Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Ans den deutschen Volksräten

[Beginn Spaltensatz]

den letzten Wochen gesehen haben, dann
dürfen Sie es uns nicht verübeln, wenn
wir aus dem Volksempfinden heraus unsere
eigenen Richtlinien für die Politik schaffen,
die den Ostmarkdeutschen von Nutzen ist.

Die ganze Oftmark hatte gehofft, daß die
Regierung ihr Versprechen hält, dasz sie innere
Kraft genug aufdringe, den schimpflichen
Frieden von uns abzuwenden. Es ist anders
gekommen. Es war die heiligste Pflicht des
Parlamentarischen Ausschusses, dieses deutsche
Volk im Osten zu erhalten, sich mit aller
Kraft gegen die Preisgabe zu wenden. Wir
Volksräte blieben aber ganz allein, auf uns
selbst angewiesen, wir fanden keine Hilfe
bei den Parlamentariern. Im Gegenteil,
der Volksratsbewegung sollte das Rückgrat
gebrochen werden Wir wurden schließlich
des Landesverrats geziehen, und eine un¬
heilvolle Hetze setzte gegen uns ein. Alles
Dinge, die das deutsche Volk in der Ostmark
zu zersplittern drohten. Und doch hätte der
Ruf ergehen müssen von rechts bis links:
Einigkeit gegen das Polentuml

Was uns jetzt so erschüttert, das ist:
gerade in diesem Augenblick, wo sich das
Schlimmste ereignet, was ein Volk treffen
kann, wird dieser Keil in das Deutschtum
getrieben. Diese Schuld, meine Herren, und
die Verantwortung hierfür wäscht Ihnen
niemand ab. Sie sind in erster Linie daran
schuldig, daß ein solches Gewäsch gegen die
Deutschen Volksräte in der Berliner Presse
gebracht werden konnte! (Lebhafte Zustim¬
mung.) Wenn heute Herr Geht uns droht
und sagt, daß die deutsche Arbeiterschaft uns
in den Rücken fallen werde, so sagen wir:
das schreckt uns nicht, unser Leben ist nach
dem, was wir erfahren mußten, nicht mehr
kostbar. Wer heute leben will, darf es nur,
um für sein Vaterland zu arbeiten. Machen
Sie mit uns Volksrats führern, was Sie
Zollen! Die deutsche Bolksratsbewegung
bringen Sie, meine Herren, nicht zu Tode.
Die deutsche Volksratsbewegung wird sich
K°dz alledem durchsetzen.

Es wird der Tag kommen, meine Herren,
^o Sie die deutschen Arbeiter genau so
steinigen werden, wie Sie die Männer der
"t-n Politik gesteinigt haben.

[Spaltenumbruch]

Wir vermissen hier im Osten die Liebe
zum Volkstum, das Herz, das Gefühl für
die Arbeit, die hier am deutschen Volkstum
notwendig ist.

Der kühle Verstand von Weimar,
der sich nicht zu einem nationalen Opfer
erheben konnte, der nur rechnet, was wird
verdient, was verloren, hat das Deutschtum
in den Ostmarken in den Abgrund geführt.
Das empfindet das Volk. Daher schreibt
sich auch, daß sich in unserem Volke eine
solche Wut gegen die deutsche Reichsregierung
entwickelt hat. Ich bin der letzte, der unsere
Landsleute auffordert, unter die schützenden
Flügel der Polen zu gehen. Und doch, was
wollen wir unseren deutschen Brüdern anderes
sagen als dies, nachdem die Regierung uns
verraten, Sie uns verlassen haben?? Hat
die Regierung, haben Sie in den letzten
Tagen etwas getan, um das Deutschtum für
die Übergangszeit zu schützen? Können Sie
uns sagen, welche Übergangsbestimmungen
im Sinne des Artikels 93 des Friedens¬
vertrages die Regierung vorbereitet hat, um
sie der Entente vorzuschlagen, damit unsere
Ostmarkenbevölkerung wenigstens mit einer
gewissen Beruhigung in den polnischen Staat
eintreten kann? Nein, Sie haben nichts
getan. Ich habe neulich in Berlin angefragt,
ob und wie wir irgendwelche Sicherungen
gewinnen können sür die Zukunft, besonders
in der Übergangszeit. Darauf wurde mir
von einer Regierungsstelle geantwortet: "Ihr
könnt nur zu Marschall Dupont gehen!"
Meine Herren, mit einer solchen Antwort
speist man die Deutschen der Ostmark ab!
Ist das nicht fürchterlich, wenn man den
verratenen Deutschen im Osten so wenig
Liebe entgegenbringt? Das geht über das
Menschliche hinaus.

Nun Wollen wir uns selber helfen!

Wir wissen, daß der Kern des deutschen
Volkstums gesund ist, wir haben zu jedem
einzelnen unserer Volksgenossen Vertrauen,
auch zum Arbeiter. Wir werden unser Volks¬
tum durchsetzen! Heute steht unser einziges
Ziel fest:

Die Vereinigung aller zum Deutschtum.

Entlassen Sie die verratenen, aus dem
Reiche ausgestoßenen Deutschen der Ostmark

[Ende Spaltensatz]
Ans den deutschen Volksräten

[Beginn Spaltensatz]

den letzten Wochen gesehen haben, dann
dürfen Sie es uns nicht verübeln, wenn
wir aus dem Volksempfinden heraus unsere
eigenen Richtlinien für die Politik schaffen,
die den Ostmarkdeutschen von Nutzen ist.

Die ganze Oftmark hatte gehofft, daß die
Regierung ihr Versprechen hält, dasz sie innere
Kraft genug aufdringe, den schimpflichen
Frieden von uns abzuwenden. Es ist anders
gekommen. Es war die heiligste Pflicht des
Parlamentarischen Ausschusses, dieses deutsche
Volk im Osten zu erhalten, sich mit aller
Kraft gegen die Preisgabe zu wenden. Wir
Volksräte blieben aber ganz allein, auf uns
selbst angewiesen, wir fanden keine Hilfe
bei den Parlamentariern. Im Gegenteil,
der Volksratsbewegung sollte das Rückgrat
gebrochen werden Wir wurden schließlich
des Landesverrats geziehen, und eine un¬
heilvolle Hetze setzte gegen uns ein. Alles
Dinge, die das deutsche Volk in der Ostmark
zu zersplittern drohten. Und doch hätte der
Ruf ergehen müssen von rechts bis links:
Einigkeit gegen das Polentuml

Was uns jetzt so erschüttert, das ist:
gerade in diesem Augenblick, wo sich das
Schlimmste ereignet, was ein Volk treffen
kann, wird dieser Keil in das Deutschtum
getrieben. Diese Schuld, meine Herren, und
die Verantwortung hierfür wäscht Ihnen
niemand ab. Sie sind in erster Linie daran
schuldig, daß ein solches Gewäsch gegen die
Deutschen Volksräte in der Berliner Presse
gebracht werden konnte! (Lebhafte Zustim¬
mung.) Wenn heute Herr Geht uns droht
und sagt, daß die deutsche Arbeiterschaft uns
in den Rücken fallen werde, so sagen wir:
das schreckt uns nicht, unser Leben ist nach
dem, was wir erfahren mußten, nicht mehr
kostbar. Wer heute leben will, darf es nur,
um für sein Vaterland zu arbeiten. Machen
Sie mit uns Volksrats führern, was Sie
Zollen! Die deutsche Bolksratsbewegung
bringen Sie, meine Herren, nicht zu Tode.
Die deutsche Volksratsbewegung wird sich
K°dz alledem durchsetzen.

Es wird der Tag kommen, meine Herren,
^o Sie die deutschen Arbeiter genau so
steinigen werden, wie Sie die Männer der
"t-n Politik gesteinigt haben.

[Spaltenumbruch]

Wir vermissen hier im Osten die Liebe
zum Volkstum, das Herz, das Gefühl für
die Arbeit, die hier am deutschen Volkstum
notwendig ist.

Der kühle Verstand von Weimar,
der sich nicht zu einem nationalen Opfer
erheben konnte, der nur rechnet, was wird
verdient, was verloren, hat das Deutschtum
in den Ostmarken in den Abgrund geführt.
Das empfindet das Volk. Daher schreibt
sich auch, daß sich in unserem Volke eine
solche Wut gegen die deutsche Reichsregierung
entwickelt hat. Ich bin der letzte, der unsere
Landsleute auffordert, unter die schützenden
Flügel der Polen zu gehen. Und doch, was
wollen wir unseren deutschen Brüdern anderes
sagen als dies, nachdem die Regierung uns
verraten, Sie uns verlassen haben?? Hat
die Regierung, haben Sie in den letzten
Tagen etwas getan, um das Deutschtum für
die Übergangszeit zu schützen? Können Sie
uns sagen, welche Übergangsbestimmungen
im Sinne des Artikels 93 des Friedens¬
vertrages die Regierung vorbereitet hat, um
sie der Entente vorzuschlagen, damit unsere
Ostmarkenbevölkerung wenigstens mit einer
gewissen Beruhigung in den polnischen Staat
eintreten kann? Nein, Sie haben nichts
getan. Ich habe neulich in Berlin angefragt,
ob und wie wir irgendwelche Sicherungen
gewinnen können sür die Zukunft, besonders
in der Übergangszeit. Darauf wurde mir
von einer Regierungsstelle geantwortet: „Ihr
könnt nur zu Marschall Dupont gehen!"
Meine Herren, mit einer solchen Antwort
speist man die Deutschen der Ostmark ab!
Ist das nicht fürchterlich, wenn man den
verratenen Deutschen im Osten so wenig
Liebe entgegenbringt? Das geht über das
Menschliche hinaus.

Nun Wollen wir uns selber helfen!

Wir wissen, daß der Kern des deutschen
Volkstums gesund ist, wir haben zu jedem
einzelnen unserer Volksgenossen Vertrauen,
auch zum Arbeiter. Wir werden unser Volks¬
tum durchsetzen! Heute steht unser einziges
Ziel fest:

Die Vereinigung aller zum Deutschtum.

Entlassen Sie die verratenen, aus dem
Reiche ausgestoßenen Deutschen der Ostmark

[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0395" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/336685"/>
            <fw type="header" place="top"> Ans den deutschen Volksräten</fw><lb/>
            <cb type="start"/>
            <p xml:id="ID_1616" prev="#ID_1615"> den letzten Wochen gesehen haben, dann<lb/>
dürfen Sie es uns nicht verübeln, wenn<lb/>
wir aus dem Volksempfinden heraus unsere<lb/>
eigenen Richtlinien für die Politik schaffen,<lb/>
die den Ostmarkdeutschen von Nutzen ist.</p>
            <p xml:id="ID_1617"> Die ganze Oftmark hatte gehofft, daß die<lb/>
Regierung ihr Versprechen hält, dasz sie innere<lb/>
Kraft genug aufdringe, den schimpflichen<lb/>
Frieden von uns abzuwenden. Es ist anders<lb/>
gekommen. Es war die heiligste Pflicht des<lb/>
Parlamentarischen Ausschusses, dieses deutsche<lb/>
Volk im Osten zu erhalten, sich mit aller<lb/>
Kraft gegen die Preisgabe zu wenden. Wir<lb/>
Volksräte blieben aber ganz allein, auf uns<lb/>
selbst angewiesen, wir fanden keine Hilfe<lb/>
bei den Parlamentariern. Im Gegenteil,<lb/>
der Volksratsbewegung sollte das Rückgrat<lb/>
gebrochen werden Wir wurden schließlich<lb/>
des Landesverrats geziehen, und eine un¬<lb/>
heilvolle Hetze setzte gegen uns ein. Alles<lb/>
Dinge, die das deutsche Volk in der Ostmark<lb/>
zu zersplittern drohten. Und doch hätte der<lb/>
Ruf ergehen müssen von rechts bis links:<lb/>
Einigkeit gegen das Polentuml</p>
            <p xml:id="ID_1618"> Was uns jetzt so erschüttert, das ist:<lb/>
gerade in diesem Augenblick, wo sich das<lb/>
Schlimmste ereignet, was ein Volk treffen<lb/>
kann, wird dieser Keil in das Deutschtum<lb/>
getrieben. Diese Schuld, meine Herren, und<lb/>
die Verantwortung hierfür wäscht Ihnen<lb/>
niemand ab. Sie sind in erster Linie daran<lb/>
schuldig, daß ein solches Gewäsch gegen die<lb/>
Deutschen Volksräte in der Berliner Presse<lb/>
gebracht werden konnte! (Lebhafte Zustim¬<lb/>
mung.) Wenn heute Herr Geht uns droht<lb/>
und sagt, daß die deutsche Arbeiterschaft uns<lb/>
in den Rücken fallen werde, so sagen wir:<lb/>
das schreckt uns nicht, unser Leben ist nach<lb/>
dem, was wir erfahren mußten, nicht mehr<lb/>
kostbar. Wer heute leben will, darf es nur,<lb/>
um für sein Vaterland zu arbeiten. Machen<lb/>
Sie mit uns Volksrats führern, was Sie<lb/>
Zollen! Die deutsche Bolksratsbewegung<lb/>
bringen Sie, meine Herren, nicht zu Tode.<lb/>
Die deutsche Volksratsbewegung wird sich<lb/>
K°dz alledem durchsetzen.</p>
            <p xml:id="ID_1619"> Es wird der Tag kommen, meine Herren,<lb/>
^o Sie die deutschen Arbeiter genau so<lb/>
steinigen werden, wie Sie die Männer der<lb/>
"t-n Politik gesteinigt haben.</p>
            <cb/><lb/>
            <p xml:id="ID_1620"> Wir vermissen hier im Osten die Liebe<lb/>
zum Volkstum, das Herz, das Gefühl für<lb/>
die Arbeit, die hier am deutschen Volkstum<lb/>
notwendig ist.</p>
            <p xml:id="ID_1621"> Der kühle Verstand von Weimar,<lb/>
der sich nicht zu einem nationalen Opfer<lb/>
erheben konnte, der nur rechnet, was wird<lb/>
verdient, was verloren, hat das Deutschtum<lb/>
in den Ostmarken in den Abgrund geführt.<lb/>
Das empfindet das Volk. Daher schreibt<lb/>
sich auch, daß sich in unserem Volke eine<lb/>
solche Wut gegen die deutsche Reichsregierung<lb/>
entwickelt hat. Ich bin der letzte, der unsere<lb/>
Landsleute auffordert, unter die schützenden<lb/>
Flügel der Polen zu gehen. Und doch, was<lb/>
wollen wir unseren deutschen Brüdern anderes<lb/>
sagen als dies, nachdem die Regierung uns<lb/>
verraten, Sie uns verlassen haben?? Hat<lb/>
die Regierung, haben Sie in den letzten<lb/>
Tagen etwas getan, um das Deutschtum für<lb/>
die Übergangszeit zu schützen? Können Sie<lb/>
uns sagen, welche Übergangsbestimmungen<lb/>
im Sinne des Artikels 93 des Friedens¬<lb/>
vertrages die Regierung vorbereitet hat, um<lb/>
sie der Entente vorzuschlagen, damit unsere<lb/>
Ostmarkenbevölkerung wenigstens mit einer<lb/>
gewissen Beruhigung in den polnischen Staat<lb/>
eintreten kann? Nein, Sie haben nichts<lb/>
getan. Ich habe neulich in Berlin angefragt,<lb/>
ob und wie wir irgendwelche Sicherungen<lb/>
gewinnen können sür die Zukunft, besonders<lb/>
in der Übergangszeit. Darauf wurde mir<lb/>
von einer Regierungsstelle geantwortet: &#x201E;Ihr<lb/>
könnt nur zu Marschall Dupont gehen!"<lb/>
Meine Herren, mit einer solchen Antwort<lb/>
speist man die Deutschen der Ostmark ab!<lb/>
Ist das nicht fürchterlich, wenn man den<lb/>
verratenen Deutschen im Osten so wenig<lb/>
Liebe entgegenbringt? Das geht über das<lb/>
Menschliche hinaus.</p>
            <p xml:id="ID_1622"> Nun Wollen wir uns selber helfen!</p>
            <p xml:id="ID_1623"> Wir wissen, daß der Kern des deutschen<lb/>
Volkstums gesund ist, wir haben zu jedem<lb/>
einzelnen unserer Volksgenossen Vertrauen,<lb/>
auch zum Arbeiter. Wir werden unser Volks¬<lb/>
tum durchsetzen! Heute steht unser einziges<lb/>
Ziel fest:</p>
            <p xml:id="ID_1624"> Die Vereinigung aller zum Deutschtum.</p>
            <p xml:id="ID_1625" next="#ID_1626"> Entlassen Sie die verratenen, aus dem<lb/>
Reiche ausgestoßenen Deutschen der Ostmark</p>
            <cb type="end"/><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0395] Ans den deutschen Volksräten den letzten Wochen gesehen haben, dann dürfen Sie es uns nicht verübeln, wenn wir aus dem Volksempfinden heraus unsere eigenen Richtlinien für die Politik schaffen, die den Ostmarkdeutschen von Nutzen ist. Die ganze Oftmark hatte gehofft, daß die Regierung ihr Versprechen hält, dasz sie innere Kraft genug aufdringe, den schimpflichen Frieden von uns abzuwenden. Es ist anders gekommen. Es war die heiligste Pflicht des Parlamentarischen Ausschusses, dieses deutsche Volk im Osten zu erhalten, sich mit aller Kraft gegen die Preisgabe zu wenden. Wir Volksräte blieben aber ganz allein, auf uns selbst angewiesen, wir fanden keine Hilfe bei den Parlamentariern. Im Gegenteil, der Volksratsbewegung sollte das Rückgrat gebrochen werden Wir wurden schließlich des Landesverrats geziehen, und eine un¬ heilvolle Hetze setzte gegen uns ein. Alles Dinge, die das deutsche Volk in der Ostmark zu zersplittern drohten. Und doch hätte der Ruf ergehen müssen von rechts bis links: Einigkeit gegen das Polentuml Was uns jetzt so erschüttert, das ist: gerade in diesem Augenblick, wo sich das Schlimmste ereignet, was ein Volk treffen kann, wird dieser Keil in das Deutschtum getrieben. Diese Schuld, meine Herren, und die Verantwortung hierfür wäscht Ihnen niemand ab. Sie sind in erster Linie daran schuldig, daß ein solches Gewäsch gegen die Deutschen Volksräte in der Berliner Presse gebracht werden konnte! (Lebhafte Zustim¬ mung.) Wenn heute Herr Geht uns droht und sagt, daß die deutsche Arbeiterschaft uns in den Rücken fallen werde, so sagen wir: das schreckt uns nicht, unser Leben ist nach dem, was wir erfahren mußten, nicht mehr kostbar. Wer heute leben will, darf es nur, um für sein Vaterland zu arbeiten. Machen Sie mit uns Volksrats führern, was Sie Zollen! Die deutsche Bolksratsbewegung bringen Sie, meine Herren, nicht zu Tode. Die deutsche Volksratsbewegung wird sich K°dz alledem durchsetzen. Es wird der Tag kommen, meine Herren, ^o Sie die deutschen Arbeiter genau so steinigen werden, wie Sie die Männer der "t-n Politik gesteinigt haben. Wir vermissen hier im Osten die Liebe zum Volkstum, das Herz, das Gefühl für die Arbeit, die hier am deutschen Volkstum notwendig ist. Der kühle Verstand von Weimar, der sich nicht zu einem nationalen Opfer erheben konnte, der nur rechnet, was wird verdient, was verloren, hat das Deutschtum in den Ostmarken in den Abgrund geführt. Das empfindet das Volk. Daher schreibt sich auch, daß sich in unserem Volke eine solche Wut gegen die deutsche Reichsregierung entwickelt hat. Ich bin der letzte, der unsere Landsleute auffordert, unter die schützenden Flügel der Polen zu gehen. Und doch, was wollen wir unseren deutschen Brüdern anderes sagen als dies, nachdem die Regierung uns verraten, Sie uns verlassen haben?? Hat die Regierung, haben Sie in den letzten Tagen etwas getan, um das Deutschtum für die Übergangszeit zu schützen? Können Sie uns sagen, welche Übergangsbestimmungen im Sinne des Artikels 93 des Friedens¬ vertrages die Regierung vorbereitet hat, um sie der Entente vorzuschlagen, damit unsere Ostmarkenbevölkerung wenigstens mit einer gewissen Beruhigung in den polnischen Staat eintreten kann? Nein, Sie haben nichts getan. Ich habe neulich in Berlin angefragt, ob und wie wir irgendwelche Sicherungen gewinnen können sür die Zukunft, besonders in der Übergangszeit. Darauf wurde mir von einer Regierungsstelle geantwortet: „Ihr könnt nur zu Marschall Dupont gehen!" Meine Herren, mit einer solchen Antwort speist man die Deutschen der Ostmark ab! Ist das nicht fürchterlich, wenn man den verratenen Deutschen im Osten so wenig Liebe entgegenbringt? Das geht über das Menschliche hinaus. Nun Wollen wir uns selber helfen! Wir wissen, daß der Kern des deutschen Volkstums gesund ist, wir haben zu jedem einzelnen unserer Volksgenossen Vertrauen, auch zum Arbeiter. Wir werden unser Volks¬ tum durchsetzen! Heute steht unser einziges Ziel fest: Die Vereinigung aller zum Deutschtum. Entlassen Sie die verratenen, aus dem Reiche ausgestoßenen Deutschen der Ostmark

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/395
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/395>, abgerufen am 15.01.2025.