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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

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Deutscher Aufbau in der "vstmark

sätzlich und für eine längere Dauer vereinbart werden, 1. daß man in den
entscheidenden Fragen der Regierungsbildung nur gemeinsam handelt,
2. daß man mit aller Kraft auf eine staatsmännische Persönlichkeit
zur Führung der Reichsgeschäfte hindrängt, 3. daß man sich dahin
einigt, alle Kämpfe gegeneinander im Parlament und draußen im
Lande hintanzuhalten und überall für friedlichen Ausgleich zu sorgen.

Der hier beschriebene Weg der nationalen Sammlungspolitik ist der
Weg, den wir gehen müssen, wenn wir aus der latenten Revolution, in der wir
uns gegenwärtig befinden, herauskommen wollen. Erst eine Negierung, die eine
Führerpersönlichkeit an die Spitze stellt, die sich über die Klassen, Stände und
Parteien stellend das Ganze der Nation im Auge hat, Ordnung und Recht in fester
Hand hält, die Ehre der Nation wahrt und in kluger Politik die nationale
Befreiung im Auge hat, wird sich das Vertrauen der Nation erwerben. Dürfen
wir noch einen Moment zögern, diesen Weg einzuschlagen?




Deutscher Aufbau in der Ostmark
Dr. Franz Lüdeke von

ein Gebiet unseres Vaterlandes ist durch die vernichtenden Folgen
des Schmachfricdens so bis ins Herz hinein getroffen worden, wie
unsere Ostmark. Gewaltige Teile von ausschlaggebender Bedeutung
für unsere Volksernährung und Volkswirischaft sind ohne Volks-
abstimmung dem Körper des Staates abgerissen worden; anderen,
die auf Grund des Selbstbestimmungsrechtes deutlich und überzeugend ihr Ver¬
bleiben beim Mutterlande gewünscht haben, wird durch geduldeten Aufruhr, durch
Winkelzüge und täglich sich häufende neue Schmach dasselbe Los bereitet. So
schwebt das Schicksal über Oberschlesien, es gingen Danzig und Memelland ver¬
loren, der "Korridor" mit Konitz und Graudenz, Bromberg und Thorn ist dahin,
die Provinz Posen, deren überwiegender Teil heute noch und jetzt erst recht für
Deutschland stimmen würde, ist polnischer Wirtschaft anheimgefallen, Posen selbst
und Gnesen, Hohensalza, Lissa und wie all diese aufblühenden Städte heißen,
sind der Fremdherrschaft überantwortet. Was ist von der deutschen Ostmark noch
übrig? Die "Kolonie" Ostpreußen und ein schmaler Streifen, der den Namen
Grenzmark Posen-Westpreußen trägt und die Reste von neun Landkreisen umfaßt,
dazu das umkämpfte Schlesien. Grenzprovinzen sind aber auch Pommern und
Brandenburg geworden, und der Deutsche muß sich daran gewöhnen, fortab zum
mindesten alles das als Ostmark aufzufassen, was rechts der Oder gelegen ist.
So hat ein unheimliches Schicksal unsere Heimat zerstückelt und zerstört; durch


Deutscher Aufbau in der «vstmark

sätzlich und für eine längere Dauer vereinbart werden, 1. daß man in den
entscheidenden Fragen der Regierungsbildung nur gemeinsam handelt,
2. daß man mit aller Kraft auf eine staatsmännische Persönlichkeit
zur Führung der Reichsgeschäfte hindrängt, 3. daß man sich dahin
einigt, alle Kämpfe gegeneinander im Parlament und draußen im
Lande hintanzuhalten und überall für friedlichen Ausgleich zu sorgen.

Der hier beschriebene Weg der nationalen Sammlungspolitik ist der
Weg, den wir gehen müssen, wenn wir aus der latenten Revolution, in der wir
uns gegenwärtig befinden, herauskommen wollen. Erst eine Negierung, die eine
Führerpersönlichkeit an die Spitze stellt, die sich über die Klassen, Stände und
Parteien stellend das Ganze der Nation im Auge hat, Ordnung und Recht in fester
Hand hält, die Ehre der Nation wahrt und in kluger Politik die nationale
Befreiung im Auge hat, wird sich das Vertrauen der Nation erwerben. Dürfen
wir noch einen Moment zögern, diesen Weg einzuschlagen?




Deutscher Aufbau in der Ostmark
Dr. Franz Lüdeke von

ein Gebiet unseres Vaterlandes ist durch die vernichtenden Folgen
des Schmachfricdens so bis ins Herz hinein getroffen worden, wie
unsere Ostmark. Gewaltige Teile von ausschlaggebender Bedeutung
für unsere Volksernährung und Volkswirischaft sind ohne Volks-
abstimmung dem Körper des Staates abgerissen worden; anderen,
die auf Grund des Selbstbestimmungsrechtes deutlich und überzeugend ihr Ver¬
bleiben beim Mutterlande gewünscht haben, wird durch geduldeten Aufruhr, durch
Winkelzüge und täglich sich häufende neue Schmach dasselbe Los bereitet. So
schwebt das Schicksal über Oberschlesien, es gingen Danzig und Memelland ver¬
loren, der „Korridor" mit Konitz und Graudenz, Bromberg und Thorn ist dahin,
die Provinz Posen, deren überwiegender Teil heute noch und jetzt erst recht für
Deutschland stimmen würde, ist polnischer Wirtschaft anheimgefallen, Posen selbst
und Gnesen, Hohensalza, Lissa und wie all diese aufblühenden Städte heißen,
sind der Fremdherrschaft überantwortet. Was ist von der deutschen Ostmark noch
übrig? Die „Kolonie" Ostpreußen und ein schmaler Streifen, der den Namen
Grenzmark Posen-Westpreußen trägt und die Reste von neun Landkreisen umfaßt,
dazu das umkämpfte Schlesien. Grenzprovinzen sind aber auch Pommern und
Brandenburg geworden, und der Deutsche muß sich daran gewöhnen, fortab zum
mindesten alles das als Ostmark aufzufassen, was rechts der Oder gelegen ist.
So hat ein unheimliches Schicksal unsere Heimat zerstückelt und zerstört; durch


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[0249] Deutscher Aufbau in der «vstmark sätzlich und für eine längere Dauer vereinbart werden, 1. daß man in den entscheidenden Fragen der Regierungsbildung nur gemeinsam handelt, 2. daß man mit aller Kraft auf eine staatsmännische Persönlichkeit zur Führung der Reichsgeschäfte hindrängt, 3. daß man sich dahin einigt, alle Kämpfe gegeneinander im Parlament und draußen im Lande hintanzuhalten und überall für friedlichen Ausgleich zu sorgen. Der hier beschriebene Weg der nationalen Sammlungspolitik ist der Weg, den wir gehen müssen, wenn wir aus der latenten Revolution, in der wir uns gegenwärtig befinden, herauskommen wollen. Erst eine Negierung, die eine Führerpersönlichkeit an die Spitze stellt, die sich über die Klassen, Stände und Parteien stellend das Ganze der Nation im Auge hat, Ordnung und Recht in fester Hand hält, die Ehre der Nation wahrt und in kluger Politik die nationale Befreiung im Auge hat, wird sich das Vertrauen der Nation erwerben. Dürfen wir noch einen Moment zögern, diesen Weg einzuschlagen? Deutscher Aufbau in der Ostmark Dr. Franz Lüdeke von ein Gebiet unseres Vaterlandes ist durch die vernichtenden Folgen des Schmachfricdens so bis ins Herz hinein getroffen worden, wie unsere Ostmark. Gewaltige Teile von ausschlaggebender Bedeutung für unsere Volksernährung und Volkswirischaft sind ohne Volks- abstimmung dem Körper des Staates abgerissen worden; anderen, die auf Grund des Selbstbestimmungsrechtes deutlich und überzeugend ihr Ver¬ bleiben beim Mutterlande gewünscht haben, wird durch geduldeten Aufruhr, durch Winkelzüge und täglich sich häufende neue Schmach dasselbe Los bereitet. So schwebt das Schicksal über Oberschlesien, es gingen Danzig und Memelland ver¬ loren, der „Korridor" mit Konitz und Graudenz, Bromberg und Thorn ist dahin, die Provinz Posen, deren überwiegender Teil heute noch und jetzt erst recht für Deutschland stimmen würde, ist polnischer Wirtschaft anheimgefallen, Posen selbst und Gnesen, Hohensalza, Lissa und wie all diese aufblühenden Städte heißen, sind der Fremdherrschaft überantwortet. Was ist von der deutschen Ostmark noch übrig? Die „Kolonie" Ostpreußen und ein schmaler Streifen, der den Namen Grenzmark Posen-Westpreußen trägt und die Reste von neun Landkreisen umfaßt, dazu das umkämpfte Schlesien. Grenzprovinzen sind aber auch Pommern und Brandenburg geworden, und der Deutsche muß sich daran gewöhnen, fortab zum mindesten alles das als Ostmark aufzufassen, was rechts der Oder gelegen ist. So hat ein unheimliches Schicksal unsere Heimat zerstückelt und zerstört; durch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/249>, abgerufen am 22.12.2024.