; thagall, thögul, thagalt; svipall, svi-
pul, svipalt; fagar, fögur, fagart; bitar, bitur, bitart.
Allein der gebrauch hat häufig das weibliche u unorga-
nisch auf das masc. und neutr. erstreckt und während
gamall, gömul, gamalt fortgelten, theils ein fagur, fö-
gur, fagurt; dapur, döpur, dapurt (wo der unumlaut
den misgriff beweist) bitur, bitur, biturt, [man schreibt
beßer im masc. und neutr. fagr, fagrt; bitr, bitrt] theils
ein umlautendes thögull, thögul, thögult eingeführt. Eine
andere abweichung ist, daß vesall und heilagr im fem.
umlautend st. assimilierend, vesöl, heilög st. vesul, hei-
lug heißen, als wäre ihr bildungsvocal ein wurzelhafter
(richtig in den compos. starfsamr, starfsöm etc.) -- 6) ab-
gesehen von dieser assimilation syncopieren mehrsilbige
auf al, ar den bildungsvocal vor vocalisch anhebender
flexion, also; gamlan (veterem) gömlum (veteri) gam-
lir etc. bitran, bitrum, st. gamalan, gömulum, bitaran,
bituru. In den flexionen -rar, -ri, -ri, -ra sollte wie
gamallar, gamalli, gamalla auch fagarrar, fagarri, fagarra
stehen; ich finde aber neben dem unorg. fagurrar, -ri,
-ra ein beßeres verkürztes fagrar, fagri, fagra. -- 7) die
mehrsilbigen auf -in, als: eiginn (proprius) steininn (la-
pideus) gyllinn (aureus) etc. bilden (nach anm. 4.) den
nom. sg. masc. richtig auf -inn, den gen. dat. fem. auf
-innar, inni; gen. pl. -inna. Eigenthümlich aber lau-
tet ihr nom. acc. neutr. auf -it statt -int (oben s. 307.);
ihr acc. malc. dem nom. gleich, auf -inn statt -inan,
z. b. steinit (lapideum) steininn (acc. m. statt steininan.)
Ob der dat. sg. steininum oder steinnum, der nom. pl.
steininir oder steinnir etc.? laße ich unentschieden; gyl-
linn hat gyllnum, gyllnir; doch silfrnum, silfrnir st.
silfrinum, silfrinir scheint zu hart. -- 8) mischformen
haben mikill und leitill, nämlich im neutr. mikit, leitit
(nicht mikilt, leitilt) als wäre die bildung mikinn, lei-
tinn; ebenso im acc. masc. mikinn, leitinn (nicht miklan,
litlan); alle übrigen casus folgen der form -il; leitill aber
kürzt merkwürdig seinen wurzelvocal, sobald der bild.
vocal ausfällt, dat. sg. litlum, litlu, pl. litlir (nic[ - 1 Zeichen fehlt]ht leit-
lum, leitlir); gen. sg. leitils, gen. pl. leitilla; dat. itlum.
heilagr fem. heilög pflegt im dat. sg. helgum, helgri,
helgu anzunehmen. Andere mischformen bei decl. der
participien.


II. altnord. ſtarkes adject. erſte declination.
305. geäußert habe. Der theorie nach entſpringen ga-
mall, gömul, gamalt; þagall, þögul, þagalt; ſvipall, ſvi-
pul, ſvipalt; fagar, fögur, fagart; bitar, bitur, bitart.
Allein der gebrauch hat häufig das weibliche u unorga-
niſch auf das maſc. und neutr. erſtreckt und während
gamall, gömul, gamalt fortgelten, theils ein fagur, fö-
gur, fagurt; dapur, döpur, dapurt (wo der unumlaut
den misgriff beweiſt) bitur, bitur, biturt, [man ſchreibt
beßer im maſc. und neutr. fagr, fagrt; bitr, bitrt] theils
ein umlautendes þögull, þögul, þögult eingeführt. Eine
andere abweichung iſt, daß veſall und heilagr im fem.
umlautend ſt. aſſimilierend, veſöl, heilög ſt. veſul, hei-
lug heißen, als wäre ihr bildungsvocal ein wurzelhafter
(richtig in den compoſ. ſtarfſamr, ſtarfſöm etc.) — 6) ab-
geſehen von dieſer aſſimilation ſyncopieren mehrſilbige
auf al, ar den bildungsvocal vor vocaliſch anhebender
flexion, alſo; gamlan (veterem) gömlum (veteri) gam-
lir etc. bitran, bitrum, ſt. gamalan, gömulum, bitaran,
bituru. In den flexionen -rar, -ri, -ri, -ra ſollte wie
gamallar, gamalli, gamalla auch fagarrar, fagarri, fagarra
ſtehen; ich finde aber neben dem unorg. fagurrar, -ri,
-ra ein beßeres verkürztes fagrar, fagri, fagra. — 7) die
mehrſilbigen auf -in, als: eiginn (proprius) ſteininn (la-
pideus) gyllinn (aureus) etc. bilden (nach anm. 4.) den
nom. ſg. maſc. richtig auf -inn, den gen. dat. fem. auf
-innar, inni; gen. pl. -inna. Eigenthümlich aber lau-
tet ihr nom. acc. neutr. auf -it ſtatt -int (oben ſ. 307.);
ihr acc. malc. dem nom. gleich, auf -inn ſtatt -inan,
z. b. ſteinit (lapideum) ſteininn (acc. m. ſtatt ſteininan.)
Ob der dat. ſg. ſteininum oder ſteinnum, der nom. pl.
ſteininir oder ſteinnir etc.? laße ich unentſchieden; gyl-
linn hat gyllnum, gyllnir; doch ſilfrnum, ſilfrnir ſt.
ſilfrinum, ſilfrinir ſcheint zu hart. — 8) miſchformen
haben mikill und lîtill, nämlich im neutr. mikit, lîtit
(nicht mikilt, lîtilt) als wäre die bildung mikinn, lî-
tinn; ebenſo im acc. maſc. mikinn, lîtinn (nicht miklan,
litlan); alle übrigen caſus folgen der form -il; lîtill aber
kürzt merkwürdig ſeinen wurzelvocal, ſobald der bild.
vocal ausfällt, dat. ſg. litlum, litlu, pl. litlir (nic[ – 1 Zeichen fehlt]ht lît-
lum, lîtlir); gen. ſg. lîtils, gen. pl. lîtilla; dat. itlum.
heilagr fem. heilög pflegt im dat. ſg. helgum, helgri,
helgu anzunehmen. Andere miſchformen bei decl. der
participien.


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[741/0767] II. altnord. ſtarkes adject. erſte declination. 305. geäußert habe. Der theorie nach entſpringen ga- mall, gömul, gamalt; þagall, þögul, þagalt; ſvipall, ſvi- pul, ſvipalt; fagar, fögur, fagart; bitar, bitur, bitart. Allein der gebrauch hat häufig das weibliche u unorga- niſch auf das maſc. und neutr. erſtreckt und während gamall, gömul, gamalt fortgelten, theils ein fagur, fö- gur, fagurt; dapur, döpur, dapurt (wo der unumlaut den misgriff beweiſt) bitur, bitur, biturt, [man ſchreibt beßer im maſc. und neutr. fagr, fagrt; bitr, bitrt] theils ein umlautendes þögull, þögul, þögult eingeführt. Eine andere abweichung iſt, daß veſall und heilagr im fem. umlautend ſt. aſſimilierend, veſöl, heilög ſt. veſul, hei- lug heißen, als wäre ihr bildungsvocal ein wurzelhafter (richtig in den compoſ. ſtarfſamr, ſtarfſöm etc.) — 6) ab- geſehen von dieſer aſſimilation ſyncopieren mehrſilbige auf al, ar den bildungsvocal vor vocaliſch anhebender flexion, alſo; gamlan (veterem) gömlum (veteri) gam- lir etc. bitran, bitrum, ſt. gamalan, gömulum, bitaran, bituru. In den flexionen -rar, -ri, -ri, -ra ſollte wie gamallar, gamalli, gamalla auch fagarrar, fagarri, fagarra ſtehen; ich finde aber neben dem unorg. fagurrar, -ri, -ra ein beßeres verkürztes fagrar, fagri, fagra. — 7) die mehrſilbigen auf -in, als: eiginn (proprius) ſteininn (la- pideus) gyllinn (aureus) etc. bilden (nach anm. 4.) den nom. ſg. maſc. richtig auf -inn, den gen. dat. fem. auf -innar, inni; gen. pl. -inna. Eigenthümlich aber lau- tet ihr nom. acc. neutr. auf -it ſtatt -int (oben ſ. 307.); ihr acc. malc. dem nom. gleich, auf -inn ſtatt -inan, z. b. ſteinit (lapideum) ſteininn (acc. m. ſtatt ſteininan.) Ob der dat. ſg. ſteininum oder ſteinnum, der nom. pl. ſteininir oder ſteinnir etc.? laße ich unentſchieden; gyl- linn hat gyllnum, gyllnir; doch ſilfrnum, ſilfrnir ſt. ſilfrinum, ſilfrinir ſcheint zu hart. — 8) miſchformen haben mikill und lîtill, nämlich im neutr. mikit, lîtit (nicht mikilt, lîtilt) als wäre die bildung mikinn, lî- tinn; ebenſo im acc. maſc. mikinn, lîtinn (nicht miklan, litlan); alle übrigen caſus folgen der form -il; lîtill aber kürzt merkwürdig ſeinen wurzelvocal, ſobald der bild. vocal ausfällt, dat. ſg. litlum, litlu, pl. litlir (nic_ht lît- lum, lîtlir); gen. ſg. lîtils, gen. pl. lîtilla; dat. itlum. heilagr fem. heilög pflegt im dat. ſg. helgum, helgri, helgu anzunehmen. Andere miſchformen bei decl. der participien.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 741. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/767>, abgerufen am 22.11.2024.