Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
wcltspiegel

Proletariat haben." Also Wiederaufbau durch Konzessionen und Einfügung in
die Welt der Wirklichkeiten.

Trotz all dieser aus dem inneren Zustand Rußlands sich zwangsläufig er°
gebenden Notwendigkeiten ist es natürlich noch lange nicht ausgemacht, ob das nach
bekannter Sorgfalt dicht verklausulierte Sowjetangebot wirklich ernst gemeint ist.
Litwinow hat allerdings mehrmals verlauten lassen, an die böse Weltrevolution
denke niemand so recht mehr, und betont, daß die russische Regierung keineswegs
mit der dritten Internationale identisch sei, was nicht nur formal, sondern neuer¬
dings zum Teil auch sachlich stimmt. Und Lenin läßt einmal übers andere ver¬
sichern, daß man eingesehen habe und einsehen müsse, daß ein vereinzeltes Land
nicht Kommunismus treiben könne. Aber Lenin sieht auch den Sturz der deutschen
Mark und ist klug genug zu wissen, daß die dadurch eingetretene Begünstigung
deutschen Exportes und deutscher Jndustriearbeit ihre natürlichen Grenzen haben
muß. Es ist möglich, daß er, klüger als Litwinow und andere Ratgeber, ein¬
gesehen hat, daß vorläufig die Arbeiter Mittel- und Westeuropas nur noch in
verschwindend kleinen Grüppchen für den Kommunismus zu haben und auf
keinen Fall mehr imstande sind, einen Umsturz herbeizuführen. Aber er beobachtet
auch wie die Westmächte, die bisher nicht einmal Greifbares zur Rettung des
sehr viel kleineren Österreichs zu unternehmen imstande gewesen sind trotz aller
Warnungen einsichtiger Wirtschaftler sich zu einer Rettungsaktion Deutschland
gegenüber, immer noch von Kriegspsychose befangen, nicht aufzuraffen vermögen,
la daß sie alles tun, um nicht nur die friedfertige deutsche Regierung zu dis¬
kreditieren, sondern durch ihr von hysterischer Angst diktiertes Borgchen gegen
deutsche Jnbustrieunternehmungen auch die Arbeiter zum Widerstand zu treiben.
Amerika? Es ist keineswegs ausgemacht, daß Amerika den Westmächten in d?n
Arm fallen wird. Amerika hat sehr viele Sorgen sehr verschiedener Art. Was
erzählt im "New York Herald" der klar blickende Frank Simons? "In gewissen
Kreisen ist man überzeugt, daß wir der Welt dis Abrüstung aufzwingen rönnen,
wenn wir uns mit aller Energie dafür einsetzen. Und doch steuern wir gerade
auf einen Krieg mit Japan zu. Wir haben beschlossen, daß Japan China
und Sibirien räumen muß. In dieser Beziehung werden wir uus mu
keinem Kompromiß zufrieden geben. Alle Welt und Japan vor allen
Dingen muß diesen Standpunkt zugeben. Wenn Harding Japan irgend
"ne Konzession macht, ist es vorbei mit ihm. Die republikanische Partei
hat zu viel Lärm um Schaniung geführt, um jetzt in einen Kompromiß zu
willigen." Und einen solchen Augenblick wählt Lenin, um aufs neue die Nach¬
giebigkeit und Friedfertigkeit seiner Negierung darzutun. Es ist nicht ausgemacht,
daß das Evangelium von Moskau endgültig jede Anziehungskraft auf tue Mafien
''"'gebüßt hat. nicht ausgemacht, daß das Bild des verelendeten Rußlands die
Massen vor Nerzweiflungsschritten zurückhält. Es giebt gewisse Erfahrungen, die-
Völkern wie Individuen nicht durch Beispiele anderer ersetzt werden können.

Und selbst wenn die Hoffnung fehlschlägt? Welcher Gewinn schon, wenn
den Russen gelänge die vorgeschlagene internationale Konferenz zustande zu
dringen. Welche Gelegenheit durch geheime Sonderoerhandlungen, durch recht-
"eilige Einzelkonzessionen die Mächte durch- und gegeneinander zu Hetzen. Welch
wahrer Hexensabbath wäre dabei zu erhoffen! In England, wo man mit WHIer
Sachlichkeit sogleich so getan hat, als nähme man das russische Angebot ernst,
^at man bereits darauf hingewiesen, daß die Vorkriegsschulden kaum ein Dritte
der äußeren Schuld Rußlands betragen. Was wird mit dem Nest? Wie v er
bleibt da. kompliziert durch Valuta- und Zinsenfragen S" verhandeln^^
wenn bann etwa die anerkannten und dann als gleichberechtigt aufletenoeu
Russen von den "besiegten" Deutschen nach dem Beispiel der Franken ° e
Reparation fördern? Welch- Möglichkeiten des Feilschens Ausgle.ebens E ->
Tuschens, krummer Wege, gewandtester Winkelgügel We che Gelegenheiten zum
Druden H ha en. zu propagandistischen Abbrechen! Und une wenn erst d-e
Zukunft Konstant^ zur Sprache komme" sollte! Es,se nicht einmal ausgc-


wcltspiegel

Proletariat haben." Also Wiederaufbau durch Konzessionen und Einfügung in
die Welt der Wirklichkeiten.

Trotz all dieser aus dem inneren Zustand Rußlands sich zwangsläufig er°
gebenden Notwendigkeiten ist es natürlich noch lange nicht ausgemacht, ob das nach
bekannter Sorgfalt dicht verklausulierte Sowjetangebot wirklich ernst gemeint ist.
Litwinow hat allerdings mehrmals verlauten lassen, an die böse Weltrevolution
denke niemand so recht mehr, und betont, daß die russische Regierung keineswegs
mit der dritten Internationale identisch sei, was nicht nur formal, sondern neuer¬
dings zum Teil auch sachlich stimmt. Und Lenin läßt einmal übers andere ver¬
sichern, daß man eingesehen habe und einsehen müsse, daß ein vereinzeltes Land
nicht Kommunismus treiben könne. Aber Lenin sieht auch den Sturz der deutschen
Mark und ist klug genug zu wissen, daß die dadurch eingetretene Begünstigung
deutschen Exportes und deutscher Jndustriearbeit ihre natürlichen Grenzen haben
muß. Es ist möglich, daß er, klüger als Litwinow und andere Ratgeber, ein¬
gesehen hat, daß vorläufig die Arbeiter Mittel- und Westeuropas nur noch in
verschwindend kleinen Grüppchen für den Kommunismus zu haben und auf
keinen Fall mehr imstande sind, einen Umsturz herbeizuführen. Aber er beobachtet
auch wie die Westmächte, die bisher nicht einmal Greifbares zur Rettung des
sehr viel kleineren Österreichs zu unternehmen imstande gewesen sind trotz aller
Warnungen einsichtiger Wirtschaftler sich zu einer Rettungsaktion Deutschland
gegenüber, immer noch von Kriegspsychose befangen, nicht aufzuraffen vermögen,
la daß sie alles tun, um nicht nur die friedfertige deutsche Regierung zu dis¬
kreditieren, sondern durch ihr von hysterischer Angst diktiertes Borgchen gegen
deutsche Jnbustrieunternehmungen auch die Arbeiter zum Widerstand zu treiben.
Amerika? Es ist keineswegs ausgemacht, daß Amerika den Westmächten in d?n
Arm fallen wird. Amerika hat sehr viele Sorgen sehr verschiedener Art. Was
erzählt im „New York Herald" der klar blickende Frank Simons? „In gewissen
Kreisen ist man überzeugt, daß wir der Welt dis Abrüstung aufzwingen rönnen,
wenn wir uns mit aller Energie dafür einsetzen. Und doch steuern wir gerade
auf einen Krieg mit Japan zu. Wir haben beschlossen, daß Japan China
und Sibirien räumen muß. In dieser Beziehung werden wir uus mu
keinem Kompromiß zufrieden geben. Alle Welt und Japan vor allen
Dingen muß diesen Standpunkt zugeben. Wenn Harding Japan irgend
«ne Konzession macht, ist es vorbei mit ihm. Die republikanische Partei
hat zu viel Lärm um Schaniung geführt, um jetzt in einen Kompromiß zu
willigen." Und einen solchen Augenblick wählt Lenin, um aufs neue die Nach¬
giebigkeit und Friedfertigkeit seiner Negierung darzutun. Es ist nicht ausgemacht,
daß das Evangelium von Moskau endgültig jede Anziehungskraft auf tue Mafien
''"'gebüßt hat. nicht ausgemacht, daß das Bild des verelendeten Rußlands die
Massen vor Nerzweiflungsschritten zurückhält. Es giebt gewisse Erfahrungen, die-
Völkern wie Individuen nicht durch Beispiele anderer ersetzt werden können.

Und selbst wenn die Hoffnung fehlschlägt? Welcher Gewinn schon, wenn
den Russen gelänge die vorgeschlagene internationale Konferenz zustande zu
dringen. Welche Gelegenheit durch geheime Sonderoerhandlungen, durch recht-
»eilige Einzelkonzessionen die Mächte durch- und gegeneinander zu Hetzen. Welch
wahrer Hexensabbath wäre dabei zu erhoffen! In England, wo man mit WHIer
Sachlichkeit sogleich so getan hat, als nähme man das russische Angebot ernst,
^at man bereits darauf hingewiesen, daß die Vorkriegsschulden kaum ein Dritte
der äußeren Schuld Rußlands betragen. Was wird mit dem Nest? Wie v er
bleibt da. kompliziert durch Valuta- und Zinsenfragen S" verhandeln^^
wenn bann etwa die anerkannten und dann als gleichberechtigt aufletenoeu
Russen von den „besiegten" Deutschen nach dem Beispiel der Franken ° e
Reparation fördern? Welch- Möglichkeiten des Feilschens Ausgle.ebens E ->
Tuschens, krummer Wege, gewandtester Winkelgügel We che Gelegenheiten zum
Druden H ha en. zu propagandistischen Abbrechen! Und une wenn erst d-e
Zukunft Konstant^ zur Sprache komme» sollte! Es,se nicht einmal ausgc-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0229" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/339778"/>
          <fw type="header" place="top"> wcltspiegel</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_904" prev="#ID_903"> Proletariat haben." Also Wiederaufbau durch Konzessionen und Einfügung in<lb/>
die Welt der Wirklichkeiten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_905"> Trotz all dieser aus dem inneren Zustand Rußlands sich zwangsläufig er°<lb/>
gebenden Notwendigkeiten ist es natürlich noch lange nicht ausgemacht, ob das nach<lb/>
bekannter Sorgfalt dicht verklausulierte Sowjetangebot wirklich ernst gemeint ist.<lb/>
Litwinow hat allerdings mehrmals verlauten lassen, an die böse Weltrevolution<lb/>
denke niemand so recht mehr, und betont, daß die russische Regierung keineswegs<lb/>
mit der dritten Internationale identisch sei, was nicht nur formal, sondern neuer¬<lb/>
dings zum Teil auch sachlich stimmt. Und Lenin läßt einmal übers andere ver¬<lb/>
sichern, daß man eingesehen habe und einsehen müsse, daß ein vereinzeltes Land<lb/>
nicht Kommunismus treiben könne. Aber Lenin sieht auch den Sturz der deutschen<lb/>
Mark und ist klug genug zu wissen, daß die dadurch eingetretene Begünstigung<lb/>
deutschen Exportes und deutscher Jndustriearbeit ihre natürlichen Grenzen haben<lb/>
muß.  Es ist möglich, daß er, klüger als Litwinow und andere Ratgeber, ein¬<lb/>
gesehen hat, daß vorläufig die Arbeiter Mittel- und Westeuropas nur noch in<lb/>
verschwindend kleinen Grüppchen für den Kommunismus zu haben und auf<lb/>
keinen Fall mehr imstande sind, einen Umsturz herbeizuführen. Aber er beobachtet<lb/>
auch wie die Westmächte, die bisher nicht einmal Greifbares zur Rettung des<lb/>
sehr viel kleineren Österreichs zu unternehmen imstande gewesen sind trotz aller<lb/>
Warnungen einsichtiger Wirtschaftler sich zu einer Rettungsaktion Deutschland<lb/>
gegenüber, immer noch von Kriegspsychose befangen, nicht aufzuraffen vermögen,<lb/>
la daß sie alles tun, um nicht nur die friedfertige deutsche Regierung zu dis¬<lb/>
kreditieren, sondern durch ihr von hysterischer Angst diktiertes Borgchen gegen<lb/>
deutsche Jnbustrieunternehmungen auch die Arbeiter zum Widerstand zu treiben.<lb/>
Amerika? Es ist keineswegs ausgemacht, daß Amerika den Westmächten in d?n<lb/>
Arm fallen wird. Amerika hat sehr viele Sorgen sehr verschiedener Art. Was<lb/>
erzählt im &#x201E;New York Herald" der klar blickende Frank Simons? &#x201E;In gewissen<lb/>
Kreisen ist man überzeugt, daß wir der Welt dis Abrüstung aufzwingen rönnen,<lb/>
wenn wir uns mit aller Energie dafür einsetzen. Und doch steuern wir gerade<lb/>
auf einen Krieg mit Japan zu.  Wir haben beschlossen, daß Japan China<lb/>
und Sibirien räumen muß.  In dieser Beziehung werden wir uus mu<lb/>
keinem Kompromiß zufrieden geben.  Alle Welt und Japan  vor allen<lb/>
Dingen  muß diesen Standpunkt zugeben.  Wenn Harding Japan irgend<lb/>
«ne Konzession macht, ist es vorbei mit ihm.  Die republikanische Partei<lb/>
hat zu viel Lärm um Schaniung geführt, um jetzt in einen Kompromiß zu<lb/>
willigen."  Und einen solchen Augenblick wählt Lenin, um aufs neue die Nach¬<lb/>
giebigkeit und Friedfertigkeit seiner Negierung darzutun. Es ist nicht ausgemacht,<lb/>
daß das Evangelium von Moskau endgültig jede Anziehungskraft auf tue Mafien<lb/>
''"'gebüßt hat. nicht ausgemacht, daß das Bild des verelendeten Rußlands die<lb/>
Massen vor Nerzweiflungsschritten zurückhält. Es giebt gewisse Erfahrungen, die-<lb/>
Völkern wie Individuen nicht durch Beispiele anderer ersetzt werden können.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_906" next="#ID_907"> Und selbst wenn die Hoffnung fehlschlägt? Welcher Gewinn schon, wenn<lb/>
den Russen gelänge die vorgeschlagene internationale Konferenz zustande zu<lb/>
dringen.  Welche Gelegenheit durch geheime Sonderoerhandlungen, durch recht-<lb/>
»eilige Einzelkonzessionen die Mächte durch- und gegeneinander zu Hetzen. Welch<lb/>
wahrer Hexensabbath wäre dabei zu erhoffen! In England, wo man mit WHIer<lb/>
Sachlichkeit sogleich so getan hat, als nähme man das russische Angebot ernst,<lb/>
^at man bereits darauf hingewiesen, daß die Vorkriegsschulden kaum ein Dritte<lb/>
der äußeren Schuld Rußlands betragen. Was wird mit dem Nest? Wie v er<lb/>
bleibt da. kompliziert durch Valuta- und Zinsenfragen S" verhandeln^^<lb/>
wenn bann etwa die anerkannten und dann als gleichberechtigt aufletenoeu<lb/>
Russen von den &#x201E;besiegten" Deutschen nach dem Beispiel der Franken ° e<lb/>
Reparation fördern? Welch- Möglichkeiten des Feilschens Ausgle.ebens E -&gt;<lb/>
Tuschens, krummer Wege, gewandtester Winkelgügel We che Gelegenheiten zum<lb/>
Druden H ha en. zu propagandistischen Abbrechen! Und une wenn erst d-e<lb/>
Zukunft Konstant^   zur Sprache komme» sollte! Es,se nicht einmal ausgc-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0229] wcltspiegel Proletariat haben." Also Wiederaufbau durch Konzessionen und Einfügung in die Welt der Wirklichkeiten. Trotz all dieser aus dem inneren Zustand Rußlands sich zwangsläufig er° gebenden Notwendigkeiten ist es natürlich noch lange nicht ausgemacht, ob das nach bekannter Sorgfalt dicht verklausulierte Sowjetangebot wirklich ernst gemeint ist. Litwinow hat allerdings mehrmals verlauten lassen, an die böse Weltrevolution denke niemand so recht mehr, und betont, daß die russische Regierung keineswegs mit der dritten Internationale identisch sei, was nicht nur formal, sondern neuer¬ dings zum Teil auch sachlich stimmt. Und Lenin läßt einmal übers andere ver¬ sichern, daß man eingesehen habe und einsehen müsse, daß ein vereinzeltes Land nicht Kommunismus treiben könne. Aber Lenin sieht auch den Sturz der deutschen Mark und ist klug genug zu wissen, daß die dadurch eingetretene Begünstigung deutschen Exportes und deutscher Jndustriearbeit ihre natürlichen Grenzen haben muß. Es ist möglich, daß er, klüger als Litwinow und andere Ratgeber, ein¬ gesehen hat, daß vorläufig die Arbeiter Mittel- und Westeuropas nur noch in verschwindend kleinen Grüppchen für den Kommunismus zu haben und auf keinen Fall mehr imstande sind, einen Umsturz herbeizuführen. Aber er beobachtet auch wie die Westmächte, die bisher nicht einmal Greifbares zur Rettung des sehr viel kleineren Österreichs zu unternehmen imstande gewesen sind trotz aller Warnungen einsichtiger Wirtschaftler sich zu einer Rettungsaktion Deutschland gegenüber, immer noch von Kriegspsychose befangen, nicht aufzuraffen vermögen, la daß sie alles tun, um nicht nur die friedfertige deutsche Regierung zu dis¬ kreditieren, sondern durch ihr von hysterischer Angst diktiertes Borgchen gegen deutsche Jnbustrieunternehmungen auch die Arbeiter zum Widerstand zu treiben. Amerika? Es ist keineswegs ausgemacht, daß Amerika den Westmächten in d?n Arm fallen wird. Amerika hat sehr viele Sorgen sehr verschiedener Art. Was erzählt im „New York Herald" der klar blickende Frank Simons? „In gewissen Kreisen ist man überzeugt, daß wir der Welt dis Abrüstung aufzwingen rönnen, wenn wir uns mit aller Energie dafür einsetzen. Und doch steuern wir gerade auf einen Krieg mit Japan zu. Wir haben beschlossen, daß Japan China und Sibirien räumen muß. In dieser Beziehung werden wir uus mu keinem Kompromiß zufrieden geben. Alle Welt und Japan vor allen Dingen muß diesen Standpunkt zugeben. Wenn Harding Japan irgend «ne Konzession macht, ist es vorbei mit ihm. Die republikanische Partei hat zu viel Lärm um Schaniung geführt, um jetzt in einen Kompromiß zu willigen." Und einen solchen Augenblick wählt Lenin, um aufs neue die Nach¬ giebigkeit und Friedfertigkeit seiner Negierung darzutun. Es ist nicht ausgemacht, daß das Evangelium von Moskau endgültig jede Anziehungskraft auf tue Mafien ''"'gebüßt hat. nicht ausgemacht, daß das Bild des verelendeten Rußlands die Massen vor Nerzweiflungsschritten zurückhält. Es giebt gewisse Erfahrungen, die- Völkern wie Individuen nicht durch Beispiele anderer ersetzt werden können. Und selbst wenn die Hoffnung fehlschlägt? Welcher Gewinn schon, wenn den Russen gelänge die vorgeschlagene internationale Konferenz zustande zu dringen. Welche Gelegenheit durch geheime Sonderoerhandlungen, durch recht- »eilige Einzelkonzessionen die Mächte durch- und gegeneinander zu Hetzen. Welch wahrer Hexensabbath wäre dabei zu erhoffen! In England, wo man mit WHIer Sachlichkeit sogleich so getan hat, als nähme man das russische Angebot ernst, ^at man bereits darauf hingewiesen, daß die Vorkriegsschulden kaum ein Dritte der äußeren Schuld Rußlands betragen. Was wird mit dem Nest? Wie v er bleibt da. kompliziert durch Valuta- und Zinsenfragen S" verhandeln^^ wenn bann etwa die anerkannten und dann als gleichberechtigt aufletenoeu Russen von den „besiegten" Deutschen nach dem Beispiel der Franken ° e Reparation fördern? Welch- Möglichkeiten des Feilschens Ausgle.ebens E -> Tuschens, krummer Wege, gewandtester Winkelgügel We che Gelegenheiten zum Druden H ha en. zu propagandistischen Abbrechen! Und une wenn erst d-e Zukunft Konstant^ zur Sprache komme» sollte! Es,se nicht einmal ausgc-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339548
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339548/229
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339548/229>, abgerufen am 19.10.2024.