Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.Der nächste Krieg hauptsächlich von unverdienten Zuwachs und habe gegen meinen Willen von all IV- Die Konkurrenz Europas braucht uns nicht zu beunruhigen. Erstens ist Alles in allem ein vergnüglicher Ausblick -- und leicht in Wirklichkeit um¬ ig"
Der nächste Krieg hauptsächlich von unverdienten Zuwachs und habe gegen meinen Willen von all IV- Die Konkurrenz Europas braucht uns nicht zu beunruhigen. Erstens ist Alles in allem ein vergnüglicher Ausblick — und leicht in Wirklichkeit um¬ ig»
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0257" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/339406"/> <fw type="header" place="top"> Der nächste Krieg</fw><lb/> <p xml:id="ID_1006" prev="#ID_1005"> hauptsächlich von unverdienten Zuwachs und habe gegen meinen Willen von all<lb/> den großen Beutezügen und Schuldenmachereien der letzten sieben Jahre meinen<lb/> Profit gehabt. Wenn ich vor zehn Jahren meine Tausenddollarnote in einer<lb/> Aktie anlegte, war ich froh 4V- Prozent zu bekommen. Aber seit dem Triumphe<lb/> der Demokratie habe ich fast 6 Prozent auf eins viel bessere Aktie erhalten und<lb/> sie mit Dollars bezahlt, von denen man drei braucht, um einen Scheffel Weizen<lb/> zu kaufen. Später, falls alles gut geht, werde ich in Dollars entschädigt werden,<lb/> von denen einer genügt, um einen Scheffel zu kaufen. übrigens wird der un¬<lb/> mittelbare Staatsgewinn durch den Zusammenbruch und die Auslöschung Japans<lb/> ungeheuer sein, und ich werde als ein achtbarer Hundertprozent-Amerikaner meinen<lb/> Anteil bekommen. Der Preis ist China, die dickste Pflaume, die jemals von<lb/> Wucherern erschnüffelt wurde. Während der nächsten 50 Jahre wird China ein<lb/> ungeheurer Verbraucher von Anleihen, Phonographen, Dampfschaufeln, Bibeln,<lb/> Drogen, Trattätchen, Särgen, „Herke-Vino", Malz, Hopfen, Films, Ordens¬<lb/> abzeichen von Bruderschaften, Revolvern, Dynamik, kupfernen Braukesseln, Soda¬<lb/> wasser. Extrakten und allen anderen Zivilisationsprodukten sein. Der Prozeß<lb/> seiner Umwandlung in einen großen Industriestaat, vielleicht sogar in einen großen<lb/> chustlichen Staat wird jedem, der seinen Fuß dort hinsetzt, Billionen an Profit<lb/> einbringen. Wenn wir Japan so weiter wirtschaften lassen, wird es das Geschäft<lb/> machen, mit oder ohne Boykott. Aber wenn wir die Japs kalt machen, wird es<lb/> leicht sein, die Chinesen zu überzeugen, daß wir es getan haben, um sie zu retten,<lb/> und sie werden uns als ihre Befreier betrachten und uns ihren Handel geben.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> IV-</head><lb/> <p xml:id="ID_1007"> Die Konkurrenz Europas braucht uns nicht zu beunruhigen. Erstens ist<lb/> Europa viel kränker, als die Verkäufer von Aufbauaktien es darstellen, und wird<lb/> zu seiner Genesung noch viel längere Zeit brauchen; es wird bald von weiteren<lb/> Kriegen heimgesucht werden, und sie dürften noch verheerender sein, als der letzte<lb/> war. Zweitens wird keine europäische Macht, nicht einmal eine Kombination<lb/> von Mächten imstande sein, uns im Stillen Ozean die Stirn zu bieten, sobald<lb/> wir Japan ausgeschaltet haben. Dieser Große Ozean wird unser Privatsee sein<lb/> und wir können es uns leisten, Europa um seine Ausbeutung außer sich geraten<lb/> zu lassen. Er wird, uns alles geben, was noch von Asien übrig bleibt, und uns<lb/> einen neuen Halt in Südamerika verschaffen. Kanada und Australien werden<lb/> um uns gravitieren; den ungeheuren Reichtümern Sibiriens und Mandschuriens<lb/> werden wir näher sein als Rußland selber.</p><lb/> <p xml:id="ID_1008"> Alles in allem ein vergnüglicher Ausblick — und leicht in Wirklichkeit um¬<lb/> zusetzen. Hütet euch vor den Propagandisten Japans, von denen viele in unsers<lb/> Regierung eingedrungen sind! Unsere Pflicht als Christen ist klar: die Japs sind<lb/> eine heidnische Nation, dem Trunke, ergeben, gottlos und verderbt. Wenn wir<lb/> es mit dem Gottesdienst ernst meinen, dann laßt uns sogleich über sie herfallen<lb/> und sie unschädlich machen, bevor sie stark genug sind, sich unser zu erwehren.<lb/> Das amerikanische Volk ist ein Volk von Idealisten. Hier also haben wir<lb/> ein Ideal!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> ig»</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0257]
Der nächste Krieg
hauptsächlich von unverdienten Zuwachs und habe gegen meinen Willen von all
den großen Beutezügen und Schuldenmachereien der letzten sieben Jahre meinen
Profit gehabt. Wenn ich vor zehn Jahren meine Tausenddollarnote in einer
Aktie anlegte, war ich froh 4V- Prozent zu bekommen. Aber seit dem Triumphe
der Demokratie habe ich fast 6 Prozent auf eins viel bessere Aktie erhalten und
sie mit Dollars bezahlt, von denen man drei braucht, um einen Scheffel Weizen
zu kaufen. Später, falls alles gut geht, werde ich in Dollars entschädigt werden,
von denen einer genügt, um einen Scheffel zu kaufen. übrigens wird der un¬
mittelbare Staatsgewinn durch den Zusammenbruch und die Auslöschung Japans
ungeheuer sein, und ich werde als ein achtbarer Hundertprozent-Amerikaner meinen
Anteil bekommen. Der Preis ist China, die dickste Pflaume, die jemals von
Wucherern erschnüffelt wurde. Während der nächsten 50 Jahre wird China ein
ungeheurer Verbraucher von Anleihen, Phonographen, Dampfschaufeln, Bibeln,
Drogen, Trattätchen, Särgen, „Herke-Vino", Malz, Hopfen, Films, Ordens¬
abzeichen von Bruderschaften, Revolvern, Dynamik, kupfernen Braukesseln, Soda¬
wasser. Extrakten und allen anderen Zivilisationsprodukten sein. Der Prozeß
seiner Umwandlung in einen großen Industriestaat, vielleicht sogar in einen großen
chustlichen Staat wird jedem, der seinen Fuß dort hinsetzt, Billionen an Profit
einbringen. Wenn wir Japan so weiter wirtschaften lassen, wird es das Geschäft
machen, mit oder ohne Boykott. Aber wenn wir die Japs kalt machen, wird es
leicht sein, die Chinesen zu überzeugen, daß wir es getan haben, um sie zu retten,
und sie werden uns als ihre Befreier betrachten und uns ihren Handel geben.
IV-
Die Konkurrenz Europas braucht uns nicht zu beunruhigen. Erstens ist
Europa viel kränker, als die Verkäufer von Aufbauaktien es darstellen, und wird
zu seiner Genesung noch viel längere Zeit brauchen; es wird bald von weiteren
Kriegen heimgesucht werden, und sie dürften noch verheerender sein, als der letzte
war. Zweitens wird keine europäische Macht, nicht einmal eine Kombination
von Mächten imstande sein, uns im Stillen Ozean die Stirn zu bieten, sobald
wir Japan ausgeschaltet haben. Dieser Große Ozean wird unser Privatsee sein
und wir können es uns leisten, Europa um seine Ausbeutung außer sich geraten
zu lassen. Er wird, uns alles geben, was noch von Asien übrig bleibt, und uns
einen neuen Halt in Südamerika verschaffen. Kanada und Australien werden
um uns gravitieren; den ungeheuren Reichtümern Sibiriens und Mandschuriens
werden wir näher sein als Rußland selber.
Alles in allem ein vergnüglicher Ausblick — und leicht in Wirklichkeit um¬
zusetzen. Hütet euch vor den Propagandisten Japans, von denen viele in unsers
Regierung eingedrungen sind! Unsere Pflicht als Christen ist klar: die Japs sind
eine heidnische Nation, dem Trunke, ergeben, gottlos und verderbt. Wenn wir
es mit dem Gottesdienst ernst meinen, dann laßt uns sogleich über sie herfallen
und sie unschädlich machen, bevor sie stark genug sind, sich unser zu erwehren.
Das amerikanische Volk ist ein Volk von Idealisten. Hier also haben wir
ein Ideal!
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