Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.I. mittelhochdeutsche consonanten. gutturales. delt sich h beständig in ch (vorhin s. 427.); mehr zu er-wägen gibt das inlautende; a) es steht zwischen zwei vo- calen nach langem und kurzem. Letzteres in:ahen. rahen. slahen. trahen. twahen (oben s. 341.) zaher (eini- gen vielleicht zaher lacrima) jehen. sehen. brehen. ge- schehen. spehen. zehen (decem) sweher (assinis) heher (graculus) gihe (fateor) sihe (video) vihe (pecus) lihe (commodarem) rihe (figerem) gedihe. zihe. vohe (vul- pes f.) geflohen. fluhen (fugerunt). Häufiger nach lan- gem voc. in:dahe (argilla, neub. thou) vahen. gahen. hahen. nahen. smahen. jahen. sahen. geschahen, und deren umlaut ae; ferner in waehe. zaehe. spaehe. smaehe. naehe und den verbis waehen (ornare) smaehen (vitupe- rare) baehen (torrere) draehen (fragrare) braehen (intelli- gere? Parc. 4[ - 1 Zeichen fehlt]c) lehen. vehen. flehen. zehe. zeihen. leihen. reihen. gedeihen. weihen (consecrare) seihen (colare) dreihe (instrumentum) reihe (superf. pedis) hohen (sublimem) oheim oder oeheim (avunculus) enpsloehen (alienare) fürgezoehe (praerogativa Wilh. 2, 831) *) rauhen (asperum) riuhe (aspredo) schuohe (calcei); aut ei und on vermag kein solches h zu folgen, da jene alsdann immer zu e und o werden (auch kein w nach ei [s. 402.] wohl aber ou). -- b) die einschiebung eines unorg. h zwischen zwei vocale wurde schon im goth. (s. 71.) und alth. (s. 189.) wahrgenommen, meistens bei vorslehendem kur- zen, vielleicht auch zur kürzung des vorstehenden lan- gen, und dann wäre duruftigohe, trahtohe (K. 55b) f. durustigoe, trahtoe gesetzt. Da nun zufolge s. 331. 332. im mittelh. daneiel, gabreiel, michael etc. stehn müste, so scheint das eingerückte h gleichfalls die zuweilen fühl- bar gebliebene fremde kürze sichern zu sollen, vgl. da- nihel, michahel. gabrihel, wiewohl solche schreibungen selbst das latein des mittelalters kennt. Ob das kürzende h auch vor cons. eintritt? man müste schreibung und aussprache seiner roman. quelle kennen, um über Wolf- rams gahmuret (Parc. 2b. c. 3c 4a etc. a. Tit. 27. 32 etc.) ehkaunat (:stat, psat Parc. 43b 100a also nicht ehkaunat; daher 122b ehkaunaht:maht) verdaulaht (96c 97a 100a: naht, bedaht, geslaht) ahkarein u. a. zu urtheilen; es könnte zwar graharz. grahardeis, lahedauman (94c 95a) aber auch graharz, grahardeis, lahedauman heißen, damit man graarz nicht wie graarz etc. ausspreche. Heutiges- *) Zu unterscheiden fürzoehen (praeserre) und fürzogen (pro-
trahere) so wie zoehen und zogen. I. mittelhochdeutſche conſonanten. gutturales. delt ſich h beſtändig in ch (vorhin ſ. 427.); mehr zu er-wägen gibt das inlautende; a) es ſteht zwiſchen zwei vo- calen nach langem und kurzem. Letzteres in:ahen. rahen. ſlahen. trahen. twahen (oben ſ. 341.) zaher (eini- gen vielleicht zâher lacrima) jëhen. ſëhen. brëhen. ge- ſchëhen. ſpëhen. zëhen (decem) ſwëher (aſſinis) heher (graculus) gihe (fateor) ſihe (video) vihe (pecus) lihe (commodarem) rihe (figerem) gedihe. zihe. vohe (vul- pes f.) geflohen. fluhen (fugerunt). Häufiger nach lan- gem voc. in:dâhe (argilla, neub. thou) vâhen. gâhen. hâhen. nâhen. ſmâhen. jâhen. ſâhen. geſchâhen, und deren umlaut æ; ferner in wæhe. zæhe. ſpæhe. ſmæhe. næhe und den verbis wæhen (ornare) ſmæhen (vitupe- rare) bæhen (torrere) dræhen (fragrare) bræhen (intelli- gere? Parc. 4[ – 1 Zeichen fehlt]c) lêhen. vêhen. flêhen. zêhe. zîhen. lîhen. rîhen. gedîhen. wîhen (conſecrare) ſîhen (colare) drîhe (inſtrumentum) rîhe (ſuperf. pedis) hôhen (ſublimem) ôheim oder œheim (avunculus) enpſlœhen (alienare) fürgezœhe (praerogativa Wilh. 2, 831) *) rûhen (aſperum) riuhe (aſpredo) ſchuohe (calcei); aut ei und on vermag kein ſolches h zu folgen, da jene alsdann immer zu ê und ô werden (auch kein w nach ei [ſ. 402.] wohl aber ou). — b) die einſchiebung eines unorg. h zwiſchen zwei vocale wurde ſchon im goth. (ſ. 71.) und alth. (ſ. 189.) wahrgenommen, meiſtens bei vorſlehendem kur- zen, vielleicht auch zur kürzung des vorſtehenden lan- gen, und dann wäre duruftigohê, trahtohê (K. 55b) f. duruſtigôê, trahtôê geſetzt. Da nun zufolge ſ. 331. 332. im mittelh. dânîêl, gâbrîêl, michâêl etc. ſtehn müſte, ſo ſcheint das eingerückte h gleichfalls die zuweilen fühl- bar gebliebene fremde kürze ſichern zu ſollen, vgl. dâ- nihêl, michahêl. gabrihêl, wiewohl ſolche ſchreibungen ſelbſt das latein des mittelalters kennt. Ob das kürzende h auch vor conſ. eintritt? man müſte ſchreibung und ausſprache ſeiner roman. quelle kennen, um über Wolf- rams gahmurêt (Parc. 2b. c. 3c 4a etc. a. Tit. 27. 32 etc.) ëhkûnat (:ſtat, pſat Parc. 43b 100a alſo nicht ëhkûnât; daher 122b ehkûnaht:maht) vërdûlaht (96c 97a 100a: naht, bedaht, geſlaht) ahkârîn u. a. zu urtheilen; es könnte zwar grâharz. grâhardeis, lâhedûmân (94c 95a) aber auch graharz, grahardeis, lahedûmân heißen, damit man graarz nicht wie grâarz etc. ausſpreche. Heutiges- *) Zu unterſcheiden fürzœhen (praeſerre) und fürzogen (pro-
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I. mittelhochdeutſche conſonanten. gutturales.
delt ſich h beſtändig in ch (vorhin ſ. 427.); mehr zu er-
wägen gibt das inlautende; a) es ſteht zwiſchen zwei vo-
calen nach langem und kurzem. Letzteres in:ahen.
rahen. ſlahen. trahen. twahen (oben ſ. 341.) zaher (eini-
gen vielleicht zâher lacrima) jëhen. ſëhen. brëhen. ge-
ſchëhen. ſpëhen. zëhen (decem) ſwëher (aſſinis) heher
(graculus) gihe (fateor) ſihe (video) vihe (pecus) lihe
(commodarem) rihe (figerem) gedihe. zihe. vohe (vul-
pes f.) geflohen. fluhen (fugerunt). Häufiger nach lan-
gem voc. in:dâhe (argilla, neub. thou) vâhen. gâhen.
hâhen. nâhen. ſmâhen. jâhen. ſâhen. geſchâhen, und
deren umlaut æ; ferner in wæhe. zæhe. ſpæhe. ſmæhe.
næhe und den verbis wæhen (ornare) ſmæhen (vitupe-
rare) bæhen (torrere) dræhen (fragrare) bræhen (intelli-
gere? Parc. 4_c) lêhen. vêhen. flêhen. zêhe. zîhen. lîhen.
rîhen. gedîhen. wîhen (conſecrare) ſîhen (colare) drîhe
(inſtrumentum) rîhe (ſuperf. pedis) hôhen (ſublimem)
ôheim oder œheim (avunculus) enpſlœhen (alienare)
fürgezœhe (praerogativa Wilh. 2, 831) *) rûhen (aſperum)
riuhe (aſpredo) ſchuohe (calcei); aut ei und on vermag
kein ſolches h zu folgen, da jene alsdann immer zu ê
und ô werden (auch kein w nach ei [ſ. 402.] wohl aber
ou). — b) die einſchiebung eines unorg. h zwiſchen
zwei vocale wurde ſchon im goth. (ſ. 71.) und alth.
(ſ. 189.) wahrgenommen, meiſtens bei vorſlehendem kur-
zen, vielleicht auch zur kürzung des vorſtehenden lan-
gen, und dann wäre duruftigohê, trahtohê (K. 55b) f.
duruſtigôê, trahtôê geſetzt. Da nun zufolge ſ. 331. 332.
im mittelh. dânîêl, gâbrîêl, michâêl etc. ſtehn müſte, ſo
ſcheint das eingerückte h gleichfalls die zuweilen fühl-
bar gebliebene fremde kürze ſichern zu ſollen, vgl. dâ-
nihêl, michahêl. gabrihêl, wiewohl ſolche ſchreibungen
ſelbſt das latein des mittelalters kennt. Ob das kürzende
h auch vor conſ. eintritt? man müſte ſchreibung und
ausſprache ſeiner roman. quelle kennen, um über Wolf-
rams gahmurêt (Parc. 2b. c. 3c 4a etc. a. Tit. 27. 32 etc.)
ëhkûnat (:ſtat, pſat Parc. 43b 100a alſo nicht ëhkûnât;
daher 122b ehkûnaht:maht) vërdûlaht (96c 97a 100a:
naht, bedaht, geſlaht) ahkârîn u. a. zu urtheilen; es
könnte zwar grâharz. grâhardeis, lâhedûmân (94c 95a)
aber auch graharz, grahardeis, lahedûmân heißen, damit
man graarz nicht wie grâarz etc. ausſpreche. Heutiges-
*) Zu unterſcheiden fürzœhen (praeſerre) und fürzogen (pro-
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