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Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

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Vermischte Gedichte.
Verachtung kan uns nicht mit ihrem Stachel tödten
Der Brüste theurer Stoff so Aug' als Hertz' ergetzt.
Die Waaren/ so man kan am allerersten lassen
Die setzt man vor den Kram sie zu ersehen aus/
Das andre aber muß in seinem Packen passen/
Darum der Käuffer nicht geht in des Kramers Haus.
Und o betrognes Weib/ man kan die Pracht erhalten
Der Brust/ so man entblößt/ als Venus-Schätze weißt.
Es muß das schöne Gut nicht vor der Zeit veralten/
Die Kunst ersetzet das was Sturm und Wind einreißt.
Und dieses lehret uns der uns gefälge Schreiber (b)
Der allen Damen lieb/ und werth geachtet wird/
Er zeiget wie man schmückt/ die schon galanten Leiber
Und wie noch größre Pracht durch Kunst wird beygeführt.
Und will ein Ehren-Dieb schon seine Feder wetzen/
So bleibt dis unser Spruch: Ein Thor nicht schelten kan (c)
Und hat ein müß' ger Kautz sonst nichtes nicht zu hetzen
So fängst er mit der Brust des Frauen-Zimmers an.
So dann muß dieser Ort ein über groß Gerüste
Der bösen Lüste seyn/ und was der Possen mehr
Uns aber ziert dennoch der Pracht der schönen Brüste
Und sie erlangen nicht die sehr begehrte Ehr.
Allein zu unsern Ruhm muß Hoffmanns Waldau schreiben (d)
Wenn schon einander gleich vor ihn die Feder führt
Und viele andre mehr die unbenennet bleiben/
Weil deren reiner Vers, sie/ und die Brüste ziert.
Nun albre Ehrbarkeit wir lachen zu den Dräuen/
Wird gleich ein grosser Zoll auf unsre Waar gelegt
Wir werden uns doch nicht sie auszulegen scheuen/
Weil nach dem theuresten der beste Käuffer frägt.
Allein wir leben nicht in solchen wilden Jahren
Da man der Wollust-Frucht mit Zins und Zolle drückt;
Die Fürsten lieben selbst die angenehmen Waaren
Damit das Frauen-Volck den weissen Busen schmückt.
Wir geben dir Adjeu und blössen unsre Brüste/
So/ wie die neue Welt und ihre Mode will
Doch wissen wir auch wol/ daß man vor Mannes-Lüste
So Schrancken setzen muß/ als Gräntze/ Maaß und Ziel.
(a) Hier-
Vermiſchte Gedichte.
Verachtung kan uns nicht mit ihrem Stachel toͤdten
Der Bruͤſte theurer Stoff ſo Aug’ als Hertz’ ergetzt.
Die Waaren/ ſo man kan am allererſten laſſen
Die ſetzt man vor den Kram ſie zu erſehen aus/
Das andre aber muß in ſeinem Packen paſſen/
Darum der Kaͤuffer nicht geht in des Kramers Haus.
Und o betrognes Weib/ man kan die Pracht erhalten
Der Bruſt/ ſo man entbloͤßt/ als Venus-Schaͤtze weißt.
Es muß das ſchoͤne Gut nicht vor der Zeit veralten/
Die Kunſt erſetzet das was Sturm und Wind einreißt.
Und dieſes lehret uns der uns gefaͤlge Schreiber (b)
Der allen Damen lieb/ und werth geachtet wird/
Er zeiget wie man ſchmuͤckt/ die ſchon galanten Leiber
Und wie noch groͤßre Pracht durch Kunſt wird beygefuͤhrt.
Und will ein Ehren-Dieb ſchon ſeine Feder wetzen/
So bleibt dis unſer Spruch: Ein Thor nicht ſchelten kan (c)
Und hat ein muͤß’ ger Kautz ſonſt nichtes nicht zu hetzen
So faͤngſt er mit der Bruſt des Frauen-Zimmers an.
So dann muß dieſer Ort ein uͤber groß Geruͤſte
Der boͤſen Luͤſte ſeyn/ und was der Poſſen mehr
Uns aber ziert dennoch der Pracht der ſchoͤnen Bruͤſte
Und ſie erlangen nicht die ſehr begehrte Ehr.
Allein zu unſern Ruhm muß Hoffmanns Waldau ſchreiben (d)
Wenn ſchon einander gleich vor ihn die Feder fuͤhrt
Und viele andre mehr die unbenennet bleiben/
Weil deren reiner Vers, ſie/ und die Bruͤſte ziert.
Nun albre Ehrbarkeit wir lachen zu den Draͤuen/
Wird gleich ein groſſer Zoll auf unſre Waar gelegt
Wir werden uns doch nicht ſie auszulegen ſcheuen/
Weil nach dem theureſten der beſte Kaͤuffer fraͤgt.
Allein wir leben nicht in ſolchen wilden Jahren
Da man der Wolluſt-Frucht mit Zins und Zolle druͤckt;
Die Fuͤrſten lieben ſelbſt die angenehmen Waaren
Damit das Frauen-Volck den weiſſen Buſen ſchmuͤckt.
Wir geben dir Adjeu und bloͤſſen unſre Bruͤſte/
So/ wie die neue Welt und ihre Mode will
Doch wiſſen wir auch wol/ daß man vor Mannes-Luͤſte
So Schrancken ſetzen muß/ als Graͤntze/ Maaß und Ziel.
(a) Hier-
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[410/0428] Vermiſchte Gedichte. Verachtung kan uns nicht mit ihrem Stachel toͤdten Der Bruͤſte theurer Stoff ſo Aug’ als Hertz’ ergetzt. Die Waaren/ ſo man kan am allererſten laſſen Die ſetzt man vor den Kram ſie zu erſehen aus/ Das andre aber muß in ſeinem Packen paſſen/ Darum der Kaͤuffer nicht geht in des Kramers Haus. Und o betrognes Weib/ man kan die Pracht erhalten Der Bruſt/ ſo man entbloͤßt/ als Venus-Schaͤtze weißt. Es muß das ſchoͤne Gut nicht vor der Zeit veralten/ Die Kunſt erſetzet das was Sturm und Wind einreißt. Und dieſes lehret uns der uns gefaͤlge Schreiber ⁽b⁾ Der allen Damen lieb/ und werth geachtet wird/ Er zeiget wie man ſchmuͤckt/ die ſchon galanten Leiber Und wie noch groͤßre Pracht durch Kunſt wird beygefuͤhrt. Und will ein Ehren-Dieb ſchon ſeine Feder wetzen/ So bleibt dis unſer Spruch: Ein Thor nicht ſchelten kan ⁽c⁾ Und hat ein muͤß’ ger Kautz ſonſt nichtes nicht zu hetzen So faͤngſt er mit der Bruſt des Frauen-Zimmers an. So dann muß dieſer Ort ein uͤber groß Geruͤſte Der boͤſen Luͤſte ſeyn/ und was der Poſſen mehr Uns aber ziert dennoch der Pracht der ſchoͤnen Bruͤſte Und ſie erlangen nicht die ſehr begehrte Ehr. Allein zu unſern Ruhm muß Hoffmanns Waldau ſchreiben ⁽d⁾ Wenn ſchon einander gleich vor ihn die Feder fuͤhrt Und viele andre mehr die unbenennet bleiben/ Weil deren reiner Vers, ſie/ und die Bruͤſte ziert. Nun albre Ehrbarkeit wir lachen zu den Draͤuen/ Wird gleich ein groſſer Zoll auf unſre Waar gelegt Wir werden uns doch nicht ſie auszulegen ſcheuen/ Weil nach dem theureſten der beſte Kaͤuffer fraͤgt. Allein wir leben nicht in ſolchen wilden Jahren Da man der Wolluſt-Frucht mit Zins und Zolle druͤckt; Die Fuͤrſten lieben ſelbſt die angenehmen Waaren Damit das Frauen-Volck den weiſſen Buſen ſchmuͤckt. Wir geben dir Adjeu und bloͤſſen unſre Bruͤſte/ So/ wie die neue Welt und ihre Mode will Doch wiſſen wir auch wol/ daß man vor Mannes-Luͤſte So Schrancken ſetzen muß/ als Graͤntze/ Maaß und Ziel. (a) Hier-

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Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/428>, abgerufen am 21.11.2024.