verte ab. Ich sehe hier keine apocope des tonlosen flexions- vocals (wie in decl. 1. anm. 2.) und zwar a) weil bei apocope, wenigstens des stummen e, der wurzelumlaut bleibt; es heißt z. b. ner, her (alth. nerei, heri) nicht nar, har; hier aber umgekehrt vruht, tat, vart, not und nicht vrüht, vert, taet, noet. b) weil die in gleichem buchstabenverhältniß befindlichen nom. gen. acc. pl. das e nie ablegen (kein tat, vart für taete facta, verte itinera). g) weil die, folglich bloß den sg. angehende indeclina- bilität spurweise bereits im alth. vorkam (oben s. 620. no. 4. 630. no. 3.) wo an keine apocope des unbetonten casus vocals zu denken ist. d) weil dies e im neuh. nothwendig wegfällt, nicht bloß, wie das tonlose, wegfallen kann. -- 4) vom fem. art (natura, cultura, genus) finde ich nur die unveränderliche form des sg;., niemahls den gen. dat. erte; daneben bedienen sich dieselben denkmähler wechselnd und häufiger des masc. art, ardes, arde, [wie im angels, eard] doch auch nicht im pl. Letzteres scheint mir stets die bedeutung von genus, indoles zu besitzen, während das fem. zu- gleich den abstracten begriff von modus (art und weise) ausdrückt. -- 5) ich zähle noch die nur im sg. und ganz unveränderlich vorkommende form -ein hierher: küni- gein, meisterein, herzogein etc.; kürzung der daneben gül- tigen form -inne (erste st. decl. no. 5). Insofern auch -in eintritt, dürste dieses der ersten decl. angehören und wie küchen, versen beurtheilt werden; vgl. oben s. 368. und unten die dritte schwache decl.
verte ab. Ich ſehe hier keine apocope des tonloſen flexions- vocals (wie in decl. 1. anm. 2.) und zwar α) weil bei apocope, wenigſtens des ſtummen e, der wurzelumlaut bleibt; es heißt z. b. ner, her (alth. nerî, heri) nicht nar, har; hier aber umgekehrt vruht, tât, vart, nôt und nicht vrüht, vert, tæt, nœt. β) weil die in gleichem buchſtabenverhältniß befindlichen nom. gen. acc. pl. das e nie ablegen (kein tât, vart für tæte facta, verte itinera). γ) weil die, folglich bloß den ſg. angehende indeclina- bilität ſpurweiſe bereits im alth. vorkam (oben ſ. 620. no. 4. 630. no. 3.) wo an keine apocope des unbetonten caſus vocals zu denken iſt. δ) weil dies e im neuh. nothwendig wegfällt, nicht bloß, wie das tonloſe, wegfallen kann. — 4) vom fem. art (natura, cultura, genus) finde ich nur die unveränderliche form des ſg;., niemahls den gen. dat. erte; daneben bedienen ſich dieſelben denkmähler wechſelnd und häufiger des maſc. art, ardes, arde, [wie im angelſ, ëard] doch auch nicht im pl. Letzteres ſcheint mir ſtets die bedeutung von genus, indoles zu beſitzen, während das fem. zu- gleich den abſtracten begriff von modus (art und weiſe) ausdrückt. — 5) ich zähle noch die nur im ſg. und ganz unveränderlich vorkommende form -în hierher: küni- gîn, meiſterîn, hërzogîn etc.; kürzung der daneben gül- tigen form -inne (erſte ſt. decl. no. 5). Inſofern auch -in eintritt, dürſte dieſes der erſten decl. angehören und wie küchen, vërſen beurtheilt werden; vgl. oben ſ. 368. und unten die dritte ſchwache decl.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0704"n="678"/><fwplace="top"type="header">II. <hirendition="#i">mittelh. ſubſt. ſtarkes neutr. erſte decl.</hi></fw><lb/>
verte ab. Ich ſehe hier keine apocope des tonloſen flexions-<lb/>
vocals (wie in decl. 1. anm. 2.) und zwar <hirendition="#i">α</hi>) weil bei<lb/>
apocope, wenigſtens des ſtummen e, der wurzelumlaut<lb/><hirendition="#i">bleibt;</hi> es heißt z. b. ner, her (alth. nerî, heri) nicht<lb/>
nar, har; hier aber umgekehrt vruht, tât, vart, nôt und<lb/>
nicht vrüht, vert, tæt, nœt. <hirendition="#i">β</hi>) weil die in gleichem<lb/>
buchſtabenverhältniß befindlichen nom. gen. acc. pl. das<lb/>
e nie ablegen (kein tât, vart für tæte facta, verte itinera).<lb/><hirendition="#i">γ</hi>) weil die, folglich bloß den ſg. angehende indeclina-<lb/>
bilität ſpurweiſe bereits im alth. vorkam (oben ſ. 620.<lb/>
no. 4. 630. no. 3.) wo an keine apocope des unbetonten<lb/>
caſus vocals zu denken iſt. <hirendition="#i">δ</hi>) weil dies e im neuh.<lb/>
nothwendig wegfällt, nicht bloß, wie das tonloſe,<lb/>
wegfallen <hirendition="#i">kann</hi>. — 4) vom fem. <hirendition="#i">art</hi> (natura, cultura,<lb/>
genus) finde ich nur die unveränderliche form des<lb/>ſg;., niemahls den gen. dat. erte; daneben bedienen<lb/>ſich dieſelben denkmähler wechſelnd und häufiger des<lb/>
maſc. <hirendition="#i">art</hi>, ardes, arde, [wie im angelſ, ëard] doch auch<lb/>
nicht im pl. Letzteres ſcheint mir ſtets die bedeutung<lb/>
von genus, indoles zu beſitzen, während das fem. zu-<lb/>
gleich den abſtracten begriff von modus (art und weiſe)<lb/>
ausdrückt. — 5) ich zähle noch die nur im ſg. und ganz<lb/>
unveränderlich vorkommende form <hirendition="#i">-în</hi> hierher: küni-<lb/>
gîn, meiſterîn, hërzogîn etc.; kürzung der daneben gül-<lb/>
tigen form <hirendition="#i">-inne</hi> (erſte ſt. decl. no. 5). Inſofern auch<lb/><hirendition="#i">-in</hi> eintritt, dürſte dieſes der erſten decl. angehören und<lb/>
wie küchen, vërſen beurtheilt werden; vgl. oben ſ. 368.<lb/>
und unten die dritte ſchwache decl.</p></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#i">Starkes neutrum, erſte declination.</hi></head><lb/><table><row><cell>beiſpiel: wort</cell><cell>pl. wort</cell></row><row><cell>wort-es</cell><cell>wort-e</cell></row><row><cell>wort-e</cell><cell>wort-en</cell></row><row><cell>wort</cell><cell>wort</cell></row><lb/></table><p>1) einfache: âs (cadaver) bal, -lles (pila) Wigal. 199.<lb/>
bant, -des (vinclum) barn (infans) bat, -des (balneum)<lb/>
blat, -tes (folium) bloch (truncus) brôt (panis) bunt,<lb/>
-des (pellis) buoch (liber) dach (tectum) diech, -hes (ſemur)<lb/>
dinc, -ges (res) gëlt (praeſtatio) glas (vitrum) golt (aurum)<lb/>
abgot (idolum) gôƷ (junctura tecti) Triſt. 122<hirendition="#sup">c</hi> 124<hirendition="#sup">a</hi> grap,<lb/>
-bes (ſepulcr.) gras (gramen) guot (bonum) hap. -bes<lb/>
(portus) Parc. 187<hirendition="#sup">a</hi> hâr (crinis) heil (ſalus) horn (cornu)<lb/>
hûs (domus) huon (pullus) jâr (annus) îs (glacies) kar<lb/>
(vas) kint, -des (infans) kleit, -des (veſtis) krût (herba)<lb/>
lamp, -bes (agnus) lant, -des (terra) liet, -des (carmen)<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[678/0704]
II. mittelh. ſubſt. ſtarkes neutr. erſte decl.
verte ab. Ich ſehe hier keine apocope des tonloſen flexions-
vocals (wie in decl. 1. anm. 2.) und zwar α) weil bei
apocope, wenigſtens des ſtummen e, der wurzelumlaut
bleibt; es heißt z. b. ner, her (alth. nerî, heri) nicht
nar, har; hier aber umgekehrt vruht, tât, vart, nôt und
nicht vrüht, vert, tæt, nœt. β) weil die in gleichem
buchſtabenverhältniß befindlichen nom. gen. acc. pl. das
e nie ablegen (kein tât, vart für tæte facta, verte itinera).
γ) weil die, folglich bloß den ſg. angehende indeclina-
bilität ſpurweiſe bereits im alth. vorkam (oben ſ. 620.
no. 4. 630. no. 3.) wo an keine apocope des unbetonten
caſus vocals zu denken iſt. δ) weil dies e im neuh.
nothwendig wegfällt, nicht bloß, wie das tonloſe,
wegfallen kann. — 4) vom fem. art (natura, cultura,
genus) finde ich nur die unveränderliche form des
ſg;., niemahls den gen. dat. erte; daneben bedienen
ſich dieſelben denkmähler wechſelnd und häufiger des
maſc. art, ardes, arde, [wie im angelſ, ëard] doch auch
nicht im pl. Letzteres ſcheint mir ſtets die bedeutung
von genus, indoles zu beſitzen, während das fem. zu-
gleich den abſtracten begriff von modus (art und weiſe)
ausdrückt. — 5) ich zähle noch die nur im ſg. und ganz
unveränderlich vorkommende form -în hierher: küni-
gîn, meiſterîn, hërzogîn etc.; kürzung der daneben gül-
tigen form -inne (erſte ſt. decl. no. 5). Inſofern auch
-in eintritt, dürſte dieſes der erſten decl. angehören und
wie küchen, vërſen beurtheilt werden; vgl. oben ſ. 368.
und unten die dritte ſchwache decl.
Starkes neutrum, erſte declination.
beiſpiel: wort pl. wort
wort-es wort-e
wort-e wort-en
wort wort
1) einfache: âs (cadaver) bal, -lles (pila) Wigal. 199.
bant, -des (vinclum) barn (infans) bat, -des (balneum)
blat, -tes (folium) bloch (truncus) brôt (panis) bunt,
-des (pellis) buoch (liber) dach (tectum) diech, -hes (ſemur)
dinc, -ges (res) gëlt (praeſtatio) glas (vitrum) golt (aurum)
abgot (idolum) gôƷ (junctura tecti) Triſt. 122c 124a grap,
-bes (ſepulcr.) gras (gramen) guot (bonum) hap. -bes
(portus) Parc. 187a hâr (crinis) heil (ſalus) horn (cornu)
hûs (domus) huon (pullus) jâr (annus) îs (glacies) kar
(vas) kint, -des (infans) kleit, -des (veſtis) krût (herba)
lamp, -bes (agnus) lant, -des (terra) liet, -des (carmen)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 678. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/704>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.