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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.

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Schrittmacher der Weltrevolution

höchster vaterländischer Not und bestreite dann die Behauptung, daß auch die
mehrheitssozialdemokratische Führung den innen- und außenpolitischen Zusammen-
bruch herbeiführen will, um dann in der allgemeinen Anarchie zur Herrschaft zu
kommen. Das wäre dann aber die bolschewistische Herrschaft. Ob der gesunde
und Vielfach nationale Sinn des deutschen Arbeiters, dessen guten Kern ich im
Kriege lieben gelernt habe, der Hetzpropaganda widerstehen wird, ist mir leider
zweifelhaft.

Und was tut in dieser Not die deutsche Regierung?

Sie nimmt diese entartete mehrheitssozialdemokratische Partei in die Re¬
gierung auf. Sie untergräbt gleichzeitig die Disziplin in der Schutzpolizei, die
die Hauptstütze des jetzigen Ordnungsstaates darstellt, und macht die Truppe zur
sozialistischen Parteigarde.

Sie übergibt alle Hetzreden und Hetzartikel aus der Ententewelt ohne
Zusatz der deutschen Presse und verbreitet dadurch im Volke eine Luft von Er¬
schlaffung, Gleichgültigkeit, Stumpfsinn oder Verzweiflung.

Sie hat durch Entwaffnung Oberschlesien wehrlos sogar gegen Räuber¬
banden gemacht und tut nun nichts für dies deutsche Land. Aller Wahrscheinlich¬
keit nach wird so oder so Oberschlesien, das seit 1161 zu Deutschland gehört, trotz
seiner deutschen Abstimmung uns gestohlen werden, entweder für Polen oder für
den "Völkerbund". Im letzteren Falle würde das europäische Staaten-Mosaik
um einen weiteren lebensunfähigen Staat vermehrt werden.

Sie findet niemals auch nur ein würdiges Wort gegenüberunseren Peinigern.
Anstatt den Diebstahl unserer Feinde, ihre Lügen über die Kriegsschuld beim rechten
Namen zu nennen, aus das selbstverständliche Recht der Notwehr beim Polen¬
einbruch, auf die bis zur Siedehitze gesteigerte Wut weitester Kreise bis zu den
Arbeitern hinzuweisen, die unbedingt sich mal irgendwie entladen muß, erklärt
der neueste Nachfolger Bismarcks, ein Strohmann Erzbergers, dem Abgesandten
der französisch-polnischen Räuberbande, daß er nichts gegen sie tun wird. Er
merkt gar nicht mal, daß dieser als Spion zu ihm kam, um seine weiteren Pläne
nach der Antwort einrichten zu können.

Sie nimmt das Ultimatum an und weiß dabei ganz genau, daß sie beim
besten Wollen es nicht durchführen kann und sie dadurch immer wieder sich dem
Vorwurf der Zweideutigkeit aussetzt. Das ist jesuitisch und jüdisch, aber nicht
deutsch.

Unter Führung schwäbischer und badischer Demokraten ist der letzte Rest
altpreutzischen Geistes aus den Berliner Ministerien ausgerottet und man
geht nun von Berlin gegen den letzten deutschen Ordnungsstaat Bayern vor,
versetzt dadurch diesen in Haß und Wut gegen Preußen, obwohl dort kein
Preuße mehr etwas zu sagen hat und bereitet so die Zerstückelung Deutsch¬
lands vor. Damit wäre dann das Ziel derer erreicht, die unter Erzbergers
Führung im Kriege in Deutschland gegen dessen Sieg gearbeitet haben.

Sie tut nichts gegen den Zentralaktionsausschuß der K. P. D., obwohl
sie wissen muß, daß diese die Sowjetregierung zum Kriege gegen Deutschland
auffordert und sie um Unterstützung in seinem Kampfe gegen den bestehenden
deutschen Staat auffordert, also Hochverrat treibt.


Schrittmacher der Weltrevolution

höchster vaterländischer Not und bestreite dann die Behauptung, daß auch die
mehrheitssozialdemokratische Führung den innen- und außenpolitischen Zusammen-
bruch herbeiführen will, um dann in der allgemeinen Anarchie zur Herrschaft zu
kommen. Das wäre dann aber die bolschewistische Herrschaft. Ob der gesunde
und Vielfach nationale Sinn des deutschen Arbeiters, dessen guten Kern ich im
Kriege lieben gelernt habe, der Hetzpropaganda widerstehen wird, ist mir leider
zweifelhaft.

Und was tut in dieser Not die deutsche Regierung?

Sie nimmt diese entartete mehrheitssozialdemokratische Partei in die Re¬
gierung auf. Sie untergräbt gleichzeitig die Disziplin in der Schutzpolizei, die
die Hauptstütze des jetzigen Ordnungsstaates darstellt, und macht die Truppe zur
sozialistischen Parteigarde.

Sie übergibt alle Hetzreden und Hetzartikel aus der Ententewelt ohne
Zusatz der deutschen Presse und verbreitet dadurch im Volke eine Luft von Er¬
schlaffung, Gleichgültigkeit, Stumpfsinn oder Verzweiflung.

Sie hat durch Entwaffnung Oberschlesien wehrlos sogar gegen Räuber¬
banden gemacht und tut nun nichts für dies deutsche Land. Aller Wahrscheinlich¬
keit nach wird so oder so Oberschlesien, das seit 1161 zu Deutschland gehört, trotz
seiner deutschen Abstimmung uns gestohlen werden, entweder für Polen oder für
den „Völkerbund". Im letzteren Falle würde das europäische Staaten-Mosaik
um einen weiteren lebensunfähigen Staat vermehrt werden.

Sie findet niemals auch nur ein würdiges Wort gegenüberunseren Peinigern.
Anstatt den Diebstahl unserer Feinde, ihre Lügen über die Kriegsschuld beim rechten
Namen zu nennen, aus das selbstverständliche Recht der Notwehr beim Polen¬
einbruch, auf die bis zur Siedehitze gesteigerte Wut weitester Kreise bis zu den
Arbeitern hinzuweisen, die unbedingt sich mal irgendwie entladen muß, erklärt
der neueste Nachfolger Bismarcks, ein Strohmann Erzbergers, dem Abgesandten
der französisch-polnischen Räuberbande, daß er nichts gegen sie tun wird. Er
merkt gar nicht mal, daß dieser als Spion zu ihm kam, um seine weiteren Pläne
nach der Antwort einrichten zu können.

Sie nimmt das Ultimatum an und weiß dabei ganz genau, daß sie beim
besten Wollen es nicht durchführen kann und sie dadurch immer wieder sich dem
Vorwurf der Zweideutigkeit aussetzt. Das ist jesuitisch und jüdisch, aber nicht
deutsch.

Unter Führung schwäbischer und badischer Demokraten ist der letzte Rest
altpreutzischen Geistes aus den Berliner Ministerien ausgerottet und man
geht nun von Berlin gegen den letzten deutschen Ordnungsstaat Bayern vor,
versetzt dadurch diesen in Haß und Wut gegen Preußen, obwohl dort kein
Preuße mehr etwas zu sagen hat und bereitet so die Zerstückelung Deutsch¬
lands vor. Damit wäre dann das Ziel derer erreicht, die unter Erzbergers
Führung im Kriege in Deutschland gegen dessen Sieg gearbeitet haben.

Sie tut nichts gegen den Zentralaktionsausschuß der K. P. D., obwohl
sie wissen muß, daß diese die Sowjetregierung zum Kriege gegen Deutschland
auffordert und sie um Unterstützung in seinem Kampfe gegen den bestehenden
deutschen Staat auffordert, also Hochverrat treibt.


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[0219] Schrittmacher der Weltrevolution höchster vaterländischer Not und bestreite dann die Behauptung, daß auch die mehrheitssozialdemokratische Führung den innen- und außenpolitischen Zusammen- bruch herbeiführen will, um dann in der allgemeinen Anarchie zur Herrschaft zu kommen. Das wäre dann aber die bolschewistische Herrschaft. Ob der gesunde und Vielfach nationale Sinn des deutschen Arbeiters, dessen guten Kern ich im Kriege lieben gelernt habe, der Hetzpropaganda widerstehen wird, ist mir leider zweifelhaft. Und was tut in dieser Not die deutsche Regierung? Sie nimmt diese entartete mehrheitssozialdemokratische Partei in die Re¬ gierung auf. Sie untergräbt gleichzeitig die Disziplin in der Schutzpolizei, die die Hauptstütze des jetzigen Ordnungsstaates darstellt, und macht die Truppe zur sozialistischen Parteigarde. Sie übergibt alle Hetzreden und Hetzartikel aus der Ententewelt ohne Zusatz der deutschen Presse und verbreitet dadurch im Volke eine Luft von Er¬ schlaffung, Gleichgültigkeit, Stumpfsinn oder Verzweiflung. Sie hat durch Entwaffnung Oberschlesien wehrlos sogar gegen Räuber¬ banden gemacht und tut nun nichts für dies deutsche Land. Aller Wahrscheinlich¬ keit nach wird so oder so Oberschlesien, das seit 1161 zu Deutschland gehört, trotz seiner deutschen Abstimmung uns gestohlen werden, entweder für Polen oder für den „Völkerbund". Im letzteren Falle würde das europäische Staaten-Mosaik um einen weiteren lebensunfähigen Staat vermehrt werden. Sie findet niemals auch nur ein würdiges Wort gegenüberunseren Peinigern. Anstatt den Diebstahl unserer Feinde, ihre Lügen über die Kriegsschuld beim rechten Namen zu nennen, aus das selbstverständliche Recht der Notwehr beim Polen¬ einbruch, auf die bis zur Siedehitze gesteigerte Wut weitester Kreise bis zu den Arbeitern hinzuweisen, die unbedingt sich mal irgendwie entladen muß, erklärt der neueste Nachfolger Bismarcks, ein Strohmann Erzbergers, dem Abgesandten der französisch-polnischen Räuberbande, daß er nichts gegen sie tun wird. Er merkt gar nicht mal, daß dieser als Spion zu ihm kam, um seine weiteren Pläne nach der Antwort einrichten zu können. Sie nimmt das Ultimatum an und weiß dabei ganz genau, daß sie beim besten Wollen es nicht durchführen kann und sie dadurch immer wieder sich dem Vorwurf der Zweideutigkeit aussetzt. Das ist jesuitisch und jüdisch, aber nicht deutsch. Unter Führung schwäbischer und badischer Demokraten ist der letzte Rest altpreutzischen Geistes aus den Berliner Ministerien ausgerottet und man geht nun von Berlin gegen den letzten deutschen Ordnungsstaat Bayern vor, versetzt dadurch diesen in Haß und Wut gegen Preußen, obwohl dort kein Preuße mehr etwas zu sagen hat und bereitet so die Zerstückelung Deutsch¬ lands vor. Damit wäre dann das Ziel derer erreicht, die unter Erzbergers Führung im Kriege in Deutschland gegen dessen Sieg gearbeitet haben. Sie tut nichts gegen den Zentralaktionsausschuß der K. P. D., obwohl sie wissen muß, daß diese die Sowjetregierung zum Kriege gegen Deutschland auffordert und sie um Unterstützung in seinem Kampfe gegen den bestehenden deutschen Staat auffordert, also Hochverrat treibt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338800/219>, abgerufen am 27.11.2024.