Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr.Das Scheitern des ungarischen Finanzxlancs Teil von Ungarn selbst, abgestoßen, daß die ungarische Krone einen Sturz erlebte Als die Valuta ihren Tiefstand erreicht hatte und Roland Hegedüs sich in In jener Rede, in der er zur Behebung der von ihm hervorgerufenen Gewiß haben diese Dinge das Scheitern des Finanzplanes beschleunigt; In der letzten seiner Abschiedsworte ließ er seinen Minister- und Abgeordneten¬ Grenzboien IV 192118
Das Scheitern des ungarischen Finanzxlancs Teil von Ungarn selbst, abgestoßen, daß die ungarische Krone einen Sturz erlebte Als die Valuta ihren Tiefstand erreicht hatte und Roland Hegedüs sich in In jener Rede, in der er zur Behebung der von ihm hervorgerufenen Gewiß haben diese Dinge das Scheitern des Finanzplanes beschleunigt; In der letzten seiner Abschiedsworte ließ er seinen Minister- und Abgeordneten¬ Grenzboien IV 192118
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0281" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/339830"/> <fw type="header" place="top"> Das Scheitern des ungarischen Finanzxlancs</fw><lb/> <p xml:id="ID_1136" prev="#ID_1135"> Teil von Ungarn selbst, abgestoßen, daß die ungarische Krone einen Sturz erlebte<lb/> wie noch nie, von 2,85 unter 1.</p><lb/> <p xml:id="ID_1137"> Als die Valuta ihren Tiefstand erreicht hatte und Roland Hegedüs sich in<lb/> allen seinen Hoffnungen getäuscht sah, ergriff er das einzige Auskunftsmittel, das<lb/> ihm zur Verfügung stand, und nahm seinen Abschied. Und gelegentlich seiner<lb/> Abschiedsrede in der Nationalversammlung, mußte er. der bereits zur Frankwährung<lb/> übergehen wollte, bekennen, daß die ungarische Krone, wie alle mitteleuropäischen<lb/> Geldwerte, Leid und Freud der deutschen Mark teilen müsse, was im übertragenen<lb/> Sinn auf Ungarn bezogen auch soviel sagt, daß sich dieser Staat dem mächtigen,<lb/> schier magischen Banne Deutschlands nimmer entziehen wird können.</p><lb/> <p xml:id="ID_1138"> In jener Rede, in der er zur Behebung der von ihm hervorgerufenen<lb/> Geldknappheit und zur Beseitigung der Teuerung noch die Vermehrung des um¬<lb/> laufenden Geldes um zehn Milliarden anforderte, bezichtigte er auch die inneren<lb/> Zustände, vornehmlich die Lage in Westungarn, die individuellen Aktionen, wie<lb/> auch den jüngsten im Ackerbauministerium begangenen Ausfuhrschwindel, die Ver¬<lb/> wirklichung seiner Pläne hintangehalten und das ganze Finanzprojekt Ungarns<lb/> zum Scheitern gebracht zu haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1139"> Gewiß haben diese Dinge das Scheitern des Finanzplanes beschleunigt;<lb/> doch muß der Ursprung des Übels in jener einseitigen Valutapolitik gesucht werden,<lb/> von der Hegedüs das wirtschaftliche Leben abhängig machen wollte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1140"> In der letzten seiner Abschiedsworte ließ er seinen Minister- und Abgeordneten¬<lb/> kollegen noch eine rhapsodische Weissagung vernehmen. Er sagte, Landkarten<lb/> werden in Fetzen reißen, Nationen versinken, doch Ungarn werde ewiglich währen.<lb/> Wir Deutschungarn, die dem persönlich äußerst liebenswürdigen Finanzgewaltigen<lb/> leidliche Sympathien entgegengebracht haben, wünschen mit einem besonderen<lb/> Hinblick aus das Verhältnis der ungarischen Krone zur deutschen Reichsmark von<lb/> Herzen, daß sich Hegedüs als Prophet ein besseres Andenken sichere denn als<lb/> Valutapolitiker.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboien IV 192118</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0281]
Das Scheitern des ungarischen Finanzxlancs
Teil von Ungarn selbst, abgestoßen, daß die ungarische Krone einen Sturz erlebte
wie noch nie, von 2,85 unter 1.
Als die Valuta ihren Tiefstand erreicht hatte und Roland Hegedüs sich in
allen seinen Hoffnungen getäuscht sah, ergriff er das einzige Auskunftsmittel, das
ihm zur Verfügung stand, und nahm seinen Abschied. Und gelegentlich seiner
Abschiedsrede in der Nationalversammlung, mußte er. der bereits zur Frankwährung
übergehen wollte, bekennen, daß die ungarische Krone, wie alle mitteleuropäischen
Geldwerte, Leid und Freud der deutschen Mark teilen müsse, was im übertragenen
Sinn auf Ungarn bezogen auch soviel sagt, daß sich dieser Staat dem mächtigen,
schier magischen Banne Deutschlands nimmer entziehen wird können.
In jener Rede, in der er zur Behebung der von ihm hervorgerufenen
Geldknappheit und zur Beseitigung der Teuerung noch die Vermehrung des um¬
laufenden Geldes um zehn Milliarden anforderte, bezichtigte er auch die inneren
Zustände, vornehmlich die Lage in Westungarn, die individuellen Aktionen, wie
auch den jüngsten im Ackerbauministerium begangenen Ausfuhrschwindel, die Ver¬
wirklichung seiner Pläne hintangehalten und das ganze Finanzprojekt Ungarns
zum Scheitern gebracht zu haben.
Gewiß haben diese Dinge das Scheitern des Finanzplanes beschleunigt;
doch muß der Ursprung des Übels in jener einseitigen Valutapolitik gesucht werden,
von der Hegedüs das wirtschaftliche Leben abhängig machen wollte.
In der letzten seiner Abschiedsworte ließ er seinen Minister- und Abgeordneten¬
kollegen noch eine rhapsodische Weissagung vernehmen. Er sagte, Landkarten
werden in Fetzen reißen, Nationen versinken, doch Ungarn werde ewiglich währen.
Wir Deutschungarn, die dem persönlich äußerst liebenswürdigen Finanzgewaltigen
leidliche Sympathien entgegengebracht haben, wünschen mit einem besonderen
Hinblick aus das Verhältnis der ungarischen Krone zur deutschen Reichsmark von
Herzen, daß sich Hegedüs als Prophet ein besseres Andenken sichere denn als
Valutapolitiker.
Grenzboien IV 192118
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |