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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr.

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Roinmio, "ut Nov^klar als lveihnachisaaln?"

Einen solchen sahen wir voriges Jahr auch in A n g n se Hinrichs, dem
Dichter des hinreißenden Heideromanes "Licht und Heimat". Ihm läßt er jetzt
einen Handwerksbnrschenroman "Der Wanderer ohne Weg" folgen (bei Quelle
u. Meyer, Leipzig), ein Buch, das freilich in keinem Belang an jenes heranreicht,
aber den rasch bekannt gewordenen Dichter auf weiten, schweren Wegen in die
Welt zeigt und seiner Weltanschauung streng getreu bleibt. Gelegenheit, einem
ringenden Dichter tief ins eigenste Erleben hineinzublicken. Neben diese neuen
reihe ich einen älteren Dichter ein, der aber immer noch nicht so recht in die Mode
kommen will: Franz Herwig, der schon so manchen vortrefflichen Roman
schrieb und mit Fug als ein anderer Willibald Alexis gilt. "Das Sextett im
Himmelreich" ist seine neue Gabe (bei Bonz n. Co., Stuttgart), ein altfränki¬
scher Roman deutscher Ehrenhaftigkeit, also ein Buch, das uns heute mehr als
alles andere nottut. Mit Recht hat ihm anch der Dichter die Widmung vorgesetzt:
Meinem Deutschland zu gutem Trost! Solches gilt auch von dem neuen Roman
des immer fleißigen Otto Hanser "Die Fürstin-Mutter" (Bonz u. Co.'), der,
nur äußerlich in das achtzehnte Jahrhundert versetzt, uns über den entzückenden
Liebesbund einer Duodezfttrstiu und ihres Beamten hinaus einen mahnenden
Spiegel vorhält: So solltet ihr euch betragen, ihr traurigen Gesellen! so redlich,
edel und adlig! Das höfische Kolorit, die Zeit des achtzehnten, Jahrhunderts
macht diese Lehren noch reizvoller. Daß ein Autor seinem Roman "zur Er¬
gänzung einen Novellenband hinterdrein schickt, dies Kunststück vollbringt Hauser;
ergänzt obigen Roman durch acht Erzählungen unter dem Titel "Das deutsche
Herz" (Bonz u. Co.), die der Kulturhistoriker und Dichter, der Deutsche in ihm
mit gleicher Liebe geschaffen haben, deutsche Große und Gesinnnngsadel vor nus
auszurichten. Novellen, zum Vorlesen im Familienkreise.

Wir erleben just in diesem Winter die liebe alte Kultur des Vorlesens am
Familientische wieder, denn, ein gutes Buch wird das letzte und beste sein, was der
Baier den seinen noch bieten kann, nachdem alle Theater und Konzerte un¬
erschwingliche Preise ansetzten. Da meldet sich dann am häuslichen Vorlesnngs-
lische, unter der traulichen Lampe gleich einer zu Worte, der schon zu den Schatten
gehört. Und einer, der gleichfalls schon von uns schied, ist es, der dem teuren
Toten das Wort erteilt: Ludwig Ganghofers Nachlaß hat Ludwig Thoma,
noch kurz vor seinein eigenen Sterben (bei Cotta) herausgegeben und eingeleitet,
si'ins verschieden große Fragmente, die seinen unzähligen Verehrern derer sein
werden, zumal das "Buch der Berge", diese mitten in einem Satze abbrechende
Fortsetzung des berühmten "Lebenslaufes eines Optimisten"! Viele werden den
Weg nach ihrem Buchladen tun uyd das Ganghofersche Nachlaßbuch verlangen;
es heißt "Das wilde Jahr". Und der Buchhändler wird ihnen hernach noch fünf
vornehme und stattliche blaue Bände in Halbleinen vorlegen: Gesammelte No¬
vellen des Meisters aller Novellisten, P a n l Heyse, in Auswahl von seinem
Freunde Erich Pelzel (bei Cotta) herausgegeben. Das ist eines der schönsten
Weihnachtsgeschenke, das uns gemacht werde" konnte, und niemand wird den Preis
von l25i Mark für die fünf Bände Paul Heyse zu insgesamt über ZOVö Seiten
zu hoch finden, sagte ich doch schon vorhin: wir treten in einen Winter des Vor-,
lesens am Familientische el". Draußen ist es arg und düster; drinnen wollen wir
uns die goldene Sonne der reinen und wahrhaften Kunst leuchten lassen. Wer
aber vermöchte eine strahlendere anzuzünden!

Und dann das Allerbeste auf Letzt ..... noch ein Buch, das über¬
all Geltung, Achtung, Liebe und Verehrung gewinne; denn es ist eines
der feinsten Bücher, die letztlich in Deutschland geschrieben wurden: "Wan¬
derer und Gefährte", ein, Novellenband (Quelle u. Meyer). Der Verfasser ist
wieder mal ganz unbekannt, wird aber bald weitgenannt in Deutschland
sein: Dettmar H. Sarnetzti, ans Bremen stammend, und meines Wissens
in Köln lebend. Er schrieb hier fünf Novellen von solchem Reiz und Schmelz,
daß man sie als die besten nach Paul Heyses Tode in Deutschland bezeichnn,
möchte, sowohl sprachlich als thematisch und rein künstlerisch.


Roinmio, »ut Nov^klar als lveihnachisaaln?»

Einen solchen sahen wir voriges Jahr auch in A n g n se Hinrichs, dem
Dichter des hinreißenden Heideromanes „Licht und Heimat". Ihm läßt er jetzt
einen Handwerksbnrschenroman „Der Wanderer ohne Weg" folgen (bei Quelle
u. Meyer, Leipzig), ein Buch, das freilich in keinem Belang an jenes heranreicht,
aber den rasch bekannt gewordenen Dichter auf weiten, schweren Wegen in die
Welt zeigt und seiner Weltanschauung streng getreu bleibt. Gelegenheit, einem
ringenden Dichter tief ins eigenste Erleben hineinzublicken. Neben diese neuen
reihe ich einen älteren Dichter ein, der aber immer noch nicht so recht in die Mode
kommen will: Franz Herwig, der schon so manchen vortrefflichen Roman
schrieb und mit Fug als ein anderer Willibald Alexis gilt. „Das Sextett im
Himmelreich" ist seine neue Gabe (bei Bonz n. Co., Stuttgart), ein altfränki¬
scher Roman deutscher Ehrenhaftigkeit, also ein Buch, das uns heute mehr als
alles andere nottut. Mit Recht hat ihm anch der Dichter die Widmung vorgesetzt:
Meinem Deutschland zu gutem Trost! Solches gilt auch von dem neuen Roman
des immer fleißigen Otto Hanser „Die Fürstin-Mutter" (Bonz u. Co.'), der,
nur äußerlich in das achtzehnte Jahrhundert versetzt, uns über den entzückenden
Liebesbund einer Duodezfttrstiu und ihres Beamten hinaus einen mahnenden
Spiegel vorhält: So solltet ihr euch betragen, ihr traurigen Gesellen! so redlich,
edel und adlig! Das höfische Kolorit, die Zeit des achtzehnten, Jahrhunderts
macht diese Lehren noch reizvoller. Daß ein Autor seinem Roman „zur Er¬
gänzung einen Novellenband hinterdrein schickt, dies Kunststück vollbringt Hauser;
ergänzt obigen Roman durch acht Erzählungen unter dem Titel „Das deutsche
Herz" (Bonz u. Co.), die der Kulturhistoriker und Dichter, der Deutsche in ihm
mit gleicher Liebe geschaffen haben, deutsche Große und Gesinnnngsadel vor nus
auszurichten. Novellen, zum Vorlesen im Familienkreise.

Wir erleben just in diesem Winter die liebe alte Kultur des Vorlesens am
Familientische wieder, denn, ein gutes Buch wird das letzte und beste sein, was der
Baier den seinen noch bieten kann, nachdem alle Theater und Konzerte un¬
erschwingliche Preise ansetzten. Da meldet sich dann am häuslichen Vorlesnngs-
lische, unter der traulichen Lampe gleich einer zu Worte, der schon zu den Schatten
gehört. Und einer, der gleichfalls schon von uns schied, ist es, der dem teuren
Toten das Wort erteilt: Ludwig Ganghofers Nachlaß hat Ludwig Thoma,
noch kurz vor seinein eigenen Sterben (bei Cotta) herausgegeben und eingeleitet,
si'ins verschieden große Fragmente, die seinen unzähligen Verehrern derer sein
werden, zumal das „Buch der Berge", diese mitten in einem Satze abbrechende
Fortsetzung des berühmten „Lebenslaufes eines Optimisten"! Viele werden den
Weg nach ihrem Buchladen tun uyd das Ganghofersche Nachlaßbuch verlangen;
es heißt „Das wilde Jahr". Und der Buchhändler wird ihnen hernach noch fünf
vornehme und stattliche blaue Bände in Halbleinen vorlegen: Gesammelte No¬
vellen des Meisters aller Novellisten, P a n l Heyse, in Auswahl von seinem
Freunde Erich Pelzel (bei Cotta) herausgegeben. Das ist eines der schönsten
Weihnachtsgeschenke, das uns gemacht werde» konnte, und niemand wird den Preis
von l25i Mark für die fünf Bände Paul Heyse zu insgesamt über ZOVö Seiten
zu hoch finden, sagte ich doch schon vorhin: wir treten in einen Winter des Vor-,
lesens am Familientische el». Draußen ist es arg und düster; drinnen wollen wir
uns die goldene Sonne der reinen und wahrhaften Kunst leuchten lassen. Wer
aber vermöchte eine strahlendere anzuzünden!

Und dann das Allerbeste auf Letzt ..... noch ein Buch, das über¬
all Geltung, Achtung, Liebe und Verehrung gewinne; denn es ist eines
der feinsten Bücher, die letztlich in Deutschland geschrieben wurden: „Wan¬
derer und Gefährte", ein, Novellenband (Quelle u. Meyer). Der Verfasser ist
wieder mal ganz unbekannt, wird aber bald weitgenannt in Deutschland
sein: Dettmar H. Sarnetzti, ans Bremen stammend, und meines Wissens
in Köln lebend. Er schrieb hier fünf Novellen von solchem Reiz und Schmelz,
daß man sie als die besten nach Paul Heyses Tode in Deutschland bezeichnn,
möchte, sowohl sprachlich als thematisch und rein künstlerisch.


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[0322] Roinmio, »ut Nov^klar als lveihnachisaaln?» Einen solchen sahen wir voriges Jahr auch in A n g n se Hinrichs, dem Dichter des hinreißenden Heideromanes „Licht und Heimat". Ihm läßt er jetzt einen Handwerksbnrschenroman „Der Wanderer ohne Weg" folgen (bei Quelle u. Meyer, Leipzig), ein Buch, das freilich in keinem Belang an jenes heranreicht, aber den rasch bekannt gewordenen Dichter auf weiten, schweren Wegen in die Welt zeigt und seiner Weltanschauung streng getreu bleibt. Gelegenheit, einem ringenden Dichter tief ins eigenste Erleben hineinzublicken. Neben diese neuen reihe ich einen älteren Dichter ein, der aber immer noch nicht so recht in die Mode kommen will: Franz Herwig, der schon so manchen vortrefflichen Roman schrieb und mit Fug als ein anderer Willibald Alexis gilt. „Das Sextett im Himmelreich" ist seine neue Gabe (bei Bonz n. Co., Stuttgart), ein altfränki¬ scher Roman deutscher Ehrenhaftigkeit, also ein Buch, das uns heute mehr als alles andere nottut. Mit Recht hat ihm anch der Dichter die Widmung vorgesetzt: Meinem Deutschland zu gutem Trost! Solches gilt auch von dem neuen Roman des immer fleißigen Otto Hanser „Die Fürstin-Mutter" (Bonz u. Co.'), der, nur äußerlich in das achtzehnte Jahrhundert versetzt, uns über den entzückenden Liebesbund einer Duodezfttrstiu und ihres Beamten hinaus einen mahnenden Spiegel vorhält: So solltet ihr euch betragen, ihr traurigen Gesellen! so redlich, edel und adlig! Das höfische Kolorit, die Zeit des achtzehnten, Jahrhunderts macht diese Lehren noch reizvoller. Daß ein Autor seinem Roman „zur Er¬ gänzung einen Novellenband hinterdrein schickt, dies Kunststück vollbringt Hauser; ergänzt obigen Roman durch acht Erzählungen unter dem Titel „Das deutsche Herz" (Bonz u. Co.), die der Kulturhistoriker und Dichter, der Deutsche in ihm mit gleicher Liebe geschaffen haben, deutsche Große und Gesinnnngsadel vor nus auszurichten. Novellen, zum Vorlesen im Familienkreise. Wir erleben just in diesem Winter die liebe alte Kultur des Vorlesens am Familientische wieder, denn, ein gutes Buch wird das letzte und beste sein, was der Baier den seinen noch bieten kann, nachdem alle Theater und Konzerte un¬ erschwingliche Preise ansetzten. Da meldet sich dann am häuslichen Vorlesnngs- lische, unter der traulichen Lampe gleich einer zu Worte, der schon zu den Schatten gehört. Und einer, der gleichfalls schon von uns schied, ist es, der dem teuren Toten das Wort erteilt: Ludwig Ganghofers Nachlaß hat Ludwig Thoma, noch kurz vor seinein eigenen Sterben (bei Cotta) herausgegeben und eingeleitet, si'ins verschieden große Fragmente, die seinen unzähligen Verehrern derer sein werden, zumal das „Buch der Berge", diese mitten in einem Satze abbrechende Fortsetzung des berühmten „Lebenslaufes eines Optimisten"! Viele werden den Weg nach ihrem Buchladen tun uyd das Ganghofersche Nachlaßbuch verlangen; es heißt „Das wilde Jahr". Und der Buchhändler wird ihnen hernach noch fünf vornehme und stattliche blaue Bände in Halbleinen vorlegen: Gesammelte No¬ vellen des Meisters aller Novellisten, P a n l Heyse, in Auswahl von seinem Freunde Erich Pelzel (bei Cotta) herausgegeben. Das ist eines der schönsten Weihnachtsgeschenke, das uns gemacht werde» konnte, und niemand wird den Preis von l25i Mark für die fünf Bände Paul Heyse zu insgesamt über ZOVö Seiten zu hoch finden, sagte ich doch schon vorhin: wir treten in einen Winter des Vor-, lesens am Familientische el». Draußen ist es arg und düster; drinnen wollen wir uns die goldene Sonne der reinen und wahrhaften Kunst leuchten lassen. Wer aber vermöchte eine strahlendere anzuzünden! Und dann das Allerbeste auf Letzt ..... noch ein Buch, das über¬ all Geltung, Achtung, Liebe und Verehrung gewinne; denn es ist eines der feinsten Bücher, die letztlich in Deutschland geschrieben wurden: „Wan¬ derer und Gefährte", ein, Novellenband (Quelle u. Meyer). Der Verfasser ist wieder mal ganz unbekannt, wird aber bald weitgenannt in Deutschland sein: Dettmar H. Sarnetzti, ans Bremen stammend, und meines Wissens in Köln lebend. Er schrieb hier fünf Novellen von solchem Reiz und Schmelz, daß man sie als die besten nach Paul Heyses Tode in Deutschland bezeichnn, möchte, sowohl sprachlich als thematisch und rein künstlerisch.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339548/322>, abgerufen am 19.10.2024.