hoben waren, nicht mehr zurückgekommen, es scheint, als Plane man jetzt Mir eine internationa le Niederlassung mit formell chinesischer, tatsächlich japa¬ nischer Verwaltung, die dem chinesischen Volke als ein Vorbild gegenüber der Schanghaier internationalen Niederlassung gelten kumm und Schanghai mit seiner für die Japaner sehr drückenden angelsächsischen Vorherrschaft den Angriffen des selbstbewußten Chinesen aussetzt.
Auch im weiteren Pachtgebiet ist die japanische Verwaltung bemüht, die Bil¬ dung und Entfaltung größerer Industrien zu fördern, besonders durch eine .zweckmäßige Zoll- und Bahnfrachtpolitik, sowie dnrch Gewährung günstiger Be¬ dingungen und billiger Kaufpreise für Grundstücke zu gewerblichen Zwecken, Die Japaner haben dabei wohl uicht immer die ihnen dnrch den Friedensvertrag und durch die deutschen Gerechtsame, ans denen sie ihre Rechte herleiten, gesteckte Grenze beachtet und manche Verstimmung in der chinesischen Bevölkerung er¬ zeugt. Es ist den Chinesen sehr unangenehm aufgefallen, wie die Japaner in Schankung weniger Rücksicht auf die chinesische Staatshoheit nehmen als ihre Vorgänger, die Deutschen und daß sie sich an Orten und auf Gebieten betät!gen> die von den Deutschen als außerhalb ihrer Vertragsrechte liegend gemieden wurden. So z. B,, wenn die Japaner die Salzlager der Provinz längs der von japanischen Truppen bewachten Schankung-Bahn ausbeuten und, indem sie sich der staatliche" Abgabe entziehen, das Salz zu einem allen chinesischen Wett¬ bewerb unterbietenden Preise verkaufen können, wodurch zugleich eine der wich¬ tigsten Einnahmequellen der chinesischen. Regierung um Millionen beeinträchtigt wird, Oder wenn die japanischen Einfuhrkcinflente von ihren Behörden ans Ge¬ bieten wie der Baumwollgarneinfnhr, in der sich ein blühendes Geschäft entwickelt hatte, zum Nachteil der Chinesen bevorzugt werden. Ans solchen Vorfällen er¬ klärt es sich, daß der allgemeine chinesische Boykott gegen japanische Waren nir¬ gends so scharfe Formen angenommen und nirgends so viel Erfolg gezeigt hat wie in Schankung,
Auch Konflikte mit Anslündern blieben nicht ans. Auch hier wieder wur¬ den die Klagen laut, die überall in Ostasien, wo Japans Einfluß herrscht, gehörij werden, und die wohl schon in natürlichen Masseunterschieden wurzeln, daß die japanischen Behörde" Nichtjapcmer ungünstiger behandeln als Japaner, Klagen, die besonders von den englischen Reedereien gegen die japanische Hafenverwaltung über die Verteilung der Dampferanlegestellen erhoben wurden. Von besonderer Schärfe waren manchmal die Reibungen mit Amerikanern, wie ja auch sonstwo in Ostasien, wo Japaner mit Amerikanern zusammenstoßen, namentlich mit dein stärksten Träger der amerikanischen Außenpolitik, die ja viel ausgesprochener und uneingeschränkter als die anderer Mächte Wirtschaftspolitik ist -- mit der Standard Oil Co. -- Es ist am Ende nur Wirkung derselben Macht, wenn die amerikanischen christlichen Missionen auch in Tsingtau als japanfeindlich erscheinen und behandelt werden, so daß in Tsingtau eine von amerikanischen Missionaren geleitete Chinesenschnle wegen Verdachts japanfeindlicher Betätigung von den japa¬ nischen Behörden zeitweilig geschlossen wurde.
Aber nicht nnr ausländische, sondern anch chinesische Schulen klagen über die japanische Verwaltung. Nachdem Japans Politik rücksichtsloser Forderungen mit militärischer Bedrohung zur Politik moralischer Eroberung des chinesischen Volkes
Wirkungen des Krieges auf Vstasien
hoben waren, nicht mehr zurückgekommen, es scheint, als Plane man jetzt Mir eine internationa le Niederlassung mit formell chinesischer, tatsächlich japa¬ nischer Verwaltung, die dem chinesischen Volke als ein Vorbild gegenüber der Schanghaier internationalen Niederlassung gelten kumm und Schanghai mit seiner für die Japaner sehr drückenden angelsächsischen Vorherrschaft den Angriffen des selbstbewußten Chinesen aussetzt.
Auch im weiteren Pachtgebiet ist die japanische Verwaltung bemüht, die Bil¬ dung und Entfaltung größerer Industrien zu fördern, besonders durch eine .zweckmäßige Zoll- und Bahnfrachtpolitik, sowie dnrch Gewährung günstiger Be¬ dingungen und billiger Kaufpreise für Grundstücke zu gewerblichen Zwecken, Die Japaner haben dabei wohl uicht immer die ihnen dnrch den Friedensvertrag und durch die deutschen Gerechtsame, ans denen sie ihre Rechte herleiten, gesteckte Grenze beachtet und manche Verstimmung in der chinesischen Bevölkerung er¬ zeugt. Es ist den Chinesen sehr unangenehm aufgefallen, wie die Japaner in Schankung weniger Rücksicht auf die chinesische Staatshoheit nehmen als ihre Vorgänger, die Deutschen und daß sie sich an Orten und auf Gebieten betät!gen> die von den Deutschen als außerhalb ihrer Vertragsrechte liegend gemieden wurden. So z. B,, wenn die Japaner die Salzlager der Provinz längs der von japanischen Truppen bewachten Schankung-Bahn ausbeuten und, indem sie sich der staatliche» Abgabe entziehen, das Salz zu einem allen chinesischen Wett¬ bewerb unterbietenden Preise verkaufen können, wodurch zugleich eine der wich¬ tigsten Einnahmequellen der chinesischen. Regierung um Millionen beeinträchtigt wird, Oder wenn die japanischen Einfuhrkcinflente von ihren Behörden ans Ge¬ bieten wie der Baumwollgarneinfnhr, in der sich ein blühendes Geschäft entwickelt hatte, zum Nachteil der Chinesen bevorzugt werden. Ans solchen Vorfällen er¬ klärt es sich, daß der allgemeine chinesische Boykott gegen japanische Waren nir¬ gends so scharfe Formen angenommen und nirgends so viel Erfolg gezeigt hat wie in Schankung,
Auch Konflikte mit Anslündern blieben nicht ans. Auch hier wieder wur¬ den die Klagen laut, die überall in Ostasien, wo Japans Einfluß herrscht, gehörij werden, und die wohl schon in natürlichen Masseunterschieden wurzeln, daß die japanischen Behörde» Nichtjapcmer ungünstiger behandeln als Japaner, Klagen, die besonders von den englischen Reedereien gegen die japanische Hafenverwaltung über die Verteilung der Dampferanlegestellen erhoben wurden. Von besonderer Schärfe waren manchmal die Reibungen mit Amerikanern, wie ja auch sonstwo in Ostasien, wo Japaner mit Amerikanern zusammenstoßen, namentlich mit dein stärksten Träger der amerikanischen Außenpolitik, die ja viel ausgesprochener und uneingeschränkter als die anderer Mächte Wirtschaftspolitik ist — mit der Standard Oil Co. — Es ist am Ende nur Wirkung derselben Macht, wenn die amerikanischen christlichen Missionen auch in Tsingtau als japanfeindlich erscheinen und behandelt werden, so daß in Tsingtau eine von amerikanischen Missionaren geleitete Chinesenschnle wegen Verdachts japanfeindlicher Betätigung von den japa¬ nischen Behörden zeitweilig geschlossen wurde.
Aber nicht nnr ausländische, sondern anch chinesische Schulen klagen über die japanische Verwaltung. Nachdem Japans Politik rücksichtsloser Forderungen mit militärischer Bedrohung zur Politik moralischer Eroberung des chinesischen Volkes
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[0119]
Wirkungen des Krieges auf Vstasien
hoben waren, nicht mehr zurückgekommen, es scheint, als Plane man jetzt Mir
eine internationa le Niederlassung mit formell chinesischer, tatsächlich japa¬
nischer Verwaltung, die dem chinesischen Volke als ein Vorbild gegenüber der
Schanghaier internationalen Niederlassung gelten kumm und Schanghai mit seiner
für die Japaner sehr drückenden angelsächsischen Vorherrschaft den Angriffen des
selbstbewußten Chinesen aussetzt.
Auch im weiteren Pachtgebiet ist die japanische Verwaltung bemüht, die Bil¬
dung und Entfaltung größerer Industrien zu fördern, besonders durch eine
.zweckmäßige Zoll- und Bahnfrachtpolitik, sowie dnrch Gewährung günstiger Be¬
dingungen und billiger Kaufpreise für Grundstücke zu gewerblichen Zwecken, Die
Japaner haben dabei wohl uicht immer die ihnen dnrch den Friedensvertrag und
durch die deutschen Gerechtsame, ans denen sie ihre Rechte herleiten, gesteckte
Grenze beachtet und manche Verstimmung in der chinesischen Bevölkerung er¬
zeugt. Es ist den Chinesen sehr unangenehm aufgefallen, wie die Japaner in
Schankung weniger Rücksicht auf die chinesische Staatshoheit nehmen als ihre
Vorgänger, die Deutschen und daß sie sich an Orten und auf Gebieten betät!gen>
die von den Deutschen als außerhalb ihrer Vertragsrechte liegend gemieden
wurden. So z. B,, wenn die Japaner die Salzlager der Provinz längs der
von japanischen Truppen bewachten Schankung-Bahn ausbeuten und, indem sie
sich der staatliche» Abgabe entziehen, das Salz zu einem allen chinesischen Wett¬
bewerb unterbietenden Preise verkaufen können, wodurch zugleich eine der wich¬
tigsten Einnahmequellen der chinesischen. Regierung um Millionen beeinträchtigt
wird, Oder wenn die japanischen Einfuhrkcinflente von ihren Behörden ans Ge¬
bieten wie der Baumwollgarneinfnhr, in der sich ein blühendes Geschäft entwickelt
hatte, zum Nachteil der Chinesen bevorzugt werden. Ans solchen Vorfällen er¬
klärt es sich, daß der allgemeine chinesische Boykott gegen japanische Waren nir¬
gends so scharfe Formen angenommen und nirgends so viel Erfolg gezeigt hat
wie in Schankung,
Auch Konflikte mit Anslündern blieben nicht ans. Auch hier wieder wur¬
den die Klagen laut, die überall in Ostasien, wo Japans Einfluß herrscht, gehörij
werden, und die wohl schon in natürlichen Masseunterschieden wurzeln, daß die
japanischen Behörde» Nichtjapcmer ungünstiger behandeln als Japaner, Klagen,
die besonders von den englischen Reedereien gegen die japanische Hafenverwaltung
über die Verteilung der Dampferanlegestellen erhoben wurden. Von besonderer
Schärfe waren manchmal die Reibungen mit Amerikanern, wie ja auch sonstwo
in Ostasien, wo Japaner mit Amerikanern zusammenstoßen, namentlich mit dein
stärksten Träger der amerikanischen Außenpolitik, die ja viel ausgesprochener und
uneingeschränkter als die anderer Mächte Wirtschaftspolitik ist — mit der
Standard Oil Co. — Es ist am Ende nur Wirkung derselben Macht, wenn die
amerikanischen christlichen Missionen auch in Tsingtau als japanfeindlich erscheinen
und behandelt werden, so daß in Tsingtau eine von amerikanischen Missionaren
geleitete Chinesenschnle wegen Verdachts japanfeindlicher Betätigung von den japa¬
nischen Behörden zeitweilig geschlossen wurde.
Aber nicht nnr ausländische, sondern anch chinesische Schulen klagen über
die japanische Verwaltung. Nachdem Japans Politik rücksichtsloser Forderungen mit
militärischer Bedrohung zur Politik moralischer Eroberung des chinesischen Volkes
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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/119>, abgerufen am 09.01.2025.
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