II. sg. und pl. conj. hegt das e: du gebest, dienest; ihr ge- bet, dienet. -- 3) von syncope des e im praet. schwacher conj. näheres dort. -- 4) in mehrsilbigen bildungen -el -em, -en, -er, -ig hat die flexion noch stummes e, welches bei -el, -er richtig syn-, nicht aber apoco- piert wird, z. b. sicheln, klingeln, ändern, wundern; sichelst, änderst; sichelt, ändert; hingegen: sichele, än- dere (wie oben s. 753. dunkele, magere) statt: sichel, änder. Tadelhaft wäre sichlen, wundren; sichlet, wun- dret; erlaubt ist: sichle, wundre. Bei den bildungen - em, -en bleibt das e der flexion, man verstößt das der ableitung: athmen, weidmen, zeichnen, regnen (nicht regen, analog dem dat. pl. regen, pluviis, st. re- genen); die mit -ig behalten beides den vocal der flex. und abl. z. b. schaedigen (nicht schaedgen). -- 5) die flexionsconsonanten beider formen sind im praes. diesel- ben, wie im mittelh., außer daß in III. pl. nunmehr -en statt des mhd. -ent eintritt, folglich I. und III. pl. ganz zus. fallen. Hiervon macht selbst das anomale sind (sunt) nicht eigentlich ausnahme. --
Starke conjugationen.
im praet. die bedeutende abweichung vom mittelh., daß II. sg. nicht mehr auf -e mit umlaut, sondern auf -est ohne umlaut, ausgeht; einzelne conjugationen: I. falle, fiel, fielen, fallen; halte, hielt, hielten, halten; hange, hieng, hiengen, hangen; fange, fieng, fiengen, fangen; das praet. gieng, part. gangen hat ein unorg. praes. gehe, gehst, geht, inf. gehen (ohne zweifel aus mhd. gen, gest, get entsprungen); -- II. da scheide nach ir- riger analogie in VIII. übergeht, so bleibt das einzige: heiße, hieß, hießen, heißen. -- III. haue, hieb, hie- ben, hauen; laufe, lief, liefen, laufen; raufe, rief. rie- fen, raufen; schrote, schriet; stoße, stieß -- IV. schlafe, schlief, schliefen, schlafen; ebenso: brate; rathe; laße (ohne contraction); blase; -- VII. male, maelst, maelt; praet. veraltet, part. noch malen; die praet. stund, stun- den, part. standen bildeten (analog dem gieng, gangen) nach der mhd. kürzung sten, stest, stet ein falsches praes. stehe, stehst, steht, welches allmählig mit neuem irrthum den ablaut a der zehnten conj. (sehen, gesche- hen) herbeiführend die nebenform stand, standen zeugte, wo nicht die verderbnis von bunden, sturben (conj. XII.) in banden, starben ein standen f. stunden, folglich stand
II. neuhochd. verbum. ſtarke conjugation.
II. ſg. und pl. conj. hegt das e: du gêbeſt, dieneſt; ihr gê- bet, dienet. — 3) von ſyncope des e im praet. ſchwacher conj. näheres dort. — 4) in mehrſilbigen bildungen -el -em, -en, -er, -ig hat die flexion noch ſtummes e, welches bei -el, -er richtig ſyn-, nicht aber apoco- piert wird, z. b. ſicheln, klingeln, ändern, wundern; ſichelſt, änderſt; ſichelt, ändert; hingegen: ſichele, än- dere (wie oben ſ. 753. dunkele, mâgere) ſtatt: ſichel, änder. Tadelhaft wäre ſichlen, wundren; ſichlet, wun- dret; erlaubt iſt: ſichle, wundre. Bei den bildungen - em, -en bleibt das e der flexion, man verſtößt das der ableitung: âthmen, wîdmen, zeichnen, rêgnen (nicht rêgen, analog dem dat. pl. rêgen, pluviis, ſt. rê- genen); die mit -ig behalten beides den vocal der flex. und abl. z. b. ſchædigen (nicht ſchædgen). — 5) die flexionsconſonanten beider formen ſind im praeſ. dieſel- ben, wie im mittelh., außer daß in III. pl. nunmehr -en ſtatt des mhd. -ent eintritt, folglich I. und III. pl. ganz zuſ. fallen. Hiervon macht ſelbſt das anomale ſind (ſunt) nicht eigentlich ausnahme. —
Starke conjugationen.
im praet. die bedeutende abweichung vom mittelh., daß II. ſg. nicht mehr auf -e mit umlaut, ſondern auf -eſt ohne umlaut, ausgeht; einzelne conjugationen: I. falle, fiel, fielen, fallen; halte, hielt, hielten, halten; hange, hieng, hiengen, hangen; fange, fieng, fiengen, fangen; das praet. gieng, part. gangen hat ein unorg. praeſ. gêhe, gêhſt, gêht, inf. gêhen (ohne zweifel aus mhd. gên, gêſt, gêt entſprungen); — II. da ſcheide nach ir- riger analogie in VIII. übergeht, ſo bleibt das einzige: heiße, hieß, hießen, heißen. — III. haue, hieb, hie- ben, hauen; laufe, lief, liefen, laufen; rûfe, rief. rie- fen, rûfen; ſchrôte, ſchriet; ſtôße, ſtieß — IV. ſchlâfe, ſchlief, ſchliefen, ſchlâfen; ebenſo: brâte; râthe; laße (ohne contraction); blâſe; — VII. mâle, mælſt, mælt; praet. veraltet, part. noch mâlen; die praet. ſtund, ſtun- den, part. ſtanden bildeten (analog dem gieng, gangen) nach der mhd. kürzung ſtên, ſtêſt, ſtêt ein falſches praeſ. ſtêhe, ſtêhſt, ſtêht, welches allmählig mit neuem irrthum den ablaut a der zehnten conj. (ſêhen, geſchê- hen) herbeiführend die nebenform ſtand, ſtanden zeugte, wo nicht die verderbnis von bunden, ſturben (conj. XII.) in banden, ſtarben ein ſtanden f. ſtunden, folglich ſtand
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II. neuhochd. verbum. ſtarke conjugation.
II. ſg. und pl. conj. hegt das e: du gêbeſt, dieneſt; ihr gê-
bet, dienet. — 3) von ſyncope des e im praet. ſchwacher
conj. näheres dort. — 4) in mehrſilbigen bildungen -el
-em, -en, -er, -ig hat die flexion noch ſtummes e,
welches bei -el, -er richtig ſyn-, nicht aber apoco-
piert wird, z. b. ſicheln, klingeln, ändern, wundern;
ſichelſt, änderſt; ſichelt, ändert; hingegen: ſichele, än-
dere (wie oben ſ. 753. dunkele, mâgere) ſtatt: ſichel,
änder. Tadelhaft wäre ſichlen, wundren; ſichlet, wun-
dret; erlaubt iſt: ſichle, wundre. Bei den bildungen
- em, -en bleibt das e der flexion, man verſtößt das
der ableitung: âthmen, wîdmen, zeichnen, rêgnen
(nicht rêgen, analog dem dat. pl. rêgen, pluviis, ſt. rê-
genen); die mit -ig behalten beides den vocal der flex.
und abl. z. b. ſchædigen (nicht ſchædgen). — 5) die
flexionsconſonanten beider formen ſind im praeſ. dieſel-
ben, wie im mittelh., außer daß in III. pl. nunmehr
-en ſtatt des mhd. -ent eintritt, folglich I. und III. pl.
ganz zuſ. fallen. Hiervon macht ſelbſt das anomale ſind
(ſunt) nicht eigentlich ausnahme. —
Starke conjugationen.
im praet. die bedeutende abweichung vom mittelh., daß
II. ſg. nicht mehr auf -e mit umlaut, ſondern auf -eſt
ohne umlaut, ausgeht; einzelne conjugationen: I. falle,
fiel, fielen, fallen; halte, hielt, hielten, halten; hange,
hieng, hiengen, hangen; fange, fieng, fiengen, fangen;
das praet. gieng, part. gangen hat ein unorg. praeſ.
gêhe, gêhſt, gêht, inf. gêhen (ohne zweifel aus mhd.
gên, gêſt, gêt entſprungen); — II. da ſcheide nach ir-
riger analogie in VIII. übergeht, ſo bleibt das einzige:
heiße, hieß, hießen, heißen. — III. haue, hieb, hie-
ben, hauen; laufe, lief, liefen, laufen; rûfe, rief. rie-
fen, rûfen; ſchrôte, ſchriet; ſtôße, ſtieß — IV. ſchlâfe,
ſchlief, ſchliefen, ſchlâfen; ebenſo: brâte; râthe; laße
(ohne contraction); blâſe; — VII. mâle, mælſt, mælt;
praet. veraltet, part. noch mâlen; die praet. ſtund, ſtun-
den, part. ſtanden bildeten (analog dem gieng, gangen)
nach der mhd. kürzung ſtên, ſtêſt, ſtêt ein falſches
praeſ. ſtêhe, ſtêhſt, ſtêht, welches allmählig mit neuem
irrthum den ablaut a der zehnten conj. (ſêhen, geſchê-
hen) herbeiführend die nebenform ſtand, ſtanden zeugte,
wo nicht die verderbnis von bunden, ſturben (conj. XII.)
in banden, ſtarben ein ſtanden f. ſtunden, folglich ſtand
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 982. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/1008>, abgerufen am 21.11.2024.
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