Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

Bild:
<< vorherige Seite
Verliebte und galante Gedichte.
Dein Schmeicheln kan zu nichts als zum Verderben taugen
Wer dir Gehöre giebt/ mit solchem ists geschehn.
Jch muß der Venus Zorn um deinent willen leiden/
Dein Fürwitz hat mich in mein Ungelück gebracht
Allein du solt davor mein Angesicht vermeiden/
Jch gebe dir hiemit auf ewig gute Nacht.
Du solt mein Angesicht hinführe nicht mehr schauen/
Jch geb dir keinen Blick/ ich achte dich nicht mehr/
Du magst dein Elend nun als ein Verstoßner bauen/
Und wenn ich dich geliebt/ so haß/ ich dich nun sehr.
Dein Lob hat es gemacht/ daß ich mich drob vergangen/
Du hast mich zu den Stoltz und Aberwitz bewegt;
Jch zierte wie ein Pfau die auffgeblaßnen Wangen
Die Brust hat einen Stoltz/ der all zu groß/ gehegt.
Allein wie ließ ich bald die stoltzen Flügel fallen
Als Venus sich erzürnt ob dieser That befand/
Jch solte fort von ihr ins herbe Elend wallen
Die Straffe wurde mir mit Rechte zuerkannt.
Doch ihre Gütigkeit/ die ließ mich Gnade finden
Mir solte mein Versehn nicht zugerechnet seyn/
Sie wolte keine Ruht' vor meinen Rücken binden/
Wenn ich inskünfftige das Unrecht würde scheun.
Jch werde diese Gunst so leichte nicht verschertzen/
Verfluchter geh nur fort/ du hast mich einst gestürtzt/
Allein dein Frevel soll dich in der Seelen schmertzen
Verachtung hat das Band der Liebe abgekürtzt.
Jch werde dich hinfort mit keinem Blicke lieben/
Du bist nun gantz und gar aus meiner Gunst verbannt.
Du bist nun in das Buch der Feinde eingeschrieben/
Jch habe nun mein Hertz gantz von dir weggewandt.
Ach Venus zürne nicht/ du siehst wie mein Gesichte
Mit Schaam und Furcht erfüllt/ die Augen weinen Blut/
Das matte Hertz zerspringt/ dis sind die Reue-Früchte/
Zu dem so bin ich auch dem Buhler nicht mehr gut.
Jch werde deine Macht gantz unterthänig ehren/
Jch küsse Königin Fuß-fällig deinen Fuß/
Jch bitte/ daß du magst den Zorn in Gnade kehren/
Denn sieh' ich thue ja mit wahrer Reue Buß.
Ve-
G 4
Verliebte und galante Gedichte.
Dein Schmeicheln kan zu nichts als zum Verderben taugen
Wer dir Gehoͤre giebt/ mit ſolchem iſts geſchehn.
Jch muß der Venus Zorn um deinent willen leiden/
Dein Fuͤrwitz hat mich in mein Ungeluͤck gebracht
Allein du ſolt davor mein Angeſicht vermeiden/
Jch gebe dir hiemit auf ewig gute Nacht.
Du ſolt mein Angeſicht hinfuͤhre nicht mehr ſchauen/
Jch geb dir keinen Blick/ ich achte dich nicht mehr/
Du magſt dein Elend nun als ein Verſtoßner bauen/
Und wenn ich dich geliebt/ ſo haß/ ich dich nun ſehr.
Dein Lob hat es gemacht/ daß ich mich drob vergangen/
Du haſt mich zu den Stoltz und Aberwitz bewegt;
Jch zierte wie ein Pfau die auffgeblaßnen Wangen
Die Bruſt hat einen Stoltz/ der all zu groß/ gehegt.
Allein wie ließ ich bald die ſtoltzen Fluͤgel fallen
Als Venus ſich erzuͤrnt ob dieſer That befand/
Jch ſolte fort von ihr ins herbe Elend wallen
Die Straffe wurde mir mit Rechte zuerkannt.
Doch ihre Guͤtigkeit/ die ließ mich Gnade finden
Mir ſolte mein Verſehn nicht zugerechnet ſeyn/
Sie wolte keine Ruht’ vor meinen Ruͤcken binden/
Wenn ich inskuͤnfftige das Unrecht wuͤrde ſcheun.
Jch werde dieſe Gunſt ſo leichte nicht verſchertzen/
Verfluchter geh nur fort/ du haſt mich einſt geſtuͤrtzt/
Allein dein Frevel ſoll dich in der Seelen ſchmertzen
Verachtung hat das Band der Liebe abgekuͤrtzt.
Jch werde dich hinfort mit keinem Blicke lieben/
Du biſt nun gantz und gar aus meiner Gunſt verbannt.
Du biſt nun in das Buch der Feinde eingeſchrieben/
Jch habe nun mein Hertz gantz von dir weggewandt.
Ach Venus zuͤrne nicht/ du ſiehſt wie mein Geſichte
Mit Schaam und Furcht erfuͤllt/ die Augen weinen Blut/
Das matte Hertz zerſpringt/ dis ſind die Reue-Fruͤchte/
Zu dem ſo bin ich auch dem Buhler nicht mehr gut.
Jch werde deine Macht gantz unterthaͤnig ehren/
Jch kuͤſſe Koͤnigin Fuß-faͤllig deinen Fuß/
Jch bitte/ daß du magſt den Zorn in Gnade kehren/
Denn ſieh’ ich thue ja mit wahrer Reue Buß.
Ve-
G 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0121" n="103"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verliebte und <hi rendition="#aq">galante</hi> Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Dein Schmeicheln kan zu nichts als zum Verderben taugen</l><lb/>
            <l>Wer dir Geho&#x0364;re giebt/ mit &#x017F;olchem i&#x017F;ts ge&#x017F;chehn.</l><lb/>
            <l>Jch muß der <hi rendition="#aq">Venus</hi> Zorn um deinent willen leiden/</l><lb/>
            <l>Dein Fu&#x0364;rwitz hat mich in mein Ungelu&#x0364;ck gebracht</l><lb/>
            <l>Allein du &#x017F;olt davor mein Ange&#x017F;icht vermeiden/</l><lb/>
            <l>Jch gebe dir hiemit auf ewig gute Nacht.</l><lb/>
            <l>Du &#x017F;olt mein Ange&#x017F;icht hinfu&#x0364;hre nicht mehr &#x017F;chauen/</l><lb/>
            <l>Jch geb dir keinen Blick/ ich achte dich nicht mehr/</l><lb/>
            <l>Du mag&#x017F;t dein Elend nun als ein Ver&#x017F;toßner bauen/</l><lb/>
            <l>Und wenn ich dich geliebt/ &#x017F;o haß/ ich dich nun &#x017F;ehr.</l><lb/>
            <l>Dein Lob hat es gemacht/ daß ich mich drob vergangen/</l><lb/>
            <l>Du ha&#x017F;t mich zu den Stoltz und Aberwitz bewegt;</l><lb/>
            <l>Jch zierte wie ein Pfau die auffgeblaßnen Wangen</l><lb/>
            <l>Die Bru&#x017F;t hat einen Stoltz/ der all zu groß/ gehegt.</l><lb/>
            <l>Allein wie ließ ich bald die &#x017F;toltzen Flu&#x0364;gel fallen</l><lb/>
            <l>Als <hi rendition="#aq">Venus</hi> &#x017F;ich erzu&#x0364;rnt ob die&#x017F;er That befand/</l><lb/>
            <l>Jch &#x017F;olte fort von ihr ins herbe Elend wallen</l><lb/>
            <l>Die Straffe wurde mir mit Rechte zuerkannt.</l><lb/>
            <l>Doch ihre Gu&#x0364;tigkeit/ die ließ mich Gnade finden</l><lb/>
            <l>Mir &#x017F;olte mein Ver&#x017F;ehn nicht zugerechnet &#x017F;eyn/</l><lb/>
            <l>Sie wolte keine Ruht&#x2019; vor meinen Ru&#x0364;cken binden/</l><lb/>
            <l>Wenn ich insku&#x0364;nfftige das Unrecht wu&#x0364;rde &#x017F;cheun.</l><lb/>
            <l>Jch werde die&#x017F;e Gun&#x017F;t &#x017F;o leichte nicht ver&#x017F;chertzen/</l><lb/>
            <l>Verfluchter geh nur fort/ du ha&#x017F;t mich ein&#x017F;t ge&#x017F;tu&#x0364;rtzt/</l><lb/>
            <l>Allein dein Frevel &#x017F;oll dich in der Seelen &#x017F;chmertzen</l><lb/>
            <l>Verachtung hat das Band der Liebe abgeku&#x0364;rtzt.</l><lb/>
            <l>Jch werde dich hinfort mit keinem Blicke lieben/</l><lb/>
            <l>Du bi&#x017F;t nun gantz und gar aus meiner Gun&#x017F;t verbannt.</l><lb/>
            <l>Du bi&#x017F;t nun in das Buch der Feinde einge&#x017F;chrieben/</l><lb/>
            <l>Jch habe nun mein Hertz gantz von dir weggewandt.</l><lb/>
            <l>Ach <hi rendition="#aq">Venus</hi> zu&#x0364;rne nicht/ du &#x017F;ieh&#x017F;t wie mein Ge&#x017F;ichte</l><lb/>
            <l>Mit Schaam und Furcht erfu&#x0364;llt/ die Augen weinen Blut/</l><lb/>
            <l>Das matte Hertz zer&#x017F;pringt/ dis &#x017F;ind die Reue-Fru&#x0364;chte/</l><lb/>
            <l>Zu dem &#x017F;o bin ich auch dem Buhler nicht mehr gut.</l><lb/>
            <l>Jch werde deine Macht gantz untertha&#x0364;nig ehren/</l><lb/>
            <l>Jch ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Ko&#x0364;nigin Fuß-fa&#x0364;llig deinen Fuß/</l><lb/>
            <l>Jch bitte/ daß du mag&#x017F;t den Zorn in Gnade kehren/</l><lb/>
            <l>Denn &#x017F;ieh&#x2019; ich thue ja mit wahrer Reue Buß.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">G 4</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Ve-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[103/0121] Verliebte und galante Gedichte. Dein Schmeicheln kan zu nichts als zum Verderben taugen Wer dir Gehoͤre giebt/ mit ſolchem iſts geſchehn. Jch muß der Venus Zorn um deinent willen leiden/ Dein Fuͤrwitz hat mich in mein Ungeluͤck gebracht Allein du ſolt davor mein Angeſicht vermeiden/ Jch gebe dir hiemit auf ewig gute Nacht. Du ſolt mein Angeſicht hinfuͤhre nicht mehr ſchauen/ Jch geb dir keinen Blick/ ich achte dich nicht mehr/ Du magſt dein Elend nun als ein Verſtoßner bauen/ Und wenn ich dich geliebt/ ſo haß/ ich dich nun ſehr. Dein Lob hat es gemacht/ daß ich mich drob vergangen/ Du haſt mich zu den Stoltz und Aberwitz bewegt; Jch zierte wie ein Pfau die auffgeblaßnen Wangen Die Bruſt hat einen Stoltz/ der all zu groß/ gehegt. Allein wie ließ ich bald die ſtoltzen Fluͤgel fallen Als Venus ſich erzuͤrnt ob dieſer That befand/ Jch ſolte fort von ihr ins herbe Elend wallen Die Straffe wurde mir mit Rechte zuerkannt. Doch ihre Guͤtigkeit/ die ließ mich Gnade finden Mir ſolte mein Verſehn nicht zugerechnet ſeyn/ Sie wolte keine Ruht’ vor meinen Ruͤcken binden/ Wenn ich inskuͤnfftige das Unrecht wuͤrde ſcheun. Jch werde dieſe Gunſt ſo leichte nicht verſchertzen/ Verfluchter geh nur fort/ du haſt mich einſt geſtuͤrtzt/ Allein dein Frevel ſoll dich in der Seelen ſchmertzen Verachtung hat das Band der Liebe abgekuͤrtzt. Jch werde dich hinfort mit keinem Blicke lieben/ Du biſt nun gantz und gar aus meiner Gunſt verbannt. Du biſt nun in das Buch der Feinde eingeſchrieben/ Jch habe nun mein Hertz gantz von dir weggewandt. Ach Venus zuͤrne nicht/ du ſiehſt wie mein Geſichte Mit Schaam und Furcht erfuͤllt/ die Augen weinen Blut/ Das matte Hertz zerſpringt/ dis ſind die Reue-Fruͤchte/ Zu dem ſo bin ich auch dem Buhler nicht mehr gut. Jch werde deine Macht gantz unterthaͤnig ehren/ Jch kuͤſſe Koͤnigin Fuß-faͤllig deinen Fuß/ Jch bitte/ daß du magſt den Zorn in Gnade kehren/ Denn ſieh’ ich thue ja mit wahrer Reue Buß. Ve- G 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/121
Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/121>, abgerufen am 18.12.2024.