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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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Aus den deutschen Volksräten

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so mehr, als sie selbst aus nationalem Geist
geboren wurde. Unter der Voraussetzung,
daß wir vom Reiche ausgestoßenen Deutschen
uns loyal auf den Boden des Polnischen
Staates stellen, wird unsere kulturelle und
wirtschaftliche Eigenart von der Polnischen
Negierung geachtet werden. Natürlich müssen
in erster Linie wir selbst dafür arbeiten.
Dazu ist Zusammenschluß und überparteiliche
Organisation nötig. Deutsche und Polnische
Volksräte sind bereits in Beziehungen zu
einander getreten, um den Übergang aus
der deutschen in die polnische Staatshoheit
im Interesse der gemeinsamen Heimat durch¬
zuführen. Ständige gemischte Kommissionen
arbeiten an diesem Ziel für die tägliche
Praxis. Daraus folgt, daß überall, wo die
Volksratsorganisation noch nicht völlig durch¬
geführt ist, alle dentschgeflnnten Männer und
Frauen sich an die Arbeit machen und sich
als "Deutsche Vereinigung" zusammen¬
schließen. Zentralsitz der "Deutschen Ver¬
einigung" wie auch der Volksratsbemegung
für die abzutretenden Kreise Posens und
Westpreußeiis ist Bromberg, Weltzienplntz 1.
Deutsche Mitbürger, laßt den Kopf nicht
hängen. Morgen erfolgt eine Kundgebung
der polnischen Regierung gemeinsam mit den
deutschen Volksräten, die Euch in vieler
Hinsicht Beruhigung bringen wird.

Deutsche Vereinigung:
I. A.: Cleinow.

Ans den deutsch-polnischen Verhandlungen.

Nachdem die polnischen und deutschen
Volksräte in Thorn und Vrvmberg zusammen¬
getreten waren, um sür Ruhe und Ordnung
in der Bevölkerung zu sorgen, sind Vertreter
beider Nationalitäten aus den Kreisen Brom¬
berg und Thorn nach Posen und Warschau
gefahren, um mit dem Obersten Polnischen
Volksrats in Verbindung zu treten. DaS
Ergebnis der Verhandlungen ist in folgen¬
dem Aufrufe des Kommissariats des Obersten
Polnischen Volksrcues als Mcmdala der
polnischen Regierung niedergelegt worden.

An unsere Mitbürger deutscher Nationalität.

Das lange von der Menschheit ersehnte
Wort "Frieden" erschallt endlich in der Welt.
Sonnabend, den 28. Juni, wurden in Ver¬

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sailles die Friedensbedingungen von den
kriegführenden Mächten unterzeichnet. Durch
diesen Friedensschluß fallen ehemalige pol¬
nische Landesteile wieder an die entstandene
Republik Polen zu. Die Entscheidungen der
Versailler Friedenskommission sind endgültig
.und unabänderlich. Es gibt keine Macht in
der Welt, welche die Erfüllung der Friedens¬
bedingungen zu hindern imstande wäre.
Wir richten daher an unsere deutschen Mit¬
bürger in den der Republik Polen zufallen¬
den Teilen Westpreußens, Posens und
Schlesiens die Aufforderung, sich den Ver¬
hältnissen zu fügen und die Friedensbedin¬
gungen so loyal zu erfüllen, wie sie von der
polnischen Regierung und Bevölkerung er¬
füllt werden. Das Interesse des Landes
und das Interesse jedes einzelnen Bürgers
erfordert jetzt kategorisch, daß bei dem Über¬
gange in die neuen Verhältnisse jede Gewalt¬
tat, jedes Blutvergießen und jede Vernichtung
von Hab und Gut vermieden wird. Wer
sich mit Gewalt dem neuen Stand der Dinge
widersetzt, wird über sich und seine Mit"
bürge" nur namenloses Elend herauf¬
beschwören und die härtesten Strafen ZU
gewärtigen haben. Die friedlich gesinnten
Mitbürger deutscher Nationalität, welche sich
mit den neuen Verhältnissen abfinden und
loyale Bürger der Republik Polen werden
wollen, haben für ihre Zukunft nichts zu
befürchten. Im Einklang mit ihren freiheit¬
lichen Traditionen wird die Republik Polen
ihren Mitbürgern deutscher Nationalität volle
Gleichberechtigung, völlige Glaubens- und
Gewissensfrecheit, Zutritt zu den Staats-
ämtern, Freiheit der Pflege der Muttersprache
und nationale Eigenart sowie vollen Schuß
des Eigentums gewähren. Für die Stellung
imStaatslebenund für das Ausmaß derbürger"
lichen Rechte ist in der Republik Polen weder
das Glaubensbekenntnis noch die Mutter-
sprache entscheidend, sondern lediglich ^
Persönliche Tüchtigkeit,

Deshalb fordern wir alle Zivilbehörden
und ihre Beamten, die sich loyal den neue
staatlichen Verhältnissen fügen wollen, h^e
mit auf, auf ihrem Posten zu beharren, d°n
sie tonnen versichert sein, daß sie nach Mögu^
reit in den polnischen Staatsdienst "be
nommer werden.

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so mehr, als sie selbst aus nationalem Geist
geboren wurde. Unter der Voraussetzung,
daß wir vom Reiche ausgestoßenen Deutschen
uns loyal auf den Boden des Polnischen
Staates stellen, wird unsere kulturelle und
wirtschaftliche Eigenart von der Polnischen
Negierung geachtet werden. Natürlich müssen
in erster Linie wir selbst dafür arbeiten.
Dazu ist Zusammenschluß und überparteiliche
Organisation nötig. Deutsche und Polnische
Volksräte sind bereits in Beziehungen zu
einander getreten, um den Übergang aus
der deutschen in die polnische Staatshoheit
im Interesse der gemeinsamen Heimat durch¬
zuführen. Ständige gemischte Kommissionen
arbeiten an diesem Ziel für die tägliche
Praxis. Daraus folgt, daß überall, wo die
Volksratsorganisation noch nicht völlig durch¬
geführt ist, alle dentschgeflnnten Männer und
Frauen sich an die Arbeit machen und sich
als „Deutsche Vereinigung" zusammen¬
schließen. Zentralsitz der „Deutschen Ver¬
einigung" wie auch der Volksratsbemegung
für die abzutretenden Kreise Posens und
Westpreußeiis ist Bromberg, Weltzienplntz 1.
Deutsche Mitbürger, laßt den Kopf nicht
hängen. Morgen erfolgt eine Kundgebung
der polnischen Regierung gemeinsam mit den
deutschen Volksräten, die Euch in vieler
Hinsicht Beruhigung bringen wird.

Deutsche Vereinigung:
I. A.: Cleinow.

Ans den deutsch-polnischen Verhandlungen.

Nachdem die polnischen und deutschen
Volksräte in Thorn und Vrvmberg zusammen¬
getreten waren, um sür Ruhe und Ordnung
in der Bevölkerung zu sorgen, sind Vertreter
beider Nationalitäten aus den Kreisen Brom¬
berg und Thorn nach Posen und Warschau
gefahren, um mit dem Obersten Polnischen
Volksrats in Verbindung zu treten. DaS
Ergebnis der Verhandlungen ist in folgen¬
dem Aufrufe des Kommissariats des Obersten
Polnischen Volksrcues als Mcmdala der
polnischen Regierung niedergelegt worden.

An unsere Mitbürger deutscher Nationalität.

Das lange von der Menschheit ersehnte
Wort „Frieden" erschallt endlich in der Welt.
Sonnabend, den 28. Juni, wurden in Ver¬

[Spaltenumbruch]

sailles die Friedensbedingungen von den
kriegführenden Mächten unterzeichnet. Durch
diesen Friedensschluß fallen ehemalige pol¬
nische Landesteile wieder an die entstandene
Republik Polen zu. Die Entscheidungen der
Versailler Friedenskommission sind endgültig
.und unabänderlich. Es gibt keine Macht in
der Welt, welche die Erfüllung der Friedens¬
bedingungen zu hindern imstande wäre.
Wir richten daher an unsere deutschen Mit¬
bürger in den der Republik Polen zufallen¬
den Teilen Westpreußens, Posens und
Schlesiens die Aufforderung, sich den Ver¬
hältnissen zu fügen und die Friedensbedin¬
gungen so loyal zu erfüllen, wie sie von der
polnischen Regierung und Bevölkerung er¬
füllt werden. Das Interesse des Landes
und das Interesse jedes einzelnen Bürgers
erfordert jetzt kategorisch, daß bei dem Über¬
gange in die neuen Verhältnisse jede Gewalt¬
tat, jedes Blutvergießen und jede Vernichtung
von Hab und Gut vermieden wird. Wer
sich mit Gewalt dem neuen Stand der Dinge
widersetzt, wird über sich und seine Mit"
bürge« nur namenloses Elend herauf¬
beschwören und die härtesten Strafen ZU
gewärtigen haben. Die friedlich gesinnten
Mitbürger deutscher Nationalität, welche sich
mit den neuen Verhältnissen abfinden und
loyale Bürger der Republik Polen werden
wollen, haben für ihre Zukunft nichts zu
befürchten. Im Einklang mit ihren freiheit¬
lichen Traditionen wird die Republik Polen
ihren Mitbürgern deutscher Nationalität volle
Gleichberechtigung, völlige Glaubens- und
Gewissensfrecheit, Zutritt zu den Staats-
ämtern, Freiheit der Pflege der Muttersprache
und nationale Eigenart sowie vollen Schuß
des Eigentums gewähren. Für die Stellung
imStaatslebenund für das Ausmaß derbürger"
lichen Rechte ist in der Republik Polen weder
das Glaubensbekenntnis noch die Mutter-
sprache entscheidend, sondern lediglich ^
Persönliche Tüchtigkeit,

Deshalb fordern wir alle Zivilbehörden
und ihre Beamten, die sich loyal den neue
staatlichen Verhältnissen fügen wollen, h^e
mit auf, auf ihrem Posten zu beharren, d°n
sie tonnen versichert sein, daß sie nach Mögu^
reit in den polnischen Staatsdienst »be
nommer werden.

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[0392] Aus den deutschen Volksräten so mehr, als sie selbst aus nationalem Geist geboren wurde. Unter der Voraussetzung, daß wir vom Reiche ausgestoßenen Deutschen uns loyal auf den Boden des Polnischen Staates stellen, wird unsere kulturelle und wirtschaftliche Eigenart von der Polnischen Negierung geachtet werden. Natürlich müssen in erster Linie wir selbst dafür arbeiten. Dazu ist Zusammenschluß und überparteiliche Organisation nötig. Deutsche und Polnische Volksräte sind bereits in Beziehungen zu einander getreten, um den Übergang aus der deutschen in die polnische Staatshoheit im Interesse der gemeinsamen Heimat durch¬ zuführen. Ständige gemischte Kommissionen arbeiten an diesem Ziel für die tägliche Praxis. Daraus folgt, daß überall, wo die Volksratsorganisation noch nicht völlig durch¬ geführt ist, alle dentschgeflnnten Männer und Frauen sich an die Arbeit machen und sich als „Deutsche Vereinigung" zusammen¬ schließen. Zentralsitz der „Deutschen Ver¬ einigung" wie auch der Volksratsbemegung für die abzutretenden Kreise Posens und Westpreußeiis ist Bromberg, Weltzienplntz 1. Deutsche Mitbürger, laßt den Kopf nicht hängen. Morgen erfolgt eine Kundgebung der polnischen Regierung gemeinsam mit den deutschen Volksräten, die Euch in vieler Hinsicht Beruhigung bringen wird. Deutsche Vereinigung: I. A.: Cleinow. Ans den deutsch-polnischen Verhandlungen. Nachdem die polnischen und deutschen Volksräte in Thorn und Vrvmberg zusammen¬ getreten waren, um sür Ruhe und Ordnung in der Bevölkerung zu sorgen, sind Vertreter beider Nationalitäten aus den Kreisen Brom¬ berg und Thorn nach Posen und Warschau gefahren, um mit dem Obersten Polnischen Volksrats in Verbindung zu treten. DaS Ergebnis der Verhandlungen ist in folgen¬ dem Aufrufe des Kommissariats des Obersten Polnischen Volksrcues als Mcmdala der polnischen Regierung niedergelegt worden. An unsere Mitbürger deutscher Nationalität. Das lange von der Menschheit ersehnte Wort „Frieden" erschallt endlich in der Welt. Sonnabend, den 28. Juni, wurden in Ver¬ sailles die Friedensbedingungen von den kriegführenden Mächten unterzeichnet. Durch diesen Friedensschluß fallen ehemalige pol¬ nische Landesteile wieder an die entstandene Republik Polen zu. Die Entscheidungen der Versailler Friedenskommission sind endgültig .und unabänderlich. Es gibt keine Macht in der Welt, welche die Erfüllung der Friedens¬ bedingungen zu hindern imstande wäre. Wir richten daher an unsere deutschen Mit¬ bürger in den der Republik Polen zufallen¬ den Teilen Westpreußens, Posens und Schlesiens die Aufforderung, sich den Ver¬ hältnissen zu fügen und die Friedensbedin¬ gungen so loyal zu erfüllen, wie sie von der polnischen Regierung und Bevölkerung er¬ füllt werden. Das Interesse des Landes und das Interesse jedes einzelnen Bürgers erfordert jetzt kategorisch, daß bei dem Über¬ gange in die neuen Verhältnisse jede Gewalt¬ tat, jedes Blutvergießen und jede Vernichtung von Hab und Gut vermieden wird. Wer sich mit Gewalt dem neuen Stand der Dinge widersetzt, wird über sich und seine Mit" bürge« nur namenloses Elend herauf¬ beschwören und die härtesten Strafen ZU gewärtigen haben. Die friedlich gesinnten Mitbürger deutscher Nationalität, welche sich mit den neuen Verhältnissen abfinden und loyale Bürger der Republik Polen werden wollen, haben für ihre Zukunft nichts zu befürchten. Im Einklang mit ihren freiheit¬ lichen Traditionen wird die Republik Polen ihren Mitbürgern deutscher Nationalität volle Gleichberechtigung, völlige Glaubens- und Gewissensfrecheit, Zutritt zu den Staats- ämtern, Freiheit der Pflege der Muttersprache und nationale Eigenart sowie vollen Schuß des Eigentums gewähren. Für die Stellung imStaatslebenund für das Ausmaß derbürger" lichen Rechte ist in der Republik Polen weder das Glaubensbekenntnis noch die Mutter- sprache entscheidend, sondern lediglich ^ Persönliche Tüchtigkeit, Deshalb fordern wir alle Zivilbehörden und ihre Beamten, die sich loyal den neue staatlichen Verhältnissen fügen wollen, h^e mit auf, auf ihrem Posten zu beharren, d°n sie tonnen versichert sein, daß sie nach Mögu^ reit in den polnischen Staatsdienst »be nommer werden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/392>, abgerufen am 15.01.2025.