Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite
Bancbanus
(am Fuße des Hügels, mit gehobenem Stocke drohend.)
Du, schieß' nicht! Dein Bischen Leben
Wär' viel zu arm als Preis für solchen Schuß!

(Näher zu ihm tretend.)
Wer bist du? und wer hat dich hergestellt?
Soldat.
Die Vorwacht halt' ich, und -- geb't Euch gefangen!
Bancbanus.
Gefangen, ich? Gib du dich selbst gefangen! --
Du Schelm! Die Vorwacht hältst du? Und für wen?
Für jene Meuter, Friedensstörer? -- Räuber,
Mein guter Schurke, stellen Kundschaft aus,
Nicht Vorwacht, so wie ehrlich wack're Krieger.
Vorwacht! -- Wie heiß't denn Euer Losungswort?
-- Wirst du nicht reden? -- Schurke! Kenn'st du mich?
Ich bin Bancban, der Diener deines Herrn.
Wie heißt die Losung? -- Kehrt mein König heim,
So laß' ich dich in hundert Stücke schneiden.
Wie heißt das Losungswort?
Soldat.
Ungarn, und Ruhm!
Bancbanus.
Ungarn und Ruhm. Ein altes, wack'res Paar!
Ihr trenntet sie, doch nicht auf lange, hoff' ich. --
Geh' wieder nur auf deinen Platz und schweig!
Vielleicht, daß diese Stunde dir noch frommt.

(Er wendet sich nach dem Mittelgrunde rechts, um fortzugehen.)
Bancbanus
(am Fuße des Hügels, mit gehobenem Stocke drohend.)
Du, ſchieß’ nicht! Dein Bischen Leben
Wär’ viel zu arm als Preis für ſolchen Schuß!

(Näher zu ihm tretend.)
Wer biſt du? und wer hat dich hergeſtellt?
Soldat.
Die Vorwacht halt’ ich, und — geb’t Euch gefangen!
Bancbanus.
Gefangen, ich? Gib du dich ſelbſt gefangen! —
Du Schelm! Die Vorwacht hältſt du? Und für wen?
Für jene Meuter, Friedensſtörer? — Räuber,
Mein guter Schurke, ſtellen Kundſchaft aus,
Nicht Vorwacht, ſo wie ehrlich wack’re Krieger.
Vorwacht! — Wie heiß’t denn Euer Loſungswort?
— Wirſt du nicht reden? — Schurke! Kenn’ſt du mich?
Ich bin Bancban, der Diener deines Herrn.
Wie heißt die Loſung? — Kehrt mein König heim,
So laß’ ich dich in hundert Stücke ſchneiden.
Wie heißt das Loſungswort?
Soldat.
Ungarn, und Ruhm!
Bancbanus.
Ungarn und Ruhm. Ein altes, wack’res Paar!
Ihr trenntet ſie, doch nicht auf lange, hoff’ ich. —
Geh’ wieder nur auf deinen Platz und ſchweig!
Vielleicht, daß dieſe Stunde dir noch frommt.

(Er wendet ſich nach dem Mittelgrunde rechts, um fortzugehen.)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0132" n="124"/>
        <sp who="#BAN">
          <speaker> <hi rendition="#g">Bancbanus</hi> </speaker><lb/>
          <stage>(am Fuße des Hügels, mit gehobenem Stocke drohend.)</stage><lb/>
          <p>Du, &#x017F;chieß&#x2019; nicht! Dein Bischen Leben<lb/>
Wär&#x2019; viel zu arm als Preis für &#x017F;olchen Schuß!</p><lb/>
          <stage>(Näher zu ihm tretend.)</stage><lb/>
          <p>Wer bi&#x017F;t du? und wer hat dich herge&#x017F;tellt?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SOL">
          <speaker><hi rendition="#g">Soldat</hi>.</speaker><lb/>
          <p>Die Vorwacht halt&#x2019; ich, und &#x2014; geb&#x2019;t Euch gefangen!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#BAN">
          <speaker><hi rendition="#g">Bancbanus</hi>.</speaker><lb/>
          <p>Gefangen, ich? Gib du dich &#x017F;elb&#x017F;t gefangen! &#x2014;<lb/>
Du Schelm! Die Vorwacht hält&#x017F;t du? Und für wen?<lb/>
Für jene Meuter, Friedens&#x017F;törer? &#x2014; Räuber,<lb/>
Mein guter Schurke, &#x017F;tellen Kund&#x017F;chaft aus,<lb/>
Nicht Vorwacht, &#x017F;o wie ehrlich wack&#x2019;re Krieger.<lb/>
Vorwacht! &#x2014; Wie heiß&#x2019;t denn Euer Lo&#x017F;ungswort?<lb/>
&#x2014; Wir&#x017F;t du nicht reden? &#x2014; Schurke! Kenn&#x2019;&#x017F;t du mich?<lb/>
Ich bin Bancban, der Diener deines Herrn.<lb/>
Wie heißt die Lo&#x017F;ung? &#x2014; Kehrt mein König heim,<lb/>
So laß&#x2019; ich dich in hundert Stücke &#x017F;chneiden.<lb/>
Wie heißt das Lo&#x017F;ungswort?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SOL">
          <speaker><hi rendition="#g">Soldat</hi>.</speaker><lb/>
          <p>Ungarn, und Ruhm!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#BAN">
          <speaker><hi rendition="#g">Bancbanus</hi>.</speaker><lb/>
          <p>Ungarn und Ruhm. Ein altes, wack&#x2019;res Paar!<lb/>
Ihr trenntet &#x017F;ie, doch nicht auf lange, hoff&#x2019; ich. &#x2014;<lb/>
Geh&#x2019; wieder nur auf deinen Platz und &#x017F;chweig!<lb/>
Vielleicht, daß die&#x017F;e Stunde dir noch frommt.</p><lb/>
          <stage>(Er wendet &#x017F;ich nach dem Mittelgrunde rechts, um fortzugehen.)</stage><lb/>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0132] Bancbanus (am Fuße des Hügels, mit gehobenem Stocke drohend.) Du, ſchieß’ nicht! Dein Bischen Leben Wär’ viel zu arm als Preis für ſolchen Schuß! (Näher zu ihm tretend.) Wer biſt du? und wer hat dich hergeſtellt? Soldat. Die Vorwacht halt’ ich, und — geb’t Euch gefangen! Bancbanus. Gefangen, ich? Gib du dich ſelbſt gefangen! — Du Schelm! Die Vorwacht hältſt du? Und für wen? Für jene Meuter, Friedensſtörer? — Räuber, Mein guter Schurke, ſtellen Kundſchaft aus, Nicht Vorwacht, ſo wie ehrlich wack’re Krieger. Vorwacht! — Wie heiß’t denn Euer Loſungswort? — Wirſt du nicht reden? — Schurke! Kenn’ſt du mich? Ich bin Bancban, der Diener deines Herrn. Wie heißt die Loſung? — Kehrt mein König heim, So laß’ ich dich in hundert Stücke ſchneiden. Wie heißt das Loſungswort? Soldat. Ungarn, und Ruhm! Bancbanus. Ungarn und Ruhm. Ein altes, wack’res Paar! Ihr trenntet ſie, doch nicht auf lange, hoff’ ich. — Geh’ wieder nur auf deinen Platz und ſchweig! Vielleicht, daß dieſe Stunde dir noch frommt. (Er wendet ſich nach dem Mittelgrunde rechts, um fortzugehen.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830/132
Zitationshilfe: Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830/132>, abgerufen am 04.05.2024.