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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr.

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Die Liquidation der deutschen Interessen in Schankung

baugesellschaft gingen zu 60 Prozent ihres Wertes in die Hände des gemeinsamen
Unternehmens über. Die Eisenbahngesellschaft hatte sich zu diesem Zeitpunkt zu
imposanter Größe und Wirtschaftskraft entwickelt. Das neue Unternehmen wurde
mit einigen 60 Millionen Mark Aktienkapital fundiert.

Den eigentlichen Anstoß zu dieser Verschmelzung gab aber nicht, oder nicht
in erster Linie, das schwache Rückgrat der Bergbaugesellschaft. Werte von unschätz¬
barer Größe lagen aus deutschem Gebiet in den Eisenerzfeldcrn bei Tschantien
und Tschinlingtschen brach, der Erschließung harrend. Das 300 Kilometer von
Tsingtau entfernte, 6 Kilometer nördlich der Schantungbahn gelegene Gebiet um¬
faßt drei Gebirgszüge in einheitlichem Erzvorkommen, den Fenghuangschan
nordöstlich, den Tieschan als Mittelgruppe und den Sypauschan westlich. Ein¬
gehende Untersuchungen hatten schon seit Jahren auf den riesigen, ohne nenn¬
bare Gestehungskosten realisierbaren Wert dieser Eisenerzlager hingewiesen, aber
die Eisenbahn- und vor allem die Bergbaugesellschaft fühlten sich noch nicht stark
genug, um an einen rationellen Abbau im großen zu gehen. Wie sollten die
Erze verwertet werden? Am bequemsten und risikolos war offenbar ihre Ausfuhr
an das eisenerzhungrige Japan. Dahingehende Versuche im kleinen sind ohne
nennbaren Erfolg gemacht worden. Auch die Einfuhr der Erze nach Deutschland
ist in den letzten Jahren vor der Fusion ernstlich diskutiert worden, sie scheiterte
an den zu hohen Frachtraten. Es blieb schließlich nichts anderes übrig, als an
eine Verhüllung an Ort und Stelle zu denken. Und in der Tat waren die Vor¬
bedingungen hierfür so günstig wie überhaupt nur denkbar. Da lagen die Kohlen
des Hungschangebietes dicht neben den Erzen, kaum 30 Kilometer von ihnen ent¬
fernt, beide Rohstoffe unmittelbar an der Bahn. Wo in der ganzen Welt traf
man ähnlich günstige Verhältnisse an? Die Frage war nur: Würde ein Hütten¬
werk, etwa bet Tschinlingtschen, auf die Dauer genügendes und brauchbares Roh-
Material finden, und würden es die Chinesen überhaupt gestatten? Gewiß hatten
wir nach dem Kiautschouvertrag das Recht, auf unserem Grund und Boden zu
tun und zu lassen, was wir wollten. Aber inbezug auf die Errichtung eines
Hüttenwerkes war die Auslegung zweifelhaft, und die Chinesen wiesen denn auch
bei allen darauf hinzielenden Sondierungen das Ansinnen, ein deutsches Hütten¬
werk im Schantunghinterland zu errichten, kurzweg ab. Damit schien der Eisen¬
bahn- und Vergbaugesellschaft die Gesamtfrage erledigt. Die Idee, den gordischen
Knoten zu durchhauen durch den Bau eines Eisenwerkes im, deutschen Schutz¬
gebiet, kam ihr zunächst zu phantastisch vor, um sie ernstlich in Erwägung zu
ziehen. Wie sollte sich bei dem unsicheren Absatzmarkt ein Eisenwerk rentieren,
das inbezug auf Heranschaffung seines Rohmaterials auf einen Bahnstrang von
300 Kilometer Länge angewiesen war?

Dem Reichsmarineamt ist es zu danken, daß die sachliche Durchprüfung
dieser Frage im Interesse der deutschen Volkswirtschaft trotz dos Widerstandes
gewisser Industrieen und des Großkapitals im Winter 1913/14 durchgesetzt
wurde. Der Generaldirektor der Dillinger Hüttenwerke, Herr Weinlig, erhielt
von der Bergbaugesellschaft den Auftrag, die Frage an Ort und Stelle zu
studieren und ein Gutachten einzureichen. Im Frühjahr 1914 lag das gesammelte
Material vor, Herr Weinlig befürwortete emphatisch den Bau eines Eisenwerks
im Schutzgebiet. Nun konnten sich die beiden interessierten Gesellschaften nicht
mehr sträuben. Eine Verschmelzung zur Sanierung der Bergbaugesellschaft fand
statt, und das neue Unternehmen bewilligte 10 Millionen Mark Aktienkapital für
den sofort in Angriff zu nehmenden Bau eines Eisenwerks in Tscmgkou, 18 Kilo¬
meter von Tsingtau entfernt. Alle Maschinen, Hochöfen usw. wurden sofort in
Auftrag gegeben, die ersten Spatenstiche tat man im Mai, -- da kam der Krieg.

(Ein zweiter Artikel folgt.)




Die Liquidation der deutschen Interessen in Schankung

baugesellschaft gingen zu 60 Prozent ihres Wertes in die Hände des gemeinsamen
Unternehmens über. Die Eisenbahngesellschaft hatte sich zu diesem Zeitpunkt zu
imposanter Größe und Wirtschaftskraft entwickelt. Das neue Unternehmen wurde
mit einigen 60 Millionen Mark Aktienkapital fundiert.

Den eigentlichen Anstoß zu dieser Verschmelzung gab aber nicht, oder nicht
in erster Linie, das schwache Rückgrat der Bergbaugesellschaft. Werte von unschätz¬
barer Größe lagen aus deutschem Gebiet in den Eisenerzfeldcrn bei Tschantien
und Tschinlingtschen brach, der Erschließung harrend. Das 300 Kilometer von
Tsingtau entfernte, 6 Kilometer nördlich der Schantungbahn gelegene Gebiet um¬
faßt drei Gebirgszüge in einheitlichem Erzvorkommen, den Fenghuangschan
nordöstlich, den Tieschan als Mittelgruppe und den Sypauschan westlich. Ein¬
gehende Untersuchungen hatten schon seit Jahren auf den riesigen, ohne nenn¬
bare Gestehungskosten realisierbaren Wert dieser Eisenerzlager hingewiesen, aber
die Eisenbahn- und vor allem die Bergbaugesellschaft fühlten sich noch nicht stark
genug, um an einen rationellen Abbau im großen zu gehen. Wie sollten die
Erze verwertet werden? Am bequemsten und risikolos war offenbar ihre Ausfuhr
an das eisenerzhungrige Japan. Dahingehende Versuche im kleinen sind ohne
nennbaren Erfolg gemacht worden. Auch die Einfuhr der Erze nach Deutschland
ist in den letzten Jahren vor der Fusion ernstlich diskutiert worden, sie scheiterte
an den zu hohen Frachtraten. Es blieb schließlich nichts anderes übrig, als an
eine Verhüllung an Ort und Stelle zu denken. Und in der Tat waren die Vor¬
bedingungen hierfür so günstig wie überhaupt nur denkbar. Da lagen die Kohlen
des Hungschangebietes dicht neben den Erzen, kaum 30 Kilometer von ihnen ent¬
fernt, beide Rohstoffe unmittelbar an der Bahn. Wo in der ganzen Welt traf
man ähnlich günstige Verhältnisse an? Die Frage war nur: Würde ein Hütten¬
werk, etwa bet Tschinlingtschen, auf die Dauer genügendes und brauchbares Roh-
Material finden, und würden es die Chinesen überhaupt gestatten? Gewiß hatten
wir nach dem Kiautschouvertrag das Recht, auf unserem Grund und Boden zu
tun und zu lassen, was wir wollten. Aber inbezug auf die Errichtung eines
Hüttenwerkes war die Auslegung zweifelhaft, und die Chinesen wiesen denn auch
bei allen darauf hinzielenden Sondierungen das Ansinnen, ein deutsches Hütten¬
werk im Schantunghinterland zu errichten, kurzweg ab. Damit schien der Eisen¬
bahn- und Vergbaugesellschaft die Gesamtfrage erledigt. Die Idee, den gordischen
Knoten zu durchhauen durch den Bau eines Eisenwerkes im, deutschen Schutz¬
gebiet, kam ihr zunächst zu phantastisch vor, um sie ernstlich in Erwägung zu
ziehen. Wie sollte sich bei dem unsicheren Absatzmarkt ein Eisenwerk rentieren,
das inbezug auf Heranschaffung seines Rohmaterials auf einen Bahnstrang von
300 Kilometer Länge angewiesen war?

Dem Reichsmarineamt ist es zu danken, daß die sachliche Durchprüfung
dieser Frage im Interesse der deutschen Volkswirtschaft trotz dos Widerstandes
gewisser Industrieen und des Großkapitals im Winter 1913/14 durchgesetzt
wurde. Der Generaldirektor der Dillinger Hüttenwerke, Herr Weinlig, erhielt
von der Bergbaugesellschaft den Auftrag, die Frage an Ort und Stelle zu
studieren und ein Gutachten einzureichen. Im Frühjahr 1914 lag das gesammelte
Material vor, Herr Weinlig befürwortete emphatisch den Bau eines Eisenwerks
im Schutzgebiet. Nun konnten sich die beiden interessierten Gesellschaften nicht
mehr sträuben. Eine Verschmelzung zur Sanierung der Bergbaugesellschaft fand
statt, und das neue Unternehmen bewilligte 10 Millionen Mark Aktienkapital für
den sofort in Angriff zu nehmenden Bau eines Eisenwerks in Tscmgkou, 18 Kilo¬
meter von Tsingtau entfernt. Alle Maschinen, Hochöfen usw. wurden sofort in
Auftrag gegeben, die ersten Spatenstiche tat man im Mai, — da kam der Krieg.

(Ein zweiter Artikel folgt.)




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[0075] Die Liquidation der deutschen Interessen in Schankung baugesellschaft gingen zu 60 Prozent ihres Wertes in die Hände des gemeinsamen Unternehmens über. Die Eisenbahngesellschaft hatte sich zu diesem Zeitpunkt zu imposanter Größe und Wirtschaftskraft entwickelt. Das neue Unternehmen wurde mit einigen 60 Millionen Mark Aktienkapital fundiert. Den eigentlichen Anstoß zu dieser Verschmelzung gab aber nicht, oder nicht in erster Linie, das schwache Rückgrat der Bergbaugesellschaft. Werte von unschätz¬ barer Größe lagen aus deutschem Gebiet in den Eisenerzfeldcrn bei Tschantien und Tschinlingtschen brach, der Erschließung harrend. Das 300 Kilometer von Tsingtau entfernte, 6 Kilometer nördlich der Schantungbahn gelegene Gebiet um¬ faßt drei Gebirgszüge in einheitlichem Erzvorkommen, den Fenghuangschan nordöstlich, den Tieschan als Mittelgruppe und den Sypauschan westlich. Ein¬ gehende Untersuchungen hatten schon seit Jahren auf den riesigen, ohne nenn¬ bare Gestehungskosten realisierbaren Wert dieser Eisenerzlager hingewiesen, aber die Eisenbahn- und vor allem die Bergbaugesellschaft fühlten sich noch nicht stark genug, um an einen rationellen Abbau im großen zu gehen. Wie sollten die Erze verwertet werden? Am bequemsten und risikolos war offenbar ihre Ausfuhr an das eisenerzhungrige Japan. Dahingehende Versuche im kleinen sind ohne nennbaren Erfolg gemacht worden. Auch die Einfuhr der Erze nach Deutschland ist in den letzten Jahren vor der Fusion ernstlich diskutiert worden, sie scheiterte an den zu hohen Frachtraten. Es blieb schließlich nichts anderes übrig, als an eine Verhüllung an Ort und Stelle zu denken. Und in der Tat waren die Vor¬ bedingungen hierfür so günstig wie überhaupt nur denkbar. Da lagen die Kohlen des Hungschangebietes dicht neben den Erzen, kaum 30 Kilometer von ihnen ent¬ fernt, beide Rohstoffe unmittelbar an der Bahn. Wo in der ganzen Welt traf man ähnlich günstige Verhältnisse an? Die Frage war nur: Würde ein Hütten¬ werk, etwa bet Tschinlingtschen, auf die Dauer genügendes und brauchbares Roh- Material finden, und würden es die Chinesen überhaupt gestatten? Gewiß hatten wir nach dem Kiautschouvertrag das Recht, auf unserem Grund und Boden zu tun und zu lassen, was wir wollten. Aber inbezug auf die Errichtung eines Hüttenwerkes war die Auslegung zweifelhaft, und die Chinesen wiesen denn auch bei allen darauf hinzielenden Sondierungen das Ansinnen, ein deutsches Hütten¬ werk im Schantunghinterland zu errichten, kurzweg ab. Damit schien der Eisen¬ bahn- und Vergbaugesellschaft die Gesamtfrage erledigt. Die Idee, den gordischen Knoten zu durchhauen durch den Bau eines Eisenwerkes im, deutschen Schutz¬ gebiet, kam ihr zunächst zu phantastisch vor, um sie ernstlich in Erwägung zu ziehen. Wie sollte sich bei dem unsicheren Absatzmarkt ein Eisenwerk rentieren, das inbezug auf Heranschaffung seines Rohmaterials auf einen Bahnstrang von 300 Kilometer Länge angewiesen war? Dem Reichsmarineamt ist es zu danken, daß die sachliche Durchprüfung dieser Frage im Interesse der deutschen Volkswirtschaft trotz dos Widerstandes gewisser Industrieen und des Großkapitals im Winter 1913/14 durchgesetzt wurde. Der Generaldirektor der Dillinger Hüttenwerke, Herr Weinlig, erhielt von der Bergbaugesellschaft den Auftrag, die Frage an Ort und Stelle zu studieren und ein Gutachten einzureichen. Im Frühjahr 1914 lag das gesammelte Material vor, Herr Weinlig befürwortete emphatisch den Bau eines Eisenwerks im Schutzgebiet. Nun konnten sich die beiden interessierten Gesellschaften nicht mehr sträuben. Eine Verschmelzung zur Sanierung der Bergbaugesellschaft fand statt, und das neue Unternehmen bewilligte 10 Millionen Mark Aktienkapital für den sofort in Angriff zu nehmenden Bau eines Eisenwerks in Tscmgkou, 18 Kilo¬ meter von Tsingtau entfernt. Alle Maschinen, Hochöfen usw. wurden sofort in Auftrag gegeben, die ersten Spatenstiche tat man im Mai, — da kam der Krieg. (Ein zweiter Artikel folgt.)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337640/75>, abgerufen am 01.07.2024.