Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.Verbrauchssteuer statt Reichseinkommensteuer Besteuert wird nicht das Einkommen, sondern nur der Teil des Einkommens, Der Mindestverbrauch der Familie, der als zum Leben unbedingt notwendig Das würde folgende Belastung ergeben: Die Familie, die 5000 Mark Ich betone nochmals, datz es sich hier zunächst nur um ein Beispiel handelt, Diejenigen, welche unter den Wirkungen des Kriegs- und Revolutious- i) Das ergibt folgende Skala:
SteuersatzJahresverbrauch überHöchststeuer der Höchste Gesaiut- Stufe Steuer 3 000 Mark bis zu 5 000 Mark;10 ' Mark 100 Mark 5 000 " " " 10 000 "500 " 600 " 10 000 " " " 20 000 "1 500 " 2 100 " "20 000 " " " 80 000 "2 000 " 4 100 " 25 80 000 " " " 40 000 "2 500 " 6 600 " 30 "40 000 . " " 50 000 "3 000 " 9 600 " 50 000 " " " 60 000 "4 000 " 13 600 " 60 000 " " " 70 000 "5 000 " 18 600 " 70 000 " " " 80 000 "6 00" " 24 600 " 80 000 " " " 90 000 "7 000 " 31 600 " 90 000 " " " 100V00 "8 000 " 39 600 " 100 000 " " " 110 000 "9 000 " 48 600 " 100110 000 " Verbrauchssteuer statt Reichseinkommensteuer Besteuert wird nicht das Einkommen, sondern nur der Teil des Einkommens, Der Mindestverbrauch der Familie, der als zum Leben unbedingt notwendig Das würde folgende Belastung ergeben: Die Familie, die 5000 Mark Ich betone nochmals, datz es sich hier zunächst nur um ein Beispiel handelt, Diejenigen, welche unter den Wirkungen des Kriegs- und Revolutious- i) Das ergibt folgende Skala:
SteuersatzJahresverbrauch überHöchststeuer der Höchste Gesaiut- Stufe Steuer 3 000 Mark bis zu 5 000 Mark;10 ' Mark 100 Mark 5 000 „ „ „ 10 000 „500 „ 600 „ 10 000 „ „ „ 20 000 „1 500 „ 2 100 „ "20 000 „ „ „ 80 000 „2 000 „ 4 100 „ 25 80 000 „ „ „ 40 000 „2 500 „ 6 600 „ 30 „40 000 . „ „ 50 000 „3 000 „ 9 600 „ 50 000 „ „ „ 60 000 „4 000 „ 13 600 „ 60 000 „ „ „ 70 000 „5 000 „ 18 600 „ 70 000 „ „ „ 80 000 „6 00» „ 24 600 „ 80 000 „ „ „ 90 000 „7 000 „ 31 600 „ 90 000 „ „ „ 100V00 „8 000 „ 39 600 „ 100 000 „ „ „ 110 000 „9 000 „ 48 600 „ 100110 000 „ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0106" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/336396"/> <fw type="header" place="top"> Verbrauchssteuer statt Reichseinkommensteuer</fw><lb/> <p xml:id="ID_358"> Besteuert wird nicht das Einkommen, sondern nur der Teil des Einkommens,<lb/> welcher verbraucht wird. Der ersparte oder produktiv angelegte Teil des Ein¬<lb/> kommens wird von der Steuer nicht getroffen. Ein Mindestverbrauch, der reichlich<lb/> bemessen sein kann, bleibt frei. Der über ihn hinausgehende Verbrauch wird<lb/> stufenweise mit steigenden Prozentsätzen zur Abgabe herangezogen. Das folgende<lb/> Beispiel soll keinerlei endgültige Zahlen geben, es ist lediglich unter dem Gesichts¬<lb/> punkte gewählt, die Wirkung der Steuer anschaulich zu machen.</p><lb/> <p xml:id="ID_359"> Der Mindestverbrauch der Familie, der als zum Leben unbedingt notwendig<lb/> angesehen wird, bleibt, wie gesagt, frei. Nehmen wir diesen freien Mindest¬<lb/> verbrauch mit Rathenau auf jährlich 3000 Mark im Durchschnitt an. (Im<lb/> einzelnen müssen sowohl der freie Mindestverbrauch als auch die unteren Steuer¬<lb/> sätze je nach der Zahl der Familienangehörigen abgestuft werden, doch kann dies<lb/> für unser Beispiel außer Betracht bleiben.) Was über 3000 Mark bis zu<lb/> 5000 Mark jährlich verbraucht wird, wird mit 5 Prozent der tatsächlichen Ver-<lb/> braucheaufwendung versteuert. Der Verbrauch über 5000 Mark bis zu 10 000<lb/> Mark wird von der Steuer mit 10 Prozent getroffen Dann steigen die Steuer¬<lb/> sätze in Stufen von 10 000 zu 10 000 Mark Mebrverbrauch fortlaufend, und<lb/> zwar erhöht sich bis zum Jahresverbrauch von 50 000 Mark die Steuer in jeder<lb/> Stufe um 6 Prozent, in den höheren Stufen um 10 Prozent, bis zum Höchstsatze<lb/> von 100 Prozent.')</p><lb/> <p xml:id="ID_360"> Das würde folgende Belastung ergeben: Die Familie, die 5000 Mark<lb/> jährlich verbraucht, zahlt 100 Mark Steuern, ein Satz, der wesentlich hinter dem<lb/> gegenmättigen Staatssteuersatze sür 5000 Mark Einkommen zurückbleibt. Wer<lb/> 10 000 Mark verbraucht, zahlt 600 Mark Steuern. Auch das ist eine rechtmäßige<lb/> Belastung. Die Steuer für 20 000 Mark beträgt insgesamt etwa 10 Prozent<lb/> dieses Verbrauchs. Wer 50 000 Mark verbrauchen will, muß schon 20 Prozent<lb/> abgeben, also über ein tatsächliches Einkommen von 60 000 Mark verfügen. Der<lb/> Verbrauch von 100 000 Mark hat eine Abgabe von 40 000 Mark zu tragen. Wer<lb/> über 110 000 Mark verbrauchen will, nutz für jede weitere verbrauchte Mark mit<lb/> einer wei-erer Mark Steuer rechnen, sich also seinen Verbrauch das Doppelte<lb/> kosten lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_361"> Ich betone nochmals, datz es sich hier zunächst nur um ein Beispiel handelt,<lb/> das die praktischen Wirkungen der Steuer, auf die im Folgenden eingegangen<lb/> werden soll, anschaulich macht. Welche zweckmäßige Ausgestaltung der Steuer zu<lb/> geben ist, wenn sie in den Kreis gesetzgeberischer Erwägungen treten sollte, darüber<lb/> enthalte ich mich hier jedes Urteils.</p><lb/> <p xml:id="ID_362" next="#ID_363"> Diejenigen, welche unter den Wirkungen des Kriegs- und Revolutious-<lb/> gewinns und unserer gesunkenen wirtschaftlichen Moral an hohen Verbrauch ge¬<lb/> wöhnt sind, werden vielleicht mit Schrecken die hohen Sätze lesen, die der große<lb/> Verbrauch nach dem Beispiel zu entrichten hat. Und doch muß zugegeben werden:<lb/> Die Steuer ist wesentlich leichter zu ertragen- als noch eine erneute Neichssteuer</p><lb/> <note xml:id="FID_8" place="foot"> i) Das ergibt folgende Skala:<lb/><list><item> SteuersatzJahresverbrauch überHöchststeuer der Höchste Gesaiut-<lb/> Stufe Steuer</item><item> 3 000 Mark bis zu 5 000 Mark;10 ' Mark 100 Mark</item><item> 5 000 „ „ „ 10 000 „500 „ 600 „</item><item> 10 000 „ „ „ 20 000 „1 500 „ 2 100 „</item><item> "20 000 „ „ „ 80 000 „2 000 „ 4 100 „</item><item> 25 80 000 „ „ „ 40 000 „2 500 „ 6 600 „</item><item> 30 „40 000 . „ „ 50 000 „3 000 „ 9 600 „</item><item> 50 000 „ „ „ 60 000 „4 000 „ 13 600 „</item><item> 60 000 „ „ „ 70 000 „5 000 „ 18 600 „</item><item> 70 000 „ „ „ 80 000 „6 00» „ 24 600 „</item><item> 80 000 „ „ „ 90 000 „7 000 „ 31 600 „</item><item> 90 000 „ „ „ 100V00 „8 000 „ 39 600 „</item><item> 100 000 „ „ „ 110 000 „9 000 „ 48 600 „</item><item> 100110 000 „</item></list><lb/><lb/><lb/><lb/><lb/><lb/><lb/></note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0106]
Verbrauchssteuer statt Reichseinkommensteuer
Besteuert wird nicht das Einkommen, sondern nur der Teil des Einkommens,
welcher verbraucht wird. Der ersparte oder produktiv angelegte Teil des Ein¬
kommens wird von der Steuer nicht getroffen. Ein Mindestverbrauch, der reichlich
bemessen sein kann, bleibt frei. Der über ihn hinausgehende Verbrauch wird
stufenweise mit steigenden Prozentsätzen zur Abgabe herangezogen. Das folgende
Beispiel soll keinerlei endgültige Zahlen geben, es ist lediglich unter dem Gesichts¬
punkte gewählt, die Wirkung der Steuer anschaulich zu machen.
Der Mindestverbrauch der Familie, der als zum Leben unbedingt notwendig
angesehen wird, bleibt, wie gesagt, frei. Nehmen wir diesen freien Mindest¬
verbrauch mit Rathenau auf jährlich 3000 Mark im Durchschnitt an. (Im
einzelnen müssen sowohl der freie Mindestverbrauch als auch die unteren Steuer¬
sätze je nach der Zahl der Familienangehörigen abgestuft werden, doch kann dies
für unser Beispiel außer Betracht bleiben.) Was über 3000 Mark bis zu
5000 Mark jährlich verbraucht wird, wird mit 5 Prozent der tatsächlichen Ver-
braucheaufwendung versteuert. Der Verbrauch über 5000 Mark bis zu 10 000
Mark wird von der Steuer mit 10 Prozent getroffen Dann steigen die Steuer¬
sätze in Stufen von 10 000 zu 10 000 Mark Mebrverbrauch fortlaufend, und
zwar erhöht sich bis zum Jahresverbrauch von 50 000 Mark die Steuer in jeder
Stufe um 6 Prozent, in den höheren Stufen um 10 Prozent, bis zum Höchstsatze
von 100 Prozent.')
Das würde folgende Belastung ergeben: Die Familie, die 5000 Mark
jährlich verbraucht, zahlt 100 Mark Steuern, ein Satz, der wesentlich hinter dem
gegenmättigen Staatssteuersatze sür 5000 Mark Einkommen zurückbleibt. Wer
10 000 Mark verbraucht, zahlt 600 Mark Steuern. Auch das ist eine rechtmäßige
Belastung. Die Steuer für 20 000 Mark beträgt insgesamt etwa 10 Prozent
dieses Verbrauchs. Wer 50 000 Mark verbrauchen will, muß schon 20 Prozent
abgeben, also über ein tatsächliches Einkommen von 60 000 Mark verfügen. Der
Verbrauch von 100 000 Mark hat eine Abgabe von 40 000 Mark zu tragen. Wer
über 110 000 Mark verbrauchen will, nutz für jede weitere verbrauchte Mark mit
einer wei-erer Mark Steuer rechnen, sich also seinen Verbrauch das Doppelte
kosten lassen.
Ich betone nochmals, datz es sich hier zunächst nur um ein Beispiel handelt,
das die praktischen Wirkungen der Steuer, auf die im Folgenden eingegangen
werden soll, anschaulich macht. Welche zweckmäßige Ausgestaltung der Steuer zu
geben ist, wenn sie in den Kreis gesetzgeberischer Erwägungen treten sollte, darüber
enthalte ich mich hier jedes Urteils.
Diejenigen, welche unter den Wirkungen des Kriegs- und Revolutious-
gewinns und unserer gesunkenen wirtschaftlichen Moral an hohen Verbrauch ge¬
wöhnt sind, werden vielleicht mit Schrecken die hohen Sätze lesen, die der große
Verbrauch nach dem Beispiel zu entrichten hat. Und doch muß zugegeben werden:
Die Steuer ist wesentlich leichter zu ertragen- als noch eine erneute Neichssteuer
i) Das ergibt folgende Skala:
SteuersatzJahresverbrauch überHöchststeuer der Höchste Gesaiut-
Stufe Steuer
3 000 Mark bis zu 5 000 Mark;10 ' Mark 100 Mark
5 000 „ „ „ 10 000 „500 „ 600 „
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