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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

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lebendig. Und darum haben sie alle sich zusammengetan zu dem "Bund der
Grenzmarkenschutzverbände", der gerade heute in Eintracht zusammenwirkt mit
dem Roten Kreuz und den Heimattreuen Oberschlesiern an dem "Oberschlesier-
Hilfswerk": in den Zeiten der Reichsmüdigkeit ein wahrhaft erfreuendes Bild,
daß für die brennende Südostecke Deutschlands außer den Oberschlesiern und
übrigen Ostmärkern auch die Saarländer, Elsaß-Lothringer und Schleswiger die
Hände regen.

Durch diese Tätigkeit ist das Wirken des nun seit über 25 Jahren be¬
stehenden "Ostmarkenvereins" nicht hinfällig geworden. Das tragische Geschick,
daß er mit dem größten Teil der Ostmark auch einen großen Teil seiner tat¬
kräftigsten Ortsgruppen verloren hat, wird er in neuer Arbeit auszugleichen
wissen. Und endlich darf auch der "Deutsche Schutzbund" nicht vergessen werden,
der die geistige Einheit darstellt für das Grenzmarken- und Auslandsdeutschtum,
für alles, was diesseits und jenseits der schwarz-weiß-roten Grenzpfähle deutsch
denkt und deutsch spricht.

So steht dem Niederbruch der Aufbauwille gegenüber. Das zweitausend¬
jährige Schicksal unseres Volkes zeigt uns ein dauerndes Auf und Ab und
wiederum auf; es lehrt, daß bisher alle Widerstände, die wir zumeist in uns
selbst fanden, überwunden werden konnten. Daraus schöpfen wir die Gewißheit,
daß selbst die heutige furchtbare Not nicht unüberwindlich ist, und hoffen, daß --
wie bisher schon mehrmals in der deutschen Geschichte -- auch diesmal wieder
die Ostmark Führerin sein wird zu einem neuen Empor. Dem gilt unsere Arbeit.




Sedan 5925

Hans Felgenhauer von und zu Riesa
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Die wir geschritten im heiligen Krieg --
Ein Herrengeschlecht -- durch Tod und Sieg --,
Die wir die Feinde zu Paaren getrieben,
Daß ihnen als Wehr nur die Lüge geblieben,
Die sich die Feigheit zum Horte erwählt --
Die Lüge -- mit der nur ein Lump sich vermählt, --
Wir sollen uns vor den Lumpen verstecken?
Wir dürfen nicht mehr die Schwerter recken?
Vergessen soll sein, was uns groß gemacht
Und den deutschen Namen zu Ehren gebracht?
Wir sollen plötzlich bange verzagen --
Wir, die wir einstens ein Sedan geschlagen?
Wir sollen in Knechtesseligkeit
Die Ketten tragen für ewige Zeit?
Erdrücken soll der Schande Schwere
Die einst so freie deutsche Ehre,
Die unsres Volkes höchster Ruhm
Und unsrer Seele Heiligtum?

Sedan ^92^

lebendig. Und darum haben sie alle sich zusammengetan zu dem „Bund der
Grenzmarkenschutzverbände", der gerade heute in Eintracht zusammenwirkt mit
dem Roten Kreuz und den Heimattreuen Oberschlesiern an dem „Oberschlesier-
Hilfswerk": in den Zeiten der Reichsmüdigkeit ein wahrhaft erfreuendes Bild,
daß für die brennende Südostecke Deutschlands außer den Oberschlesiern und
übrigen Ostmärkern auch die Saarländer, Elsaß-Lothringer und Schleswiger die
Hände regen.

Durch diese Tätigkeit ist das Wirken des nun seit über 25 Jahren be¬
stehenden „Ostmarkenvereins" nicht hinfällig geworden. Das tragische Geschick,
daß er mit dem größten Teil der Ostmark auch einen großen Teil seiner tat¬
kräftigsten Ortsgruppen verloren hat, wird er in neuer Arbeit auszugleichen
wissen. Und endlich darf auch der „Deutsche Schutzbund" nicht vergessen werden,
der die geistige Einheit darstellt für das Grenzmarken- und Auslandsdeutschtum,
für alles, was diesseits und jenseits der schwarz-weiß-roten Grenzpfähle deutsch
denkt und deutsch spricht.

So steht dem Niederbruch der Aufbauwille gegenüber. Das zweitausend¬
jährige Schicksal unseres Volkes zeigt uns ein dauerndes Auf und Ab und
wiederum auf; es lehrt, daß bisher alle Widerstände, die wir zumeist in uns
selbst fanden, überwunden werden konnten. Daraus schöpfen wir die Gewißheit,
daß selbst die heutige furchtbare Not nicht unüberwindlich ist, und hoffen, daß —
wie bisher schon mehrmals in der deutschen Geschichte — auch diesmal wieder
die Ostmark Führerin sein wird zu einem neuen Empor. Dem gilt unsere Arbeit.




Sedan 5925

Hans Felgenhauer von und zu Riesa
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Die wir geschritten im heiligen Krieg —
Ein Herrengeschlecht — durch Tod und Sieg —,
Die wir die Feinde zu Paaren getrieben,
Daß ihnen als Wehr nur die Lüge geblieben,
Die sich die Feigheit zum Horte erwählt —
Die Lüge — mit der nur ein Lump sich vermählt, —
Wir sollen uns vor den Lumpen verstecken?
Wir dürfen nicht mehr die Schwerter recken?
Vergessen soll sein, was uns groß gemacht
Und den deutschen Namen zu Ehren gebracht?
Wir sollen plötzlich bange verzagen —
Wir, die wir einstens ein Sedan geschlagen?
Wir sollen in Knechtesseligkeit
Die Ketten tragen für ewige Zeit?
Erdrücken soll der Schande Schwere
Die einst so freie deutsche Ehre,
Die unsres Volkes höchster Ruhm
Und unsrer Seele Heiligtum?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/253>, abgerufen am 04.07.2024.