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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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Inhalt: Materialien zur ostdeutschen Frage: Um unsere Zukunft -- Aus den deutschen
Volksräten -- Pressestininien: Polnische Presse -- Kleine Mitteilungen.
Materialien zur ostdeutschen Frage


Um unsere Zukunft')

"Das höchste Gut des Mannes ist sein Volk,
Das höchste Gut des Volkes ist sein Staat,
Das höchste Gut des Staates ist sein Recht."

Wir alle, die wir durch Abstammung, Religion, Sprache, Kultur, Geschichte
und Wesensart zusammengehören, bilden jetzt im Poleureiche eine Familie. Wie
eng wir zusammengehören, wurde uns erst klar, als der Versailler Gewaltspruch
unheildrohend vor unseren Augen stand, als wir vor der nahen Gefahr um
unsere gemeinsame Zukunft bangem. Da klang von Millionen Lippen das Treu¬
gelöbnis: "Wir find Deutsche und wollen deutsch bleiben!" Wir meinten die
Zugehörigkeit zum deutschen Staat, dem höchsten Gut des deutschen Volkes, trotz¬
dem dieser Staat krank und zerschunden aus tausend Wunden blutete.

Versailles nahm uns den deutschen Staat, riß uns mit Gewalt vom Vater¬
lande los. Und nun bleibt uns nur mehr die Zugehörigkeit zu unserem Volke.
Sie kann uns kein feindlicher Machtspruch rauben, sie ist ein unveräußerliches
und ewiges Recht, wenn wir sie nicht selbst aufgeben. In kurzer Frist werden
wir Bürger eines anderen Staates, dessen Gesetze wir achten, dessen Aufbau wir
schon im eigenen Interesse nicht stören werden. Aber wie im Frühling dieses
Jahres geloben wir wieder: "Wir sind Deutsche und wollen deutsch bleiben!"
Und heute können wir nur mehr die Zugehörigkeit zur großen deutschen Familie,
zum deutschen Volke damit meinen. Unser höchstes Gut ist jetzt unser deutsches
Volkstum.

Niemals empfanden und erkannten wir den Wert unseres Volkstums so
tief und innig, als gerade in diesen Wochen vor dem Übergang in polnische
Herrschaft. Wir finden uns mit den Tatsachen ab und werden loyale Bürger
des polnischen Staates, aber wir bleiben gute, uns des eigenen Wertes wohl¬
bewußte Deutsche, innerlich und nach außen. Ja, auch nach außen! Offen und
freudig wollen wir unser Deutschtum im neuen Staats bekennen, nicht vorlaut
und vordringlich, aber immer und überall, wo ein Verleugnen unseres Volkstums
eine nationale Schande wäre. Es ist ein erfreuliches Zeichen der erwachten Liebe
zum Volkstum, daß gerade in dieser Zeit so häufig in den Blättern zu lesen steht,
deutsche Familien im abgetretenen Gebiet, die einen polnisch klingenden Namen
tragen, haben die Umänderung in einen deutschen Familiennamen erwirkt. Der
Pole, der selbst fast 150 Jahre mit beispielloser Zähigkeit an seinem Volkstum



Die "Deutschen Nachrichten" veröffentlichen diesen Aufsatz an erster Stelle der
Ur. 49 vom 6. September.
Mitteilungen 26
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Volksräten — Pressestininien: Polnische Presse — Kleine Mitteilungen.
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Um unsere Zukunft')

„Das höchste Gut des Mannes ist sein Volk,
Das höchste Gut des Volkes ist sein Staat,
Das höchste Gut des Staates ist sein Recht."

Wir alle, die wir durch Abstammung, Religion, Sprache, Kultur, Geschichte
und Wesensart zusammengehören, bilden jetzt im Poleureiche eine Familie. Wie
eng wir zusammengehören, wurde uns erst klar, als der Versailler Gewaltspruch
unheildrohend vor unseren Augen stand, als wir vor der nahen Gefahr um
unsere gemeinsame Zukunft bangem. Da klang von Millionen Lippen das Treu¬
gelöbnis: „Wir find Deutsche und wollen deutsch bleiben!" Wir meinten die
Zugehörigkeit zum deutschen Staat, dem höchsten Gut des deutschen Volkes, trotz¬
dem dieser Staat krank und zerschunden aus tausend Wunden blutete.

Versailles nahm uns den deutschen Staat, riß uns mit Gewalt vom Vater¬
lande los. Und nun bleibt uns nur mehr die Zugehörigkeit zu unserem Volke.
Sie kann uns kein feindlicher Machtspruch rauben, sie ist ein unveräußerliches
und ewiges Recht, wenn wir sie nicht selbst aufgeben. In kurzer Frist werden
wir Bürger eines anderen Staates, dessen Gesetze wir achten, dessen Aufbau wir
schon im eigenen Interesse nicht stören werden. Aber wie im Frühling dieses
Jahres geloben wir wieder: „Wir sind Deutsche und wollen deutsch bleiben!"
Und heute können wir nur mehr die Zugehörigkeit zur großen deutschen Familie,
zum deutschen Volke damit meinen. Unser höchstes Gut ist jetzt unser deutsches
Volkstum.

Niemals empfanden und erkannten wir den Wert unseres Volkstums so
tief und innig, als gerade in diesen Wochen vor dem Übergang in polnische
Herrschaft. Wir finden uns mit den Tatsachen ab und werden loyale Bürger
des polnischen Staates, aber wir bleiben gute, uns des eigenen Wertes wohl¬
bewußte Deutsche, innerlich und nach außen. Ja, auch nach außen! Offen und
freudig wollen wir unser Deutschtum im neuen Staats bekennen, nicht vorlaut
und vordringlich, aber immer und überall, wo ein Verleugnen unseres Volkstums
eine nationale Schande wäre. Es ist ein erfreuliches Zeichen der erwachten Liebe
zum Volkstum, daß gerade in dieser Zeit so häufig in den Blättern zu lesen steht,
deutsche Familien im abgetretenen Gebiet, die einen polnisch klingenden Namen
tragen, haben die Umänderung in einen deutschen Familiennamen erwirkt. Der
Pole, der selbst fast 150 Jahre mit beispielloser Zähigkeit an seinem Volkstum



Die „Deutschen Nachrichten" veröffentlichen diesen Aufsatz an erster Stelle der
Ur. 49 vom 6. September.
Mitteilungen 26
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[0469] Mitteilungen er MW» MkMte Ms« M Weitpmie« Verantwortlich: Carl Georg Bruns Ur. 26Schristleitung: BromSerg, WsMenPlatz lui Fernruf Ur. 32117. Sept. 1919 Inhalt: Materialien zur ostdeutschen Frage: Um unsere Zukunft — Aus den deutschen Volksräten — Pressestininien: Polnische Presse — Kleine Mitteilungen. Materialien zur ostdeutschen Frage Um unsere Zukunft') „Das höchste Gut des Mannes ist sein Volk, Das höchste Gut des Volkes ist sein Staat, Das höchste Gut des Staates ist sein Recht." Wir alle, die wir durch Abstammung, Religion, Sprache, Kultur, Geschichte und Wesensart zusammengehören, bilden jetzt im Poleureiche eine Familie. Wie eng wir zusammengehören, wurde uns erst klar, als der Versailler Gewaltspruch unheildrohend vor unseren Augen stand, als wir vor der nahen Gefahr um unsere gemeinsame Zukunft bangem. Da klang von Millionen Lippen das Treu¬ gelöbnis: „Wir find Deutsche und wollen deutsch bleiben!" Wir meinten die Zugehörigkeit zum deutschen Staat, dem höchsten Gut des deutschen Volkes, trotz¬ dem dieser Staat krank und zerschunden aus tausend Wunden blutete. Versailles nahm uns den deutschen Staat, riß uns mit Gewalt vom Vater¬ lande los. Und nun bleibt uns nur mehr die Zugehörigkeit zu unserem Volke. Sie kann uns kein feindlicher Machtspruch rauben, sie ist ein unveräußerliches und ewiges Recht, wenn wir sie nicht selbst aufgeben. In kurzer Frist werden wir Bürger eines anderen Staates, dessen Gesetze wir achten, dessen Aufbau wir schon im eigenen Interesse nicht stören werden. Aber wie im Frühling dieses Jahres geloben wir wieder: „Wir sind Deutsche und wollen deutsch bleiben!" Und heute können wir nur mehr die Zugehörigkeit zur großen deutschen Familie, zum deutschen Volke damit meinen. Unser höchstes Gut ist jetzt unser deutsches Volkstum. Niemals empfanden und erkannten wir den Wert unseres Volkstums so tief und innig, als gerade in diesen Wochen vor dem Übergang in polnische Herrschaft. Wir finden uns mit den Tatsachen ab und werden loyale Bürger des polnischen Staates, aber wir bleiben gute, uns des eigenen Wertes wohl¬ bewußte Deutsche, innerlich und nach außen. Ja, auch nach außen! Offen und freudig wollen wir unser Deutschtum im neuen Staats bekennen, nicht vorlaut und vordringlich, aber immer und überall, wo ein Verleugnen unseres Volkstums eine nationale Schande wäre. Es ist ein erfreuliches Zeichen der erwachten Liebe zum Volkstum, daß gerade in dieser Zeit so häufig in den Blättern zu lesen steht, deutsche Familien im abgetretenen Gebiet, die einen polnisch klingenden Namen tragen, haben die Umänderung in einen deutschen Familiennamen erwirkt. Der Pole, der selbst fast 150 Jahre mit beispielloser Zähigkeit an seinem Volkstum Die „Deutschen Nachrichten" veröffentlichen diesen Aufsatz an erster Stelle der Ur. 49 vom 6. September. Mitteilungen 26

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/469>, abgerufen am 15.01.2025.