goth. praesens über, gleicherweise gibt in J. K. T. das lat. sut. ein alth. praesens; lange hernach wird erst die früher seltene umschreibung durch auxiliaria (wo- von buch IV. weiteres) allgemein. Bemerkenswerthe unterscheidung eines eigenthümlichen futurums bietet das angels. beo, bist, bidh (s. 909.) da fürs praes. be- reits eom, eart, is vorhanden ist und über allen zwei- fel gehoben wird das hohe alter dieses verhältnisses durch die vergleichung der zunächst liegenden litth. und slav. sprache [litth. esmi, sum; busu, ero; lett. esmu, sum; buhschu, ero; slav. jesm', sum; budu, ero; böhm. gsem, sum; budu, ero]. Dem goth. und nord. dialect gebricht in der ersten anomalie der stamm dieses fut. gänzlich, der alth. und alts. besitzt und mengt ihn mit dem praesensstamm: pim, pist, ist; biun, bist und is, ist; nur der angels. besitzt und sondert beide vollständig, man darf z. b. Beov. 105. 106. nicht is für bidh, noch weniger 228. bidh f. is setzen [einigermaßen analog scheint dieser angels. un- terscheidung zwischen eom und beo freilich die alth. zwischen pim und wisu; vgl. fremde spr. n° 8.]. -- Da verschiedene fremde sprachen ihr futurum mittelst s bil- den, so bin ich wohl auf den gedanken gerathen, daß die alth. bildung -ison mit einer alten futuralflexion zus. hängen möge, vgl. lustisot luxuriabitur gl. mons. 355. herresot, dominabitur N. 71, 8; sie müste dann allmählich zur vollständigen verbalform geworden seyn, als welche sie in unsern frühsten quellen, daher auch des praet, fähig, erscheint (kimeitisotun, increverunt, gl. mons. 326. reihhisota, regnavit T. 11, 3. etc.)
IV. bedeutung der verbalflexion.
Bei dem nomen mislang die erklärung der casus aus suffixion der späterhin äußerlich waltenden praepositio- nen und pronomina (s. 834). An dem verbum läßt sich ebensowenig das wesen der redupl. und des ablauts aus späterer umschreibung des praet. deuten; mehr anschein gewann die ableitung des d schwacher form von einem eingewachsenen oder sussigierten auxiliare, welches neuere mundarten wirklich und mit ähnlicher wirkung außen- her zu dem stamm construieren (s. 1042.); denkbar wäre auch der verwuchs anderer hülfsverba, zumahl des ver- bums seyn, etwan um stufen der vergangenheit oder den begriff der zukunft auszudrücken; allein die deutsche
II. allgemeine vergleichung der conjugation.
goth. praeſens über, gleicherweiſe gibt in J. K. T. das lat. ſut. ein alth. praeſens; lange hernach wird erſt die früher ſeltene umſchreibung durch auxiliaria (wo- von buch IV. weiteres) allgemein. Bemerkenswerthe unterſcheidung eines eigenthümlichen futurums bietet das angelſ. bëo, biſt, bidh (ſ. 909.) da fürs praeſ. be- reits ëom, ëart, is vorhanden iſt und über allen zwei- fel gehoben wird das hohe alter dieſes verhältniſſes durch die vergleichung der zunächſt liegenden litth. und ſlav. ſprache [litth. eſmi, ſum; búſu, ero; lett. eſmu, ſum; buhſchu, ero; ſlav. jeſm’, ſum; budu, ero; böhm. gſem, ſum; budu, ero]. Dem goth. und nord. dialect gebricht in der erſten anomalie der ſtamm dieſes fut. gänzlich, der alth. und altſ. beſitzt und mengt ihn mit dem praeſensſtamm: pim, piſt, iſt; biun, biſt und is, iſt; nur der angelſ. beſitzt und ſondert beide vollſtändig, man darf z. b. Beov. 105. 106. nicht is für bidh, noch weniger 228. bidh f. is ſetzen [einigermaßen analog ſcheint dieſer angelſ. un- terſcheidung zwiſchen ëom und bëo freilich die alth. zwiſchen pim und wiſu; vgl. fremde ſpr. n° 8.]. — Da verſchiedene fremde ſprachen ihr futurum mittelſt ſ bil- den, ſo bin ich wohl auf den gedanken gerathen, daß die alth. bildung -iſôn mit einer alten futuralflexion zuſ. hängen möge, vgl. luſtiſôt luxuriabitur gl. monſ. 355. hërreſôt, dominabitur N. 71, 8; ſie müſte dann allmählich zur vollſtändigen verbalform geworden ſeyn, als welche ſie in unſern frühſten quellen, daher auch des praet, fähig, erſcheint (kimeitiſôtun, increverunt, gl. monſ. 326. rîhhiſôta, regnavit T. 11, 3. etc.)
IV. bedeutung der verbalflexion.
Bei dem nomen mislang die erklärung der caſus aus ſuffixion der ſpäterhin äußerlich waltenden praepoſitio- nen und pronomina (ſ. 834). An dem verbum läßt ſich ebenſowenig das weſen der redupl. und des ablauts aus ſpäterer umſchreibung des praet. deuten; mehr anſchein gewann die ableitung des d ſchwacher form von einem eingewachſenen oder ſuſſigierten auxiliare, welches neuere mundarten wirklich und mit ähnlicher wirkung außen- her zu dem ſtamm conſtruieren (ſ. 1042.); denkbar wäre auch der verwuchs anderer hülfsverba, zumahl des ver- bums ſeyn, etwan um ſtufen der vergangenheit oder den begriff der zukunft auszudrücken; allein die deutſche
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II. allgemeine vergleichung der conjugation.
goth. praeſens über, gleicherweiſe gibt in J. K. T. das
lat. ſut. ein alth. praeſens; lange hernach wird erſt
die früher ſeltene umſchreibung durch auxiliaria (wo-
von buch IV. weiteres) allgemein. Bemerkenswerthe
unterſcheidung eines eigenthümlichen futurums bietet
das angelſ. bëo, biſt, bidh (ſ. 909.) da fürs praeſ. be-
reits ëom, ëart, is vorhanden iſt und über allen zwei-
fel gehoben wird das hohe alter dieſes verhältniſſes
durch die vergleichung der zunächſt liegenden litth.
und ſlav. ſprache [litth. eſmi, ſum; búſu, ero; lett.
eſmu, ſum; buhſchu, ero; ſlav. jeſm’, ſum; budu,
ero; böhm. gſem, ſum; budu, ero]. Dem goth. und
nord. dialect gebricht in der erſten anomalie der ſtamm
dieſes fut. gänzlich, der alth. und altſ. beſitzt und
mengt ihn mit dem praeſensſtamm: pim, piſt, iſt;
biun, biſt und is, iſt; nur der angelſ. beſitzt und
ſondert beide vollſtändig, man darf z. b. Beov. 105.
106. nicht is für bidh, noch weniger 228. bidh f. is
ſetzen [einigermaßen analog ſcheint dieſer angelſ. un-
terſcheidung zwiſchen ëom und bëo freilich die alth.
zwiſchen pim und wiſu; vgl. fremde ſpr. n° 8.]. — Da
verſchiedene fremde ſprachen ihr futurum mittelſt ſ bil-
den, ſo bin ich wohl auf den gedanken gerathen, daß die
alth. bildung -iſôn mit einer alten futuralflexion zuſ.
hängen möge, vgl. luſtiſôt luxuriabitur gl. monſ. 355.
hërreſôt, dominabitur N. 71, 8; ſie müſte dann allmählich
zur vollſtändigen verbalform geworden ſeyn, als welche
ſie in unſern frühſten quellen, daher auch des praet,
fähig, erſcheint (kimeitiſôtun, increverunt, gl. monſ.
326. rîhhiſôta, regnavit T. 11, 3. etc.)
IV. bedeutung der verbalflexion.
Bei dem nomen mislang die erklärung der caſus aus
ſuffixion der ſpäterhin äußerlich waltenden praepoſitio-
nen und pronomina (ſ. 834). An dem verbum läßt ſich
ebenſowenig das weſen der redupl. und des ablauts aus
ſpäterer umſchreibung des praet. deuten; mehr anſchein
gewann die ableitung des d ſchwacher form von einem
eingewachſenen oder ſuſſigierten auxiliare, welches neuere
mundarten wirklich und mit ähnlicher wirkung außen-
her zu dem ſtamm conſtruieren (ſ. 1042.); denkbar wäre
auch der verwuchs anderer hülfsverba, zumahl des ver-
bums ſeyn, etwan um ſtufen der vergangenheit oder
den begriff der zukunft auszudrücken; allein die deutſche
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 1051. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/1077>, abgerufen am 22.11.2024.
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