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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Viertes Vierteljahr.

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hervor und soeben konnte Crispien den Hamburger Kommunisten nachsagen, daß
dort bereits fünf kommunistische Richtungen sich deutlich voneinander schieden.
Während es sich bisher zumeist um einen Exodus nach weiter links handelte, erleben
wir nunmehr in der Unabhängigen Sozialvemokratie die Zersetzung des sozialistischen
Zentrums in sich. So sehr auch die Mehrheitssozialisten in Kassel über diese
Entwicklung triumphieren, so große Hoffnungen sie für kommende Neuwahlen
darauf setzen, der scharfe Trennungsstrich, den Crisvien auch nach rechts zog, zeigt,
daß es sich einstweilen jedenfalls noch kaum um neue Konzentration, sondern um
eine fortschreitende innere Zersetzung der geschlossenen Front des Parteisozialismus
handelt.

Die allgemeinste Ursache dieser Entwicklung wurde bereits angedeutet. Die
Differenzierung der sozialistischen Richtungen rührt letzten Endes daher, daß die
Sozialdemokratie aus dem Stadium der Opposition in das der positiven Ver¬
antwortung hinüber steigt. Im billigen Negativismus der Opposition liegt eine
starke einigende Kraft, während die Nötigung zu verantwortlichen Aufbau die
Geister scheidet. Die Gesundung wird bei diesen Berufsrevolutionären von der
Linken durch einen Faktor unterbunden, den man -- freilich im unfruchtbaren
Sinne -- als konservativ bezeichnen muß. Es handelt sich hier nicht allein um
den Konservativismus, der jeder Partei als einer schwerfälligen Massenbewegung
innewohnt. Wenn die "Revolutionierung der Revolutionäre" am ungebrochenen
orthodoxen Glauben an das marxistische Dogma scheitert, dann lauert dahinter
die Angst, daß in diesem täglich hohler werdenden Dogmatismus die einzig zu¬
verlässige Bindung der Arbeiterklasse als politischen Machtfaktors beruht. Die
Unzulänglichkeit der Marxschen Lehren für die brennenden Lebensfragen des
zusammenbrechenden Kontinents wird instinktiv natürlich halb gespürt. Es rächt
sich jedoch an dieser Stelle das unfruchtbare Epigonentum der letzten marxistischen
Generation. Bis in die taktischen Einzelheiten hinein band sich die Sozialdemokratte
bis zum Kriegsbeginn an dies überständige Dogma. Selbst so überwundene
Ideen wie der Mehrwertgedanke traten lediglich in den Hintergrund, entschlossen
aufgegeben wurden sie nicht. Mit einem ungeheuren Ballast an theoretischem
Erbgut steht die Sozialdemokratie auch heute noch den praktischen Aufgaben einer
Stunde gegenüber, von deren wirklichem Gesichte auch der geniale Marx nur wenig
gewußt hat und wenig wissen konnte. Relative Unterscheidungen, wie die zwischen
Reformismus und Revolution, zwischen Nationalismus und Internationalismus,
ja selbst zwischen Militarismus und Pazifismus werden von den unfähigen
Epigonen, die heute den deutschen Sozialismus führen, noch immer als absolut
genommen oder doch als absolut hingestellt. selbständigen Köpfen, zu denen
Männer wie August Müller, August Wirrig, Paul Lensch, Erwin Barth,
Cohen-Reuß und andere mehr zu rechnen sind, gelingt es nicht, sich innerhalb
der sozialistischen Parteien eine wirkliche Machtstellung zu erringen. Sie werden
als Außenseiter beiseite geschoben und müssen Demagogen Platz machen, die den
Fragen positiven Aufbaus und verantwortlicher Führung völlig hilflos gegenüber¬
stehen. Die Massen der Arbeiterschaft spüren das auch sehr wohl, aber das
Versagen der berufenen Führer verhindert eine positive Auswirkung der sozialistischen
Führerkrise, so ist das sichtbare Ergebnis lediglich eine Steigerung des anarchischen
Schwundes jeder Autorität, ein hilflos verzweifeltes, hier apathisches, dort
hysterisches Hintaumeln ins politische Chaos. Das ist das Bild, das die Ent¬
wicklung der Linken heute einem jeden klar zeigt, der mit den Massen der
Arbeiterschaft in politische Berührung kommt. "

Auch in der Arbeiterschaft wiederholte sich, was für einen großen Teu des
deutschen Volkes während des Krieges und insbesondere nach dem Kriege bezeig
rend war. Aus der eigenen Ratlosigkeit erwuchs der illusionäre Glaube an das
Wunder, das von außen kommen sollte. Auch die Mehrheitssozialisten hatten an
der Wilson - Illusion zusammen mit der demokratischen Linken lebhaften Arten
genommen. Den farbenreich schillernden Patrioten Scheidemann trifft eine Haupr-
Verantwortung an der unverantwortlichen Weise, in der die Politik der 14 Punne


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hervor und soeben konnte Crispien den Hamburger Kommunisten nachsagen, daß
dort bereits fünf kommunistische Richtungen sich deutlich voneinander schieden.
Während es sich bisher zumeist um einen Exodus nach weiter links handelte, erleben
wir nunmehr in der Unabhängigen Sozialvemokratie die Zersetzung des sozialistischen
Zentrums in sich. So sehr auch die Mehrheitssozialisten in Kassel über diese
Entwicklung triumphieren, so große Hoffnungen sie für kommende Neuwahlen
darauf setzen, der scharfe Trennungsstrich, den Crisvien auch nach rechts zog, zeigt,
daß es sich einstweilen jedenfalls noch kaum um neue Konzentration, sondern um
eine fortschreitende innere Zersetzung der geschlossenen Front des Parteisozialismus
handelt.

Die allgemeinste Ursache dieser Entwicklung wurde bereits angedeutet. Die
Differenzierung der sozialistischen Richtungen rührt letzten Endes daher, daß die
Sozialdemokratie aus dem Stadium der Opposition in das der positiven Ver¬
antwortung hinüber steigt. Im billigen Negativismus der Opposition liegt eine
starke einigende Kraft, während die Nötigung zu verantwortlichen Aufbau die
Geister scheidet. Die Gesundung wird bei diesen Berufsrevolutionären von der
Linken durch einen Faktor unterbunden, den man — freilich im unfruchtbaren
Sinne — als konservativ bezeichnen muß. Es handelt sich hier nicht allein um
den Konservativismus, der jeder Partei als einer schwerfälligen Massenbewegung
innewohnt. Wenn die „Revolutionierung der Revolutionäre" am ungebrochenen
orthodoxen Glauben an das marxistische Dogma scheitert, dann lauert dahinter
die Angst, daß in diesem täglich hohler werdenden Dogmatismus die einzig zu¬
verlässige Bindung der Arbeiterklasse als politischen Machtfaktors beruht. Die
Unzulänglichkeit der Marxschen Lehren für die brennenden Lebensfragen des
zusammenbrechenden Kontinents wird instinktiv natürlich halb gespürt. Es rächt
sich jedoch an dieser Stelle das unfruchtbare Epigonentum der letzten marxistischen
Generation. Bis in die taktischen Einzelheiten hinein band sich die Sozialdemokratte
bis zum Kriegsbeginn an dies überständige Dogma. Selbst so überwundene
Ideen wie der Mehrwertgedanke traten lediglich in den Hintergrund, entschlossen
aufgegeben wurden sie nicht. Mit einem ungeheuren Ballast an theoretischem
Erbgut steht die Sozialdemokratie auch heute noch den praktischen Aufgaben einer
Stunde gegenüber, von deren wirklichem Gesichte auch der geniale Marx nur wenig
gewußt hat und wenig wissen konnte. Relative Unterscheidungen, wie die zwischen
Reformismus und Revolution, zwischen Nationalismus und Internationalismus,
ja selbst zwischen Militarismus und Pazifismus werden von den unfähigen
Epigonen, die heute den deutschen Sozialismus führen, noch immer als absolut
genommen oder doch als absolut hingestellt. selbständigen Köpfen, zu denen
Männer wie August Müller, August Wirrig, Paul Lensch, Erwin Barth,
Cohen-Reuß und andere mehr zu rechnen sind, gelingt es nicht, sich innerhalb
der sozialistischen Parteien eine wirkliche Machtstellung zu erringen. Sie werden
als Außenseiter beiseite geschoben und müssen Demagogen Platz machen, die den
Fragen positiven Aufbaus und verantwortlicher Führung völlig hilflos gegenüber¬
stehen. Die Massen der Arbeiterschaft spüren das auch sehr wohl, aber das
Versagen der berufenen Führer verhindert eine positive Auswirkung der sozialistischen
Führerkrise, so ist das sichtbare Ergebnis lediglich eine Steigerung des anarchischen
Schwundes jeder Autorität, ein hilflos verzweifeltes, hier apathisches, dort
hysterisches Hintaumeln ins politische Chaos. Das ist das Bild, das die Ent¬
wicklung der Linken heute einem jeden klar zeigt, der mit den Massen der
Arbeiterschaft in politische Berührung kommt. «

Auch in der Arbeiterschaft wiederholte sich, was für einen großen Teu des
deutschen Volkes während des Krieges und insbesondere nach dem Kriege bezeig
rend war. Aus der eigenen Ratlosigkeit erwuchs der illusionäre Glaube an das
Wunder, das von außen kommen sollte. Auch die Mehrheitssozialisten hatten an
der Wilson - Illusion zusammen mit der demokratischen Linken lebhaften Arten
genommen. Den farbenreich schillernden Patrioten Scheidemann trifft eine Haupr-
Verantwortung an der unverantwortlichen Weise, in der die Politik der 14 Punne


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[0092] Reichsspiegel hervor und soeben konnte Crispien den Hamburger Kommunisten nachsagen, daß dort bereits fünf kommunistische Richtungen sich deutlich voneinander schieden. Während es sich bisher zumeist um einen Exodus nach weiter links handelte, erleben wir nunmehr in der Unabhängigen Sozialvemokratie die Zersetzung des sozialistischen Zentrums in sich. So sehr auch die Mehrheitssozialisten in Kassel über diese Entwicklung triumphieren, so große Hoffnungen sie für kommende Neuwahlen darauf setzen, der scharfe Trennungsstrich, den Crisvien auch nach rechts zog, zeigt, daß es sich einstweilen jedenfalls noch kaum um neue Konzentration, sondern um eine fortschreitende innere Zersetzung der geschlossenen Front des Parteisozialismus handelt. Die allgemeinste Ursache dieser Entwicklung wurde bereits angedeutet. Die Differenzierung der sozialistischen Richtungen rührt letzten Endes daher, daß die Sozialdemokratie aus dem Stadium der Opposition in das der positiven Ver¬ antwortung hinüber steigt. Im billigen Negativismus der Opposition liegt eine starke einigende Kraft, während die Nötigung zu verantwortlichen Aufbau die Geister scheidet. Die Gesundung wird bei diesen Berufsrevolutionären von der Linken durch einen Faktor unterbunden, den man — freilich im unfruchtbaren Sinne — als konservativ bezeichnen muß. Es handelt sich hier nicht allein um den Konservativismus, der jeder Partei als einer schwerfälligen Massenbewegung innewohnt. Wenn die „Revolutionierung der Revolutionäre" am ungebrochenen orthodoxen Glauben an das marxistische Dogma scheitert, dann lauert dahinter die Angst, daß in diesem täglich hohler werdenden Dogmatismus die einzig zu¬ verlässige Bindung der Arbeiterklasse als politischen Machtfaktors beruht. Die Unzulänglichkeit der Marxschen Lehren für die brennenden Lebensfragen des zusammenbrechenden Kontinents wird instinktiv natürlich halb gespürt. Es rächt sich jedoch an dieser Stelle das unfruchtbare Epigonentum der letzten marxistischen Generation. Bis in die taktischen Einzelheiten hinein band sich die Sozialdemokratte bis zum Kriegsbeginn an dies überständige Dogma. Selbst so überwundene Ideen wie der Mehrwertgedanke traten lediglich in den Hintergrund, entschlossen aufgegeben wurden sie nicht. Mit einem ungeheuren Ballast an theoretischem Erbgut steht die Sozialdemokratie auch heute noch den praktischen Aufgaben einer Stunde gegenüber, von deren wirklichem Gesichte auch der geniale Marx nur wenig gewußt hat und wenig wissen konnte. Relative Unterscheidungen, wie die zwischen Reformismus und Revolution, zwischen Nationalismus und Internationalismus, ja selbst zwischen Militarismus und Pazifismus werden von den unfähigen Epigonen, die heute den deutschen Sozialismus führen, noch immer als absolut genommen oder doch als absolut hingestellt. selbständigen Köpfen, zu denen Männer wie August Müller, August Wirrig, Paul Lensch, Erwin Barth, Cohen-Reuß und andere mehr zu rechnen sind, gelingt es nicht, sich innerhalb der sozialistischen Parteien eine wirkliche Machtstellung zu erringen. Sie werden als Außenseiter beiseite geschoben und müssen Demagogen Platz machen, die den Fragen positiven Aufbaus und verantwortlicher Führung völlig hilflos gegenüber¬ stehen. Die Massen der Arbeiterschaft spüren das auch sehr wohl, aber das Versagen der berufenen Führer verhindert eine positive Auswirkung der sozialistischen Führerkrise, so ist das sichtbare Ergebnis lediglich eine Steigerung des anarchischen Schwundes jeder Autorität, ein hilflos verzweifeltes, hier apathisches, dort hysterisches Hintaumeln ins politische Chaos. Das ist das Bild, das die Ent¬ wicklung der Linken heute einem jeden klar zeigt, der mit den Massen der Arbeiterschaft in politische Berührung kommt. « Auch in der Arbeiterschaft wiederholte sich, was für einen großen Teu des deutschen Volkes während des Krieges und insbesondere nach dem Kriege bezeig rend war. Aus der eigenen Ratlosigkeit erwuchs der illusionäre Glaube an das Wunder, das von außen kommen sollte. Auch die Mehrheitssozialisten hatten an der Wilson - Illusion zusammen mit der demokratischen Linken lebhaften Arten genommen. Den farbenreich schillernden Patrioten Scheidemann trifft eine Haupr- Verantwortung an der unverantwortlichen Weise, in der die Politik der 14 Punne

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_338022/92>, abgerufen am 22.07.2024.