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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Zusammenbruch und Aufbau

Arbeit "konkurrenzfähig" Gegenstände herstellen, mit deren Ausfuhr wir wieder
ein anderes Land von seiner ruhigen und zufriedenen Arbeit aufstören.

Um im Völkerbund Richtlinien für die Behandlung solcher Fragen
finden zu können, wird es notwendig sein, daß die Staaten Aus- und Einfuhr
nicht mehr frei vor sich gehen lassen, sondern Schranken auferlegen. Es müßte
ein Gesetz der Verteilung gefunden werden, nach welchem Erzeugnisse nicht über
eine bestimmte Entfernung hinaus verkauft werden dürfen, da sonst eine näher
liegende Stätte der Herstellung geschädigt wird. Es ist dies nicht so schwierig
wie es aussieht. Schon jetzt versorgen die Kohlen- und Stahlwerksverbändo von
.den nächstgelegenen Erzeugungsstellen aus, um Transporte zu vermeiden und die
Unkosten zu senken. Dies kann natürlich auch im Weltwirischaftsgetriebe vor sich
gehen. Umsomehr lassen sich solche Bestimmungen durchführen und überwachen,
wenn die Weltfrachten nach einem gemeinsamen Schlüssel im Völkerbunde fest¬
gelegt werden. Allein durch die Frachtraten kann man eine Ausfuhr von.englischen
Kohlen nach Deutschland verhindern, und ähnliches.

Brasilien kann z. B. für Millionen Kaffee ausführen. In diese Ausfuhr
teilen sich die Länder. Deutschland soll z. B. ein Fünftel für sich benötigen.
Wenn dann Deutschland auch ein Fünftel von der Einfuhr Brasiliens zugesprochen
wird, oder uns gestattet wird, für ein Fünftel Mark an Fertigwaren auszu¬
führen, so ist der Frieden in der Welt und die Deckung der Einkäufe erreicht,
wenn nach diesem Grundsatz allgemein verfahren wird.

Als die Fabriken größer wurden, kamen örtliche Zusammenschlüsse, dann
vereinigten sich die Industrien eines Landes, und schon vor dem Krieg haben wir
die Votläufer dafür gehabt, internationale Regelung herbeizuführen, um das
Konkurrenzrennen nicht zur verderblichen Preisdrückerei werden zu lassen. Es sei
nur an die gemeinsamen Anleihen für China erinnert, und an die Vereinigungen
zum Wettbewerb um die Vertehrscinlagen von Wien und Konstantinopel. Also
der Gedanke eines weltwirtschaftlichen Zusammenschlusses ist nicht so fernliegend,
als es im 'ersten Augenblick scheinen mag.

Die Lage soll hier nur angedeutet werden, nicht aber Vorschläge gemacht,
welche Maßnahmsn von den Staaten ergriffen werden müßten, um dem Ziele
des Ausgleiches der Kräfte und der Befreiung der Massen näher zu kommen.
Es bleibt anderen Überlegungen und den Forschungen der Fachleute vorbehalten,
durch das verschlungene Dickicht dieser Fragen, Wirkungen und Verknüpfungen
einen Weg zum Lichte zu bahnen.

Gezeigt sollte nur werden, daß im Grunds genommen nur eine Ursache für
den Zusammenbruch vorhanden ist, die Bedrückung des Menschen. An diesem
wichtigsten Eckstein müssen wir die Hebel ansetzen, um das durch das Erdbeben
zerstörte Haus wieder aufzurichten und aufzubauen.

Es ist seltsam, geht man den Zeitfragen bis auf den Grund, so ist letzten
Endes die Technik mit der Einführung der Kraftmaschinen und Schnellverkehrs¬
mittel die einzige Ursache des Zusammenbruches, denn auch daS Uberkapiial,
welches schließlich herrschend war, ist erst durch den Wertzuwachs, den die Industrie
schuf, und die Zusammenfassung, welche diese gestattete, gebildet worden. Mehr
oder weniger offen hat die Technik das Wirtschaftsleben beherrscht, geformt und
vorgeschrieben, und seltsam genug, trotzdem war der Ingenieur beinahe in allen
Staaten von der Leitung des Staates ausgeschlossen, es war ihm meist nicht be-
schieden, den Betrieben, die er schuf,, vorzustehen. Es soll damit nicht behauptet
werden, daß der Techniker die Zeit erkannt, die Gefahr gesehen und das Unglück
gebannt hätte. Im Gegenteil führen die Wege eines Taylor noch mehr zur
Mechanisierung und nicht zur Befreiung des Menschen. Aber in manchem hätte
der Techniker besser gewirtschaftet als der reine Beamte oder Jurist der Ver¬
waltungen. Die Beschäftigung mit den Naturwissenschaften, die Berührung
mit den Arbeitern und der Einblick in das Getriebe des werktätigen Lebens
machen den Ingenieur zum sozial denkenden Menschen, der für die berech-


Zusammenbruch und Aufbau

Arbeit „konkurrenzfähig" Gegenstände herstellen, mit deren Ausfuhr wir wieder
ein anderes Land von seiner ruhigen und zufriedenen Arbeit aufstören.

Um im Völkerbund Richtlinien für die Behandlung solcher Fragen
finden zu können, wird es notwendig sein, daß die Staaten Aus- und Einfuhr
nicht mehr frei vor sich gehen lassen, sondern Schranken auferlegen. Es müßte
ein Gesetz der Verteilung gefunden werden, nach welchem Erzeugnisse nicht über
eine bestimmte Entfernung hinaus verkauft werden dürfen, da sonst eine näher
liegende Stätte der Herstellung geschädigt wird. Es ist dies nicht so schwierig
wie es aussieht. Schon jetzt versorgen die Kohlen- und Stahlwerksverbändo von
.den nächstgelegenen Erzeugungsstellen aus, um Transporte zu vermeiden und die
Unkosten zu senken. Dies kann natürlich auch im Weltwirischaftsgetriebe vor sich
gehen. Umsomehr lassen sich solche Bestimmungen durchführen und überwachen,
wenn die Weltfrachten nach einem gemeinsamen Schlüssel im Völkerbunde fest¬
gelegt werden. Allein durch die Frachtraten kann man eine Ausfuhr von.englischen
Kohlen nach Deutschland verhindern, und ähnliches.

Brasilien kann z. B. für Millionen Kaffee ausführen. In diese Ausfuhr
teilen sich die Länder. Deutschland soll z. B. ein Fünftel für sich benötigen.
Wenn dann Deutschland auch ein Fünftel von der Einfuhr Brasiliens zugesprochen
wird, oder uns gestattet wird, für ein Fünftel Mark an Fertigwaren auszu¬
führen, so ist der Frieden in der Welt und die Deckung der Einkäufe erreicht,
wenn nach diesem Grundsatz allgemein verfahren wird.

Als die Fabriken größer wurden, kamen örtliche Zusammenschlüsse, dann
vereinigten sich die Industrien eines Landes, und schon vor dem Krieg haben wir
die Votläufer dafür gehabt, internationale Regelung herbeizuführen, um das
Konkurrenzrennen nicht zur verderblichen Preisdrückerei werden zu lassen. Es sei
nur an die gemeinsamen Anleihen für China erinnert, und an die Vereinigungen
zum Wettbewerb um die Vertehrscinlagen von Wien und Konstantinopel. Also
der Gedanke eines weltwirtschaftlichen Zusammenschlusses ist nicht so fernliegend,
als es im 'ersten Augenblick scheinen mag.

Die Lage soll hier nur angedeutet werden, nicht aber Vorschläge gemacht,
welche Maßnahmsn von den Staaten ergriffen werden müßten, um dem Ziele
des Ausgleiches der Kräfte und der Befreiung der Massen näher zu kommen.
Es bleibt anderen Überlegungen und den Forschungen der Fachleute vorbehalten,
durch das verschlungene Dickicht dieser Fragen, Wirkungen und Verknüpfungen
einen Weg zum Lichte zu bahnen.

Gezeigt sollte nur werden, daß im Grunds genommen nur eine Ursache für
den Zusammenbruch vorhanden ist, die Bedrückung des Menschen. An diesem
wichtigsten Eckstein müssen wir die Hebel ansetzen, um das durch das Erdbeben
zerstörte Haus wieder aufzurichten und aufzubauen.

Es ist seltsam, geht man den Zeitfragen bis auf den Grund, so ist letzten
Endes die Technik mit der Einführung der Kraftmaschinen und Schnellverkehrs¬
mittel die einzige Ursache des Zusammenbruches, denn auch daS Uberkapiial,
welches schließlich herrschend war, ist erst durch den Wertzuwachs, den die Industrie
schuf, und die Zusammenfassung, welche diese gestattete, gebildet worden. Mehr
oder weniger offen hat die Technik das Wirtschaftsleben beherrscht, geformt und
vorgeschrieben, und seltsam genug, trotzdem war der Ingenieur beinahe in allen
Staaten von der Leitung des Staates ausgeschlossen, es war ihm meist nicht be-
schieden, den Betrieben, die er schuf,, vorzustehen. Es soll damit nicht behauptet
werden, daß der Techniker die Zeit erkannt, die Gefahr gesehen und das Unglück
gebannt hätte. Im Gegenteil führen die Wege eines Taylor noch mehr zur
Mechanisierung und nicht zur Befreiung des Menschen. Aber in manchem hätte
der Techniker besser gewirtschaftet als der reine Beamte oder Jurist der Ver¬
waltungen. Die Beschäftigung mit den Naturwissenschaften, die Berührung
mit den Arbeitern und der Einblick in das Getriebe des werktätigen Lebens
machen den Ingenieur zum sozial denkenden Menschen, der für die berech-


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[0068] Zusammenbruch und Aufbau Arbeit „konkurrenzfähig" Gegenstände herstellen, mit deren Ausfuhr wir wieder ein anderes Land von seiner ruhigen und zufriedenen Arbeit aufstören. Um im Völkerbund Richtlinien für die Behandlung solcher Fragen finden zu können, wird es notwendig sein, daß die Staaten Aus- und Einfuhr nicht mehr frei vor sich gehen lassen, sondern Schranken auferlegen. Es müßte ein Gesetz der Verteilung gefunden werden, nach welchem Erzeugnisse nicht über eine bestimmte Entfernung hinaus verkauft werden dürfen, da sonst eine näher liegende Stätte der Herstellung geschädigt wird. Es ist dies nicht so schwierig wie es aussieht. Schon jetzt versorgen die Kohlen- und Stahlwerksverbändo von .den nächstgelegenen Erzeugungsstellen aus, um Transporte zu vermeiden und die Unkosten zu senken. Dies kann natürlich auch im Weltwirischaftsgetriebe vor sich gehen. Umsomehr lassen sich solche Bestimmungen durchführen und überwachen, wenn die Weltfrachten nach einem gemeinsamen Schlüssel im Völkerbunde fest¬ gelegt werden. Allein durch die Frachtraten kann man eine Ausfuhr von.englischen Kohlen nach Deutschland verhindern, und ähnliches. Brasilien kann z. B. für Millionen Kaffee ausführen. In diese Ausfuhr teilen sich die Länder. Deutschland soll z. B. ein Fünftel für sich benötigen. Wenn dann Deutschland auch ein Fünftel von der Einfuhr Brasiliens zugesprochen wird, oder uns gestattet wird, für ein Fünftel Mark an Fertigwaren auszu¬ führen, so ist der Frieden in der Welt und die Deckung der Einkäufe erreicht, wenn nach diesem Grundsatz allgemein verfahren wird. Als die Fabriken größer wurden, kamen örtliche Zusammenschlüsse, dann vereinigten sich die Industrien eines Landes, und schon vor dem Krieg haben wir die Votläufer dafür gehabt, internationale Regelung herbeizuführen, um das Konkurrenzrennen nicht zur verderblichen Preisdrückerei werden zu lassen. Es sei nur an die gemeinsamen Anleihen für China erinnert, und an die Vereinigungen zum Wettbewerb um die Vertehrscinlagen von Wien und Konstantinopel. Also der Gedanke eines weltwirtschaftlichen Zusammenschlusses ist nicht so fernliegend, als es im 'ersten Augenblick scheinen mag. Die Lage soll hier nur angedeutet werden, nicht aber Vorschläge gemacht, welche Maßnahmsn von den Staaten ergriffen werden müßten, um dem Ziele des Ausgleiches der Kräfte und der Befreiung der Massen näher zu kommen. Es bleibt anderen Überlegungen und den Forschungen der Fachleute vorbehalten, durch das verschlungene Dickicht dieser Fragen, Wirkungen und Verknüpfungen einen Weg zum Lichte zu bahnen. Gezeigt sollte nur werden, daß im Grunds genommen nur eine Ursache für den Zusammenbruch vorhanden ist, die Bedrückung des Menschen. An diesem wichtigsten Eckstein müssen wir die Hebel ansetzen, um das durch das Erdbeben zerstörte Haus wieder aufzurichten und aufzubauen. Es ist seltsam, geht man den Zeitfragen bis auf den Grund, so ist letzten Endes die Technik mit der Einführung der Kraftmaschinen und Schnellverkehrs¬ mittel die einzige Ursache des Zusammenbruches, denn auch daS Uberkapiial, welches schließlich herrschend war, ist erst durch den Wertzuwachs, den die Industrie schuf, und die Zusammenfassung, welche diese gestattete, gebildet worden. Mehr oder weniger offen hat die Technik das Wirtschaftsleben beherrscht, geformt und vorgeschrieben, und seltsam genug, trotzdem war der Ingenieur beinahe in allen Staaten von der Leitung des Staates ausgeschlossen, es war ihm meist nicht be- schieden, den Betrieben, die er schuf,, vorzustehen. Es soll damit nicht behauptet werden, daß der Techniker die Zeit erkannt, die Gefahr gesehen und das Unglück gebannt hätte. Im Gegenteil führen die Wege eines Taylor noch mehr zur Mechanisierung und nicht zur Befreiung des Menschen. Aber in manchem hätte der Techniker besser gewirtschaftet als der reine Beamte oder Jurist der Ver¬ waltungen. Die Beschäftigung mit den Naturwissenschaften, die Berührung mit den Arbeitern und der Einblick in das Getriebe des werktätigen Lebens machen den Ingenieur zum sozial denkenden Menschen, der für die berech-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/68>, abgerufen am 01.09.2024.