Griesinger, Wilhelm: Die Pathologie und Therapie der psychischen Krankheiten, für Ärzte und Studierende. Stuttgart, 1845.Nervenverletzungen hat 7 Fälle der letzteren Art beobachtet; sie lassen natürlich niemals Heilungoder Besserung zu. Neben den Kopfverletzungen mag als eine, indessen seltene Ursache die Von ausgezeichnetem pathologischen Interesse sind die Fälle, wo Zunächst hierher gehören weiter jene heftigen oder anhaltend *) Traite de l'alienation etc. p. Archambault. 1840. p. 81. **) Oppenheims Zeitschr. XXI. 1842. p. 101. Aus den Petersburger Abhand- lungen, wo ich leider den Fall nicht im Originale vergleichen konnte. ***) Note an die Academie. L'Institut. 16. Janv. 1843. +) Hufelands Journal Bd. IV. p. 224. ++) Damerow und Roller, Journal I. 1. p. 49. +++) Vergl. weiter die von Hirsch (Spinalneurosen. p. 131 seqq.) angeführ-
ten Fälle. Nervenverletzungen hat 7 Fälle der letzteren Art beobachtet; sie lassen natürlich niemals Heilungoder Besserung zu. Neben den Kopfverletzungen mag als eine, indessen seltene Ursache die Von ausgezeichnetem pathologischen Interesse sind die Fälle, wo Zunächst hierher gehören weiter jene heftigen oder anhaltend *) Traité de l’aliénation etc. p. Archambault. 1840. p. 81. **) Oppenheims Zeitschr. XXI. 1842. p. 101. Aus den Petersburger Abhand- lungen, wo ich leider den Fall nicht im Originale vergleichen konnte. ***) Note an die Académie. L’Institut. 16. Janv. 1843. †) Hufelands Journal Bd. IV. p. 224. ††) Damerow und Roller, Journal I. 1. p. 49. †††) Vergl. weiter die von Hirsch (Spinalneurosen. p. 131 seqq.) angeführ-
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Nervenverletzungen
hat 7 Fälle der letzteren Art beobachtet; sie lassen natürlich niemals Heilung
oder Besserung zu.
Neben den Kopfverletzungen mag als eine, indessen seltene Ursache die
Insolation erwähnt werden, die ohne Zweifel durch Entstehung starker Gehirn-
hyperämie (und Oedem?), vielleicht mit Beihülfe der nervösen Ueberreizung des
Gehirns durch lange ausgehaltenes, grelles Sonnenlicht wirkt. Ellis *) erzählt
2 Fälle von Geisteskrankheit durch Insolation, deren einer mit Genesung, der
andere mit Blödsinn endigte.
Von ausgezeichnetem pathologischen Interesse sind die Fälle, wo
das Irresein nach (und ohne Zweifel in Folge) einer, verhältniss-
mässig unbedeutenden peripherischen Nervenverletzung (über-
haupt Verletzung der Weichtheile) oder peripherisch entstandener
Erkrankung der (Sinnes-) Nerven, z. B. peripherischer Taubheit, ent-
stand. So haben wir bei einer hysterischen Frau nach einer, ganz
ungefährlichen Verletzung des Augs durch einen hingeflogenen Holz-
splitter, tiefe Melancholie entstehen sehen; so hat man (Herzog) einen
Fall von Irresein nach der Operation des Strabismus **) beobachtet;
so berichtet Foville ***) von zahlreichen Fällen oberflächlicher Er-
krankung des cerebellum bei Irren, entstanden nach peripherischen
Störungen im Quintus und Acusticus; es gehört ferner hierher der
(schon p. 108) angeführte Fall von Jördens †), wo ein Knabe durch
kleine, in die Fusssohle eingedrungene Glassplitter tobsüchtig ward,
und es bis zu ihrer Entfernung blieb, und es sind unzweifelhaft die
von Zeller ††) erwähnten Erkrankungen nach bloss äusserlichen Kopf-
wunden zu dieser pathogenetischen Categorie zu rechnen †††). Indem
diese Fälle allerdings an das Delirium nervosum nach und während
der Operationen lebhaft erinnern, schliessen sie sich als identisch
entstandenes Gehirnleiden, dem traumatisch-tetanischen Rückenmarks-
leiden an, ihrerseits die Gleichheit der Wege der Erkrankung für die
verschiedenen, eben in ihrer eigenthümlichen Energie reagirenden,
Abschnitte des Central-Nervensystems beurkundend.
Zunächst hierher gehören weiter jene heftigen oder anhaltend
fortdauernden Nervenreizungen von der Peripherie des Organismus;
*) Traité de l’aliénation etc. p. Archambault. 1840. p. 81.
**) Oppenheims Zeitschr. XXI. 1842. p. 101. Aus den Petersburger Abhand-
lungen, wo ich leider den Fall nicht im Originale vergleichen konnte.
***) Note an die Académie. L’Institut. 16. Janv. 1843.
†) Hufelands Journal Bd. IV. p. 224.
††) Damerow und Roller, Journal I. 1. p. 49.
†††) Vergl. weiter die von Hirsch (Spinalneurosen. p. 131 seqq.) angeführ-
ten Fälle.
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