Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

Bild:
<< vorherige Seite
Verliebte und galante Gedichte.
Ach Elieser! ach! ach ewiger Verlust!
Ahalibama stirbt wenn sie den Fall erweget/
Mein Hertze steigt heraus aus der erstorbnen Brust/
Die Geister wein' ich weg/ die mein Gehirne heget.
Dein letzteres Gebot das Sterben mir verbeut/
Dis geh' ich endlich ein/ allein die alten Götter
Laß ich nicht um den Tand gelehrter Seltenheit/
Die Jsis bleibt mein Schutz/ Osiris mein Erretter.
Jch lebe/ aber ach! zu meinen größten Schmertz/
Mein bester Schatz ist todt/ mein Leben ist verblichen/
Jch weiß nicht wie mir ist? ich lebe ohne Hertz/
Mit deinem Tod/ mein Schatz/ sind Hertz und Geist entwichen.
Jch lebe in der Lust von aller Lust entfernt/
Mit Eliesern ist mir alles abgestorben/
Des Beors Liebe macht den Geist noch mehr entkernt/
Ach wäre ich mein Schatz an deiner Statt Verdorben!
Doch auf ermuntre dich/ Ahalibama leb'
Blieb Elieser treu/ mehr keine Liebes-Flammen/
Verehre dessen Brunst/ und seine Treu erheb
Die alle Welt erhöht/ nur Beor will verdammen.
Nun ruhe wohl mein Schatz/ ach Elieser! ach
Daß das Verhängniß dir so feindlich ist gewesen/
Und deinen Tod verhängt/ die Zunge wird mir schwach/
Den Jammer kan man mir an meiner Stirnen lesen.
Das viele Weinen nimmt der Zunge ihre Macht/
Der Kummer will den Geist der Ohnmacht übergeben/
Doch wird mit Mühe noch dis Wort hervorgebracht;
Mein bester Schatz ist todt! ja selbst mein eigen Leben!


An ein keusches Frauen-Zimmer.
Was soll mein schwacher Kiel hier vor ein Opffer bringen/
Allwo die Schmeichelung nicht darf zu finden seyn?
Wo nicht die Lustbarkeit darf aus der Feder dringen/
Auch nicht die matte Hand darf Amorn Weyrauch streun.
Jch muß ein reines Blatt vor ihre Füsse legen/
Das kein candirtes Werck der eiteln Wollust weißt/
Die
L
Verliebte und galante Gedichte.
Ach Elieſer! ach! ach ewiger Verluſt!
Ahalibama ſtirbt wenn ſie den Fall erweget/
Mein Hertze ſteigt heraus aus der erſtorbnen Bruſt/
Die Geiſter wein’ ich weg/ die mein Gehirne heget.
Dein letzteres Gebot das Sterben mir verbeut/
Dis geh’ ich endlich ein/ allein die alten Goͤtter
Laß ich nicht um den Tand gelehrter Seltenheit/
Die Jſis bleibt mein Schutz/ Oſiris mein Erretter.
Jch lebe/ aber ach! zu meinen groͤßten Schmertz/
Mein beſter Schatz iſt todt/ mein Leben iſt verblichen/
Jch weiß nicht wie mir iſt? ich lebe ohne Hertz/
Mit deinem Tod/ mein Schatz/ ſind Hertz und Geiſt entwichen.
Jch lebe in der Luſt von aller Luſt entfernt/
Mit Elieſern iſt mir alles abgeſtorben/
Des Beors Liebe macht den Geiſt noch mehr entkernt/
Ach waͤre ich mein Schatz an deiner Statt Verdorben!
Doch auf ermuntre dich/ Ahalibama leb’
Blieb Elieſer treu/ mehr keine Liebes-Flammen/
Verehre deſſen Brunſt/ und ſeine Treu erheb
Die alle Welt erhoͤht/ nur Beor will verdammen.
Nun ruhe wohl mein Schatz/ ach Elieſer! ach
Daß das Verhaͤngniß dir ſo feindlich iſt geweſen/
Und deinen Tod verhaͤngt/ die Zunge wird mir ſchwach/
Den Jammer kan man mir an meiner Stirnen leſen.
Das viele Weinen nimmt der Zunge ihre Macht/
Der Kummer will den Geiſt der Ohnmacht uͤbergeben/
Doch wird mit Muͤhe noch dis Wort hervorgebracht;
Mein beſter Schatz iſt todt! ja ſelbſt mein eigen Leben!


An ein keuſches Frauen-Zimmer.
Was ſoll mein ſchwacher Kiel hier vor ein Opffer bringen/
Allwo die Schmeichelung nicht darf zu finden ſeyn?
Wo nicht die Luſtbarkeit darf aus der Feder dringen/
Auch nicht die matte Hand darf Amorn Weyrauch ſtreun.
Jch muß ein reines Blatt vor ihre Fuͤſſe legen/
Das kein candirtes Werck der eiteln Wolluſt weißt/
Die
L
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0179" n="161"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verliebte und <hi rendition="#aq">galante</hi> Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Ach <hi rendition="#aq">Elie&#x017F;er!</hi> ach! ach ewiger Verlu&#x017F;t!</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq">Ahalibama</hi> &#x017F;tirbt wenn &#x017F;ie den Fall erweget/</l><lb/>
            <l>Mein Hertze &#x017F;teigt heraus aus der er&#x017F;torbnen Bru&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Die Gei&#x017F;ter wein&#x2019; ich weg/ die mein Gehirne heget.</l><lb/>
            <l>Dein letzteres Gebot das Sterben mir verbeut/</l><lb/>
            <l>Dis geh&#x2019; ich endlich ein/ allein die alten Go&#x0364;tter</l><lb/>
            <l>Laß ich nicht um den Tand gelehrter Seltenheit/</l><lb/>
            <l>Die <hi rendition="#aq">J&#x017F;is</hi> bleibt mein Schutz/ <hi rendition="#aq">O&#x017F;iris</hi> mein Erretter.</l><lb/>
            <l>Jch lebe/ aber ach! zu meinen gro&#x0364;ßten Schmertz/</l><lb/>
            <l>Mein be&#x017F;ter Schatz i&#x017F;t todt/ mein Leben i&#x017F;t verblichen/</l><lb/>
            <l>Jch weiß nicht wie mir i&#x017F;t? ich lebe ohne Hertz/</l><lb/>
            <l>Mit deinem Tod/ mein Schatz/ &#x017F;ind Hertz und Gei&#x017F;t entwichen.</l><lb/>
            <l>Jch lebe in der Lu&#x017F;t von aller Lu&#x017F;t entfernt/</l><lb/>
            <l>Mit <hi rendition="#aq">Elie&#x017F;ern</hi> i&#x017F;t mir alles abge&#x017F;torben/</l><lb/>
            <l>Des <hi rendition="#aq">Beors</hi> Liebe macht den Gei&#x017F;t noch mehr entkernt/</l><lb/>
            <l>Ach wa&#x0364;re ich mein Schatz an deiner Statt Verdorben!</l><lb/>
            <l>Doch auf ermuntre dich/ <hi rendition="#aq">Ahalibama</hi> leb&#x2019;</l><lb/>
            <l>Blieb <hi rendition="#aq">Elie&#x017F;er</hi> treu/ mehr keine Liebes-Flammen/</l><lb/>
            <l>Verehre de&#x017F;&#x017F;en Brun&#x017F;t/ und &#x017F;eine Treu erheb</l><lb/>
            <l>Die alle Welt erho&#x0364;ht/ nur <hi rendition="#aq">Beor</hi> will verdammen.</l><lb/>
            <l>Nun ruhe wohl mein Schatz/ ach <hi rendition="#aq">Elie&#x017F;er!</hi> ach</l><lb/>
            <l>Daß das Verha&#x0364;ngniß dir &#x017F;o feindlich i&#x017F;t gewe&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Und deinen Tod verha&#x0364;ngt/ die Zunge wird mir &#x017F;chwach/</l><lb/>
            <l>Den Jammer kan man mir an meiner Stirnen le&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>Das viele Weinen nimmt der Zunge ihre Macht/</l><lb/>
            <l>Der Kummer will den Gei&#x017F;t der Ohnmacht u&#x0364;bergeben/</l><lb/>
            <l>Doch wird mit Mu&#x0364;he noch dis Wort hervorgebracht;</l><lb/>
            <l>Mein be&#x017F;ter Schatz i&#x017F;t todt! ja &#x017F;elb&#x017F;t mein eigen Leben!</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">An ein keu&#x017F;ches Frauen-Zimmer.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>as &#x017F;oll mein &#x017F;chwacher Kiel hier vor ein Opffer bringen/</l><lb/>
            <l>Allwo die Schmeichelung nicht darf zu finden &#x017F;eyn?</l><lb/>
            <l>Wo nicht die Lu&#x017F;tbarkeit darf aus der Feder dringen/</l><lb/>
            <l>Auch nicht die matte Hand darf <hi rendition="#aq">Amorn</hi> Weyrauch &#x017F;treun.</l><lb/>
            <l>Jch muß ein reines Blatt vor ihre Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e legen/</l><lb/>
            <l>Das kein <hi rendition="#aq">candirtes</hi> Werck der eiteln Wollu&#x017F;t weißt/</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">L</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[161/0179] Verliebte und galante Gedichte. Ach Elieſer! ach! ach ewiger Verluſt! Ahalibama ſtirbt wenn ſie den Fall erweget/ Mein Hertze ſteigt heraus aus der erſtorbnen Bruſt/ Die Geiſter wein’ ich weg/ die mein Gehirne heget. Dein letzteres Gebot das Sterben mir verbeut/ Dis geh’ ich endlich ein/ allein die alten Goͤtter Laß ich nicht um den Tand gelehrter Seltenheit/ Die Jſis bleibt mein Schutz/ Oſiris mein Erretter. Jch lebe/ aber ach! zu meinen groͤßten Schmertz/ Mein beſter Schatz iſt todt/ mein Leben iſt verblichen/ Jch weiß nicht wie mir iſt? ich lebe ohne Hertz/ Mit deinem Tod/ mein Schatz/ ſind Hertz und Geiſt entwichen. Jch lebe in der Luſt von aller Luſt entfernt/ Mit Elieſern iſt mir alles abgeſtorben/ Des Beors Liebe macht den Geiſt noch mehr entkernt/ Ach waͤre ich mein Schatz an deiner Statt Verdorben! Doch auf ermuntre dich/ Ahalibama leb’ Blieb Elieſer treu/ mehr keine Liebes-Flammen/ Verehre deſſen Brunſt/ und ſeine Treu erheb Die alle Welt erhoͤht/ nur Beor will verdammen. Nun ruhe wohl mein Schatz/ ach Elieſer! ach Daß das Verhaͤngniß dir ſo feindlich iſt geweſen/ Und deinen Tod verhaͤngt/ die Zunge wird mir ſchwach/ Den Jammer kan man mir an meiner Stirnen leſen. Das viele Weinen nimmt der Zunge ihre Macht/ Der Kummer will den Geiſt der Ohnmacht uͤbergeben/ Doch wird mit Muͤhe noch dis Wort hervorgebracht; Mein beſter Schatz iſt todt! ja ſelbſt mein eigen Leben! An ein keuſches Frauen-Zimmer. Was ſoll mein ſchwacher Kiel hier vor ein Opffer bringen/ Allwo die Schmeichelung nicht darf zu finden ſeyn? Wo nicht die Luſtbarkeit darf aus der Feder dringen/ Auch nicht die matte Hand darf Amorn Weyrauch ſtreun. Jch muß ein reines Blatt vor ihre Fuͤſſe legen/ Das kein candirtes Werck der eiteln Wolluſt weißt/ Die L

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/179
Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/179>, abgerufen am 23.11.2024.