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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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betriebenen Gemeindewahlen beruht, außenpolitisch im obenbereits gestreiften Sinne neu
orientiert und nach innen hin, wenn nicht deutschfreundlich, doch versöhnlich gesinnt ist.

Für die Entente, die in der Tschecho-Slowakei stets den Schlußstein des
Gebäudes ihrer zentraleuropäischen Politik gesehen hat, bedeutet diese Entwicklung
eine schwere Enttäuschung. Der ausgesprochen deutschfeindliche Kramarsch ist,
nicht zum wenigsten auch infolge der unglücklichen Politik seiner Partei, die, wie
die Wahlen ergeben haben, in der Nationalversammlung unberechtigt viel Sitze
einnimmt, nahezu ausgeschaltet, und der Entschluß seines Nachfolgers "immer
und bei jeder Gelegenheit große Entschiedenheit an den Tag zu legen und selbst
Deutschland gegenüber eine loyale, korrekte und versöhnliche Politik zu betreiben",
auch Ungarn gegenüber nach Kräften und Möglichkeit die gegenwärtig bestehende
Spannung abzuhauen, endlich die verhüllte Absage an etwa monarchische Be¬
strebungen Denikins, haben das ganze Ententegebäude zusammenfallen lassen.
Man fürchtet jetzt allen Ernstes, Deutschland werde nun, da ihm das Baltikum
verschlossen wird, die Tschecho-Slowakei zur Brücke nach Rußland ausbauen.
Man wird jetzt also versuchen, die Polen zu stärken und ihnen vor allem Teschen,
aber auch Ostgalizien zuzuschanzen. Es ist also zu hoffen, daß die teschener
Deutschen sich nicht durch den vom "Kurjir Codsienny" angedeuteten Leim einer
Neutralisierung unter amerikanischer Verwaltung locken lassen, sondern für die
Tschechen stimmen, die Amerikaner sind in dieser Gegend -- es braucht nur über
die schwebenden Verhandlungen über den Verkauf oder die Verpachtung des
Dombrower Kohlenreviers erinnert zu werden -- gerade rege genug und reichsdeutschen
Interessen wäre mit einer solchen Lösung wahrhaftig nicht gedient. Menemus




Neue Bücher
Josef Aquilin Lettenbaur, Jenseits der Alten Welt. Eine neue Amerikabetrachtung.
Verlag von S. Hirzel in Leipzig. 1919. Preis geh. 7.-- M,, geb. 9.-- M.

Der vorliegende Band bietet lose Aufzeichnungen von Eindrücken, die der
Verfasser von der amerikanischen Lebensform gewonnen hat. Irgend eine Tendenz
verfolgt der Verfasser nicht. Er hat das Buch vor dem Kriege geschrieben und
es unverändert jetzt, nach Abschluß der Tragödie, erscheinen lassen. Wir können
nur gut heißen, daß er so verfahren ist. denn der ursprüngliche Zweck der Ver¬
öffentlichung wurde durch die Ereignisse nicht berührt. Der Verfasser hat auch
durchaus Recht, wenn er sagt, daß uns die Geschehnisse der letzten Jahre die
Seelenkräfte des Menschen als eine Gewalt gezeigt haben, die nicht leicht zu
überschätzen ist, und daß eine bessere Kenntnis der psychischen Beschaffenheit der
uns feindlichen Völker uns manche bittere Enttäuschung hätte ersparen können.
Wie sich auch die Zukunft gestalten mag -- in der Isolierzelle werden wir nicht
bleiben. Mehr denn je werden wir genötigt sein, im Verkehr mit anderen Nationen
Psychische Faktoren in Rechnung zu stellen. Somit kommt der Verfasser einem
Bedürfnis entgegen, wenn er die amerikanische Psyche zergliedert. Wenn der
Amerikaner an sich und seine Sonderstellung als Mensch ebenso glaubt wie an
die Aufwärtsbewegung seines Volkes und an das höhere Glück unter dem Sternen¬
banner, so ist dieser Glaube ein Produkt gewisser Lebensbedingungen, die sicher
wert sind, erforscht zu werden. Das ansprechende Buch ist in der Frische der
geistigen Atmosphäre Amerikas geboren und trägt den Stempel seiner urwüchsigen
L n. ebensfreude.


Robinsonaden. Band I "Der deutsche Robinson", brosch. 5,-- M., geb. 6,-- M.
Band Il/III "Die ostfriesländische Robinsonin", brosch. 7,- M., geb. 8 -- M.
Band IV "Der kurländische Robinson und die venetianische Robisonin" sowie "Der
niedersächsische Robinson", brosch. 9,-- M., geb. 10,50 M. Herausgegeben
und bearbeitet von Maximilian Lehnert. Raben-Verlag, Charlottenburg.

Wenn schon Grimmelshausen im Simplicissimus bei der Schilderung von
Abenteuern seiner Phantasie keine Schranken setzte, so bedürfte es bei uns doch
eines vom Ausland kommenden Anstoßes, um Romane dieser Art in Schwung


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betriebenen Gemeindewahlen beruht, außenpolitisch im obenbereits gestreiften Sinne neu
orientiert und nach innen hin, wenn nicht deutschfreundlich, doch versöhnlich gesinnt ist.

Für die Entente, die in der Tschecho-Slowakei stets den Schlußstein des
Gebäudes ihrer zentraleuropäischen Politik gesehen hat, bedeutet diese Entwicklung
eine schwere Enttäuschung. Der ausgesprochen deutschfeindliche Kramarsch ist,
nicht zum wenigsten auch infolge der unglücklichen Politik seiner Partei, die, wie
die Wahlen ergeben haben, in der Nationalversammlung unberechtigt viel Sitze
einnimmt, nahezu ausgeschaltet, und der Entschluß seines Nachfolgers „immer
und bei jeder Gelegenheit große Entschiedenheit an den Tag zu legen und selbst
Deutschland gegenüber eine loyale, korrekte und versöhnliche Politik zu betreiben",
auch Ungarn gegenüber nach Kräften und Möglichkeit die gegenwärtig bestehende
Spannung abzuhauen, endlich die verhüllte Absage an etwa monarchische Be¬
strebungen Denikins, haben das ganze Ententegebäude zusammenfallen lassen.
Man fürchtet jetzt allen Ernstes, Deutschland werde nun, da ihm das Baltikum
verschlossen wird, die Tschecho-Slowakei zur Brücke nach Rußland ausbauen.
Man wird jetzt also versuchen, die Polen zu stärken und ihnen vor allem Teschen,
aber auch Ostgalizien zuzuschanzen. Es ist also zu hoffen, daß die teschener
Deutschen sich nicht durch den vom „Kurjir Codsienny" angedeuteten Leim einer
Neutralisierung unter amerikanischer Verwaltung locken lassen, sondern für die
Tschechen stimmen, die Amerikaner sind in dieser Gegend — es braucht nur über
die schwebenden Verhandlungen über den Verkauf oder die Verpachtung des
Dombrower Kohlenreviers erinnert zu werden — gerade rege genug und reichsdeutschen
Interessen wäre mit einer solchen Lösung wahrhaftig nicht gedient. Menemus




Neue Bücher
Josef Aquilin Lettenbaur, Jenseits der Alten Welt. Eine neue Amerikabetrachtung.
Verlag von S. Hirzel in Leipzig. 1919. Preis geh. 7.— M,, geb. 9.— M.

Der vorliegende Band bietet lose Aufzeichnungen von Eindrücken, die der
Verfasser von der amerikanischen Lebensform gewonnen hat. Irgend eine Tendenz
verfolgt der Verfasser nicht. Er hat das Buch vor dem Kriege geschrieben und
es unverändert jetzt, nach Abschluß der Tragödie, erscheinen lassen. Wir können
nur gut heißen, daß er so verfahren ist. denn der ursprüngliche Zweck der Ver¬
öffentlichung wurde durch die Ereignisse nicht berührt. Der Verfasser hat auch
durchaus Recht, wenn er sagt, daß uns die Geschehnisse der letzten Jahre die
Seelenkräfte des Menschen als eine Gewalt gezeigt haben, die nicht leicht zu
überschätzen ist, und daß eine bessere Kenntnis der psychischen Beschaffenheit der
uns feindlichen Völker uns manche bittere Enttäuschung hätte ersparen können.
Wie sich auch die Zukunft gestalten mag — in der Isolierzelle werden wir nicht
bleiben. Mehr denn je werden wir genötigt sein, im Verkehr mit anderen Nationen
Psychische Faktoren in Rechnung zu stellen. Somit kommt der Verfasser einem
Bedürfnis entgegen, wenn er die amerikanische Psyche zergliedert. Wenn der
Amerikaner an sich und seine Sonderstellung als Mensch ebenso glaubt wie an
die Aufwärtsbewegung seines Volkes und an das höhere Glück unter dem Sternen¬
banner, so ist dieser Glaube ein Produkt gewisser Lebensbedingungen, die sicher
wert sind, erforscht zu werden. Das ansprechende Buch ist in der Frische der
geistigen Atmosphäre Amerikas geboren und trägt den Stempel seiner urwüchsigen
L n. ebensfreude.


Robinsonaden. Band I „Der deutsche Robinson", brosch. 5,— M., geb. 6,— M.
Band Il/III „Die ostfriesländische Robinsonin", brosch. 7,- M., geb. 8 — M.
Band IV „Der kurländische Robinson und die venetianische Robisonin" sowie „Der
niedersächsische Robinson", brosch. 9,— M., geb. 10,50 M. Herausgegeben
und bearbeitet von Maximilian Lehnert. Raben-Verlag, Charlottenburg.

Wenn schon Grimmelshausen im Simplicissimus bei der Schilderung von
Abenteuern seiner Phantasie keine Schranken setzte, so bedürfte es bei uns doch
eines vom Ausland kommenden Anstoßes, um Romane dieser Art in Schwung


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[0175] Neue Lücher betriebenen Gemeindewahlen beruht, außenpolitisch im obenbereits gestreiften Sinne neu orientiert und nach innen hin, wenn nicht deutschfreundlich, doch versöhnlich gesinnt ist. Für die Entente, die in der Tschecho-Slowakei stets den Schlußstein des Gebäudes ihrer zentraleuropäischen Politik gesehen hat, bedeutet diese Entwicklung eine schwere Enttäuschung. Der ausgesprochen deutschfeindliche Kramarsch ist, nicht zum wenigsten auch infolge der unglücklichen Politik seiner Partei, die, wie die Wahlen ergeben haben, in der Nationalversammlung unberechtigt viel Sitze einnimmt, nahezu ausgeschaltet, und der Entschluß seines Nachfolgers „immer und bei jeder Gelegenheit große Entschiedenheit an den Tag zu legen und selbst Deutschland gegenüber eine loyale, korrekte und versöhnliche Politik zu betreiben", auch Ungarn gegenüber nach Kräften und Möglichkeit die gegenwärtig bestehende Spannung abzuhauen, endlich die verhüllte Absage an etwa monarchische Be¬ strebungen Denikins, haben das ganze Ententegebäude zusammenfallen lassen. Man fürchtet jetzt allen Ernstes, Deutschland werde nun, da ihm das Baltikum verschlossen wird, die Tschecho-Slowakei zur Brücke nach Rußland ausbauen. Man wird jetzt also versuchen, die Polen zu stärken und ihnen vor allem Teschen, aber auch Ostgalizien zuzuschanzen. Es ist also zu hoffen, daß die teschener Deutschen sich nicht durch den vom „Kurjir Codsienny" angedeuteten Leim einer Neutralisierung unter amerikanischer Verwaltung locken lassen, sondern für die Tschechen stimmen, die Amerikaner sind in dieser Gegend — es braucht nur über die schwebenden Verhandlungen über den Verkauf oder die Verpachtung des Dombrower Kohlenreviers erinnert zu werden — gerade rege genug und reichsdeutschen Interessen wäre mit einer solchen Lösung wahrhaftig nicht gedient. Menemus Neue Bücher Josef Aquilin Lettenbaur, Jenseits der Alten Welt. Eine neue Amerikabetrachtung. Verlag von S. Hirzel in Leipzig. 1919. Preis geh. 7.— M,, geb. 9.— M. Der vorliegende Band bietet lose Aufzeichnungen von Eindrücken, die der Verfasser von der amerikanischen Lebensform gewonnen hat. Irgend eine Tendenz verfolgt der Verfasser nicht. Er hat das Buch vor dem Kriege geschrieben und es unverändert jetzt, nach Abschluß der Tragödie, erscheinen lassen. Wir können nur gut heißen, daß er so verfahren ist. denn der ursprüngliche Zweck der Ver¬ öffentlichung wurde durch die Ereignisse nicht berührt. Der Verfasser hat auch durchaus Recht, wenn er sagt, daß uns die Geschehnisse der letzten Jahre die Seelenkräfte des Menschen als eine Gewalt gezeigt haben, die nicht leicht zu überschätzen ist, und daß eine bessere Kenntnis der psychischen Beschaffenheit der uns feindlichen Völker uns manche bittere Enttäuschung hätte ersparen können. Wie sich auch die Zukunft gestalten mag — in der Isolierzelle werden wir nicht bleiben. Mehr denn je werden wir genötigt sein, im Verkehr mit anderen Nationen Psychische Faktoren in Rechnung zu stellen. Somit kommt der Verfasser einem Bedürfnis entgegen, wenn er die amerikanische Psyche zergliedert. Wenn der Amerikaner an sich und seine Sonderstellung als Mensch ebenso glaubt wie an die Aufwärtsbewegung seines Volkes und an das höhere Glück unter dem Sternen¬ banner, so ist dieser Glaube ein Produkt gewisser Lebensbedingungen, die sicher wert sind, erforscht zu werden. Das ansprechende Buch ist in der Frische der geistigen Atmosphäre Amerikas geboren und trägt den Stempel seiner urwüchsigen L n. ebensfreude. Robinsonaden. Band I „Der deutsche Robinson", brosch. 5,— M., geb. 6,— M. Band Il/III „Die ostfriesländische Robinsonin", brosch. 7,- M., geb. 8 — M. Band IV „Der kurländische Robinson und die venetianische Robisonin" sowie „Der niedersächsische Robinson", brosch. 9,— M., geb. 10,50 M. Herausgegeben und bearbeitet von Maximilian Lehnert. Raben-Verlag, Charlottenburg. Wenn schon Grimmelshausen im Simplicissimus bei der Schilderung von Abenteuern seiner Phantasie keine Schranken setzte, so bedürfte es bei uns doch eines vom Ausland kommenden Anstoßes, um Romane dieser Art in Schwung

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/175>, abgerufen am 15.01.2025.