Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Bücherschau

[Beginn Spaltensatz]

leider auch verkürzt, da ein Teil des früheren
Textes in ein größeres Werk übernommen
wird, das Boehmer dem Jesuitenorden zu
widmen gedenkt. Auch so, wie es jetzt er¬
scheint, ist das Buch ein Kabinettstück der
neueren historischen Literatur.

Paul Joachimsen, Vom deutschen Volk zum
deutschen Staat. Eine Geschichte des
deutschen Nationalbewußtseins. "Aus Natur
und Geisteswelt" 511. Band. 2. Auflage.
Verlag und Druck von B. G. Teubner.
Leipzig und Berlin. 1920.

Wir stehen nicht an, dies kurze, anspruchs¬
lose Bändchen als eine gute Geschichte des
deutschen Schicksals zu bezeichnen. Joachimsen
hat schon vor dem Kriege diese eigentümlich
perspektivische Gesamtbetrachtung unserer Ge¬
schichte vorgetragen und sie während des
Krieges veröffentlicht. Aber erst jetzt, da er
sie im wesentlichen unverändert -- nur
einzelne "Lichter gedämpft und Schatten ver¬
tieft" -- neu herausgibt, trifft das Buch
auf eine ganz bereite Leserschaft, die nicht
wie vor dem Kriege nur die Linie von
1640--1870 unser Geschick bestimmen sieht,
sondern die zu ahnen anfängt, daß wir uns
von 2000 Jahren Rechenschaft geben müssen,
um uns selbst und unsere Gegenwart zu be¬
greifen.

Prof. Dr. W. PlaHljoff, Europäische Ge¬
schichte im Zeitalter Ludwigs XIV. und
des Großen Kurfürsten. "Aus Natur und
Geisteswelt", Sammlung wissenschaftlich-
gemeinverständlicher Darstellungen. Band
630. B. G. Teubner, Leipzig. 1921.
Geh. M, 6,30, geb. M. 8.80.

Gediegene, auf den neuesten Forschungen
fußende Darstellung des Zeitalters, dem in¬
folge der französischen Rheinpolitik und wegen
der Erinnerung an Brandenburg - Preußens
Aufstieg aus dem Jammer des großen
Krieges sich das allgemeine Interesse wieder
mehr zuzuwenden beginnt.

G. W. F. Hegel, Die Verfassung Deutsch¬
lands. Mit einer Einführung und Be¬
merkungen von Dr. Hera. Heller. (Bücher
für staatsbürgerliche Bildung. Heraus¬
gegeben von Dr. Richard Schmidt, Pro¬
fessor des Staatsrechts an der Universität
[Spaltenumbruch]
Leipzig.) Reclam, Leipzig. 164 S. Geh.
M. 3.--, in Pappband M. 4.--.

Der erste deutsche Philosoph, der die
nationale Machtpolitik begriff und wissen¬
schaftlich ergriff, war Hegel. Die 1801 ent¬
standene "Verfassung Deutschlands" (erst 1893
veröffentlicht) wird hier auf Grund der besten
(Lassonschen) Ausgabe in der billigen Reclam-
Sammlung allen denen zugänglich gemacht,
die aus der Geschichte für die Zukunft lernen
wollen.

Manfred LauVert.Die preußische Polenpolitik
von 1772--1914, Preußische Verlags¬
anstalt G. in. b. H. Berlin.

Ein gutes, ein notwendiges Buch und
ergreifend in vieler Hinsicht. Ist es etwa
keine vernichtende Tatsache, daß bis zu diesem
Jahr noch kein zusammenhängendes deutsches
Werk über das Thema erschienen war? Wir
haben es verschmäht, aus der Geschichte zu
lernen. Laubert zeigt eindringlich, in un¬
angreifbarer geschichtlicher Fundierung, daß
alle Perioden der Versöhnungspolitil Fiasko
machten, scheitern nutzten und daß die kurzen
Perioden der deutschen Selbstbehauptung
niemals zum Ausreifen kamen, weil sie durch
das Zickzack derSchwäche unterbrochen wurden.
Laubert ist einer unserer wertvollsten politi¬
schen Historiker. Möchten wir endlich von
solchen Historikern' lernen, -- nicht wie man
Fremdvölker beherrscht (diese Aufgabe haben
wir verscherzt), aber wie man nationale
Grenzlandpolitik treiben soll auch als be¬
herrschtes Volk.

Max Lehmimn, Freiherr vom Stein. Neue
Ausgabe in einem Bande. Verlag von
S. Hirzel in Leipzig. 1921. Geh. M. 60.-,
geb. M. 76.--.

"Was ein großer, ethisch-religiös veran¬
lagter Charakter in scheinbar verzweifelter
Lage des Baterlandes vermag, glaube ich
von neuem gezeigt zu haben. Vielleicht
trägt dies dazu bei, den heute in Deutsch¬
land so unheimlich wachsenden, schon vom
Untergang träumenden Pessimismus ein
wenig einzudämmen." Mit diesen Worten
schließt Max Lehmann das Vorwort seines
von drei auf einen Band zusammengezogenen,
also volkstümlicher gestalteten Buches. In
der Tat stehen wir mitten in einer Re°

[Ende Spaltensatz]
Bücherschau

[Beginn Spaltensatz]

leider auch verkürzt, da ein Teil des früheren
Textes in ein größeres Werk übernommen
wird, das Boehmer dem Jesuitenorden zu
widmen gedenkt. Auch so, wie es jetzt er¬
scheint, ist das Buch ein Kabinettstück der
neueren historischen Literatur.

Paul Joachimsen, Vom deutschen Volk zum
deutschen Staat. Eine Geschichte des
deutschen Nationalbewußtseins. „Aus Natur
und Geisteswelt" 511. Band. 2. Auflage.
Verlag und Druck von B. G. Teubner.
Leipzig und Berlin. 1920.

Wir stehen nicht an, dies kurze, anspruchs¬
lose Bändchen als eine gute Geschichte des
deutschen Schicksals zu bezeichnen. Joachimsen
hat schon vor dem Kriege diese eigentümlich
perspektivische Gesamtbetrachtung unserer Ge¬
schichte vorgetragen und sie während des
Krieges veröffentlicht. Aber erst jetzt, da er
sie im wesentlichen unverändert — nur
einzelne „Lichter gedämpft und Schatten ver¬
tieft" — neu herausgibt, trifft das Buch
auf eine ganz bereite Leserschaft, die nicht
wie vor dem Kriege nur die Linie von
1640—1870 unser Geschick bestimmen sieht,
sondern die zu ahnen anfängt, daß wir uns
von 2000 Jahren Rechenschaft geben müssen,
um uns selbst und unsere Gegenwart zu be¬
greifen.

Prof. Dr. W. PlaHljoff, Europäische Ge¬
schichte im Zeitalter Ludwigs XIV. und
des Großen Kurfürsten. „Aus Natur und
Geisteswelt", Sammlung wissenschaftlich-
gemeinverständlicher Darstellungen. Band
630. B. G. Teubner, Leipzig. 1921.
Geh. M, 6,30, geb. M. 8.80.

Gediegene, auf den neuesten Forschungen
fußende Darstellung des Zeitalters, dem in¬
folge der französischen Rheinpolitik und wegen
der Erinnerung an Brandenburg - Preußens
Aufstieg aus dem Jammer des großen
Krieges sich das allgemeine Interesse wieder
mehr zuzuwenden beginnt.

G. W. F. Hegel, Die Verfassung Deutsch¬
lands. Mit einer Einführung und Be¬
merkungen von Dr. Hera. Heller. (Bücher
für staatsbürgerliche Bildung. Heraus¬
gegeben von Dr. Richard Schmidt, Pro¬
fessor des Staatsrechts an der Universität
[Spaltenumbruch]
Leipzig.) Reclam, Leipzig. 164 S. Geh.
M. 3.—, in Pappband M. 4.—.

Der erste deutsche Philosoph, der die
nationale Machtpolitik begriff und wissen¬
schaftlich ergriff, war Hegel. Die 1801 ent¬
standene „Verfassung Deutschlands" (erst 1893
veröffentlicht) wird hier auf Grund der besten
(Lassonschen) Ausgabe in der billigen Reclam-
Sammlung allen denen zugänglich gemacht,
die aus der Geschichte für die Zukunft lernen
wollen.

Manfred LauVert.Die preußische Polenpolitik
von 1772—1914, Preußische Verlags¬
anstalt G. in. b. H. Berlin.

Ein gutes, ein notwendiges Buch und
ergreifend in vieler Hinsicht. Ist es etwa
keine vernichtende Tatsache, daß bis zu diesem
Jahr noch kein zusammenhängendes deutsches
Werk über das Thema erschienen war? Wir
haben es verschmäht, aus der Geschichte zu
lernen. Laubert zeigt eindringlich, in un¬
angreifbarer geschichtlicher Fundierung, daß
alle Perioden der Versöhnungspolitil Fiasko
machten, scheitern nutzten und daß die kurzen
Perioden der deutschen Selbstbehauptung
niemals zum Ausreifen kamen, weil sie durch
das Zickzack derSchwäche unterbrochen wurden.
Laubert ist einer unserer wertvollsten politi¬
schen Historiker. Möchten wir endlich von
solchen Historikern' lernen, — nicht wie man
Fremdvölker beherrscht (diese Aufgabe haben
wir verscherzt), aber wie man nationale
Grenzlandpolitik treiben soll auch als be¬
herrschtes Volk.

Max Lehmimn, Freiherr vom Stein. Neue
Ausgabe in einem Bande. Verlag von
S. Hirzel in Leipzig. 1921. Geh. M. 60.-,
geb. M. 76.—.

„Was ein großer, ethisch-religiös veran¬
lagter Charakter in scheinbar verzweifelter
Lage des Baterlandes vermag, glaube ich
von neuem gezeigt zu haben. Vielleicht
trägt dies dazu bei, den heute in Deutsch¬
land so unheimlich wachsenden, schon vom
Untergang träumenden Pessimismus ein
wenig einzudämmen." Mit diesen Worten
schließt Max Lehmann das Vorwort seines
von drei auf einen Band zusammengezogenen,
also volkstümlicher gestalteten Buches. In
der Tat stehen wir mitten in einer Re°

[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0363" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/339512"/>
            <fw type="header" place="top"> Bücherschau</fw><lb/>
            <cb type="start"/>
            <p xml:id="ID_1540" prev="#ID_1539"> leider auch verkürzt, da ein Teil des früheren<lb/>
Textes in ein größeres Werk übernommen<lb/>
wird, das Boehmer dem Jesuitenorden zu<lb/>
widmen gedenkt. Auch so, wie es jetzt er¬<lb/>
scheint, ist das Buch ein Kabinettstück der<lb/>
neueren historischen Literatur.</p>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Paul Joachimsen, Vom deutschen Volk zum<lb/>
deutschen Staat. Eine Geschichte des<lb/>
deutschen Nationalbewußtseins. &#x201E;Aus Natur<lb/>
und Geisteswelt" 511. Band. 2. Auflage.<lb/>
Verlag und Druck von B. G. Teubner.<lb/>
Leipzig und Berlin. 1920.</head>
            <p xml:id="ID_1541"> Wir stehen nicht an, dies kurze, anspruchs¬<lb/>
lose Bändchen als eine gute Geschichte des<lb/>
deutschen Schicksals zu bezeichnen. Joachimsen<lb/>
hat schon vor dem Kriege diese eigentümlich<lb/>
perspektivische Gesamtbetrachtung unserer Ge¬<lb/>
schichte vorgetragen und sie während des<lb/>
Krieges veröffentlicht. Aber erst jetzt, da er<lb/>
sie im wesentlichen unverändert &#x2014; nur<lb/>
einzelne &#x201E;Lichter gedämpft und Schatten ver¬<lb/>
tieft" &#x2014; neu herausgibt, trifft das Buch<lb/>
auf eine ganz bereite Leserschaft, die nicht<lb/>
wie vor dem Kriege nur die Linie von<lb/>
1640&#x2014;1870 unser Geschick bestimmen sieht,<lb/>
sondern die zu ahnen anfängt, daß wir uns<lb/>
von 2000 Jahren Rechenschaft geben müssen,<lb/>
um uns selbst und unsere Gegenwart zu be¬<lb/>
greifen.</p>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Prof. Dr. W. PlaHljoff, Europäische Ge¬<lb/>
schichte im Zeitalter Ludwigs XIV. und<lb/>
des Großen Kurfürsten. &#x201E;Aus Natur und<lb/>
Geisteswelt", Sammlung wissenschaftlich-<lb/>
gemeinverständlicher Darstellungen. Band<lb/>
630.  B. G. Teubner, Leipzig. 1921.<lb/>
Geh. M, 6,30, geb. M. 8.80.</head>
            <p xml:id="ID_1542"> Gediegene, auf den neuesten Forschungen<lb/>
fußende Darstellung des Zeitalters, dem in¬<lb/>
folge der französischen Rheinpolitik und wegen<lb/>
der Erinnerung an Brandenburg - Preußens<lb/>
Aufstieg aus dem Jammer des großen<lb/>
Krieges sich das allgemeine Interesse wieder<lb/>
mehr zuzuwenden beginnt.</p>
          </div>
          <div n="2">
            <head> G. W. F. Hegel, Die Verfassung Deutsch¬<lb/>
lands. Mit einer Einführung und Be¬<lb/>
merkungen von Dr. Hera. Heller. (Bücher<lb/>
für staatsbürgerliche Bildung. Heraus¬<lb/>
gegeben von Dr. Richard Schmidt, Pro¬<lb/>
fessor des Staatsrechts an der Universität</head>
            <cb/><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Leipzig.) Reclam, Leipzig. 164 S. Geh.<lb/>
M. 3.&#x2014;, in Pappband M. 4.&#x2014;.</head>
            <p xml:id="ID_1543"> Der erste deutsche Philosoph, der die<lb/>
nationale Machtpolitik begriff und wissen¬<lb/>
schaftlich ergriff, war Hegel. Die 1801 ent¬<lb/>
standene &#x201E;Verfassung Deutschlands" (erst 1893<lb/>
veröffentlicht) wird hier auf Grund der besten<lb/>
(Lassonschen) Ausgabe in der billigen Reclam-<lb/>
Sammlung allen denen zugänglich gemacht,<lb/>
die aus der Geschichte für die Zukunft lernen<lb/>
wollen.</p>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Manfred LauVert.Die preußische Polenpolitik<lb/>
von 1772&#x2014;1914, Preußische Verlags¬<lb/>
anstalt G. in. b. H. Berlin.</head>
            <p xml:id="ID_1544"> Ein gutes, ein notwendiges Buch und<lb/>
ergreifend in vieler Hinsicht. Ist es etwa<lb/>
keine vernichtende Tatsache, daß bis zu diesem<lb/>
Jahr noch kein zusammenhängendes deutsches<lb/>
Werk über das Thema erschienen war? Wir<lb/>
haben es verschmäht, aus der Geschichte zu<lb/>
lernen. Laubert zeigt eindringlich, in un¬<lb/>
angreifbarer geschichtlicher Fundierung, daß<lb/>
alle Perioden der Versöhnungspolitil Fiasko<lb/>
machten, scheitern nutzten und daß die kurzen<lb/>
Perioden der deutschen Selbstbehauptung<lb/>
niemals zum Ausreifen kamen, weil sie durch<lb/>
das Zickzack derSchwäche unterbrochen wurden.<lb/>
Laubert ist einer unserer wertvollsten politi¬<lb/>
schen Historiker. Möchten wir endlich von<lb/>
solchen Historikern' lernen, &#x2014; nicht wie man<lb/>
Fremdvölker beherrscht (diese Aufgabe haben<lb/>
wir verscherzt), aber wie man nationale<lb/>
Grenzlandpolitik treiben soll auch als be¬<lb/>
herrschtes Volk.</p>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Max Lehmimn, Freiherr vom Stein. Neue<lb/>
Ausgabe in einem Bande. Verlag von<lb/>
S. Hirzel in Leipzig. 1921. Geh. M. 60.-,<lb/>
geb. M. 76.&#x2014;.</head>
            <p xml:id="ID_1545" next="#ID_1546"> &#x201E;Was ein großer, ethisch-religiös veran¬<lb/>
lagter Charakter in scheinbar verzweifelter<lb/>
Lage des Baterlandes vermag, glaube ich<lb/>
von neuem gezeigt zu haben. Vielleicht<lb/>
trägt dies dazu bei, den heute in Deutsch¬<lb/>
land so unheimlich wachsenden, schon vom<lb/>
Untergang träumenden Pessimismus ein<lb/>
wenig einzudämmen." Mit diesen Worten<lb/>
schließt Max Lehmann das Vorwort seines<lb/>
von drei auf einen Band zusammengezogenen,<lb/>
also volkstümlicher gestalteten Buches. In<lb/>
der Tat stehen wir mitten in einer Re°</p>
            <cb type="end"/><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0363] Bücherschau leider auch verkürzt, da ein Teil des früheren Textes in ein größeres Werk übernommen wird, das Boehmer dem Jesuitenorden zu widmen gedenkt. Auch so, wie es jetzt er¬ scheint, ist das Buch ein Kabinettstück der neueren historischen Literatur. Paul Joachimsen, Vom deutschen Volk zum deutschen Staat. Eine Geschichte des deutschen Nationalbewußtseins. „Aus Natur und Geisteswelt" 511. Band. 2. Auflage. Verlag und Druck von B. G. Teubner. Leipzig und Berlin. 1920. Wir stehen nicht an, dies kurze, anspruchs¬ lose Bändchen als eine gute Geschichte des deutschen Schicksals zu bezeichnen. Joachimsen hat schon vor dem Kriege diese eigentümlich perspektivische Gesamtbetrachtung unserer Ge¬ schichte vorgetragen und sie während des Krieges veröffentlicht. Aber erst jetzt, da er sie im wesentlichen unverändert — nur einzelne „Lichter gedämpft und Schatten ver¬ tieft" — neu herausgibt, trifft das Buch auf eine ganz bereite Leserschaft, die nicht wie vor dem Kriege nur die Linie von 1640—1870 unser Geschick bestimmen sieht, sondern die zu ahnen anfängt, daß wir uns von 2000 Jahren Rechenschaft geben müssen, um uns selbst und unsere Gegenwart zu be¬ greifen. Prof. Dr. W. PlaHljoff, Europäische Ge¬ schichte im Zeitalter Ludwigs XIV. und des Großen Kurfürsten. „Aus Natur und Geisteswelt", Sammlung wissenschaftlich- gemeinverständlicher Darstellungen. Band 630. B. G. Teubner, Leipzig. 1921. Geh. M, 6,30, geb. M. 8.80. Gediegene, auf den neuesten Forschungen fußende Darstellung des Zeitalters, dem in¬ folge der französischen Rheinpolitik und wegen der Erinnerung an Brandenburg - Preußens Aufstieg aus dem Jammer des großen Krieges sich das allgemeine Interesse wieder mehr zuzuwenden beginnt. G. W. F. Hegel, Die Verfassung Deutsch¬ lands. Mit einer Einführung und Be¬ merkungen von Dr. Hera. Heller. (Bücher für staatsbürgerliche Bildung. Heraus¬ gegeben von Dr. Richard Schmidt, Pro¬ fessor des Staatsrechts an der Universität Leipzig.) Reclam, Leipzig. 164 S. Geh. M. 3.—, in Pappband M. 4.—. Der erste deutsche Philosoph, der die nationale Machtpolitik begriff und wissen¬ schaftlich ergriff, war Hegel. Die 1801 ent¬ standene „Verfassung Deutschlands" (erst 1893 veröffentlicht) wird hier auf Grund der besten (Lassonschen) Ausgabe in der billigen Reclam- Sammlung allen denen zugänglich gemacht, die aus der Geschichte für die Zukunft lernen wollen. Manfred LauVert.Die preußische Polenpolitik von 1772—1914, Preußische Verlags¬ anstalt G. in. b. H. Berlin. Ein gutes, ein notwendiges Buch und ergreifend in vieler Hinsicht. Ist es etwa keine vernichtende Tatsache, daß bis zu diesem Jahr noch kein zusammenhängendes deutsches Werk über das Thema erschienen war? Wir haben es verschmäht, aus der Geschichte zu lernen. Laubert zeigt eindringlich, in un¬ angreifbarer geschichtlicher Fundierung, daß alle Perioden der Versöhnungspolitil Fiasko machten, scheitern nutzten und daß die kurzen Perioden der deutschen Selbstbehauptung niemals zum Ausreifen kamen, weil sie durch das Zickzack derSchwäche unterbrochen wurden. Laubert ist einer unserer wertvollsten politi¬ schen Historiker. Möchten wir endlich von solchen Historikern' lernen, — nicht wie man Fremdvölker beherrscht (diese Aufgabe haben wir verscherzt), aber wie man nationale Grenzlandpolitik treiben soll auch als be¬ herrschtes Volk. Max Lehmimn, Freiherr vom Stein. Neue Ausgabe in einem Bande. Verlag von S. Hirzel in Leipzig. 1921. Geh. M. 60.-, geb. M. 76.—. „Was ein großer, ethisch-religiös veran¬ lagter Charakter in scheinbar verzweifelter Lage des Baterlandes vermag, glaube ich von neuem gezeigt zu haben. Vielleicht trägt dies dazu bei, den heute in Deutsch¬ land so unheimlich wachsenden, schon vom Untergang träumenden Pessimismus ein wenig einzudämmen." Mit diesen Worten schließt Max Lehmann das Vorwort seines von drei auf einen Band zusammengezogenen, also volkstümlicher gestalteten Buches. In der Tat stehen wir mitten in einer Re°

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/363
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/363>, abgerufen am 04.07.2024.