Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.Die wirtschaftlichen Wettbewerber in Südruszlcmd Aber so wie die Magyaren niemals die Mehrheit in Ungarn gebildet haben, so Was endlich die Abstimmung im Teschener Gebiete betrifft, so ist diese Die wirtschaftlichen Wettbewerber in Südrußland Johann Günther, von Wissenschaft!. Hilfsarbeiter beim Iweckverbcmd Gst uropa arbeitet fieberhaft an dem Wiederaufbau seines Wirtschafts¬ Hierher gehört das große Wirtschaftsproblem der Gegenwart: Rußland. Der Südrußland oder die Ukraine, die längere Zeit hindurch für die Weltwirt¬ Die wirtschaftlichen Wettbewerber in Südruszlcmd Aber so wie die Magyaren niemals die Mehrheit in Ungarn gebildet haben, so Was endlich die Abstimmung im Teschener Gebiete betrifft, so ist diese Die wirtschaftlichen Wettbewerber in Südrußland Johann Günther, von Wissenschaft!. Hilfsarbeiter beim Iweckverbcmd Gst uropa arbeitet fieberhaft an dem Wiederaufbau seines Wirtschafts¬ Hierher gehört das große Wirtschaftsproblem der Gegenwart: Rußland. Der Südrußland oder die Ukraine, die längere Zeit hindurch für die Weltwirt¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0340" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/336630"/> <fw type="header" place="top"> Die wirtschaftlichen Wettbewerber in Südruszlcmd</fw><lb/> <p xml:id="ID_1233" prev="#ID_1232"> Aber so wie die Magyaren niemals die Mehrheit in Ungarn gebildet haben, so<lb/> stehen auch hier den" sechseinhalb Millionen Tschechen rund sieben bis sieben¬<lb/> einhalb Millionen Slowaken, Deutsche, Polen, Nuthenen und Magyaren gegen¬<lb/> über. Diese Tatsache eröffnet sehr trübe Aussichten für die Zukunft des tschechischen<lb/> Staates und gerade deshalb Hoffnungen für die sudetenländischen Deutschen. Aus<lb/> diesem Grunde ist es völlig unbegreiflich, wie man ihnen den Rat erteilen kann,<lb/> sich in ein Staatswesen, das ihnen seiner Natur nach niemals zum Vaterlande<lb/> werden kann, dessen Konsolidierung andererseits menschlicher Voraussicht nach<lb/> noch in weiter Ferne steht, ja überhaupt fragwürdig ist, mit vollem Bewußtsein<lb/> als überzeugte Staatsbürger einzugliedern. Auf tschechischer Seite erwartet man<lb/> es auch gar nicht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1234"> Was endlich die Abstimmung im Teschener Gebiete betrifft, so ist diese<lb/> Frage keineswegs so klar, wie sie' Menenius erscheint. Die Deutschen haben<lb/> gute Gründe anzunehmen, daß es für sie vorteilhafter wäre, unter polnische als<lb/> unter tschechische Herrschaft zu kommen, da die wirtschaftlich geringere Tüchtigkeit<lb/> der Polen, gerade nach dieser Hinsicht für die Deutschen günstigere Be¬<lb/> dingungen bietet.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die wirtschaftlichen Wettbewerber in Südrußland<lb/><note type="byline"> Johann Günther,</note> von Wissenschaft!. Hilfsarbeiter beim Iweckverbcmd Gst</head><lb/> <p xml:id="ID_1235"> uropa arbeitet fieberhaft an dem Wiederaufbau seines Wirtschafts¬<lb/> lebens. Angesichts der zahllosen Verbindungen und Durchdringungen<lb/> der Wirtschaftsinteressen eines Staates mit denen des anderen kann<lb/> von dem Aufbau eines geregelten Wirtschaftslebens in einem Lande<lb/> solange nicht die Rede sein, als wirtschaftliche Struktur und Be¬<lb/> schaffenheit der mit ihm in wechselseitiger Beziehung stehenden oder<lb/> auf sie angewiesenen Länder außer Betracht gelassen werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1236"> Hierher gehört das große Wirtschaftsproblem der Gegenwart: Rußland. Der<lb/> Wiederaufbau Rußlands und die Ausnützung seiner wirtschaftlichen Möglichkeiten<lb/> bildet für alle europäischen Staaten, insbesondere aber für Deutschland, die wirt¬<lb/> schaftliche Sorgen- und Hoffensfrcrge. Europa richtet heute seine Augen nach dem<lb/> Osten. Es ist außerordentlich schwierig, bei einer Betrachtung über die wirtschaft¬<lb/> liche Zukunft des nahen Ostens die politische Gestaltung der Dinge, wie sie heute<lb/> liegen, als Berechnungsfaktor in Anschlag zu bringen. Allerdings läßt sich heute<lb/> schon im Südosten Europas eine Art labiles Gleichgewicht, wenn auch Noch lange<lb/> keine endgültige Klärung und politische Regelung feststellen. Auch die Frage, ob<lb/> Svwjetrußland sich den früheren Verhältnissen nähern und zum kapitalistischen<lb/> System zurückkehren wird, dürfte trotz der bereits stark sich geltend machenden<lb/> Anzeichen im bejahenden Sinne noch nicht beantwortet werden können. Eines<lb/> steht jedoch fest, daß die kommunistischen Experimente der bolschewistischen Regierung<lb/> zu einer völligen Desorganisation und Lähmung des Wirtschaftslebens geführt<lb/> haben und daß eine Abkehr vom alten und eine Umkehr zu einem neuen System<lb/> stattfinden muß.</p><lb/> <p xml:id="ID_1237" next="#ID_1238"> Südrußland oder die Ukraine, die längere Zeit hindurch für die Weltwirt¬<lb/> schaft so gut wie wertlos war, und dessen Bewohner seit mehreren Jahren den<lb/> größten Mangel an notwendigen Gegenständen des häuslichen Bedarfs, sowie an<lb/> Pioduktions- und Verkehrsmitteln leiden, erholt sich, seit es durch die Denikinsche<lb/> freiwillige Armee von der Bolschewistenherrschaft befreit wurde, immer mehr,<lb/> und die Lage dieses an Bodenschätzen, Rohstoffen und landwirtschaftlichen Pro-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0340]
Die wirtschaftlichen Wettbewerber in Südruszlcmd
Aber so wie die Magyaren niemals die Mehrheit in Ungarn gebildet haben, so
stehen auch hier den" sechseinhalb Millionen Tschechen rund sieben bis sieben¬
einhalb Millionen Slowaken, Deutsche, Polen, Nuthenen und Magyaren gegen¬
über. Diese Tatsache eröffnet sehr trübe Aussichten für die Zukunft des tschechischen
Staates und gerade deshalb Hoffnungen für die sudetenländischen Deutschen. Aus
diesem Grunde ist es völlig unbegreiflich, wie man ihnen den Rat erteilen kann,
sich in ein Staatswesen, das ihnen seiner Natur nach niemals zum Vaterlande
werden kann, dessen Konsolidierung andererseits menschlicher Voraussicht nach
noch in weiter Ferne steht, ja überhaupt fragwürdig ist, mit vollem Bewußtsein
als überzeugte Staatsbürger einzugliedern. Auf tschechischer Seite erwartet man
es auch gar nicht.
Was endlich die Abstimmung im Teschener Gebiete betrifft, so ist diese
Frage keineswegs so klar, wie sie' Menenius erscheint. Die Deutschen haben
gute Gründe anzunehmen, daß es für sie vorteilhafter wäre, unter polnische als
unter tschechische Herrschaft zu kommen, da die wirtschaftlich geringere Tüchtigkeit
der Polen, gerade nach dieser Hinsicht für die Deutschen günstigere Be¬
dingungen bietet.
Die wirtschaftlichen Wettbewerber in Südrußland
Johann Günther, von Wissenschaft!. Hilfsarbeiter beim Iweckverbcmd Gst
uropa arbeitet fieberhaft an dem Wiederaufbau seines Wirtschafts¬
lebens. Angesichts der zahllosen Verbindungen und Durchdringungen
der Wirtschaftsinteressen eines Staates mit denen des anderen kann
von dem Aufbau eines geregelten Wirtschaftslebens in einem Lande
solange nicht die Rede sein, als wirtschaftliche Struktur und Be¬
schaffenheit der mit ihm in wechselseitiger Beziehung stehenden oder
auf sie angewiesenen Länder außer Betracht gelassen werden.
Hierher gehört das große Wirtschaftsproblem der Gegenwart: Rußland. Der
Wiederaufbau Rußlands und die Ausnützung seiner wirtschaftlichen Möglichkeiten
bildet für alle europäischen Staaten, insbesondere aber für Deutschland, die wirt¬
schaftliche Sorgen- und Hoffensfrcrge. Europa richtet heute seine Augen nach dem
Osten. Es ist außerordentlich schwierig, bei einer Betrachtung über die wirtschaft¬
liche Zukunft des nahen Ostens die politische Gestaltung der Dinge, wie sie heute
liegen, als Berechnungsfaktor in Anschlag zu bringen. Allerdings läßt sich heute
schon im Südosten Europas eine Art labiles Gleichgewicht, wenn auch Noch lange
keine endgültige Klärung und politische Regelung feststellen. Auch die Frage, ob
Svwjetrußland sich den früheren Verhältnissen nähern und zum kapitalistischen
System zurückkehren wird, dürfte trotz der bereits stark sich geltend machenden
Anzeichen im bejahenden Sinne noch nicht beantwortet werden können. Eines
steht jedoch fest, daß die kommunistischen Experimente der bolschewistischen Regierung
zu einer völligen Desorganisation und Lähmung des Wirtschaftslebens geführt
haben und daß eine Abkehr vom alten und eine Umkehr zu einem neuen System
stattfinden muß.
Südrußland oder die Ukraine, die längere Zeit hindurch für die Weltwirt¬
schaft so gut wie wertlos war, und dessen Bewohner seit mehreren Jahren den
größten Mangel an notwendigen Gegenständen des häuslichen Bedarfs, sowie an
Pioduktions- und Verkehrsmitteln leiden, erholt sich, seit es durch die Denikinsche
freiwillige Armee von der Bolschewistenherrschaft befreit wurde, immer mehr,
und die Lage dieses an Bodenschätzen, Rohstoffen und landwirtschaftlichen Pro-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |