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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.

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Weltspiegel

Ähnlich ist die Lage augenblicklich in Ungarn. Die Rückkehr der Räte
ist seit dem Sturze Bela Khuns so gut wie unmöglich geworden. Trotz aller Not,
die der Friede heraufbeschworen hat und noch heraufbeschwören wird, dürfte die
bolschewistische Idee, die in Ungarn nie recht heimisch gewesen ist, sich nicht so
bald wieder von denn schweren Schlage erholen können, den sie durch Mi߬
wirtschaft und Terror erlitten hat. Die bolschewistische Propaganda wird ver¬
geblich arbeiten, wenn auch Überraschungen hier, wie in Jugoslawien, nicht ganj
ausgeschlossen sind.

Jugoslawien und Ungarn bedeuten für eine etwaige bolschewistische Aus¬
breitung in Südosteuropa ein schweres Hindernis. Trotzdem ist die Gefahr nicht
gering, denn der Schlüssel der Lage ist Rumänien. Nach seiner Eroberung
würde Bulgarien automatisch dem Bolschewismus anheimfallen. Jugoslawien
und Ungarn würden schwer bedroht und könnten sich kaum der roten Flut lange
erwehren. Die Bedeutung des rumänischen Bollwerks, wie die Rumänen gern
ihr Land bezeichnen, liegt deshalb offen vor aller Angen.

Wird aber Rumänien seiner Aufgabe, ein Bollwerk zum Schutze Südost-
europas zu sein, sich gewachsen zeigen? Rote Truppen stehen bereits 60 bis
70 Kilometer von seinen Grenzen entfernt. Es kommt also darauf an, ob
Rumänien in der Lage ist, nicht nur moralisch standzuhalten, sondern auch so
bald wie möglich starke militärische Schntzmaßregeiln zu treffen. Die inneren
Verhältnisse geben leider Anlaß zu lebhafter Besorgnis. Rumänien ist wie Ru߬
land ein Agrarland. Seine Bauernschaft lebt wie früher die russische noch in
Verhältnissen, die der Leibeigenschaft nicht unähnlich sind. Die geplante Agrar¬
reform ist bisher noch nicht durchgeführt und wird auch infolge des Widerstandes
der Großgrundbesitzer nicht leicht durchgeführt werden können. Die zahlreiche
jüdische Bevölkerung ist trotz aller Erlasse und Versprechungen fast rechtlos:
ein besonders gefährliches Moment! Zudem sind die Kriegsfolgen noch nicht
überwunden. Wenn auch die natürliche Fruchtbarkeit des Bodens weniger hat
leiden können, die Industrie und besonders die Petroleumerzeugung sind durch
den Krieg schwer geschädigt- Der Wiederaufbau schreitet nur langsam vorwärts,
da die Westmächte die dringend benötigten Rohstoffe, Maschinen, 'Werkzeuge und
so weiter nicht liefern wollen oder können. Der Handel mit Deutschland verbot
sich bisher wegen der Transportschwierigkeiten, und weil die deutsche Industrie
zum Teil noch nicht exportfähig ist und die Westmächte den Handel mit Tentsch-
lond zu verhindern suchen. Die Voluwschwierig!!eilen, die Finanznot wachsen.
Anleiheversuche bei den früheren Verbündeten sind gescheitert. Auch die neu¬
gewonnenen Gebietsteile sind wirtschaftlichen Krisen ausgesetzt, und soziale Er¬
schütterungen sind auch hier nicht ausgeschlossen. Außerdem bereitet die Ein¬
gliederung dieser Gebiete in den Staatsverband Schwierigkeiten: Beßarabiens
Zugehörigkeit zu Großrumänien ist von den Westmächten, bei denen bisher
Rücksichten aus die aniibolschewistischen Generale ansprachen, noch nicht voll an¬
erkannt. Der völkische Widerstand der in Beßarabien wohnenden Ukrainer ist
noch unausgeglichen. Die Operationsbasis der rumänischen Truppen gegen die
Bvlschewisten ist nicht gesichert. Aufstände ukrainischer Bauern, Umtriebe der
in Beßarabien 18 Prozent der Bevölkerung ausmachenden Juden können der
rumänischen Armee ein ähnliches Schicksal bereiten, wie es Koltschak und Dentin
ereilte.

Die schwierige Lage hat auch die rumänische Negierung erkannt. Die
Reise, die der rumänische Ministerpräsident Vaida Woevod nach Paris und
London unternommen hat, steht im engsten Zusammenhang mit der Bolsche-
wistengefahr und der inneren Loge Rumäniens. England und Frankreich
würden sich gern der Rumänen bedienen, um die gebrochene Front gegen die
roten Truppen wieder aufzurichten. Vaida Woevod wird die Bedingungen böser
gestellt haben: Endgültige Lösung der beßarabischen Frage zugunsten Runmniens,
Bersorgung der runmnischen Armee mit 5!ri"gsimaterial und Lebensmittel" und


Weltspiegel

Ähnlich ist die Lage augenblicklich in Ungarn. Die Rückkehr der Räte
ist seit dem Sturze Bela Khuns so gut wie unmöglich geworden. Trotz aller Not,
die der Friede heraufbeschworen hat und noch heraufbeschwören wird, dürfte die
bolschewistische Idee, die in Ungarn nie recht heimisch gewesen ist, sich nicht so
bald wieder von denn schweren Schlage erholen können, den sie durch Mi߬
wirtschaft und Terror erlitten hat. Die bolschewistische Propaganda wird ver¬
geblich arbeiten, wenn auch Überraschungen hier, wie in Jugoslawien, nicht ganj
ausgeschlossen sind.

Jugoslawien und Ungarn bedeuten für eine etwaige bolschewistische Aus¬
breitung in Südosteuropa ein schweres Hindernis. Trotzdem ist die Gefahr nicht
gering, denn der Schlüssel der Lage ist Rumänien. Nach seiner Eroberung
würde Bulgarien automatisch dem Bolschewismus anheimfallen. Jugoslawien
und Ungarn würden schwer bedroht und könnten sich kaum der roten Flut lange
erwehren. Die Bedeutung des rumänischen Bollwerks, wie die Rumänen gern
ihr Land bezeichnen, liegt deshalb offen vor aller Angen.

Wird aber Rumänien seiner Aufgabe, ein Bollwerk zum Schutze Südost-
europas zu sein, sich gewachsen zeigen? Rote Truppen stehen bereits 60 bis
70 Kilometer von seinen Grenzen entfernt. Es kommt also darauf an, ob
Rumänien in der Lage ist, nicht nur moralisch standzuhalten, sondern auch so
bald wie möglich starke militärische Schntzmaßregeiln zu treffen. Die inneren
Verhältnisse geben leider Anlaß zu lebhafter Besorgnis. Rumänien ist wie Ru߬
land ein Agrarland. Seine Bauernschaft lebt wie früher die russische noch in
Verhältnissen, die der Leibeigenschaft nicht unähnlich sind. Die geplante Agrar¬
reform ist bisher noch nicht durchgeführt und wird auch infolge des Widerstandes
der Großgrundbesitzer nicht leicht durchgeführt werden können. Die zahlreiche
jüdische Bevölkerung ist trotz aller Erlasse und Versprechungen fast rechtlos:
ein besonders gefährliches Moment! Zudem sind die Kriegsfolgen noch nicht
überwunden. Wenn auch die natürliche Fruchtbarkeit des Bodens weniger hat
leiden können, die Industrie und besonders die Petroleumerzeugung sind durch
den Krieg schwer geschädigt- Der Wiederaufbau schreitet nur langsam vorwärts,
da die Westmächte die dringend benötigten Rohstoffe, Maschinen, 'Werkzeuge und
so weiter nicht liefern wollen oder können. Der Handel mit Deutschland verbot
sich bisher wegen der Transportschwierigkeiten, und weil die deutsche Industrie
zum Teil noch nicht exportfähig ist und die Westmächte den Handel mit Tentsch-
lond zu verhindern suchen. Die Voluwschwierig!!eilen, die Finanznot wachsen.
Anleiheversuche bei den früheren Verbündeten sind gescheitert. Auch die neu¬
gewonnenen Gebietsteile sind wirtschaftlichen Krisen ausgesetzt, und soziale Er¬
schütterungen sind auch hier nicht ausgeschlossen. Außerdem bereitet die Ein¬
gliederung dieser Gebiete in den Staatsverband Schwierigkeiten: Beßarabiens
Zugehörigkeit zu Großrumänien ist von den Westmächten, bei denen bisher
Rücksichten aus die aniibolschewistischen Generale ansprachen, noch nicht voll an¬
erkannt. Der völkische Widerstand der in Beßarabien wohnenden Ukrainer ist
noch unausgeglichen. Die Operationsbasis der rumänischen Truppen gegen die
Bvlschewisten ist nicht gesichert. Aufstände ukrainischer Bauern, Umtriebe der
in Beßarabien 18 Prozent der Bevölkerung ausmachenden Juden können der
rumänischen Armee ein ähnliches Schicksal bereiten, wie es Koltschak und Dentin
ereilte.

Die schwierige Lage hat auch die rumänische Negierung erkannt. Die
Reise, die der rumänische Ministerpräsident Vaida Woevod nach Paris und
London unternommen hat, steht im engsten Zusammenhang mit der Bolsche-
wistengefahr und der inneren Loge Rumäniens. England und Frankreich
würden sich gern der Rumänen bedienen, um die gebrochene Front gegen die
roten Truppen wieder aufzurichten. Vaida Woevod wird die Bedingungen böser
gestellt haben: Endgültige Lösung der beßarabischen Frage zugunsten Runmniens,
Bersorgung der runmnischen Armee mit 5!ri«gsimaterial und Lebensmittel» und


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[0254] Weltspiegel Ähnlich ist die Lage augenblicklich in Ungarn. Die Rückkehr der Räte ist seit dem Sturze Bela Khuns so gut wie unmöglich geworden. Trotz aller Not, die der Friede heraufbeschworen hat und noch heraufbeschwören wird, dürfte die bolschewistische Idee, die in Ungarn nie recht heimisch gewesen ist, sich nicht so bald wieder von denn schweren Schlage erholen können, den sie durch Mi߬ wirtschaft und Terror erlitten hat. Die bolschewistische Propaganda wird ver¬ geblich arbeiten, wenn auch Überraschungen hier, wie in Jugoslawien, nicht ganj ausgeschlossen sind. Jugoslawien und Ungarn bedeuten für eine etwaige bolschewistische Aus¬ breitung in Südosteuropa ein schweres Hindernis. Trotzdem ist die Gefahr nicht gering, denn der Schlüssel der Lage ist Rumänien. Nach seiner Eroberung würde Bulgarien automatisch dem Bolschewismus anheimfallen. Jugoslawien und Ungarn würden schwer bedroht und könnten sich kaum der roten Flut lange erwehren. Die Bedeutung des rumänischen Bollwerks, wie die Rumänen gern ihr Land bezeichnen, liegt deshalb offen vor aller Angen. Wird aber Rumänien seiner Aufgabe, ein Bollwerk zum Schutze Südost- europas zu sein, sich gewachsen zeigen? Rote Truppen stehen bereits 60 bis 70 Kilometer von seinen Grenzen entfernt. Es kommt also darauf an, ob Rumänien in der Lage ist, nicht nur moralisch standzuhalten, sondern auch so bald wie möglich starke militärische Schntzmaßregeiln zu treffen. Die inneren Verhältnisse geben leider Anlaß zu lebhafter Besorgnis. Rumänien ist wie Ru߬ land ein Agrarland. Seine Bauernschaft lebt wie früher die russische noch in Verhältnissen, die der Leibeigenschaft nicht unähnlich sind. Die geplante Agrar¬ reform ist bisher noch nicht durchgeführt und wird auch infolge des Widerstandes der Großgrundbesitzer nicht leicht durchgeführt werden können. Die zahlreiche jüdische Bevölkerung ist trotz aller Erlasse und Versprechungen fast rechtlos: ein besonders gefährliches Moment! Zudem sind die Kriegsfolgen noch nicht überwunden. Wenn auch die natürliche Fruchtbarkeit des Bodens weniger hat leiden können, die Industrie und besonders die Petroleumerzeugung sind durch den Krieg schwer geschädigt- Der Wiederaufbau schreitet nur langsam vorwärts, da die Westmächte die dringend benötigten Rohstoffe, Maschinen, 'Werkzeuge und so weiter nicht liefern wollen oder können. Der Handel mit Deutschland verbot sich bisher wegen der Transportschwierigkeiten, und weil die deutsche Industrie zum Teil noch nicht exportfähig ist und die Westmächte den Handel mit Tentsch- lond zu verhindern suchen. Die Voluwschwierig!!eilen, die Finanznot wachsen. Anleiheversuche bei den früheren Verbündeten sind gescheitert. Auch die neu¬ gewonnenen Gebietsteile sind wirtschaftlichen Krisen ausgesetzt, und soziale Er¬ schütterungen sind auch hier nicht ausgeschlossen. Außerdem bereitet die Ein¬ gliederung dieser Gebiete in den Staatsverband Schwierigkeiten: Beßarabiens Zugehörigkeit zu Großrumänien ist von den Westmächten, bei denen bisher Rücksichten aus die aniibolschewistischen Generale ansprachen, noch nicht voll an¬ erkannt. Der völkische Widerstand der in Beßarabien wohnenden Ukrainer ist noch unausgeglichen. Die Operationsbasis der rumänischen Truppen gegen die Bvlschewisten ist nicht gesichert. Aufstände ukrainischer Bauern, Umtriebe der in Beßarabien 18 Prozent der Bevölkerung ausmachenden Juden können der rumänischen Armee ein ähnliches Schicksal bereiten, wie es Koltschak und Dentin ereilte. Die schwierige Lage hat auch die rumänische Negierung erkannt. Die Reise, die der rumänische Ministerpräsident Vaida Woevod nach Paris und London unternommen hat, steht im engsten Zusammenhang mit der Bolsche- wistengefahr und der inneren Loge Rumäniens. England und Frankreich würden sich gern der Rumänen bedienen, um die gebrochene Front gegen die roten Truppen wieder aufzurichten. Vaida Woevod wird die Bedingungen böser gestellt haben: Endgültige Lösung der beßarabischen Frage zugunsten Runmniens, Bersorgung der runmnischen Armee mit 5!ri«gsimaterial und Lebensmittel» und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844/254>, abgerufen am 22.12.2024.