(T) an- und inlautend dem hochd. z und ß entspre- chend *), ausgenommen a) inclination bewirkt t für d (s. 486.) als:mettien, uptien, nochtan st. met dien, up dien, noch dan, bantse (ligavit eos) Rein. 357. icte (ich die) Stoke 2, 437. b) desgl. syncope, als: goets, viants, hoveta (Maerl. 2. 25.) diefte (furtum Rein. 335.) maecte, mintsten (Rein. 337.) etc. statt goedes, viandes, hovedes, dievede, makede, mindesten. -- Der auslaut t. bedentet, wie vorhin gesagt, drei organische und zwei mittelh. laute. Das t aufgenommener fremder wörter bekommt daher in beiden mundarten ganz verschiedene gegen- reime, z. b. baraet (fraus): laet (sine) baraten:verwaten, martinet:bet, gheset (Rein. 286. 309. 310.); mittelh. pa- rat nicht auf laß, paraten nicht auf verwaßen etc. Ein probierstein für undeutsche wörter, z. b. das mittelh. rote oder rotte (cohors, oben s. 417. 418.) verlangt, wäre es einheimisch, ein niederl. rode, rodde, es heißt aber rote (:lote, sorte reimig Maerl. 3, 3, der pl. roten häu- fig:goten, gothones oder besloten, scoten 1, 29. 114. 3. 347. 349. 351.); umgekehrt ließe das niederl. rote auf ein hochd. roße schließen, statt dessen uns rote, rotte begegnet. Es ist folglich fremdes ursprungs (Roquef. v. rote) und insgemein, wo sich einzelne laute dem re- gelmäßigen wechsel deutscher mundarten nicht fügen, gilt vermuthung eines ausländischen wortes. Dieser grundsatz leidet nur besonders zu erweisende ausnah- men, dergleichen wir s. 394. beim hochd. winter, man- tel (auch niederl. ebenso) wahrnahmen. Hier war die anomalie im hochd., eine niederländ. unregelmäßigkeit vermuthe ich in bate (fem. lucrum, auxilium) ombate (detrimentum) welches auf vorsate (antecessor) laten reimt (Maerl. 2, 245. 323.) und doch bade, ombade lau- ten sollte, wenn es mit dem sächs. gibada, bade richtig ist (s. 204. 464.). Mit t. geschrieben scheint es dem stamme bat (melius) beter (melior) verwandt.
(D) an- und inl. dem goth. d und th, folglich dem hochd. t und d parallel (womit in liq. verbind. das mittelh. schwanken zwischen t und d abgeschnitten ist; hier gilt überall d); mangelt den übrigen mundarten der
*)Bleten (balare, : gheten, capris und gheblet balatus:bet momordi Rein. 235. 236.) angels. blaetan, verlangt ein hochd. bleißen, wofür aber merkwürdig bleren (früher bleiren, goth. blaizan?) gilt; auch der clevische Teutonista gibt bleren.
I. mittelniederländiſche conſonanten. linguales.
(T) an- und inlautend dem hochd. z und Ʒ entſpre- chend *), ausgenommen a) inclination bewirkt t für d (ſ. 486.) als:mettien, uptien, nochtan ſt. mët dien, up dien, noch dan, bantſe (ligavit eos) Rein. 357. icte (ich die) Stoke 2, 437. b) desgl. ſyncope, als: goets, viants, hoveta (Maerl. 2. 25.) diefte (furtum Rein. 335.) maecte, mintſten (Rein. 337.) etc. ſtatt goedes, viandes, hovedes, dievede, makede, mindeſten. — Der auslaut t. bedentet, wie vorhin geſagt, drei organiſche und zwei mittelh. laute. Das t aufgenommener fremder wörter bekommt daher in beiden mundarten ganz verſchiedene gegen- reime, z. b. baraet (fraus): laet (ſine) baraten:verwaten, martinët:bët, gheſët (Rein. 286. 309. 310.); mittelh. pâ- rât nicht auf lâƷ, pârâten nicht auf verwâƷen etc. Ein probierſtein für undeutſche wörter, z. b. das mittelh. rote oder rotte (cohors, oben ſ. 417. 418.) verlangt, wäre es einheimiſch, ein niederl. rode, rodde, es heißt aber rote (:lote, ſorte reimig Maerl. 3, 3, der pl. roten häu- fig:goten, gothones oder beſloten, ſcoten 1, 29. 114. 3. 347. 349. 351.); umgekehrt ließe das niederl. rote auf ein hochd. rôƷe ſchließen, ſtatt deſſen uns rote, rotte begegnet. Es iſt folglich fremdes urſprungs (Roquef. v. rote) und insgemein, wo ſich einzelne laute dem re- gelmäßigen wechſel deutſcher mundarten nicht fügen, gilt vermuthung eines ausländiſchen wortes. Dieſer grundſatz leidet nur beſonders zu erweiſende ausnah- men, dergleichen wir ſ. 394. beim hochd. winter, man- tel (auch niederl. ebenſo) wahrnahmen. Hier war die anomalie im hochd., eine niederländ. unregelmäßigkeit vermuthe ich in bate (fem. lucrum, auxilium) ombate (detrimentum) welches auf vorſate (anteceſſor) laten reimt (Maerl. 2, 245. 323.) und doch bade, ombade lau- ten ſollte, wenn es mit dem ſächſ. gibada, bade richtig iſt (ſ. 204. 464.). Mit t. geſchrieben ſcheint es dem ſtamme bat (melius) bëter (melior) verwandt.
(D) an- und inl. dem goth. d und þ, folglich dem hochd. t und d parallel (womit in liq. verbind. das mittelh. ſchwanken zwiſchen t und d abgeſchnitten iſt; hier gilt überall d); mangelt den übrigen mundarten der
*)Blêten (balare, : ghêten, capris und gheblêt balatus:bêt momordi Rein. 235. 236.) angelſ. blætan, verlangt ein hochd. bleiƷen, wofür aber merkwürdig blêren (früher bleiren, goth. blaizan?) gilt; auch der cleviſche Teutoniſta gibt blêren.
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[494/0520]
I. mittelniederländiſche conſonanten. linguales.
(T) an- und inlautend dem hochd. z und Ʒ entſpre-
chend *), ausgenommen a) inclination bewirkt t für d
(ſ. 486.) als:mettien, uptien, nochtan ſt. mët dien, up
dien, noch dan, bantſe (ligavit eos) Rein. 357. icte (ich
die) Stoke 2, 437. b) desgl. ſyncope, als: goets, viants,
hoveta (Maerl. 2. 25.) diefte (furtum Rein. 335.) maecte,
mintſten (Rein. 337.) etc. ſtatt goedes, viandes, hovedes,
dievede, makede, mindeſten. — Der auslaut t. bedentet,
wie vorhin geſagt, drei organiſche und zwei mittelh.
laute. Das t aufgenommener fremder wörter bekommt
daher in beiden mundarten ganz verſchiedene gegen-
reime, z. b. baraet (fraus): laet (ſine) baraten:verwaten,
martinët:bët, gheſët (Rein. 286. 309. 310.); mittelh. pâ-
rât nicht auf lâƷ, pârâten nicht auf verwâƷen etc. Ein
probierſtein für undeutſche wörter, z. b. das mittelh.
rote oder rotte (cohors, oben ſ. 417. 418.) verlangt, wäre
es einheimiſch, ein niederl. rode, rodde, es heißt aber
rote (:lote, ſorte reimig Maerl. 3, 3, der pl. roten häu-
fig:goten, gothones oder beſloten, ſcoten 1, 29. 114. 3.
347. 349. 351.); umgekehrt ließe das niederl. rote auf
ein hochd. rôƷe ſchließen, ſtatt deſſen uns rote, rotte
begegnet. Es iſt folglich fremdes urſprungs (Roquef. v.
rote) und insgemein, wo ſich einzelne laute dem re-
gelmäßigen wechſel deutſcher mundarten nicht fügen,
gilt vermuthung eines ausländiſchen wortes. Dieſer
grundſatz leidet nur beſonders zu erweiſende ausnah-
men, dergleichen wir ſ. 394. beim hochd. winter, man-
tel (auch niederl. ebenſo) wahrnahmen. Hier war die
anomalie im hochd., eine niederländ. unregelmäßigkeit
vermuthe ich in bate (fem. lucrum, auxilium) ombate
(detrimentum) welches auf vorſate (anteceſſor) laten
reimt (Maerl. 2, 245. 323.) und doch bade, ombade lau-
ten ſollte, wenn es mit dem ſächſ. gibada, bade richtig
iſt (ſ. 204. 464.). Mit t. geſchrieben ſcheint es dem
ſtamme bat (melius) bëter (melior) verwandt.
(D) an- und inl. dem goth. d und þ, folglich dem
hochd. t und d parallel (womit in liq. verbind. das
mittelh. ſchwanken zwiſchen t und d abgeſchnitten iſt;
hier gilt überall d); mangelt den übrigen mundarten der
*) Blêten (balare, : ghêten, capris und gheblêt balatus:bêt
momordi Rein. 235. 236.) angelſ. blætan, verlangt ein hochd.
bleiƷen, wofür aber merkwürdig blêren (früher bleiren,
goth. blaizan?) gilt; auch der cleviſche Teutoniſta gibt
blêren.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/520>, abgerufen am 22.11.2024.
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