Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.I. althochdeutsche consonanten. labiales. linchovin (b. Neugart 97. 877.) wofür anderemahlzollinchoven (id. 277.); jenes tuli erscheint schon in Ptolem. touliphourd. Statt zurih zuweilen noch turih (der alte lat. name war nicht turicum, sondern tigu- rum), neben uzinaha, uzinweilare: utanaha, utinwei- lare und so andere bei Neugart wechselnd; auch schei- nen eigennamen wie tuato, tuto, toto wohl dieselben mit zuaßo, zuoßo, zußo, zaoßo und dergleichen formen mehr, die in den diplomen schwanken. 4) in romanische sprachen, zumahl in die französische sind manche deutsche wörter hauptsächlich aus der fränkischen mundart übergetreten. die statt des zisch- lauts die tenuis zeigen, welches folglich in einer zeit geschehen seyn muß. wo noch das t im deutschen galt. Freilich läßt sich einwenden, daß die fränkische, gleich der sächs. mundart, selbst keinen zischlaut ge- kannt habe, allein dies halte ich gerade für unerwie- sen und unwahrscheinlich, weil unter den Carolin- gern die Franken nicht weniger als die Alemannen z für t gebrauchten. Jene französ. wörter mögen einige jahrhunderte früher übergegangen seyn. Bei- spiele: tas (congeries) alth. zasi, vgl. tassel, ein ge- räth; targe, ital. targa (clypeus) alth. zarga (sepimen- tum, defensio); teton, span. tetilla, ziza; toaille (mappa) duahila, mittelh. zwehele; teison, toison; sp. tuson, ital. tosone (vellus) scheint mit zeisan (carpere lanam) verwandt etc., vgl. das in einer fol- genden note angeführte tomber, tumber. 5) das frühere t statt z bezeugen augenscheinlich die consonantverbindungen ht, ft (pt), st und tr, die dem organischen ht, ft, st, tr, treu geblieben und keines- wegs in hz, fz, ß, zr übergegangen sind; deren tenuis folglich mit dem begriff der gewöhnlichen alth. ten. geradezu in widerspruch steht. Lediglich im in- und auslaut findet ht (maht, naht, wahta, reht etc.) und st haft, after etc.) statt; die an- und inlaute st sind allgemein häufig (stelan, lust, goth. stilan, lustus); tr *) ist bloß anlaut (treo, tretan, goth. triu, trudan). Der goth. anlaut tv verwandelt sich hingegen stets in ein alth. zu (tvos, zuo) ja sogar thv wird allmählig zum zischlaut. Bemerkenswerth aber ist auch, daß sich der auslaut rt, statt rz in kurt (O. II. 3, 55.) und churt- nassi (exhort.) erhielt. K. N. M. scurz, churz. *) Dieses tr also nicht mit dem tr in trinkan, triban, tragan
etc. identisch, welches dem goth. dr parallel. I. althochdeutſche conſonanten. labiales. linchovin (b. Neugart 97. 877.) wofür anderemahlzollinchoven (id. 277.); jenes tuli erſcheint ſchon in Ptolem. τουλιφουρδ. Statt zurih zuweilen noch turih (der alte lat. name war nicht turicum, ſondern tigu- rum), neben uzinaha, uzinwîlâre: utanaha, utinwî- lâre und ſo andere bei Neugart wechſelnd; auch ſchei- nen eigennamen wie tuato, tuto, tôto wohl dieſelben mit zuaƷo, zuoƷo, zuƷo, zaoƷo und dergleichen formen mehr, die in den diplomen ſchwanken. 4) in romaniſche ſprachen, zumahl in die franzöſiſche ſind manche deutſche wörter hauptſächlich aus der fränkiſchen mundart übergetreten. die ſtatt des ziſch- lauts die tenuis zeigen, welches folglich in einer zeit geſchehen ſeyn muß. wo noch das t im deutſchen galt. Freilich läßt ſich einwenden, daß die fränkiſche, gleich der ſächſ. mundart, ſelbſt keinen ziſchlaut ge- kannt habe, allein dies halte ich gerade für unerwie- ſen und unwahrſcheinlich, weil unter den Carolin- gern die Franken nicht weniger als die Alemannen z für t gebrauchten. Jene franzöſ. wörter mögen einige jahrhunderte früher übergegangen ſeyn. Bei- ſpiele: tas (congeries) alth. zaſi, vgl. taſſel, ein ge- räth; targe, ital. targa (clypeus) alth. zarga (ſepimen- tum, defenſio); teton, ſpan. tetilla, ziza; toaille (mappa) duahila, mittelh. zwehele; tîſon, toiſon; ſp. tuſon, ital. toſone (vellus) ſcheint mit zeiſan (carpere lanam) verwandt etc., vgl. das in einer fol- genden note angeführte tomber, tumber. 5) das frühere t ſtatt z bezeugen augenſcheinlich die conſonantverbindungen ht, ft (pt), ſt und tr, die dem organiſchen ht, ft, ſt, tr, treu geblieben und keines- wegs in hz, fz, ſz, zr übergegangen ſind; deren tenuis folglich mit dem begriff der gewöhnlichen alth. ten. geradezu in widerſpruch ſteht. Lediglich im in- und auslaut findet ht (maht, naht, wahta, rëht etc.) und ſt haft, after etc.) ſtatt; die an- und inlaute ſt ſind allgemein häufig (ſtëlan, luſt, goth. ſtilan, luſtus); tr *) iſt bloß anlaut (trëo, trëtan, goth. triu, trudan). Der goth. anlaut tv verwandelt ſich hingegen ſtets in ein alth. zu (tvôs, zuô) ja ſogar þv wird allmählig zum ziſchlaut. Bemerkenswerth aber iſt auch, daß ſich der auslaut rt, ſtatt rz in kurt (O. II. 3, 55.) und churt- naſſi (exhort.) erhielt. K. N. M. ſcurz, churz. *) Dieſes tr alſo nicht mit dem tr in trinkan, triban, tragan
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I. althochdeutſche conſonanten. labiales.
linchovin (b. Neugart 97. 877.) wofür anderemahl
zollinchoven (id. 277.); jenes tuli erſcheint ſchon in
Ptolem. τουλιφουρδ. Statt zurih zuweilen noch turih
(der alte lat. name war nicht turicum, ſondern tigu-
rum), neben uzinaha, uzinwîlâre: utanaha, utinwî-
lâre und ſo andere bei Neugart wechſelnd; auch ſchei-
nen eigennamen wie tuato, tuto, tôto wohl dieſelben
mit zuaƷo, zuoƷo, zuƷo, zaoƷo und dergleichen
formen mehr, die in den diplomen ſchwanken.
4) in romaniſche ſprachen, zumahl in die franzöſiſche
ſind manche deutſche wörter hauptſächlich aus der
fränkiſchen mundart übergetreten. die ſtatt des ziſch-
lauts die tenuis zeigen, welches folglich in einer zeit
geſchehen ſeyn muß. wo noch das t im deutſchen
galt. Freilich läßt ſich einwenden, daß die fränkiſche,
gleich der ſächſ. mundart, ſelbſt keinen ziſchlaut ge-
kannt habe, allein dies halte ich gerade für unerwie-
ſen und unwahrſcheinlich, weil unter den Carolin-
gern die Franken nicht weniger als die Alemannen
z für t gebrauchten. Jene franzöſ. wörter mögen
einige jahrhunderte früher übergegangen ſeyn. Bei-
ſpiele: tas (congeries) alth. zaſi, vgl. taſſel, ein ge-
räth; targe, ital. targa (clypeus) alth. zarga (ſepimen-
tum, defenſio); teton, ſpan. tetilla, ziza; toaille
(mappa) duahila, mittelh. zwehele; tîſon, toiſon;
ſp. tuſon, ital. toſone (vellus) ſcheint mit zeiſan
(carpere lanam) verwandt etc., vgl. das in einer fol-
genden note angeführte tomber, tumber.
5) das frühere t ſtatt z bezeugen augenſcheinlich die
conſonantverbindungen ht, ft (pt), ſt und tr, die dem
organiſchen ht, ft, ſt, tr, treu geblieben und keines-
wegs in hz, fz, ſz, zr übergegangen ſind; deren tenuis
folglich mit dem begriff der gewöhnlichen alth. ten.
geradezu in widerſpruch ſteht. Lediglich im in- und
auslaut findet ht (maht, naht, wahta, rëht etc.) und
ſt haft, after etc.) ſtatt; die an- und inlaute ſt ſind
allgemein häufig (ſtëlan, luſt, goth. ſtilan, luſtus);
tr *) iſt bloß anlaut (trëo, trëtan, goth. triu, trudan).
Der goth. anlaut tv verwandelt ſich hingegen ſtets in
ein alth. zu (tvôs, zuô) ja ſogar þv wird allmählig
zum ziſchlaut. Bemerkenswerth aber iſt auch, daß ſich
der auslaut rt, ſtatt rz in kurt (O. II. 3, 55.) und churt-
naſſi (exhort.) erhielt. K. N. M. ſcurz, churz.
*) Dieſes tr alſo nicht mit dem tr in trinkan, triban, tragan
etc. identiſch, welches dem goth. dr parallel.
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