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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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ihrem eigenen Interesse dazu bewegen,
auf ihre vernunftgemäße und gerechte
Abänderung einzuwirken. Der dritte Ein¬
wand fällt demnach in sich selbst zusam¬
men. Über die beiden ersteren ließe sich
reden.

Das von der polnischen Presse so ge¬
flissentlich betonte Mißtrauen der Polen
gegen alles, was deutsch ist, erscheint
schließlich als durchsichtige Mache, denn
die "Maricnbnrgec Entschließung" der
VolkSrnte hat im Innern des polnischen
Volkes doch anders gewirkt, als seine
Presse öffentlich zugeben möchte. Jeden¬
falls besteht Grund zu der Annahme, daß
es für die polnische Bevölkerung noch kei¬
neswegs zu pät ist, auf dem Irrweg, in
den sie die amtliche großpolnische Haß-
und Berleumdnngspropaganda hineinge¬
führt hat, umzukehren und sich von vor¬
gefaßten Meinungen wieder frei zu
'Nachen. Daß die Forderung nach einem
Ausgleich in polnischen Kreisel gewirkt
^at, beweist auch der Schlußsatz eines in
der "Dcinziger Zeitung" vom 3. Juni --
Ur, -- wiedergegebenen Briefes
"'"es Polnischen Geistlichen, in dem gegen
die Auffassung eines früher dort erschie¬
nenen Artikels "Die Polen und die Re¬
ligion" Einspruch erhoben wird. Es heißt
darin: "Jedenfalls hat der Verfasser des
Artikels "Die Polen und die Religion"
dem polnisch-deutschen Ausgleich, von dem
n> dem letzten Aufrufe der Deutschen
Volksräte die Rede war, einen Bären¬
dienst erwiesen."

Beachtet wurde die Entschließung
Mithin, und das ist die Hauptsache.

^is Urtert: üekilng der Deutschen
?<ongreßpolen -- ein lehr¬
hafter Vorgang für die Ostmark-
deutschen

Nichts Gutes haben die ostmörkischen
Zutschen, die gegen ihren Willen an
e'Neu fremden Staat.verschachert werden
"lieu, unter polnischer Herrschaft zu er¬

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warten. Die Negierungsmänner und
Publizisten dieses neuen Staates, die bei
jeder Gelegenheit die hohe Toleranz des
polnischen Volkes rühmen, sind schon jetzt
dabei, die 600 000 Deutschen im ehemali¬
gen Russisch-Polen zu verfolgen und völ¬
kisch zu vernichten. Wir erhalten hierüber
von einem ans Kongreßpolen zurückge¬
kehrten Kenner der dortigen Verhältnisse
folgende Mitteilungen:

Was waren die ersten Regierungs-
handlungen in diesem Lande, das kein ge¬
ordnetes Gemeinwesen besitzt, dessen Ar¬
beiterschaft vergebens nach Brot und Be¬
schäftigung verlangt, dessen schnellgcschas-
fcne Beamtenschaft schon jetzt im Kerne
faul der Korruption verfallen ist? Ma߬
nahmen gegen die nationalen Minder¬
heiten!

Mit der rücksichtslosen Entlassung der
einen deutschen Namen tragenden, evan¬
gelischen einheimischen Beamten und An¬
gestellten in behördlichen und privaten
Bureaus fing es an, auch die Juden
wurden, dabei nicht geschont. Tausende
fleißig schaffende Menschen wurden auf
diese Weise um Existenz und Ansehen ge¬
bracht. Mit der unter strengster Straf¬
androhung befohlenen Beseitigung deut¬
scher und jüdischer Aufschriften an Laden¬
geschäften und Prwatwohu>me>?tiiren ging
es weiter: man nahm dabei keine Rück¬
sicht, selbst nicht in solchen Orten, die
eine deutsche oder jüdische Bewohner¬
in ehrhcit haben oder der Arbeit deutscher
und jüdischer Staatsbürger ihr Dasein,
Aufblühen und Gedeihen verdanken. So
hat die zweitgrößte Industriestadt Ru߬
lands, Lodz, eines hente noch, trotz der
in der Kriegszeit erfolgten mächtigen Ab¬
wanderung. 70 000 deutsche Einwohne'-,
vier Fünftel der ganzen Industrie befin¬
det sich in deutschen und jüdischen Hän¬
den, vier Fünftel der ganzen Steuern
werden von diesen Bcvölkernngsschichten
gciragen, die niemals staatsfeindlich wa¬
ren, deren deutsche oder jüdische Sprache
nnn aber doch ans dem Antlitz der Stadt
verbannt wird, -- eine Maßnahme, die

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ihrem eigenen Interesse dazu bewegen,
auf ihre vernunftgemäße und gerechte
Abänderung einzuwirken. Der dritte Ein¬
wand fällt demnach in sich selbst zusam¬
men. Über die beiden ersteren ließe sich
reden.

Das von der polnischen Presse so ge¬
flissentlich betonte Mißtrauen der Polen
gegen alles, was deutsch ist, erscheint
schließlich als durchsichtige Mache, denn
die „Maricnbnrgec Entschließung" der
VolkSrnte hat im Innern des polnischen
Volkes doch anders gewirkt, als seine
Presse öffentlich zugeben möchte. Jeden¬
falls besteht Grund zu der Annahme, daß
es für die polnische Bevölkerung noch kei¬
neswegs zu pät ist, auf dem Irrweg, in
den sie die amtliche großpolnische Haß-
und Berleumdnngspropaganda hineinge¬
führt hat, umzukehren und sich von vor¬
gefaßten Meinungen wieder frei zu
'Nachen. Daß die Forderung nach einem
Ausgleich in polnischen Kreisel gewirkt
^at, beweist auch der Schlußsatz eines in
der „Dcinziger Zeitung" vom 3. Juni —
Ur, — wiedergegebenen Briefes
"'«es Polnischen Geistlichen, in dem gegen
die Auffassung eines früher dort erschie¬
nenen Artikels „Die Polen und die Re¬
ligion" Einspruch erhoben wird. Es heißt
darin: „Jedenfalls hat der Verfasser des
Artikels „Die Polen und die Religion"
dem polnisch-deutschen Ausgleich, von dem
n> dem letzten Aufrufe der Deutschen
Volksräte die Rede war, einen Bären¬
dienst erwiesen."

Beachtet wurde die Entschließung
Mithin, und das ist die Hauptsache.

^is Urtert: üekilng der Deutschen
?<ongreßpolen — ein lehr¬
hafter Vorgang für die Ostmark-
deutschen

Nichts Gutes haben die ostmörkischen
Zutschen, die gegen ihren Willen an
e'Neu fremden Staat.verschachert werden
"lieu, unter polnischer Herrschaft zu er¬

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warten. Die Negierungsmänner und
Publizisten dieses neuen Staates, die bei
jeder Gelegenheit die hohe Toleranz des
polnischen Volkes rühmen, sind schon jetzt
dabei, die 600 000 Deutschen im ehemali¬
gen Russisch-Polen zu verfolgen und völ¬
kisch zu vernichten. Wir erhalten hierüber
von einem ans Kongreßpolen zurückge¬
kehrten Kenner der dortigen Verhältnisse
folgende Mitteilungen:

Was waren die ersten Regierungs-
handlungen in diesem Lande, das kein ge¬
ordnetes Gemeinwesen besitzt, dessen Ar¬
beiterschaft vergebens nach Brot und Be¬
schäftigung verlangt, dessen schnellgcschas-
fcne Beamtenschaft schon jetzt im Kerne
faul der Korruption verfallen ist? Ma߬
nahmen gegen die nationalen Minder¬
heiten!

Mit der rücksichtslosen Entlassung der
einen deutschen Namen tragenden, evan¬
gelischen einheimischen Beamten und An¬
gestellten in behördlichen und privaten
Bureaus fing es an, auch die Juden
wurden, dabei nicht geschont. Tausende
fleißig schaffende Menschen wurden auf
diese Weise um Existenz und Ansehen ge¬
bracht. Mit der unter strengster Straf¬
androhung befohlenen Beseitigung deut¬
scher und jüdischer Aufschriften an Laden¬
geschäften und Prwatwohu>me>?tiiren ging
es weiter: man nahm dabei keine Rück¬
sicht, selbst nicht in solchen Orten, die
eine deutsche oder jüdische Bewohner¬
in ehrhcit haben oder der Arbeit deutscher
und jüdischer Staatsbürger ihr Dasein,
Aufblühen und Gedeihen verdanken. So
hat die zweitgrößte Industriestadt Ru߬
lands, Lodz, eines hente noch, trotz der
in der Kriegszeit erfolgten mächtigen Ab¬
wanderung. 70 000 deutsche Einwohne'-,
vier Fünftel der ganzen Industrie befin¬
det sich in deutschen und jüdischen Hän¬
den, vier Fünftel der ganzen Steuern
werden von diesen Bcvölkernngsschichten
gciragen, die niemals staatsfeindlich wa¬
ren, deren deutsche oder jüdische Sprache
nnn aber doch ans dem Antlitz der Stadt
verbannt wird, — eine Maßnahme, die

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[0361] Materialien zur ostdeutschen Frage ihrem eigenen Interesse dazu bewegen, auf ihre vernunftgemäße und gerechte Abänderung einzuwirken. Der dritte Ein¬ wand fällt demnach in sich selbst zusam¬ men. Über die beiden ersteren ließe sich reden. Das von der polnischen Presse so ge¬ flissentlich betonte Mißtrauen der Polen gegen alles, was deutsch ist, erscheint schließlich als durchsichtige Mache, denn die „Maricnbnrgec Entschließung" der VolkSrnte hat im Innern des polnischen Volkes doch anders gewirkt, als seine Presse öffentlich zugeben möchte. Jeden¬ falls besteht Grund zu der Annahme, daß es für die polnische Bevölkerung noch kei¬ neswegs zu pät ist, auf dem Irrweg, in den sie die amtliche großpolnische Haß- und Berleumdnngspropaganda hineinge¬ führt hat, umzukehren und sich von vor¬ gefaßten Meinungen wieder frei zu 'Nachen. Daß die Forderung nach einem Ausgleich in polnischen Kreisel gewirkt ^at, beweist auch der Schlußsatz eines in der „Dcinziger Zeitung" vom 3. Juni — Ur, — wiedergegebenen Briefes "'«es Polnischen Geistlichen, in dem gegen die Auffassung eines früher dort erschie¬ nenen Artikels „Die Polen und die Re¬ ligion" Einspruch erhoben wird. Es heißt darin: „Jedenfalls hat der Verfasser des Artikels „Die Polen und die Religion" dem polnisch-deutschen Ausgleich, von dem n> dem letzten Aufrufe der Deutschen Volksräte die Rede war, einen Bären¬ dienst erwiesen." Beachtet wurde die Entschließung Mithin, und das ist die Hauptsache. ^is Urtert: üekilng der Deutschen ?<ongreßpolen — ein lehr¬ hafter Vorgang für die Ostmark- deutschen Nichts Gutes haben die ostmörkischen Zutschen, die gegen ihren Willen an e'Neu fremden Staat.verschachert werden "lieu, unter polnischer Herrschaft zu er¬ warten. Die Negierungsmänner und Publizisten dieses neuen Staates, die bei jeder Gelegenheit die hohe Toleranz des polnischen Volkes rühmen, sind schon jetzt dabei, die 600 000 Deutschen im ehemali¬ gen Russisch-Polen zu verfolgen und völ¬ kisch zu vernichten. Wir erhalten hierüber von einem ans Kongreßpolen zurückge¬ kehrten Kenner der dortigen Verhältnisse folgende Mitteilungen: Was waren die ersten Regierungs- handlungen in diesem Lande, das kein ge¬ ordnetes Gemeinwesen besitzt, dessen Ar¬ beiterschaft vergebens nach Brot und Be¬ schäftigung verlangt, dessen schnellgcschas- fcne Beamtenschaft schon jetzt im Kerne faul der Korruption verfallen ist? Ma߬ nahmen gegen die nationalen Minder¬ heiten! Mit der rücksichtslosen Entlassung der einen deutschen Namen tragenden, evan¬ gelischen einheimischen Beamten und An¬ gestellten in behördlichen und privaten Bureaus fing es an, auch die Juden wurden, dabei nicht geschont. Tausende fleißig schaffende Menschen wurden auf diese Weise um Existenz und Ansehen ge¬ bracht. Mit der unter strengster Straf¬ androhung befohlenen Beseitigung deut¬ scher und jüdischer Aufschriften an Laden¬ geschäften und Prwatwohu>me>?tiiren ging es weiter: man nahm dabei keine Rück¬ sicht, selbst nicht in solchen Orten, die eine deutsche oder jüdische Bewohner¬ in ehrhcit haben oder der Arbeit deutscher und jüdischer Staatsbürger ihr Dasein, Aufblühen und Gedeihen verdanken. So hat die zweitgrößte Industriestadt Ru߬ lands, Lodz, eines hente noch, trotz der in der Kriegszeit erfolgten mächtigen Ab¬ wanderung. 70 000 deutsche Einwohne'-, vier Fünftel der ganzen Industrie befin¬ det sich in deutschen und jüdischen Hän¬ den, vier Fünftel der ganzen Steuern werden von diesen Bcvölkernngsschichten gciragen, die niemals staatsfeindlich wa¬ ren, deren deutsche oder jüdische Sprache nnn aber doch ans dem Antlitz der Stadt verbannt wird, — eine Maßnahme, die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/361>, abgerufen am 15.01.2025.