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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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nachtrag.
altn. aska, alth. asca, (O. asga) mittelh. asche liegt
etwas unregelmäßiges. -- 67, 24. zd: rt erläutert den
bairischen volksdialect (Schm. §. 631.) der jedoch auch
goth. rd in scht wandelt, z. b. hard, vaurd in hascht,
wouscht. Die ursache, warum die alth. rt im goth.
bald zd, bald rd haben, bleibt zu ergründen, sie scheint
in verwandten griech. und lat. wörtern bald rt
(vgl. hortus mit gards) bald sth zu fordern (misthos, goth.
mizdo) vgl. nachtr. zu s. 126. -- 68 note, vgl. nachtr.
zu 177. -- 73, 40. wäre das alth. floum (colluvies O. V.
1, 42.) das griech. phlegma f. pituita, lat. flemen, plemen,
so stände ein goth. thlagms nach bagms zu erwarten;
wenn nun die alth. formen -oum, -aum (vgl. s. 1036) auf
ein früheres -agam deuten, poum auf pagam, worin
pag wurzel, -am bildung, so scheint es minder verwe-
gen, das lat. fagus mit bagms, poum zu vergleichen, nur
blieb in bagms unverschobner kehllaut, während in boka,
puocha regelmäßige lautverschiebung waltet. -- 79, 3. nach
dieser regel soll auch 83, 39. ne, pe nur den ursprung
aus i erläutern, nicht die wirkliche aussprache anzeigen;
im angelsächs. habe ich mir in unbetonten flexionen das
e zur verdeutlichung der umlaute häufig erlaubt, hätte
aber lieber e setzen sollen. -- 81, 36. ferner: gersta (hor-
deum) girstein (hordeaceus); reht, girihti; sleht (laevis)
slihtan (laevigare); verah (vita) virihi (viventium genus)
u. a. m. -- 88, 3. N. ason (niti) führt Füglist. dial. p. 265.
an, wenn es aber zu asneis gehört, muß ason geschrie-
ben werden. -- 88, 8. 1. scrato, vgl. s. 341. -- 89, 7. bei
K. 23b aahtunga. -- 91, 10. vgl. s. 121. -- 94, 41. das o
in biscof wird durch piscouf noch nicht bewiesen; mit-
telh. entschieden bischof; vgl. s. 444. -- 95, 43. auch
wessobr. hat o (in cot, cotleih) für das gemeinalth. uo. --
97. zuzufügen: farsauman (negligere) chausc (castus). --
103. 105. dem aus alter redupl. entspringenden ia, ie
wäre z. b. das verschrumpfte franz. jeune aus dem lat.
jejunus vergleichbar. -- 108. vgl. das angels. getheode
convenientia, conjunctio, idioma; bei O. kann daher gi-
thiuti ebenfalls idioma, sermo vulgaris s. plebejus seyn,
wie idios das gemeine, private im gegensatze zum edeln,
öffentlichen ausdrückt. -- 115. atona sind nicht tonlose,
sondern ganze wörter, in denen nur tiefton ist. Von
den goth. syncopierten bildungsvocalen ausführlicher im
dritten buch. -- 116. hochd. volksmundarten, denen be-
reg, scharef, hanef etc. gemäß ist, s. bei Schm. §. 564.
637. und vgl. s. 1037. -- 122. 3. sonderbar das vor-

nachtrag.
altn. aſka, alth. aſca, (O. aſga) mittelh. aſche liegt
etwas unregelmäßiges. — 67, 24. zd: rt erläutert den
bairiſchen volksdialect (Schm. §. 631.) der jedoch auch
goth. rd in ſcht wandelt, z. b. hard, vaúrd in haſcht,
wouſcht. Die urſache, warum die alth. rt im goth.
bald zd, bald rd haben, bleibt zu ergründen, ſie ſcheint
in verwandten griech. und lat. wörtern bald rt
(vgl. hortus mit gards) bald σθ zu fordern (μισθὸς, goth.
mizdô) vgl. nachtr. zu ſ. 126. — 68 note, vgl. nachtr.
zu 177. — 73, 40. wäre das alth. floum (colluvies O. V.
1, 42.) das griech. φλέγμα f. pituita, lat. flemen, plemen,
ſo ſtände ein goth. þlagms nach bagms zu erwarten;
wenn nun die alth. formen -oum, -aum (vgl. ſ. 1036) auf
ein früheres -agam deuten, poum auf pagam, worin
pag wurzel, -am bildung, ſo ſcheint es minder verwe-
gen, das lat. fagus mit bagms, poum zu vergleichen, nur
blieb in bagms unverſchobner kehllaut, während in bôka,
puocha regelmäßige lautverſchiebung waltet. — 79, 3. nach
dieſer regel ſoll auch 83, 39. në, pë nur den urſprung
aus i erläutern, nicht die wirkliche ausſprache anzeigen;
im angelſächſ. habe ich mir in unbetonten flexionen das
ë zur verdeutlichung der umlaute häufig erlaubt, hätte
aber lieber e ſetzen ſollen. — 81, 36. ferner: gërſta (hor-
deum) girſtîn (hordeaceus); reht, girihti; ſlëht (laevis)
ſlihtan (laevigare); vërah (vita) virihi (viventium genus)
u. a. m. — 88, 3. N. âſôn (niti) führt Fügliſt. dial. p. 265.
an, wenn es aber zu aſneis gehört, muß aſôn geſchrie-
ben werden. — 88, 8. 1. ſcrato, vgl. ſ. 341. — 89, 7. bei
K. 23b aahtunga. — 91, 10. vgl. ſ. 121. — 94, 41. das ô
in biſcôf wird durch piſcouf noch nicht bewieſen; mit-
telh. entſchieden biſchof; vgl. ſ. 444. — 95, 43. auch
weſſobr. hat ô (in côt, côtlîh) für das gemeinalth. uo. —
97. zuzufügen: farſûman (negligere) chûſc (caſtus). —
103. 105. dem aus alter redupl. entſpringenden ia, ie
wäre z. b. das verſchrumpfte franz. jeune aus dem lat.
jejunus vergleichbar. — 108. vgl. das angelſ. geþëóde
convenientia, conjunctio, idioma; bei O. kann daher gi-
thiuti ebenfalls idioma, ſermo vulgaris ſ. plebejus ſeyn,
wie ἴδιος das gemeine, private im gegenſatze zum edeln,
öffentlichen ausdrückt. — 115. ἄτονα ſind nicht tonloſe,
ſondern ganze wörter, in denen nur tiefton iſt. Von
den goth. ſyncopierten bíldungsvocalen ausführlicher im
dritten buch. — 116. hochd. volksmundarten, denen be-
reg, ſcharef, hanef etc. gemäß iſt, ſ. bei Schm. §. 564.
637. und vgl. ſ. 1037. — 122. 3. ſonderbar das vor-

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[1069/1095] nachtrag. altn. aſka, alth. aſca, (O. aſga) mittelh. aſche liegt etwas unregelmäßiges. — 67, 24. zd: rt erläutert den bairiſchen volksdialect (Schm. §. 631.) der jedoch auch goth. rd in ſcht wandelt, z. b. hard, vaúrd in haſcht, wouſcht. Die urſache, warum die alth. rt im goth. bald zd, bald rd haben, bleibt zu ergründen, ſie ſcheint in verwandten griech. und lat. wörtern bald rt (vgl. hortus mit gards) bald σθ zu fordern (μισθὸς, goth. mizdô) vgl. nachtr. zu ſ. 126. — 68 note, vgl. nachtr. zu 177. — 73, 40. wäre das alth. floum (colluvies O. V. 1, 42.) das griech. φλέγμα f. pituita, lat. flemen, plemen, ſo ſtände ein goth. þlagms nach bagms zu erwarten; wenn nun die alth. formen -oum, -aum (vgl. ſ. 1036) auf ein früheres -agam deuten, poum auf pagam, worin pag wurzel, -am bildung, ſo ſcheint es minder verwe- gen, das lat. fagus mit bagms, poum zu vergleichen, nur blieb in bagms unverſchobner kehllaut, während in bôka, puocha regelmäßige lautverſchiebung waltet. — 79, 3. nach dieſer regel ſoll auch 83, 39. në, pë nur den urſprung aus i erläutern, nicht die wirkliche ausſprache anzeigen; im angelſächſ. habe ich mir in unbetonten flexionen das ë zur verdeutlichung der umlaute häufig erlaubt, hätte aber lieber e ſetzen ſollen. — 81, 36. ferner: gërſta (hor- deum) girſtîn (hordeaceus); reht, girihti; ſlëht (laevis) ſlihtan (laevigare); vërah (vita) virihi (viventium genus) u. a. m. — 88, 3. N. âſôn (niti) führt Fügliſt. dial. p. 265. an, wenn es aber zu aſneis gehört, muß aſôn geſchrie- ben werden. — 88, 8. 1. ſcrato, vgl. ſ. 341. — 89, 7. bei K. 23b aahtunga. — 91, 10. vgl. ſ. 121. — 94, 41. das ô in biſcôf wird durch piſcouf noch nicht bewieſen; mit- telh. entſchieden biſchof; vgl. ſ. 444. — 95, 43. auch weſſobr. hat ô (in côt, côtlîh) für das gemeinalth. uo. — 97. zuzufügen: farſûman (negligere) chûſc (caſtus). — 103. 105. dem aus alter redupl. entſpringenden ia, ie wäre z. b. das verſchrumpfte franz. jeune aus dem lat. jejunus vergleichbar. — 108. vgl. das angelſ. geþëóde convenientia, conjunctio, idioma; bei O. kann daher gi- thiuti ebenfalls idioma, ſermo vulgaris ſ. plebejus ſeyn, wie ἴδιος das gemeine, private im gegenſatze zum edeln, öffentlichen ausdrückt. — 115. ἄτονα ſind nicht tonloſe, ſondern ganze wörter, in denen nur tiefton iſt. Von den goth. ſyncopierten bíldungsvocalen ausführlicher im dritten buch. — 116. hochd. volksmundarten, denen be- reg, ſcharef, hanef etc. gemäß iſt, ſ. bei Schm. §. 564. 637. und vgl. ſ. 1037. — 122. 3. ſonderbar das vor-

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 1069. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/1095>, abgerufen am 17.05.2024.