Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.Export geistiger Arbeit land aus der Anstoß zu unübersehbaren Wendungen im Geschichtsverlcmfe aus¬ Jede politische Absicht schaltet bei der Ausfuhr geistiger Arbeit aus, nur Wenn wir gediegene lebennützende und kulturfördernde geistige Arbeit, sei Die Unübersichtlichkeit der handelspolitischen Zusammenhänge und Formen, Export geistiger Arbeit land aus der Anstoß zu unübersehbaren Wendungen im Geschichtsverlcmfe aus¬ Jede politische Absicht schaltet bei der Ausfuhr geistiger Arbeit aus, nur Wenn wir gediegene lebennützende und kulturfördernde geistige Arbeit, sei Die Unübersichtlichkeit der handelspolitischen Zusammenhänge und Formen, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0020" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/336310"/> <fw type="header" place="top"> Export geistiger Arbeit</fw><lb/> <p xml:id="ID_52" prev="#ID_51"> land aus der Anstoß zu unübersehbaren Wendungen im Geschichtsverlcmfe aus¬<lb/> gehen könnte. Mit dieser Voreingenommenheit, die zuweilen auch aggressive<lb/> Form annehmen kann, 'wird zu rechnen sein und angesichts ihrer haben wir die<lb/> Auslandsverbreitung geistiger Arbeit zu planen. Man würde sie von vornherein<lb/> zu einem Fiasko verurteilen, wollte man sie zum Deckmantel politischer<lb/> Tendenzen, zum Anknüpfungspunkte politischer Hoffnungen machen.</p><lb/> <p xml:id="ID_53"> Jede politische Absicht schaltet bei der Ausfuhr geistiger Arbeit aus, nur<lb/> dann kann diese geistig wirksam, wirtschaftlich nützlich werden. Diese Notwendig¬<lb/> keit schließt aus, daß sich der Staat ihrer als Mittel bediene oder daß sie vom<lb/> Staat als solchem bewußte Vorschubleistung erfahre. Dessen Anteil an der<lb/> Aufgabe, an der Arbeit und an dem Erfolge ergibt sich aus seiner allgemeinen<lb/> Pflicht, das geistige Leben der Nation zu hüten und zu starken, die wirtschaft¬<lb/> lichen Kräfte zu beschützen, zu stützen und zu entwickeln. Daraus folgt, daß der<lb/> Staat nichts mit der Organisation einer Ausfuhr geistiger Arbeit zu tun hat.<lb/> Selbstverständlich ist nicht gesagt, daß der Staat der Ausfuhr geistiger Arbeit<lb/> nicht jede kultliche Erleichterung bieten soll; aber nur die Trennung politischer<lb/> Propaganda und geistiger Expansion gibt der letzteren die nötige Unbefangenheit<lb/> und Geradheit, mit der sie im Auslande in Erscheinung treten soll. Sie braucht<lb/> dann nicht erst die politisch-nationalistische Vorurteilsmauer mühselig abzutragen,<lb/> was vielleicht Jahrzehnte in Anspruch nehmen wird, sondern sie kann mit ihrem<lb/> Werberuf unmittelbar an die geistigen Ideen und Jnteressenverwandtschaft<lb/> appellieren. Die Ausfuhr geistiger Arbeit, die einen starken aktionsfähigen<lb/> Exportbuchhaudel voraussetzt, wird sich gleichzeitig zwei Ziele zu stecken haben:<lb/> erstens die Gesamtbeeinflussung der Bevölkerung der Auslandstaaten, zweitens<lb/> die Zweigarbeit innerhalb gewisser Fach-, Wissens-, Wirtschafts- und Gesell-<lb/> schaftsgcbiete.</p><lb/> <p xml:id="ID_54"> Wenn wir gediegene lebennützende und kulturfördernde geistige Arbeit, sei<lb/> es in Schrift oder künstlerischer Darstellung, handle es sich um Ergebnisse<lb/> wissenschaftlicher Forschung, praktischer Erfahrung, künstlerischer Empfindung<lb/> und Erfindung, um belehrende oder klärende, erhebende oder erziehende Literatur<lb/> ausführen wollen, so teilt sich diese wirtschaftliche und geistige Aufgabe in über¬<lb/> aus vielfältige Einzelkanäle, für beredn Anlöge und Führung aber die Hauptsache<lb/> bleiben muß, daß sie zusammenmünden in diesem Hauptziele: der wirtschaftlichen<lb/> Notwendigkeit und der geistigen .Kräftigung, dem geistigen Ansehen des deutschen<lb/> Volkstums zu nützen. Damit scheiden von vornherein alle Zweige aus, die<lb/> ihrem Ursprung und Zwecke nach nur wirtschaftliche« Vorteil anstreben und<lb/> dabei sich in eine geistige oder künstlerische Wesenhaftigkeit vermummen, durch<lb/> die die wahrhafte geistige Leistung diskreditiert und geschmälert wird. So sehr<lb/> es uns darauf ankommen muß, Austauschgüter aufzubringen, so wichtig wird<lb/> das Bewußtsein sein, daß nur ausführbare Werte unserem wahren Interesse<lb/> dienlich sind. Denn wir werden in allen Gebieten an Massenaufgebot unter¬<lb/> legen seiir, und es wird gerade unsere einzige Möglichkeit, unser stärkster Vorteil<lb/> sein, diese Schwäche durch die Güte und den Wert unserer wenigen Ausfuhr¬<lb/> artikel wett zu machen. Das gilt insbesondere von unseren geistigen Export¬<lb/> werten, bei denen wir die Tiefenwirkung und die Dauergeltung zu beachten<lb/> haben. Es ist vielleicht in diesem Betrachte die einzige Ausgabe des Staates, daß<lb/> er den Export wertloser und den deutschen Namen und Geist schädigender und<lb/> entehrender Zeugnisse unterbindet oder auf ein möglichst belangloses Maß<lb/> beschränkt. Um so freieren Spielraum wird er jenen .Kräften lasten können und<lb/> müssen, die geeignet sind, geistige Weltbedürfnisse zu befriedigen und damit Arbeit<lb/> und Ertrag für deutsche Wirtschaft und deutsche Geistesgemeinschaft zu voll¬<lb/> bringen.</p><lb/> <p xml:id="ID_55" next="#ID_56"> Die Unübersichtlichkeit der handelspolitischen Zusammenhänge und Formen,<lb/> in denen sich der internationale Warenaustausch künftig vollziehen wird, läßt es</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0020]
Export geistiger Arbeit
land aus der Anstoß zu unübersehbaren Wendungen im Geschichtsverlcmfe aus¬
gehen könnte. Mit dieser Voreingenommenheit, die zuweilen auch aggressive
Form annehmen kann, 'wird zu rechnen sein und angesichts ihrer haben wir die
Auslandsverbreitung geistiger Arbeit zu planen. Man würde sie von vornherein
zu einem Fiasko verurteilen, wollte man sie zum Deckmantel politischer
Tendenzen, zum Anknüpfungspunkte politischer Hoffnungen machen.
Jede politische Absicht schaltet bei der Ausfuhr geistiger Arbeit aus, nur
dann kann diese geistig wirksam, wirtschaftlich nützlich werden. Diese Notwendig¬
keit schließt aus, daß sich der Staat ihrer als Mittel bediene oder daß sie vom
Staat als solchem bewußte Vorschubleistung erfahre. Dessen Anteil an der
Aufgabe, an der Arbeit und an dem Erfolge ergibt sich aus seiner allgemeinen
Pflicht, das geistige Leben der Nation zu hüten und zu starken, die wirtschaft¬
lichen Kräfte zu beschützen, zu stützen und zu entwickeln. Daraus folgt, daß der
Staat nichts mit der Organisation einer Ausfuhr geistiger Arbeit zu tun hat.
Selbstverständlich ist nicht gesagt, daß der Staat der Ausfuhr geistiger Arbeit
nicht jede kultliche Erleichterung bieten soll; aber nur die Trennung politischer
Propaganda und geistiger Expansion gibt der letzteren die nötige Unbefangenheit
und Geradheit, mit der sie im Auslande in Erscheinung treten soll. Sie braucht
dann nicht erst die politisch-nationalistische Vorurteilsmauer mühselig abzutragen,
was vielleicht Jahrzehnte in Anspruch nehmen wird, sondern sie kann mit ihrem
Werberuf unmittelbar an die geistigen Ideen und Jnteressenverwandtschaft
appellieren. Die Ausfuhr geistiger Arbeit, die einen starken aktionsfähigen
Exportbuchhaudel voraussetzt, wird sich gleichzeitig zwei Ziele zu stecken haben:
erstens die Gesamtbeeinflussung der Bevölkerung der Auslandstaaten, zweitens
die Zweigarbeit innerhalb gewisser Fach-, Wissens-, Wirtschafts- und Gesell-
schaftsgcbiete.
Wenn wir gediegene lebennützende und kulturfördernde geistige Arbeit, sei
es in Schrift oder künstlerischer Darstellung, handle es sich um Ergebnisse
wissenschaftlicher Forschung, praktischer Erfahrung, künstlerischer Empfindung
und Erfindung, um belehrende oder klärende, erhebende oder erziehende Literatur
ausführen wollen, so teilt sich diese wirtschaftliche und geistige Aufgabe in über¬
aus vielfältige Einzelkanäle, für beredn Anlöge und Führung aber die Hauptsache
bleiben muß, daß sie zusammenmünden in diesem Hauptziele: der wirtschaftlichen
Notwendigkeit und der geistigen .Kräftigung, dem geistigen Ansehen des deutschen
Volkstums zu nützen. Damit scheiden von vornherein alle Zweige aus, die
ihrem Ursprung und Zwecke nach nur wirtschaftliche« Vorteil anstreben und
dabei sich in eine geistige oder künstlerische Wesenhaftigkeit vermummen, durch
die die wahrhafte geistige Leistung diskreditiert und geschmälert wird. So sehr
es uns darauf ankommen muß, Austauschgüter aufzubringen, so wichtig wird
das Bewußtsein sein, daß nur ausführbare Werte unserem wahren Interesse
dienlich sind. Denn wir werden in allen Gebieten an Massenaufgebot unter¬
legen seiir, und es wird gerade unsere einzige Möglichkeit, unser stärkster Vorteil
sein, diese Schwäche durch die Güte und den Wert unserer wenigen Ausfuhr¬
artikel wett zu machen. Das gilt insbesondere von unseren geistigen Export¬
werten, bei denen wir die Tiefenwirkung und die Dauergeltung zu beachten
haben. Es ist vielleicht in diesem Betrachte die einzige Ausgabe des Staates, daß
er den Export wertloser und den deutschen Namen und Geist schädigender und
entehrender Zeugnisse unterbindet oder auf ein möglichst belangloses Maß
beschränkt. Um so freieren Spielraum wird er jenen .Kräften lasten können und
müssen, die geeignet sind, geistige Weltbedürfnisse zu befriedigen und damit Arbeit
und Ertrag für deutsche Wirtschaft und deutsche Geistesgemeinschaft zu voll¬
bringen.
Die Unübersichtlichkeit der handelspolitischen Zusammenhänge und Formen,
in denen sich der internationale Warenaustausch künftig vollziehen wird, läßt es
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