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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr.

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uns an zwei Beispielen geschildert, die als
typisch ausgewählt sind, an Frankreich und
Preußen. Die Herausarbeitung der Unter¬
schiede ist lesenswert; allerdings wird man
eher Delbrücks Auffassung von der welt¬
geschichtlichen Auffassung der Prügelstrafe
zustimmen können -- zu der ihn vielleicht
Jakob Burckhardts bekannte Bemerkung über
den Wert einer mit Psychologischem Geiste
geschriebenen Geschichte des Prügelns ange¬
regt hat, -- als seiner zum Teil auf anek¬
dotisches Material aufgebauten Beurteilung
des Geistes und der Bildung des preußischen
Offiziers bis in die zweite Hälfte des neun¬
zehnten Jahrhunderts hinein. Bei der von
ihm selbst erlebten Szene dürfte der da¬
malige Prinzengouverneur das Opfer einer
Jronisierung gewesen sein. Man hat im

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großen und ganzen den Eindruck eines
Alterswerkes sowie des nachlassenden Inter¬
esses am Eindringen in den der Vergangen¬
heit angehörenden Stoff. Darauf deutet
auch die verhältnismäßig kurze Behandlung,
welche der Epoche der Bolksheere und der
gewaltigen Erscheinung Napoleons des Ersten
zuteil geworden ist. Auf die Skizzierung
einzelner Schlachten aus dessen Feldherrn¬
laufbahn hat Delbrück beispielsweise ganz
verzichtet: vielmehr beherrscht auch da der
Gegensatz zwischen einer Niederwerfungs-
strategie und einer Ermattungsstrategie an¬
statt des Gegenständlichen die Darstellung.
Ein künftiger Geschichtsschreiber der Kriegs¬
kunst wird daher bei der Epoche der stehen¬
den Heere von neuem einsetzen müssen.

Dr. Max von Szczevanski. [Ende Spaltensatz]


Verantwortlich: i, V, Hans von Sodcnstcr" in Berlin.
Schristl-itung und Verlag: Berlin SW ", Tempelhofer User una, Fernruf: Ltitzow "in",
Bcrlag: K, F. Kocht-r, Abteilmig Grcnzbot-n, Berlin.
Druck W. Woeser Buchdruckerel, Berlin S 14, Stallschreiberstr. Se/SS.

Rücksendung von Manuskripten erfolgt nur gegen beigefügtes Rückporto.
Nachdruck sämtlicher Aufsätze ist nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlages gestattet.




Bücherschau

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uns an zwei Beispielen geschildert, die als
typisch ausgewählt sind, an Frankreich und
Preußen. Die Herausarbeitung der Unter¬
schiede ist lesenswert; allerdings wird man
eher Delbrücks Auffassung von der welt¬
geschichtlichen Auffassung der Prügelstrafe
zustimmen können — zu der ihn vielleicht
Jakob Burckhardts bekannte Bemerkung über
den Wert einer mit Psychologischem Geiste
geschriebenen Geschichte des Prügelns ange¬
regt hat, — als seiner zum Teil auf anek¬
dotisches Material aufgebauten Beurteilung
des Geistes und der Bildung des preußischen
Offiziers bis in die zweite Hälfte des neun¬
zehnten Jahrhunderts hinein. Bei der von
ihm selbst erlebten Szene dürfte der da¬
malige Prinzengouverneur das Opfer einer
Jronisierung gewesen sein. Man hat im

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großen und ganzen den Eindruck eines
Alterswerkes sowie des nachlassenden Inter¬
esses am Eindringen in den der Vergangen¬
heit angehörenden Stoff. Darauf deutet
auch die verhältnismäßig kurze Behandlung,
welche der Epoche der Bolksheere und der
gewaltigen Erscheinung Napoleons des Ersten
zuteil geworden ist. Auf die Skizzierung
einzelner Schlachten aus dessen Feldherrn¬
laufbahn hat Delbrück beispielsweise ganz
verzichtet: vielmehr beherrscht auch da der
Gegensatz zwischen einer Niederwerfungs-
strategie und einer Ermattungsstrategie an¬
statt des Gegenständlichen die Darstellung.
Ein künftiger Geschichtsschreiber der Kriegs¬
kunst wird daher bei der Epoche der stehen¬
den Heere von neuem einsetzen müssen.

Dr. Max von Szczevanski. [Ende Spaltensatz]


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Schristl-itung und Verlag: Berlin SW », Tempelhofer User una, Fernruf: Ltitzow »in»,
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[0089] Bücherschau uns an zwei Beispielen geschildert, die als typisch ausgewählt sind, an Frankreich und Preußen. Die Herausarbeitung der Unter¬ schiede ist lesenswert; allerdings wird man eher Delbrücks Auffassung von der welt¬ geschichtlichen Auffassung der Prügelstrafe zustimmen können — zu der ihn vielleicht Jakob Burckhardts bekannte Bemerkung über den Wert einer mit Psychologischem Geiste geschriebenen Geschichte des Prügelns ange¬ regt hat, — als seiner zum Teil auf anek¬ dotisches Material aufgebauten Beurteilung des Geistes und der Bildung des preußischen Offiziers bis in die zweite Hälfte des neun¬ zehnten Jahrhunderts hinein. Bei der von ihm selbst erlebten Szene dürfte der da¬ malige Prinzengouverneur das Opfer einer Jronisierung gewesen sein. Man hat im großen und ganzen den Eindruck eines Alterswerkes sowie des nachlassenden Inter¬ esses am Eindringen in den der Vergangen¬ heit angehörenden Stoff. Darauf deutet auch die verhältnismäßig kurze Behandlung, welche der Epoche der Bolksheere und der gewaltigen Erscheinung Napoleons des Ersten zuteil geworden ist. Auf die Skizzierung einzelner Schlachten aus dessen Feldherrn¬ laufbahn hat Delbrück beispielsweise ganz verzichtet: vielmehr beherrscht auch da der Gegensatz zwischen einer Niederwerfungs- strategie und einer Ermattungsstrategie an¬ statt des Gegenständlichen die Darstellung. Ein künftiger Geschichtsschreiber der Kriegs¬ kunst wird daher bei der Epoche der stehen¬ den Heere von neuem einsetzen müssen. Dr. Max von Szczevanski. Verantwortlich: i, V, Hans von Sodcnstcr» in Berlin. Schristl-itung und Verlag: Berlin SW », Tempelhofer User una, Fernruf: Ltitzow »in», Bcrlag: K, F. Kocht-r, Abteilmig Grcnzbot-n, Berlin. Druck W. Woeser Buchdruckerel, Berlin S 14, Stallschreiberstr. Se/SS. Rücksendung von Manuskripten erfolgt nur gegen beigefügtes Rückporto. Nachdruck sämtlicher Aufsätze ist nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlages gestattet.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337640/89>, abgerufen am 01.07.2024.