Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite
Kämmerer (zur Königin).
Erlauchte Frau --
Königin.
Daß du verdammt wär'st!
(Sie zerreißt ihr Schnupftuch.)
(Die Großen und Räthe sind indeß mit Verbeugungen einge-
treten. Darunter Bancbanus, die Grafen Simon und
Peter. Sie ordnen sich im Mittelgrunde. Der König steht
vorn am Tische rechts. Die Königin ihm gegenüber auf
der linken Seite.)
König.
Edle Herr'n!
Die Pflicht ruft mich aus Eurer Mitte fort.
Galizien, das Ungarns altes Anrecht,
Durch Erb' und Unterwerfung uns zu Dienst,
Man sucht durch Trug und schlaugelegte Ränke
Es abzuzieh'n von der beschwornen Pflicht.
Mein Heer erwartet mich, daß wir versuchen,
Was die Gewalt vermag im Dienst' des Recht's.
Ich scheide. Lebet wohl! Damit indeß --

(Herzog Otto kommt, sich durch die Versammlung durchdrängend,
die er mit den Augen mustert.)
Otto.
Wie! Keine Frauen hier? Nur Bärte, Bärte?
-- Ah, Schwester!
Königin.
Sieh, Unsel'ger! Dort der König!

Kämmerer (zur Königin).
Erlauchte Frau —
Königin.
Daß du verdammt wär’ſt!
(Sie zerreißt ihr Schnupftuch.)
(Die Großen und Räthe ſind indeß mit Verbeugungen einge-
treten. Darunter Bancbanus, die Grafen Simon und
Peter. Sie ordnen ſich im Mittelgrunde. Der König ſteht
vorn am Tiſche rechts. Die Königin ihm gegenüber auf
der linken Seite.)
König.
Edle Herr’n!
Die Pflicht ruft mich aus Eurer Mitte fort.
Galizien, das Ungarns altes Anrecht,
Durch Erb’ und Unterwerfung uns zu Dienſt,
Man ſucht durch Trug und ſchlaugelegte Ränke
Es abzuzieh’n von der beſchwornen Pflicht.
Mein Heer erwartet mich, daß wir verſuchen,
Was die Gewalt vermag im Dienſt’ des Recht’s.
Ich ſcheide. Lebet wohl! Damit indeß —

(Herzog Otto kommt, ſich durch die Verſammlung durchdrängend,
die er mit den Augen muſtert.)
Otto.
Wie! Keine Frauen hier? Nur Bärte, Bärte?
— Ah, Schweſter!
Königin.
Sieh, Unſel’ger! Dort der König!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0034" n="26"/>
        <sp who="#KAMM">
          <speaker> <hi rendition="#g">Kämmerer</hi> </speaker>
          <stage>(zur Königin).</stage><lb/>
          <p>Erlauchte Frau &#x2014;</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#KOENIGIN">
          <speaker><hi rendition="#g">Königin</hi>.</speaker><lb/>
          <p>Daß du verdammt wär&#x2019;&#x017F;t!</p><lb/>
          <stage>(Sie zerreißt ihr Schnupftuch.)</stage><lb/>
          <stage>(Die <hi rendition="#g">Großen</hi> und <hi rendition="#g">Räthe</hi> &#x017F;ind indeß mit Verbeugungen einge-<lb/>
treten. Darunter <hi rendition="#g">Bancbanus</hi>, die Grafen <hi rendition="#g">Simon</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Peter</hi>. Sie ordnen &#x017F;ich im Mittelgrunde. Der <hi rendition="#g">König</hi> &#x017F;teht<lb/>
vorn am Ti&#x017F;che rechts. Die <hi rendition="#g">Königin</hi> ihm gegenüber auf<lb/>
der linken Seite.)</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#KOENIG">
          <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/>
          <p>Edle Herr&#x2019;n!<lb/>
Die Pflicht ruft mich aus Eurer Mitte fort.<lb/>
Galizien, das Ungarns altes Anrecht,<lb/>
Durch Erb&#x2019; und Unterwerfung uns zu Dien&#x017F;t,<lb/>
Man &#x017F;ucht durch Trug und &#x017F;chlaugelegte Ränke<lb/>
Es abzuzieh&#x2019;n von der be&#x017F;chwornen Pflicht.<lb/>
Mein Heer erwartet mich, daß wir ver&#x017F;uchen,<lb/>
Was die Gewalt vermag im Dien&#x017F;t&#x2019; des Recht&#x2019;s.<lb/>
Ich &#x017F;cheide. Lebet wohl! Damit indeß &#x2014;</p><lb/>
          <stage>(Herzog <hi rendition="#g">Otto</hi> kommt, &#x017F;ich durch die Ver&#x017F;ammlung durchdrängend,<lb/>
die er mit den Augen mu&#x017F;tert.)</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#OTTO">
          <speaker><hi rendition="#g">Otto</hi>.</speaker><lb/>
          <p>Wie! Keine Frauen hier? Nur Bärte, Bärte?<lb/>
&#x2014; Ah, Schwe&#x017F;ter!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#KOENIGIN">
          <speaker><hi rendition="#g">Königin</hi>.</speaker><lb/>
          <p>Sieh, Un&#x017F;el&#x2019;ger! Dort der König!</p>
        </sp><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0034] Kämmerer (zur Königin). Erlauchte Frau — Königin. Daß du verdammt wär’ſt! (Sie zerreißt ihr Schnupftuch.) (Die Großen und Räthe ſind indeß mit Verbeugungen einge- treten. Darunter Bancbanus, die Grafen Simon und Peter. Sie ordnen ſich im Mittelgrunde. Der König ſteht vorn am Tiſche rechts. Die Königin ihm gegenüber auf der linken Seite.) König. Edle Herr’n! Die Pflicht ruft mich aus Eurer Mitte fort. Galizien, das Ungarns altes Anrecht, Durch Erb’ und Unterwerfung uns zu Dienſt, Man ſucht durch Trug und ſchlaugelegte Ränke Es abzuzieh’n von der beſchwornen Pflicht. Mein Heer erwartet mich, daß wir verſuchen, Was die Gewalt vermag im Dienſt’ des Recht’s. Ich ſcheide. Lebet wohl! Damit indeß — (Herzog Otto kommt, ſich durch die Verſammlung durchdrängend, die er mit den Augen muſtert.) Otto. Wie! Keine Frauen hier? Nur Bärte, Bärte? — Ah, Schweſter! Königin. Sieh, Unſel’ger! Dort der König!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830/34
Zitationshilfe: Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830/34>, abgerufen am 24.11.2024.