Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Pressestimmen

[Beginn Spaltensatz]

An die Reichsregierung wurde folgende
Entschließung gesandt: "Tausende Bürger
von Kreuz und Umgegend haben heute sich
versammelt, flammenden Einspruch zu er¬
heben gegen die Friedensbedingungen unserer
Feinde, aus denen nichts als nacktester Ver¬
nichtungswille spricht. Einmütig stellen wir
uns hinter der Regierung bei ihrem Streben
durch Verhandlungen Bedingungen zu er¬
reichen, die einen Frieden des Rechts bringen.
Die jetzigen Bedingungen sind unannehmbar.
Sie bedeuten unsern Tod. Darum hoffen
und erwarten wir, daß die Negierung sie
nicht unterschreibt.

Uns Ostmärker drückt besondere Not.
Wir müssen Polnische Gewalttätigkeiten
fürchten. Wir brauchen sie nicht zu fürchten,
wenn der Armee Haller jeder weitere Durch¬
marsch verwehrt wird. Dazu fordern wir
die Regierung auf, sonst drohen ernsteste
Verwicklungen. Wir sind entschlossen, unsere
Heimat nimmermehr aufzugeben, unser
Volkstum uns nicht nehmen zu lassen.

[Spaltenumbruch]

Deutsch wollen wir bleiben, und wir glauben
an Deutschlands Zukunft.

Deutsch" Vereinigung Kreuz und Umgehend.

Mit dem Gesang des Liedes "Ich hab
mich ergeben" schloß die erhebende Feier.

Bromberg, 17. Mai. Die Deutsch- Ber¬
einigung erhielt aus Berlin nachstehendes
Telegramm:

Wie aus anderen bedrohten Städten
kommen auch aus Broniberg Nachrichten
über die niederdrückende Wirkung der feind¬
lichen Fciedensbedingungen. Aber wir haben
keine Zeit, den Mut sinken zu lassen, sondern
wir müssen mit aller Kraft einig dahin
wirken, daß die im schroffsten Gegensatz zu
den 14 Punkten des Präsidenten Wilson
stehenden Bedingungen geändert werden.

Im Namen der Regierung sende ich der
treuen deutschen Bevölkerung Brombergs und
des ganzen Netzedistrilts Grüße und das
Gelöbnis, das wir sest für die unveräußer¬
lichen Rechte aus den Wilsonschen Grund¬
sätzen eintreten werden.

Scheidemann, Ministerpräsident. [Ende Spaltensatz]
Pressestimmen



[Beginn Spaltensatz]
^. Deutsche j)resse "Kreuzzeitung" vom 17. Mai Ur. 229.
Otto Hoetzsch. Von

Nicht eine Spur von dem neuen Geist,
von dem in den Kundgebungen Wilsons so
viel die Rede war, findet sich in diesen
Bedingungen. Sie sind rein machtpolitisch-
imperialistisch bestimmt: mehr Raum, nichr
Menschen, mehr Naturschätze, mehr Geld
wollen die anderen, die Gegner, als Sieges¬
beute davontragen. In den Grenzbestim¬
mungen waltet ausschließlich der Gesichts¬
punkt strategischer Sicherung, der Gegner
wird aller Abwehrmittel beraubt, und ihm
wird eine Kriegsentschädigung auferlegt in
einer Ausdehnung dieses Begriffs, wie sie
die Geschichte der Kriegskontributionen noch
nicht gesehen hat. Im Osten aber Polen I
Soweit die Grenzziehung, die da vorge¬
schrieben wird, überhaupt einen Sinn er¬

[Spaltenumbruch]

kennen läßt, ist sie nach rein strategischen
Gesichtspunkten geschehen. Sie schneidet rück¬
sichtslos deutsches Gebiet, manchmal direkt
deutschen Besitz, mitten durch -- was sagte
Wilson: es dürften hier nicht Verhältnisse
geschaffen werden, die von vornherein natio¬
nale Reibungen mit sich brächtenI Längs
der Bartsch durch den Obrabruch und längs
der Tirschtiegler Seeulinie ist die Grenze
nur unter dem Gesichtspunkte strategischer
Sicherung gezogen, auch die Eisenbahn¬
knotenpunkte von Berthchen und Schneide-
mühl werden Polen zugewiesen. Deutschland
soll im Osten im ganzen 60 000 Quadrat¬
kilonieter und 6 V2 Millionen Menschen direkt
abtreten, davon 2Vz Millionen Deutsche,
3 Millionen Polen. Wir rechnen dabei
Danzig, das Freistaat sein soll, mit 300000
Deutschen und 22 000 Polen ein. Denn es
genügt, Artikel 104, Absatz 6 zu lesen:
Sicherung der Führung der auswärtigen

[Ende Spaltensatz]
Pressestimmen

[Beginn Spaltensatz]

An die Reichsregierung wurde folgende
Entschließung gesandt: „Tausende Bürger
von Kreuz und Umgegend haben heute sich
versammelt, flammenden Einspruch zu er¬
heben gegen die Friedensbedingungen unserer
Feinde, aus denen nichts als nacktester Ver¬
nichtungswille spricht. Einmütig stellen wir
uns hinter der Regierung bei ihrem Streben
durch Verhandlungen Bedingungen zu er¬
reichen, die einen Frieden des Rechts bringen.
Die jetzigen Bedingungen sind unannehmbar.
Sie bedeuten unsern Tod. Darum hoffen
und erwarten wir, daß die Negierung sie
nicht unterschreibt.

Uns Ostmärker drückt besondere Not.
Wir müssen Polnische Gewalttätigkeiten
fürchten. Wir brauchen sie nicht zu fürchten,
wenn der Armee Haller jeder weitere Durch¬
marsch verwehrt wird. Dazu fordern wir
die Regierung auf, sonst drohen ernsteste
Verwicklungen. Wir sind entschlossen, unsere
Heimat nimmermehr aufzugeben, unser
Volkstum uns nicht nehmen zu lassen.

[Spaltenumbruch]

Deutsch wollen wir bleiben, und wir glauben
an Deutschlands Zukunft.

Deutsch« Vereinigung Kreuz und Umgehend.

Mit dem Gesang des Liedes „Ich hab
mich ergeben" schloß die erhebende Feier.

Bromberg, 17. Mai. Die Deutsch- Ber¬
einigung erhielt aus Berlin nachstehendes
Telegramm:

Wie aus anderen bedrohten Städten
kommen auch aus Broniberg Nachrichten
über die niederdrückende Wirkung der feind¬
lichen Fciedensbedingungen. Aber wir haben
keine Zeit, den Mut sinken zu lassen, sondern
wir müssen mit aller Kraft einig dahin
wirken, daß die im schroffsten Gegensatz zu
den 14 Punkten des Präsidenten Wilson
stehenden Bedingungen geändert werden.

Im Namen der Regierung sende ich der
treuen deutschen Bevölkerung Brombergs und
des ganzen Netzedistrilts Grüße und das
Gelöbnis, das wir sest für die unveräußer¬
lichen Rechte aus den Wilsonschen Grund¬
sätzen eintreten werden.

Scheidemann, Ministerpräsident. [Ende Spaltensatz]
Pressestimmen



[Beginn Spaltensatz]
^. Deutsche j)resse „Kreuzzeitung" vom 17. Mai Ur. 229.
Otto Hoetzsch. Von

Nicht eine Spur von dem neuen Geist,
von dem in den Kundgebungen Wilsons so
viel die Rede war, findet sich in diesen
Bedingungen. Sie sind rein machtpolitisch-
imperialistisch bestimmt: mehr Raum, nichr
Menschen, mehr Naturschätze, mehr Geld
wollen die anderen, die Gegner, als Sieges¬
beute davontragen. In den Grenzbestim¬
mungen waltet ausschließlich der Gesichts¬
punkt strategischer Sicherung, der Gegner
wird aller Abwehrmittel beraubt, und ihm
wird eine Kriegsentschädigung auferlegt in
einer Ausdehnung dieses Begriffs, wie sie
die Geschichte der Kriegskontributionen noch
nicht gesehen hat. Im Osten aber Polen I
Soweit die Grenzziehung, die da vorge¬
schrieben wird, überhaupt einen Sinn er¬

[Spaltenumbruch]

kennen läßt, ist sie nach rein strategischen
Gesichtspunkten geschehen. Sie schneidet rück¬
sichtslos deutsches Gebiet, manchmal direkt
deutschen Besitz, mitten durch — was sagte
Wilson: es dürften hier nicht Verhältnisse
geschaffen werden, die von vornherein natio¬
nale Reibungen mit sich brächtenI Längs
der Bartsch durch den Obrabruch und längs
der Tirschtiegler Seeulinie ist die Grenze
nur unter dem Gesichtspunkte strategischer
Sicherung gezogen, auch die Eisenbahn¬
knotenpunkte von Berthchen und Schneide-
mühl werden Polen zugewiesen. Deutschland
soll im Osten im ganzen 60 000 Quadrat¬
kilonieter und 6 V2 Millionen Menschen direkt
abtreten, davon 2Vz Millionen Deutsche,
3 Millionen Polen. Wir rechnen dabei
Danzig, das Freistaat sein soll, mit 300000
Deutschen und 22 000 Polen ein. Denn es
genügt, Artikel 104, Absatz 6 zu lesen:
Sicherung der Führung der auswärtigen

[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0506" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/335918"/>
            <fw type="header" place="top"> Pressestimmen</fw><lb/>
            <cb type="start"/>
            <p xml:id="ID_2813"> An die Reichsregierung wurde folgende<lb/>
Entschließung gesandt: &#x201E;Tausende Bürger<lb/>
von Kreuz und Umgegend haben heute sich<lb/>
versammelt, flammenden Einspruch zu er¬<lb/>
heben gegen die Friedensbedingungen unserer<lb/>
Feinde, aus denen nichts als nacktester Ver¬<lb/>
nichtungswille spricht. Einmütig stellen wir<lb/>
uns hinter der Regierung bei ihrem Streben<lb/>
durch Verhandlungen Bedingungen zu er¬<lb/>
reichen, die einen Frieden des Rechts bringen.<lb/>
Die jetzigen Bedingungen sind unannehmbar.<lb/>
Sie bedeuten unsern Tod. Darum hoffen<lb/>
und erwarten wir, daß die Negierung sie<lb/>
nicht unterschreibt.</p>
            <p xml:id="ID_2814"> Uns Ostmärker drückt besondere Not.<lb/>
Wir müssen Polnische Gewalttätigkeiten<lb/>
fürchten. Wir brauchen sie nicht zu fürchten,<lb/>
wenn der Armee Haller jeder weitere Durch¬<lb/>
marsch verwehrt wird. Dazu fordern wir<lb/>
die Regierung auf, sonst drohen ernsteste<lb/>
Verwicklungen. Wir sind entschlossen, unsere<lb/>
Heimat nimmermehr aufzugeben, unser<lb/>
Volkstum uns nicht nehmen zu lassen.</p>
            <cb/><lb/>
            <p xml:id="ID_2815"> Deutsch wollen wir bleiben, und wir glauben<lb/>
an Deutschlands Zukunft.</p>
            <p xml:id="ID_2816"> Deutsch« Vereinigung Kreuz und Umgehend.</p>
            <p xml:id="ID_2817"> Mit dem Gesang des Liedes &#x201E;Ich hab<lb/>
mich ergeben" schloß die erhebende Feier.</p>
            <p xml:id="ID_2818"> Bromberg, 17. Mai. Die Deutsch- Ber¬<lb/>
einigung erhielt aus Berlin nachstehendes<lb/>
Telegramm:</p>
            <p xml:id="ID_2819"> Wie aus anderen bedrohten Städten<lb/>
kommen auch aus Broniberg Nachrichten<lb/>
über die niederdrückende Wirkung der feind¬<lb/>
lichen Fciedensbedingungen. Aber wir haben<lb/>
keine Zeit, den Mut sinken zu lassen, sondern<lb/>
wir müssen mit aller Kraft einig dahin<lb/>
wirken, daß die im schroffsten Gegensatz zu<lb/>
den 14 Punkten des Präsidenten Wilson<lb/>
stehenden Bedingungen geändert werden.</p>
            <p xml:id="ID_2820"> Im Namen der Regierung sende ich der<lb/>
treuen deutschen Bevölkerung Brombergs und<lb/>
des ganzen Netzedistrilts Grüße und das<lb/>
Gelöbnis, das wir sest für die unveräußer¬<lb/>
lichen Rechte aus den Wilsonschen Grund¬<lb/>
sätzen eintreten werden.</p>
            <note type="bibl"> Scheidemann, Ministerpräsident.</note>
            <cb type="end"/><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Pressestimmen</head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <cb type="start"/>
            <div n="3">
              <head> ^. Deutsche j)resse</head>
              <note type="bibl"> &#x201E;Kreuzzeitung" vom 17. Mai Ur. 229.<lb/><note type="byline"> Otto Hoetzsch.</note> Von</note>
              <p xml:id="ID_2821" next="#ID_2822"> Nicht eine Spur von dem neuen Geist,<lb/>
von dem in den Kundgebungen Wilsons so<lb/>
viel die Rede war, findet sich in diesen<lb/>
Bedingungen. Sie sind rein machtpolitisch-<lb/>
imperialistisch bestimmt: mehr Raum, nichr<lb/>
Menschen, mehr Naturschätze, mehr Geld<lb/>
wollen die anderen, die Gegner, als Sieges¬<lb/>
beute davontragen. In den Grenzbestim¬<lb/>
mungen waltet ausschließlich der Gesichts¬<lb/>
punkt strategischer Sicherung, der Gegner<lb/>
wird aller Abwehrmittel beraubt, und ihm<lb/>
wird eine Kriegsentschädigung auferlegt in<lb/>
einer Ausdehnung dieses Begriffs, wie sie<lb/>
die Geschichte der Kriegskontributionen noch<lb/>
nicht gesehen hat. Im Osten aber Polen I<lb/>
Soweit die Grenzziehung, die da vorge¬<lb/>
schrieben wird, überhaupt einen Sinn er¬</p>
              <cb/><lb/>
              <p xml:id="ID_2822" prev="#ID_2821" next="#ID_2823"> kennen läßt, ist sie nach rein strategischen<lb/>
Gesichtspunkten geschehen. Sie schneidet rück¬<lb/>
sichtslos deutsches Gebiet, manchmal direkt<lb/>
deutschen Besitz, mitten durch &#x2014; was sagte<lb/>
Wilson: es dürften hier nicht Verhältnisse<lb/>
geschaffen werden, die von vornherein natio¬<lb/>
nale Reibungen mit sich brächtenI Längs<lb/>
der Bartsch durch den Obrabruch und längs<lb/>
der Tirschtiegler Seeulinie ist die Grenze<lb/>
nur unter dem Gesichtspunkte strategischer<lb/>
Sicherung gezogen, auch die Eisenbahn¬<lb/>
knotenpunkte von Berthchen und Schneide-<lb/>
mühl werden Polen zugewiesen. Deutschland<lb/>
soll im Osten im ganzen 60 000 Quadrat¬<lb/>
kilonieter und 6 V2 Millionen Menschen direkt<lb/>
abtreten, davon 2Vz Millionen Deutsche,<lb/>
3 Millionen Polen. Wir rechnen dabei<lb/>
Danzig, das Freistaat sein soll, mit 300000<lb/>
Deutschen und 22 000 Polen ein. Denn es<lb/>
genügt, Artikel 104, Absatz 6 zu lesen:<lb/>
Sicherung der Führung der auswärtigen</p>
              <cb type="end"/><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0506] Pressestimmen An die Reichsregierung wurde folgende Entschließung gesandt: „Tausende Bürger von Kreuz und Umgegend haben heute sich versammelt, flammenden Einspruch zu er¬ heben gegen die Friedensbedingungen unserer Feinde, aus denen nichts als nacktester Ver¬ nichtungswille spricht. Einmütig stellen wir uns hinter der Regierung bei ihrem Streben durch Verhandlungen Bedingungen zu er¬ reichen, die einen Frieden des Rechts bringen. Die jetzigen Bedingungen sind unannehmbar. Sie bedeuten unsern Tod. Darum hoffen und erwarten wir, daß die Negierung sie nicht unterschreibt. Uns Ostmärker drückt besondere Not. Wir müssen Polnische Gewalttätigkeiten fürchten. Wir brauchen sie nicht zu fürchten, wenn der Armee Haller jeder weitere Durch¬ marsch verwehrt wird. Dazu fordern wir die Regierung auf, sonst drohen ernsteste Verwicklungen. Wir sind entschlossen, unsere Heimat nimmermehr aufzugeben, unser Volkstum uns nicht nehmen zu lassen. Deutsch wollen wir bleiben, und wir glauben an Deutschlands Zukunft. Deutsch« Vereinigung Kreuz und Umgehend. Mit dem Gesang des Liedes „Ich hab mich ergeben" schloß die erhebende Feier. Bromberg, 17. Mai. Die Deutsch- Ber¬ einigung erhielt aus Berlin nachstehendes Telegramm: Wie aus anderen bedrohten Städten kommen auch aus Broniberg Nachrichten über die niederdrückende Wirkung der feind¬ lichen Fciedensbedingungen. Aber wir haben keine Zeit, den Mut sinken zu lassen, sondern wir müssen mit aller Kraft einig dahin wirken, daß die im schroffsten Gegensatz zu den 14 Punkten des Präsidenten Wilson stehenden Bedingungen geändert werden. Im Namen der Regierung sende ich der treuen deutschen Bevölkerung Brombergs und des ganzen Netzedistrilts Grüße und das Gelöbnis, das wir sest für die unveräußer¬ lichen Rechte aus den Wilsonschen Grund¬ sätzen eintreten werden. Scheidemann, Ministerpräsident. Pressestimmen ^. Deutsche j)resse „Kreuzzeitung" vom 17. Mai Ur. 229. Otto Hoetzsch. Von Nicht eine Spur von dem neuen Geist, von dem in den Kundgebungen Wilsons so viel die Rede war, findet sich in diesen Bedingungen. Sie sind rein machtpolitisch- imperialistisch bestimmt: mehr Raum, nichr Menschen, mehr Naturschätze, mehr Geld wollen die anderen, die Gegner, als Sieges¬ beute davontragen. In den Grenzbestim¬ mungen waltet ausschließlich der Gesichts¬ punkt strategischer Sicherung, der Gegner wird aller Abwehrmittel beraubt, und ihm wird eine Kriegsentschädigung auferlegt in einer Ausdehnung dieses Begriffs, wie sie die Geschichte der Kriegskontributionen noch nicht gesehen hat. Im Osten aber Polen I Soweit die Grenzziehung, die da vorge¬ schrieben wird, überhaupt einen Sinn er¬ kennen läßt, ist sie nach rein strategischen Gesichtspunkten geschehen. Sie schneidet rück¬ sichtslos deutsches Gebiet, manchmal direkt deutschen Besitz, mitten durch — was sagte Wilson: es dürften hier nicht Verhältnisse geschaffen werden, die von vornherein natio¬ nale Reibungen mit sich brächtenI Längs der Bartsch durch den Obrabruch und längs der Tirschtiegler Seeulinie ist die Grenze nur unter dem Gesichtspunkte strategischer Sicherung gezogen, auch die Eisenbahn¬ knotenpunkte von Berthchen und Schneide- mühl werden Polen zugewiesen. Deutschland soll im Osten im ganzen 60 000 Quadrat¬ kilonieter und 6 V2 Millionen Menschen direkt abtreten, davon 2Vz Millionen Deutsche, 3 Millionen Polen. Wir rechnen dabei Danzig, das Freistaat sein soll, mit 300000 Deutschen und 22 000 Polen ein. Denn es genügt, Artikel 104, Absatz 6 zu lesen: Sicherung der Führung der auswärtigen

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/506
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/506>, abgerufen am 18.12.2024.