Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.I. althochdeutsche consonanten. labiales. den vater, aber nie des vater, vielmehr des fater(8, 2. 20, 2.); nie hohvater, vielmehr hohfater (pa- triarcha 79, 11.) vgl. minen vrido, aber von vornen: frido (20, 3.) etc. Insoweit gilt die regel minder streng, als statt des v in allen fällen auch f gesetzt werden darf, nicht aber umgekehrt v für f. -- Viele alth. quellen enthalten sich gänzlich des anlautenden v (namentlich K. O. T.) und schreiben beständig f dafür. 2) umgekehrt ist im inlaut die zweite asp. seltner, als die erste; desto leichter thut sie sich in der aussprache kund. Die wenigen beispiele sind etwa: avur, avar (retro) avaron (iterare) avara (pyramis) avarah (gurgu- stium, fischreuse) avalon (parare, comparare) fraval (contumax) havan (olla) arvißa (eruca) chevja (cavea) hevo, hevit (levo, levat) heveig (gravis) hevora (exclu- sores, d. h. silberschmiede, N. 67, 31. beßer wohl he- vara?) nevo (nepos) chevar (brucus) weval (subteg- men) cheva (branchia) hreves (uteri) weveron (rugire) scevar (lapis fissilis) wervo (vortex) chervila (cerefo- lium) zuelivei (duodecim) livol (libellus) einlivei (unde- cim) ovan (fornax) hoves (curiae) hovar (gibbus) bi- scoves (episcopi) wolves (lupi) funivei (quinque) gravo (comes) ravo (tignum) gitavili (laquear) gavissa (migma, quisquiliae) zueival (dubium) veivaltra (papilio) briaves (epistolae) tiuval, tievil (diabolus) eivari (acris) seivar spuma) scauvila (pala) huoves (ungulae). Fremde wör- ter wie evangeljo, eva, daveid, nave (J. 387.) etc. zei- gen ein gleiches v, und kein w, entsprechen also for- mell dem goth. a[i]vaggeljo, daveid *). -- Daß nicht selten auch im inlaut f statt v. geschrieben wird, ver- steht sich von selbst; gewisse wörter schwanken in den denkmählern in die media; statt avar, avaron hat N. aber, aberon (44, 2.) und neben hevo, hevit findet heffan, hepfan, hepfu statt (näheres in der conjug.) K. selbst schwankt zwischen ruava (numerus) 16b 22a und roaba 35a. b[.] zu welchem letztern die gl. jun. 2 [ - 1 Zeichen fehlt]. ruaba (indictio) stimmt. O. hat hebig st. heveig, gabissa st. gavissa und die beiden hss. wechseln zwischen u und f *) Nach der vorigen note vielleicht auch materiell; in frem-
den wörtern könnte die alte schreibung und aussprache gedauert haben. Die neuh, aussprache dafid, efangelium beweist nicht dagegen. I. althochdeutſche conſonanten. labiales. den vater, aber nie des vater, vielmehr des fater(8, 2. 20, 2.); nie hôhvater, vielmehr hôhfater (pa- triarcha 79, 11.) vgl. mìnen vrido, aber von vornen: frido (20, 3.) etc. Inſoweit gilt die regel minder ſtreng, als ſtatt des v in allen fällen auch f geſetzt werden darf, nicht aber umgekehrt v für f. — Viele alth. quellen enthalten ſich gänzlich des anlautenden v (namentlich K. O. T.) und ſchreiben beſtändig f dafür. 2) umgekehrt iſt im inlaut die zweite aſp. ſeltner, als die erſte; deſto leichter thut ſie ſich in der ausſprache kund. Die wenigen beiſpiele ſind etwa: avur, avar (retro) avarôn (iterare) avara (pyramis) avarah (gurgu- ſtíum, fiſchreuſe) avalôn (parare, comparare) fraval (contumax) havan (olla) arviƷƷa (eruca) chevja (cavea) hevo, hevit (levo, levat) hevîg (gravis) hevorâ (exclu- ſores, d. h. ſilberſchmiede, N. 67, 31. beßer wohl he- vârâ?) nëvo (nepos) chëvar (brucus) wëval (ſubteg- men) chëva (branchia) hrëves (uteri) wëverôn (rugire) ſcëvar (lapis fiſſilis) wërvo (vortex) chërvila (cerefo- lium) zuelivî (duodecim) livol (libellus) einlivî (unde- cim) ovan (fornax) hoves (curiae) hovar (gibbus) bi- ſcôves (epiſcopi) wolves (lupi) funivî (quinque) grâvo (comes) râvo (tignum) gitâvili (laquear) gâviſſa (migma, quisquiliae) zuîval (dubium) vîvaltra (papilio) briaves (epiſtolae) tiuval, tievil (diabolus) eivari (acris) ſeivar ſpuma) ſcûvila (pala) huoves (ungulae). Fremde wör- ter wie êvangeljo, êva, davîd, nave (J. 387.) etc. zei- gen ein gleiches v, und kein w, entſprechen alſo for- mell dem goth. a[i]vaggeljô, daveid *). — Daß nicht ſelten auch im inlaut f ſtatt v. geſchrieben wird, ver- ſteht ſich von ſelbſt; gewiſſe wörter ſchwanken in den denkmählern in die media; ſtatt avar, avarôn hat N. aber, aberôn (44, 2.) und neben hevo, hevit findet heffan, hepfan, hepfu ſtatt (näheres in der conjug.) K. ſelbſt ſchwankt zwiſchen ruava (numerus) 16b 22a und roaba 35a. b[.] zu welchem letztern die gl. jun. 2 [ – 1 Zeichen fehlt]. ruaba (indictio) ſtimmt. O. hat hebìg ſt. hevîg, gâbiſſa ſt. gâviſſa und die beiden hſſ. wechſeln zwiſchen u und f *) Nach der vorigen note vielleicht auch materiell; in frem-
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I. althochdeutſche conſonanten. labiales.
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(8, 2. 20, 2.); nie hôhvater, vielmehr hôhfater (pa-
triarcha 79, 11.) vgl. mìnen vrido, aber von vornen:
frido (20, 3.) etc. Inſoweit gilt die regel minder
ſtreng, als ſtatt des v in allen fällen auch f geſetzt
werden darf, nicht aber umgekehrt v für f. — Viele
alth. quellen enthalten ſich gänzlich des anlautenden
v (namentlich K. O. T.) und ſchreiben beſtändig f
dafür.
2) umgekehrt iſt im inlaut die zweite aſp. ſeltner, als die
erſte; deſto leichter thut ſie ſich in der ausſprache
kund. Die wenigen beiſpiele ſind etwa: avur, avar
(retro) avarôn (iterare) avara (pyramis) avarah (gurgu-
ſtíum, fiſchreuſe) avalôn (parare, comparare) fraval
(contumax) havan (olla) arviƷƷa (eruca) chevja (cavea)
hevo, hevit (levo, levat) hevîg (gravis) hevorâ (exclu-
ſores, d. h. ſilberſchmiede, N. 67, 31. beßer wohl he-
vârâ?) nëvo (nepos) chëvar (brucus) wëval (ſubteg-
men) chëva (branchia) hrëves (uteri) wëverôn (rugire)
ſcëvar (lapis fiſſilis) wërvo (vortex) chërvila (cerefo-
lium) zuelivî (duodecim) livol (libellus) einlivî (unde-
cim) ovan (fornax) hoves (curiae) hovar (gibbus) bi-
ſcôves (epiſcopi) wolves (lupi) funivî (quinque) grâvo
(comes) râvo (tignum) gitâvili (laquear) gâviſſa (migma,
quisquiliae) zuîval (dubium) vîvaltra (papilio) briaves
(epiſtolae) tiuval, tievil (diabolus) eivari (acris) ſeivar
ſpuma) ſcûvila (pala) huoves (ungulae). Fremde wör-
ter wie êvangeljo, êva, davîd, nave (J. 387.) etc. zei-
gen ein gleiches v, und kein w, entſprechen alſo for-
mell dem goth. aivaggeljô, daveid *). — Daß nicht
ſelten auch im inlaut f ſtatt v. geſchrieben wird, ver-
ſteht ſich von ſelbſt; gewiſſe wörter ſchwanken in den
denkmählern in die media; ſtatt avar, avarôn hat N.
aber, aberôn (44, 2.) und neben hevo, hevit findet
heffan, hepfan, hepfu ſtatt (näheres in der conjug.)
K. ſelbſt ſchwankt zwiſchen ruava (numerus) 16b 22a
und roaba 35a. b. zu welchem letztern die gl. jun. 2 _.
ruaba (indictio) ſtimmt. O. hat hebìg ſt. hevîg, gâbiſſa
ſt. gâviſſa und die beiden hſſ. wechſeln zwiſchen u und f
*) Nach der vorigen note vielleicht auch materiell; in frem-
den wörtern könnte die alte ſchreibung und ausſprache
gedauert haben. Die neuh, ausſprache dafid, efangelium
beweiſt nicht dagegen.
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