durch das angels. arn (und nicht earn, s. 223.) entschul- digen, weil es, wie dieses fur ran, für trat steht.
(AI) nicht niederländisch, nur in einigen fremden wörtern als pais (pax) paiment, pallais (palatium) u. a.; übrigens vom triphth. aei zu unterscheiden. Die spä- tere clever mundart setzt ai für ae (jair, clair) so wie oi für oe.
(AU) au behauptet sich in einigen fällen 1) in der verbindung ouw setzen verschiedene handschriften noch auw (z. b. Rein.), belege unten beim w; und selbst solche, die ouw schreiben, haben auslautend bei apo- copiertem w nicht ou, sondern au, vgl. dau (ros) rau (poenituit) blau (caedit) Maerl. 1, 174. 2, 140. 205. -- 2) statt des aus alt entspringenden out zeigt sich bis- weilen das richtigere aut (s. 467.) -- 3) von auw das triphth. aeuw zu scheiden; belege beim w.
(EI) findet statt 1) als altes gewöhnlich durch e ver- drungenes ei, neben jenem, zumeist in der form ede, eide, nicht dialectisch, sondern in denselben quellen, vgl. weide (pabulum) beide, heide (campus) heiden, versceiden im reim auf seide (dixit) leide (posuit) lamfreide Maerl. 1, 37. 43. 99. 149. Rein. 296. 301. 317. Anderemahl stehet bede, sceden, lede (duco) (wahrscheinlicher als bede, lede, sceden, oben s. 475. (und ebenso wechseln hameide (repagulum, mittelh. hameit) galeide fosseide (altfranz. galee, fossee) mit hamede, galede; rene (pure) mit reine (:seine, sequana, Stocke 3, 69.). Außerdem finde ich mit ei, nicht mit e, heilech (sanctus) heimelic (se- cretus) keiser (caesar) und selbst für e in einde (finis). Merkwürdig eist f. es het, analog dem waest f. was het. -- 2) ei aus eg entspringt in seit (dicit) seide (dixit) leide (posuit) seine (benedicat) reine (pluat) seil (velum) ei (ovum) neien (hinnire, Maerl. 1, 196. altn. hneggja, vgl. oben s. 327.) -- 3) fremde wörter: lamfreit (lanfroi) jofreit (jeofroi) reinaert (reinard, renard, d. i. reginhart) cheins (census) peinsen (neben pensen, cogitare) veinsen (fingere) veinster (fenestra) reimeren (redimere Maerl. 2, 294. Huyd. op St. 1, 126. vgl. Roquef. v. reimbrer) und gewiß noch andere.
(EU) ganz entbehrlich und findet sich nur zuweilen statt des (aus organischem u) entspringenden kurzen o, daher ihm ein mittelh. u entspricht. Beßer und alter- thümlicher wird o geschrieben, z. b. joghet (juventus)
I. mittelniederländiſche vocale.
durch das angelſ. arn (und nicht ëarn, ſ. 223.) entſchul- digen, weil es, wie dieſes fur ran, für trat ſteht.
(AI) nicht niederländiſch, nur in einigen fremden wörtern als pais (pax) paiment, pallais (palatium) u. a.; übrigens vom triphth. aei zu unterſcheiden. Die ſpä- tere clever mundart ſetzt ai für ae (jair, clair) ſo wie oi für oe.
(AU) au behauptet ſich in einigen fällen 1) in der verbindung ouw ſetzen verſchiedene handſchriften noch auw (z. b. Rein.), belege unten beim w; und ſelbſt ſolche, die ouw ſchreiben, haben auslautend bei apo- copiertem w nicht ou, ſondern au, vgl. dau (ros) rau (poenituit) blau (caedit) Maerl. 1, 174. 2, 140. 205. — 2) ſtatt des aus alt entſpringenden out zeigt ſich bis- weilen das richtigere aut (ſ. 467.) — 3) von auw das triphth. aeuw zu ſcheiden; belege beim w.
(EI) findet ſtatt 1) als altes gewöhnlich durch ê ver- drungenes ei, neben jenem, zumeiſt in der form êde, eide, nicht dialectiſch, ſondern in denſelben quellen, vgl. weide (pabulum) beide, heide (campus) heiden, verſceiden im reim auf ſeide (dixit) leide (poſuit) lamfreide Maerl. 1, 37. 43. 99. 149. Rein. 296. 301. 317. Anderemahl ſtehet bêde, ſcêden, lêde (duco) (wahrſcheinlicher als bëde, lëde, ſcëden, oben ſ. 475. (und ebenſo wechſeln hameide (repagulum, mittelh. hâmît) galeide foſſeide (altfranz. galée, foſſée) mit hamêde, galêde; rêne (pure) mit reine (:ſeine, ſequana, Stocke 3, 69.). Außerdem finde ich mit ei, nicht mit ê, heilech (ſanctus) heimelic (ſe- cretus) keiſer (caeſar) und ſelbſt für ë in einde (finis). Merkwürdig eiſt f. ës hët, analog dem waeſt f. was hët. — 2) ei aus eg entſpringt in ſeit (dicit) ſeide (dixit) leide (poſuit) ſeine (benedicat) reine (pluat) ſeil (velum) ei (ovum) neien (hinnire, Maerl. 1, 196. altn. hneggja, vgl. oben ſ. 327.) — 3) fremde wörter: lamfreit (lanfroi) jofreit (jeofroi) reinaert (reinard, rênard, d. i. reginhart) cheins (cenſus) peinſen (neben penſen, cogitare) veinſen (fingere) veinſter (feneſtra) reimêren (redimere Maerl. 2, 294. Huyd. op St. 1, 126. vgl. Roquef. v. reimbrer) und gewiß noch andere.
(EU) ganz entbehrlich und findet ſich nur zuweilen ſtatt des (aus organiſchem u) entſpringenden kurzen o, daher ihm ein mittelh. u entſpricht. Beßer und alter- thümlicher wird o geſchrieben, z. b. joghet (juventus)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0505"n="479"/><fwplace="top"type="header">I. <hirendition="#i">mittelniederländiſche vocale.</hi></fw><lb/>
durch das angelſ. arn (und nicht ëarn, ſ. 223.) entſchul-<lb/>
digen, weil es, wie dieſes fur ran, für trat ſteht.</p><lb/><p>(AI) nicht niederländiſch, nur in einigen fremden<lb/>
wörtern als pais (pax) paiment, pallais (palatium) u. a.;<lb/>
übrigens vom triphth. <hirendition="#i">aei</hi> zu unterſcheiden. Die ſpä-<lb/>
tere clever mundart ſetzt ai für ae (jair, clair) ſo wie<lb/>
oi für oe.</p><lb/><p>(AU) <hirendition="#i">au</hi> behauptet ſich in einigen fällen 1) in der<lb/>
verbindung <hirendition="#i">ouw</hi>ſetzen verſchiedene handſchriften noch<lb/><hirendition="#i">auw</hi> (z. b. Rein.), belege unten beim w; und ſelbſt<lb/>ſolche, die ouw ſchreiben, haben auslautend bei apo-<lb/>
copiertem w nicht ou, ſondern au, vgl. dau (ros) rau<lb/>
(poenituit) blau (caedit) Maerl. 1, 174. 2, 140. 205. —<lb/>
2) ſtatt des aus <hirendition="#i">alt</hi> entſpringenden <hirendition="#i">out</hi> zeigt ſich bis-<lb/>
weilen das richtigere <hirendition="#i">aut</hi> (ſ. 467.) — 3) von <hirendition="#i">auw</hi> das<lb/>
triphth. <hirendition="#i">aeuw</hi> zu ſcheiden; belege beim w.</p><lb/><p>(EI) findet ſtatt 1) als altes gewöhnlich durch ê ver-<lb/>
drungenes <hirendition="#i">ei</hi>, neben jenem, zumeiſt in der form êde, eide,<lb/>
nicht dialectiſch, ſondern in denſelben quellen, vgl. weide<lb/>
(pabulum) beide, heide (campus) heiden, verſceiden im<lb/>
reim auf ſeide (dixit) leide (poſuit) lamfreide Maerl. 1, 37.<lb/>
43. 99. 149. Rein. 296. 301. 317. Anderemahl ſtehet<lb/>
bêde, ſcêden, lêde (duco) (wahrſcheinlicher als bëde,<lb/>
lëde, ſcëden, oben ſ. 475. (und ebenſo wechſeln hameide<lb/>
(repagulum, mittelh. hâmît) galeide foſſeide (altfranz.<lb/>
galée, foſſée) mit hamêde, galêde; rêne (pure) mit<lb/>
reine (:ſeine, ſequana, Stocke 3, 69.). Außerdem finde<lb/>
ich mit <hirendition="#i">ei</hi>, nicht mit ê, heilech (ſanctus) heimelic (ſe-<lb/>
cretus) keiſer (caeſar) und ſelbſt für ë in einde (finis).<lb/>
Merkwürdig eiſt f. ës hët, analog dem waeſt f. was<lb/>
hët. — 2) <hirendition="#i">ei</hi> aus <hirendition="#i">eg</hi> entſpringt in ſeit (dicit) ſeide (dixit)<lb/>
leide (poſuit) ſeine (benedicat) reine (pluat) ſeil (velum)<lb/>
ei (ovum) neien (hinnire, Maerl. 1, 196. altn. hneggja,<lb/>
vgl. oben ſ. 327.) — 3) fremde wörter: lamfreit (lanfroi)<lb/>
jofreit (jeofroi) reinaert (reinard, rênard, d. i. reginhart)<lb/>
cheins (cenſus) peinſen (neben penſen, cogitare) veinſen<lb/>
(fingere) veinſter (feneſtra) reimêren (redimere Maerl.<lb/>
2, 294. Huyd. op St. 1, 126. vgl. Roquef. v. reimbrer)<lb/>
und gewiß noch andere.</p><lb/><p>(EU) ganz entbehrlich und findet ſich nur zuweilen<lb/>ſtatt des (aus organiſchem u) entſpringenden kurzen o,<lb/>
daher ihm ein mittelh. u entſpricht. Beßer und alter-<lb/>
thümlicher wird o geſchrieben, z. b. joghet (juventus)<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[479/0505]
I. mittelniederländiſche vocale.
durch das angelſ. arn (und nicht ëarn, ſ. 223.) entſchul-
digen, weil es, wie dieſes fur ran, für trat ſteht.
(AI) nicht niederländiſch, nur in einigen fremden
wörtern als pais (pax) paiment, pallais (palatium) u. a.;
übrigens vom triphth. aei zu unterſcheiden. Die ſpä-
tere clever mundart ſetzt ai für ae (jair, clair) ſo wie
oi für oe.
(AU) au behauptet ſich in einigen fällen 1) in der
verbindung ouw ſetzen verſchiedene handſchriften noch
auw (z. b. Rein.), belege unten beim w; und ſelbſt
ſolche, die ouw ſchreiben, haben auslautend bei apo-
copiertem w nicht ou, ſondern au, vgl. dau (ros) rau
(poenituit) blau (caedit) Maerl. 1, 174. 2, 140. 205. —
2) ſtatt des aus alt entſpringenden out zeigt ſich bis-
weilen das richtigere aut (ſ. 467.) — 3) von auw das
triphth. aeuw zu ſcheiden; belege beim w.
(EI) findet ſtatt 1) als altes gewöhnlich durch ê ver-
drungenes ei, neben jenem, zumeiſt in der form êde, eide,
nicht dialectiſch, ſondern in denſelben quellen, vgl. weide
(pabulum) beide, heide (campus) heiden, verſceiden im
reim auf ſeide (dixit) leide (poſuit) lamfreide Maerl. 1, 37.
43. 99. 149. Rein. 296. 301. 317. Anderemahl ſtehet
bêde, ſcêden, lêde (duco) (wahrſcheinlicher als bëde,
lëde, ſcëden, oben ſ. 475. (und ebenſo wechſeln hameide
(repagulum, mittelh. hâmît) galeide foſſeide (altfranz.
galée, foſſée) mit hamêde, galêde; rêne (pure) mit
reine (:ſeine, ſequana, Stocke 3, 69.). Außerdem finde
ich mit ei, nicht mit ê, heilech (ſanctus) heimelic (ſe-
cretus) keiſer (caeſar) und ſelbſt für ë in einde (finis).
Merkwürdig eiſt f. ës hët, analog dem waeſt f. was
hët. — 2) ei aus eg entſpringt in ſeit (dicit) ſeide (dixit)
leide (poſuit) ſeine (benedicat) reine (pluat) ſeil (velum)
ei (ovum) neien (hinnire, Maerl. 1, 196. altn. hneggja,
vgl. oben ſ. 327.) — 3) fremde wörter: lamfreit (lanfroi)
jofreit (jeofroi) reinaert (reinard, rênard, d. i. reginhart)
cheins (cenſus) peinſen (neben penſen, cogitare) veinſen
(fingere) veinſter (feneſtra) reimêren (redimere Maerl.
2, 294. Huyd. op St. 1, 126. vgl. Roquef. v. reimbrer)
und gewiß noch andere.
(EU) ganz entbehrlich und findet ſich nur zuweilen
ſtatt des (aus organiſchem u) entſpringenden kurzen o,
daher ihm ein mittelh. u entſpricht. Beßer und alter-
thümlicher wird o geſchrieben, z. b. joghet (juventus)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/505>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.