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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.

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Die wirtschaftliche LedeMung Gberschlesions für das Reich

Textil.

Dis oberschlesische Textilindustrie, welche früher nur Leinen und Textilroh-
stoffe verarbeitete, hat die Fortschritte der Textilersatzsto ffindustrie aufgegriffen und
Papiergarne und -Gewebe verarbeitet. Sie Hut neuerdings auch die Herstellung
der Stapelfaser aufgenommen, welche nach den bisherigen Versuchen einen wert¬
vollen Ersatz für die aus dem Auslande früher eingeführten Texlilrohstoffe bietet.


Chemische Industrie.

Oberschlesiens chemisch!? Industrie verfügt, abgesehen von der Schwefelsäure"
Herstellung, über eine nennenswerte Superphosphatfabrikation und Sprengstoff"
industrie. 'Letztere wird in Zukunft dadurch, daß die südwestdeulschen Spreng"
ftoffabnken von der Entente sür absehbare Zeit mit Beschlag belegt sind, an Wild
für dis deutsche Allgemeinheit gewinnen, vielleicht unentbehrlich werden. Die
Superphosphatwerle erzeugten mit .832 Arbeitern im Jahre 1913 an 190 477
Tonnen Superphosphat im Werte von 26 873293 Mark.

Während des Krieges ist dann noch eine vom Reiche erbaute, großzügig
angelegte Fabrik zur Gewinnung von Stickstoff aus der Luft hinzugekommen, die
bereits heute erhebliche Mengen von Stickstoff, Calciumkarbid usw. erzeugt. In
kleineren Anlagen wird noch' Kupfervitriol, Schwefelsäure, Tonerde, Sauerstoff,
Wasserstoff, Kohlensäure, Lithopon, Lederleim, Glaubersalz usw. hergestellt.


Maschinen- und Elektrizitätsindustrie.

Oberschlesiens Maschinenbauindustrie ist sehr vielseitig. Neben Bergwerks-
Maschinen, Hu-tenmaschiueu. Eisenlonsinittionen werden Dampfkessel, Hart-
Zerkleinerungsmaschinen für Eisenbahnwerkstätten, Werkzeugmaschinen, Gas-> Bmzin-
uud Dieselmotoren, Überhitzer, Schiebebühnen, Transportaulagen und Drahtseil¬
bahnen hergestellt.

Die oberschlesische elektrische Industrie hat ihre hervorragendsten Vertreter
in den oberschlesischen Elektrizitätswerken. Diese versorgen durch ein ausgedehntes,
unterirdisch verlegtes Kabelnetz den gefunden Jndusiriebezirk mit Licht und Kraft.
Insgesamt standen hierfür vor dem Krieg? zwei große Elektrizitäiswerke in Chorzow
und Zaborze mit zusammen 62 Kilowatt Leistung zur Verfügung, die aber während
des Krieges sich erheblich vergrößert haben. Oberschlesien verfügt außerdem noch
über eine elektrotechnische Speziolsobrik, die Plmnawerke in Ratibor, welche sich
ursprünglich nur mit der Herstellung von Elektroden sür die elektrochenusä-e und
clektrotyermische Industrie befassten. Neuerdings werden hier auch Kohlenbürsten
für Elettromoiore und Dynamomaschinen, Schweißkohlen für das elektrische
Schweißperfahren hergestellt.

Oberschlesien ist endlich dank seiner hochentwickelten Industrie ein guter
Abnehmer für elektrische Fabrikate, deren Gesmuweibrauch aus der Berliner und
Frankfurter (am Main) Produktion kaum gedeckt wird. So betrug beispielsweise
in den letzten Friedensjahren die Einfuhr von elektrischen Waren nach Oberschlesien
nach Angabe der großen deutschen ElektrizitälSsiruwn allein rund 16000000 Mark
im Jahresdurchschnitt.


Landwirtschaft.

Für Landwirtschaft am günstigsten ist das Lößlaud um Leobschütz, das aus
eitlem lockeren und durchlässigen Geschiebelehm besteht, der eine außerordentliche
Fruchtbarkeit entwickelt. Die Kreise des Neißegebiets und das Odertal stehen an
Fruchtbarkeit dem Leobschützer Lößland nicht nach. Weit ungünstiger sind die
Bodenverhältnisse in dein Falkenbcrger Land, im Waldgebiet der Malapane und
dem Pleß-Rybniker Hügelland. Hier herrscht ein trockener, auf undurchlässigem
und eisenhaltigen Untergrunde ruhender königer Sandboden vor, der auf "den
höher gelegenen Partien schnell ausdorrt. Nur der nordwestliche Zipfel des Kreises
Rosenberg sowie ein ziemlich breiter Gürtel im Südwesten des Pleß-Rybniker
Hügellandes bieten dem Ackerbau günstigere Bedingungen.


Die wirtschaftliche LedeMung Gberschlesions für das Reich

Textil.

Dis oberschlesische Textilindustrie, welche früher nur Leinen und Textilroh-
stoffe verarbeitete, hat die Fortschritte der Textilersatzsto ffindustrie aufgegriffen und
Papiergarne und -Gewebe verarbeitet. Sie Hut neuerdings auch die Herstellung
der Stapelfaser aufgenommen, welche nach den bisherigen Versuchen einen wert¬
vollen Ersatz für die aus dem Auslande früher eingeführten Texlilrohstoffe bietet.


Chemische Industrie.

Oberschlesiens chemisch!? Industrie verfügt, abgesehen von der Schwefelsäure«
Herstellung, über eine nennenswerte Superphosphatfabrikation und Sprengstoff«
industrie. 'Letztere wird in Zukunft dadurch, daß die südwestdeulschen Spreng«
ftoffabnken von der Entente sür absehbare Zeit mit Beschlag belegt sind, an Wild
für dis deutsche Allgemeinheit gewinnen, vielleicht unentbehrlich werden. Die
Superphosphatwerle erzeugten mit .832 Arbeitern im Jahre 1913 an 190 477
Tonnen Superphosphat im Werte von 26 873293 Mark.

Während des Krieges ist dann noch eine vom Reiche erbaute, großzügig
angelegte Fabrik zur Gewinnung von Stickstoff aus der Luft hinzugekommen, die
bereits heute erhebliche Mengen von Stickstoff, Calciumkarbid usw. erzeugt. In
kleineren Anlagen wird noch' Kupfervitriol, Schwefelsäure, Tonerde, Sauerstoff,
Wasserstoff, Kohlensäure, Lithopon, Lederleim, Glaubersalz usw. hergestellt.


Maschinen- und Elektrizitätsindustrie.

Oberschlesiens Maschinenbauindustrie ist sehr vielseitig. Neben Bergwerks-
Maschinen, Hu-tenmaschiueu. Eisenlonsinittionen werden Dampfkessel, Hart-
Zerkleinerungsmaschinen für Eisenbahnwerkstätten, Werkzeugmaschinen, Gas-> Bmzin-
uud Dieselmotoren, Überhitzer, Schiebebühnen, Transportaulagen und Drahtseil¬
bahnen hergestellt.

Die oberschlesische elektrische Industrie hat ihre hervorragendsten Vertreter
in den oberschlesischen Elektrizitätswerken. Diese versorgen durch ein ausgedehntes,
unterirdisch verlegtes Kabelnetz den gefunden Jndusiriebezirk mit Licht und Kraft.
Insgesamt standen hierfür vor dem Krieg? zwei große Elektrizitäiswerke in Chorzow
und Zaborze mit zusammen 62 Kilowatt Leistung zur Verfügung, die aber während
des Krieges sich erheblich vergrößert haben. Oberschlesien verfügt außerdem noch
über eine elektrotechnische Speziolsobrik, die Plmnawerke in Ratibor, welche sich
ursprünglich nur mit der Herstellung von Elektroden sür die elektrochenusä-e und
clektrotyermische Industrie befassten. Neuerdings werden hier auch Kohlenbürsten
für Elettromoiore und Dynamomaschinen, Schweißkohlen für das elektrische
Schweißperfahren hergestellt.

Oberschlesien ist endlich dank seiner hochentwickelten Industrie ein guter
Abnehmer für elektrische Fabrikate, deren Gesmuweibrauch aus der Berliner und
Frankfurter (am Main) Produktion kaum gedeckt wird. So betrug beispielsweise
in den letzten Friedensjahren die Einfuhr von elektrischen Waren nach Oberschlesien
nach Angabe der großen deutschen ElektrizitälSsiruwn allein rund 16000000 Mark
im Jahresdurchschnitt.


Landwirtschaft.

Für Landwirtschaft am günstigsten ist das Lößlaud um Leobschütz, das aus
eitlem lockeren und durchlässigen Geschiebelehm besteht, der eine außerordentliche
Fruchtbarkeit entwickelt. Die Kreise des Neißegebiets und das Odertal stehen an
Fruchtbarkeit dem Leobschützer Lößland nicht nach. Weit ungünstiger sind die
Bodenverhältnisse in dein Falkenbcrger Land, im Waldgebiet der Malapane und
dem Pleß-Rybniker Hügelland. Hier herrscht ein trockener, auf undurchlässigem
und eisenhaltigen Untergrunde ruhender königer Sandboden vor, der auf "den
höher gelegenen Partien schnell ausdorrt. Nur der nordwestliche Zipfel des Kreises
Rosenberg sowie ein ziemlich breiter Gürtel im Südwesten des Pleß-Rybniker
Hügellandes bieten dem Ackerbau günstigere Bedingungen.


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[0172] Die wirtschaftliche LedeMung Gberschlesions für das Reich Textil. Dis oberschlesische Textilindustrie, welche früher nur Leinen und Textilroh- stoffe verarbeitete, hat die Fortschritte der Textilersatzsto ffindustrie aufgegriffen und Papiergarne und -Gewebe verarbeitet. Sie Hut neuerdings auch die Herstellung der Stapelfaser aufgenommen, welche nach den bisherigen Versuchen einen wert¬ vollen Ersatz für die aus dem Auslande früher eingeführten Texlilrohstoffe bietet. Chemische Industrie. Oberschlesiens chemisch!? Industrie verfügt, abgesehen von der Schwefelsäure« Herstellung, über eine nennenswerte Superphosphatfabrikation und Sprengstoff« industrie. 'Letztere wird in Zukunft dadurch, daß die südwestdeulschen Spreng« ftoffabnken von der Entente sür absehbare Zeit mit Beschlag belegt sind, an Wild für dis deutsche Allgemeinheit gewinnen, vielleicht unentbehrlich werden. Die Superphosphatwerle erzeugten mit .832 Arbeitern im Jahre 1913 an 190 477 Tonnen Superphosphat im Werte von 26 873293 Mark. Während des Krieges ist dann noch eine vom Reiche erbaute, großzügig angelegte Fabrik zur Gewinnung von Stickstoff aus der Luft hinzugekommen, die bereits heute erhebliche Mengen von Stickstoff, Calciumkarbid usw. erzeugt. In kleineren Anlagen wird noch' Kupfervitriol, Schwefelsäure, Tonerde, Sauerstoff, Wasserstoff, Kohlensäure, Lithopon, Lederleim, Glaubersalz usw. hergestellt. Maschinen- und Elektrizitätsindustrie. Oberschlesiens Maschinenbauindustrie ist sehr vielseitig. Neben Bergwerks- Maschinen, Hu-tenmaschiueu. Eisenlonsinittionen werden Dampfkessel, Hart- Zerkleinerungsmaschinen für Eisenbahnwerkstätten, Werkzeugmaschinen, Gas-> Bmzin- uud Dieselmotoren, Überhitzer, Schiebebühnen, Transportaulagen und Drahtseil¬ bahnen hergestellt. Die oberschlesische elektrische Industrie hat ihre hervorragendsten Vertreter in den oberschlesischen Elektrizitätswerken. Diese versorgen durch ein ausgedehntes, unterirdisch verlegtes Kabelnetz den gefunden Jndusiriebezirk mit Licht und Kraft. Insgesamt standen hierfür vor dem Krieg? zwei große Elektrizitäiswerke in Chorzow und Zaborze mit zusammen 62 Kilowatt Leistung zur Verfügung, die aber während des Krieges sich erheblich vergrößert haben. Oberschlesien verfügt außerdem noch über eine elektrotechnische Speziolsobrik, die Plmnawerke in Ratibor, welche sich ursprünglich nur mit der Herstellung von Elektroden sür die elektrochenusä-e und clektrotyermische Industrie befassten. Neuerdings werden hier auch Kohlenbürsten für Elettromoiore und Dynamomaschinen, Schweißkohlen für das elektrische Schweißperfahren hergestellt. Oberschlesien ist endlich dank seiner hochentwickelten Industrie ein guter Abnehmer für elektrische Fabrikate, deren Gesmuweibrauch aus der Berliner und Frankfurter (am Main) Produktion kaum gedeckt wird. So betrug beispielsweise in den letzten Friedensjahren die Einfuhr von elektrischen Waren nach Oberschlesien nach Angabe der großen deutschen ElektrizitälSsiruwn allein rund 16000000 Mark im Jahresdurchschnitt. Landwirtschaft. Für Landwirtschaft am günstigsten ist das Lößlaud um Leobschütz, das aus eitlem lockeren und durchlässigen Geschiebelehm besteht, der eine außerordentliche Fruchtbarkeit entwickelt. Die Kreise des Neißegebiets und das Odertal stehen an Fruchtbarkeit dem Leobschützer Lößland nicht nach. Weit ungünstiger sind die Bodenverhältnisse in dein Falkenbcrger Land, im Waldgebiet der Malapane und dem Pleß-Rybniker Hügelland. Hier herrscht ein trockener, auf undurchlässigem und eisenhaltigen Untergrunde ruhender königer Sandboden vor, der auf "den höher gelegenen Partien schnell ausdorrt. Nur der nordwestliche Zipfel des Kreises Rosenberg sowie ein ziemlich breiter Gürtel im Südwesten des Pleß-Rybniker Hügellandes bieten dem Ackerbau günstigere Bedingungen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844/172>, abgerufen am 22.12.2024.