Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Wirkungen des Krieges auf Gstasien

Dann wird nie wieder ein französischer Ministerpräsident seine Raubgelüste aus
einer politisch unklugen und tatsächlich nicht auf der Höhe stehenden Darstellung
in einem deutschen Atlas begründen wollen. Kann erst jeder Deutsche unsere
deutschen Trumpfkarten jederzeit ausspielen, dann hat es mit dem Betrüge der
Welt über deutsche Dinge ein Ende!




Wirkungen des Arieges auf Gstasien*)
Gskar Scholz, Konsul z, D. vonVI. Vstsibirien
2. Harbi n und Wladiwostok, Sachalin und K a in tschatka

le Ausdehnung der japanischen WirtschaftSmacht nach Norden folgte
hauptsächlich der Fortsetzung der südmandschurischen Bahn über
Changchun hinaus nach Harbin, der sogenannten Ostchinesischen
Bahn. Im Jahre 1917 gelang es Japan durch ein Abkommen
mit der Zarenrcgicrung die Abtretung dieser Bahn bis zum
Sungari seitens Rußland zu erreichen -- ein Abkommen, das von der Kerenski-
Regierung den Japanern bestätigt, von der chinesischen Negierung aber nicht an¬
erkannt wurde.

Harbin und Wladiwostok waren die Mittelpunkte des russischen Geschäfts
im Fernen Osten.

Harbin verdankte seine russische Bedeutung der dort den .Sungari treffen¬
den Ostchinesischen Eisenbahn und den mit dieser verbundenen Vorrechten der in
der Eisenbahnzone wohnenden Russen. Sie hatten nicht nur eigene Gerichtsbar¬
keit, wie Ausländer mich sonst in China, sondern auch ihre eigene Verwaltung.
Dn aber die Beamten dieser Gerichtsbarkeit und Verwaltung von der nicht mehr
bestehenden Zarenregieruug bestellt waren und die gegenwärtige Moskaner Ne¬
gierung von China nicht anerkannt ist, so entzog die chinesische Negierung im
September 1920 diesen russischen Regierungsvertrctern ihre Anerkennung und
erklärte die mit ihr abgeschlossenen Verträge für ungültig. Sie unterstellte durch
eine Verordnung vom Oktober v. I. die Bahnverwaltung dem Pekinger Verkchrs-
ministerinm, setzte ein gemischtes Direktorium unter Leitung eines Chinesen
ein und berief zur technischen Leitung einen Amerikaner -- Wohl aus Rücksicht
darauf, daß die Vereinigten Staaten von Amerika mit früheren russischen Regie¬
rungen Verträge über Instandsetzung, Betrieb und Sicherung der Bahn ge¬
schlossen hatten und auch schon während ihrer Teilnahme an der audi-bolsche-
wistischen sibirischen Expedition im Jahre 1919, als die an der Expedition teil¬
nehmenden Mächte eine gemeinsame Verwaltung unter russischem Vorsitz ein¬
gerichtet hatten, den technischen Stabschef gestellt hatten. Di>: Pekinger Regierung



*.) Vergl. GrcnzKoten Hefte 17/18, 22/23, 24, 25/26.
Wirkungen des Krieges auf Gstasien

Dann wird nie wieder ein französischer Ministerpräsident seine Raubgelüste aus
einer politisch unklugen und tatsächlich nicht auf der Höhe stehenden Darstellung
in einem deutschen Atlas begründen wollen. Kann erst jeder Deutsche unsere
deutschen Trumpfkarten jederzeit ausspielen, dann hat es mit dem Betrüge der
Welt über deutsche Dinge ein Ende!




Wirkungen des Arieges auf Gstasien*)
Gskar Scholz, Konsul z, D. vonVI. Vstsibirien
2. Harbi n und Wladiwostok, Sachalin und K a in tschatka

le Ausdehnung der japanischen WirtschaftSmacht nach Norden folgte
hauptsächlich der Fortsetzung der südmandschurischen Bahn über
Changchun hinaus nach Harbin, der sogenannten Ostchinesischen
Bahn. Im Jahre 1917 gelang es Japan durch ein Abkommen
mit der Zarenrcgicrung die Abtretung dieser Bahn bis zum
Sungari seitens Rußland zu erreichen — ein Abkommen, das von der Kerenski-
Regierung den Japanern bestätigt, von der chinesischen Negierung aber nicht an¬
erkannt wurde.

Harbin und Wladiwostok waren die Mittelpunkte des russischen Geschäfts
im Fernen Osten.

Harbin verdankte seine russische Bedeutung der dort den .Sungari treffen¬
den Ostchinesischen Eisenbahn und den mit dieser verbundenen Vorrechten der in
der Eisenbahnzone wohnenden Russen. Sie hatten nicht nur eigene Gerichtsbar¬
keit, wie Ausländer mich sonst in China, sondern auch ihre eigene Verwaltung.
Dn aber die Beamten dieser Gerichtsbarkeit und Verwaltung von der nicht mehr
bestehenden Zarenregieruug bestellt waren und die gegenwärtige Moskaner Ne¬
gierung von China nicht anerkannt ist, so entzog die chinesische Negierung im
September 1920 diesen russischen Regierungsvertrctern ihre Anerkennung und
erklärte die mit ihr abgeschlossenen Verträge für ungültig. Sie unterstellte durch
eine Verordnung vom Oktober v. I. die Bahnverwaltung dem Pekinger Verkchrs-
ministerinm, setzte ein gemischtes Direktorium unter Leitung eines Chinesen
ein und berief zur technischen Leitung einen Amerikaner — Wohl aus Rücksicht
darauf, daß die Vereinigten Staaten von Amerika mit früheren russischen Regie¬
rungen Verträge über Instandsetzung, Betrieb und Sicherung der Bahn ge¬
schlossen hatten und auch schon während ihrer Teilnahme an der audi-bolsche-
wistischen sibirischen Expedition im Jahre 1919, als die an der Expedition teil¬
nehmenden Mächte eine gemeinsame Verwaltung unter russischem Vorsitz ein¬
gerichtet hatten, den technischen Stabschef gestellt hatten. Di>: Pekinger Regierung



*.) Vergl. GrcnzKoten Hefte 17/18, 22/23, 24, 25/26.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0041" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/339190"/>
          <fw type="header" place="top"> Wirkungen des Krieges auf Gstasien</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_105" prev="#ID_104"> Dann wird nie wieder ein französischer Ministerpräsident seine Raubgelüste aus<lb/>
einer politisch unklugen und tatsächlich nicht auf der Höhe stehenden Darstellung<lb/>
in einem deutschen Atlas begründen wollen. Kann erst jeder Deutsche unsere<lb/>
deutschen Trumpfkarten jederzeit ausspielen, dann hat es mit dem Betrüge der<lb/>
Welt über deutsche Dinge ein Ende!</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Wirkungen des Arieges auf Gstasien*)<lb/><note type="byline"> Gskar Scholz, Konsul z, D.</note> vonVI. Vstsibirien<lb/>
2. Harbi n und Wladiwostok, Sachalin und K a in tschatka </head><lb/>
          <p xml:id="ID_106"> le Ausdehnung der japanischen WirtschaftSmacht nach Norden folgte<lb/>
hauptsächlich der Fortsetzung der südmandschurischen Bahn über<lb/>
Changchun hinaus nach Harbin, der sogenannten Ostchinesischen<lb/>
Bahn. Im Jahre 1917 gelang es Japan durch ein Abkommen<lb/>
mit der Zarenrcgicrung die Abtretung dieser Bahn bis zum<lb/>
Sungari seitens Rußland zu erreichen &#x2014; ein Abkommen, das von der Kerenski-<lb/>
Regierung den Japanern bestätigt, von der chinesischen Negierung aber nicht an¬<lb/>
erkannt wurde.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_107"> Harbin und Wladiwostok waren die Mittelpunkte des russischen Geschäfts<lb/>
im Fernen Osten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_108" next="#ID_109"> Harbin verdankte seine russische Bedeutung der dort den .Sungari treffen¬<lb/>
den Ostchinesischen Eisenbahn und den mit dieser verbundenen Vorrechten der in<lb/>
der Eisenbahnzone wohnenden Russen. Sie hatten nicht nur eigene Gerichtsbar¬<lb/>
keit, wie Ausländer mich sonst in China, sondern auch ihre eigene Verwaltung.<lb/>
Dn aber die Beamten dieser Gerichtsbarkeit und Verwaltung von der nicht mehr<lb/>
bestehenden Zarenregieruug bestellt waren und die gegenwärtige Moskaner Ne¬<lb/>
gierung von China nicht anerkannt ist, so entzog die chinesische Negierung im<lb/>
September 1920 diesen russischen Regierungsvertrctern ihre Anerkennung und<lb/>
erklärte die mit ihr abgeschlossenen Verträge für ungültig. Sie unterstellte durch<lb/>
eine Verordnung vom Oktober v. I. die Bahnverwaltung dem Pekinger Verkchrs-<lb/>
ministerinm, setzte ein gemischtes Direktorium unter Leitung eines Chinesen<lb/>
ein und berief zur technischen Leitung einen Amerikaner &#x2014; Wohl aus Rücksicht<lb/>
darauf, daß die Vereinigten Staaten von Amerika mit früheren russischen Regie¬<lb/>
rungen Verträge über Instandsetzung, Betrieb und Sicherung der Bahn ge¬<lb/>
schlossen hatten und auch schon während ihrer Teilnahme an der audi-bolsche-<lb/>
wistischen sibirischen Expedition im Jahre 1919, als die an der Expedition teil¬<lb/>
nehmenden Mächte eine gemeinsame Verwaltung unter russischem Vorsitz ein¬<lb/>
gerichtet hatten, den technischen Stabschef gestellt hatten. Di&gt;: Pekinger Regierung</p><lb/>
          <note xml:id="FID_5" place="foot"> *.) Vergl. GrcnzKoten Hefte 17/18, 22/23, 24, 25/26.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0041] Wirkungen des Krieges auf Gstasien Dann wird nie wieder ein französischer Ministerpräsident seine Raubgelüste aus einer politisch unklugen und tatsächlich nicht auf der Höhe stehenden Darstellung in einem deutschen Atlas begründen wollen. Kann erst jeder Deutsche unsere deutschen Trumpfkarten jederzeit ausspielen, dann hat es mit dem Betrüge der Welt über deutsche Dinge ein Ende! Wirkungen des Arieges auf Gstasien*) Gskar Scholz, Konsul z, D. vonVI. Vstsibirien 2. Harbi n und Wladiwostok, Sachalin und K a in tschatka le Ausdehnung der japanischen WirtschaftSmacht nach Norden folgte hauptsächlich der Fortsetzung der südmandschurischen Bahn über Changchun hinaus nach Harbin, der sogenannten Ostchinesischen Bahn. Im Jahre 1917 gelang es Japan durch ein Abkommen mit der Zarenrcgicrung die Abtretung dieser Bahn bis zum Sungari seitens Rußland zu erreichen — ein Abkommen, das von der Kerenski- Regierung den Japanern bestätigt, von der chinesischen Negierung aber nicht an¬ erkannt wurde. Harbin und Wladiwostok waren die Mittelpunkte des russischen Geschäfts im Fernen Osten. Harbin verdankte seine russische Bedeutung der dort den .Sungari treffen¬ den Ostchinesischen Eisenbahn und den mit dieser verbundenen Vorrechten der in der Eisenbahnzone wohnenden Russen. Sie hatten nicht nur eigene Gerichtsbar¬ keit, wie Ausländer mich sonst in China, sondern auch ihre eigene Verwaltung. Dn aber die Beamten dieser Gerichtsbarkeit und Verwaltung von der nicht mehr bestehenden Zarenregieruug bestellt waren und die gegenwärtige Moskaner Ne¬ gierung von China nicht anerkannt ist, so entzog die chinesische Negierung im September 1920 diesen russischen Regierungsvertrctern ihre Anerkennung und erklärte die mit ihr abgeschlossenen Verträge für ungültig. Sie unterstellte durch eine Verordnung vom Oktober v. I. die Bahnverwaltung dem Pekinger Verkchrs- ministerinm, setzte ein gemischtes Direktorium unter Leitung eines Chinesen ein und berief zur technischen Leitung einen Amerikaner — Wohl aus Rücksicht darauf, daß die Vereinigten Staaten von Amerika mit früheren russischen Regie¬ rungen Verträge über Instandsetzung, Betrieb und Sicherung der Bahn ge¬ schlossen hatten und auch schon während ihrer Teilnahme an der audi-bolsche- wistischen sibirischen Expedition im Jahre 1919, als die an der Expedition teil¬ nehmenden Mächte eine gemeinsame Verwaltung unter russischem Vorsitz ein¬ gerichtet hatten, den technischen Stabschef gestellt hatten. Di>: Pekinger Regierung *.) Vergl. GrcnzKoten Hefte 17/18, 22/23, 24, 25/26.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/41
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/41>, abgerufen am 24.07.2024.